Zwei kranke Kinder und nur noch zwei Wochen bis Heiligabend
Ich schließe die Tür unserer privaten Krankenstation auf. Der Wäschetrockner im Keller läuft, der Müllsack liegt draußen in der dafür vorgesehenen Tonne, Medizin bei der Apotheke ist per App vorbestellt. Check! Tim teilt mir mit Telefon in der Hand mit, dass die nächsten Termine mit der Leihomi abgestimmt sind. Sehr gut. Ein Punkt weniger auf der stetig wachsenden To-do-Liste. Einen Punkt erledigen, drei neue notieren. Völliger Wahnsinn. Vieles lässt sich nach Priorität sortieren, manches auch schlichtweg eliminieren. Nur manche Dinge, die braucht echt niemand!
Die Realität sagt seit heute Nacht nämlich: Magen-Darm-Grippe. Smilla und Jeppe hat es erwischt. Jetzt liegen beide matt und müde in unserem großen Familienbett, eng aneinander gekuschelt. Seit geraumer Zeit befinde ich mich in der digitalen Sprechstunde unseres Kinderarztes – besser gesagt im digitalen Warteraum. Das kann dauern. Aber ohne diesen Vorabtermin keine reale Audienz, sofern diese vom Fachmann empfohlen wird.
Tim war in der Nacht fünfmal mit auf der Toilette, hat Händchen gehalten, getröstet, an- und umgezogen, gewaschen, Wasser gebracht, zu- und wieder aufgedeckt und in den frühen Morgenstunden die Kita informiert. Ich habe gestillt, gekuschelt, wieder gestillt und trotz fortgeschrittener Uhrzeit noch immer meinen Pyjama an. Zwei kranke Häschen, zwei müde Erwachsene.
Die letzten Tage bis Weihnachten verbringen wir also traditionell in Magen-Darm-Quarantäne. Im ersten Jahr mit Baby erwische es uns hart und heftig. Ich konnte mich auch mit viel Mühe nicht daran erinnern, wann ich davor das letzte Mal so entwürdigt über einem Eimer gehangen hatte. Seither besitzen wir Elektrolyte aus der Tüte und das eine oder andere Bauchwehpülverchen. Im zweiten Jahr, mit Kleinkind und schwanger, wechselten wir uns ab. Einer nach dem anderen erkrankte, sodass wenigstens ein Gesunder sich um alles kümmern konnte. Schlussendlich informierten wir die Verwandtschaft. Die besuchte uns weihnachtsmäßig, trotz besseren Wissens, und nahm als Souvenir ein paar Keime mit in heimische Gefilde. Dieses Jahr geht es nun besonders unseren Kindern schlecht.
Unsere Tochter, momentan sehr skeptisch gegenüber allen weißbekittelten Personen, teilt gerade von ihrem Krankenlager auf dem Sofa mit, sie wolle auf keinen Fall einen Pieks für ihren Bauch. Spritzen sind, nach den letzten Impfungen, nicht gerade ihr Favorit. Ich kann sie beruhigen und wenige Minuten später schläft sie bereits wieder. Schlaf ist einfach die beste Medizin.
Immer häufiger frage ich mich, wie das alles laufen soll, wenn auch ich nach der Elternzeit wieder einer Erwerbsarbeit nachgehe. Für Krankheitsphasen gibt es natürlich so genannte Kinderkrankentage, aber gerade kümmert sich hier effektiv ein Erwachsener um ein krankes Kind. So wäre dieses Kontingent einfach wahnsinnig schnell aufgebraucht. Ab 2024 gilt übrigens: 15 Tage pro Elternteil und pro Kind. Das ergibt für uns 60 Tage, in denen wir uns um unsere erkrankten Kinder kümmern können. Bei Alleinerziehenden sind es übrigens ebenfalls 30 Tage pro Kind. Die Obergrenze liegt bei beiden Familienmodellen bei 70 Tagen. (Bundesministerium für Gesundheit: Stand Dezember 2023)
Bislang sind wir weitestgehend verschont geblieben. Weder Smillas Kita-Start vor eineinhalb Jahren – meist einhergehend mit diverse folgenden Krankheitsepisoden - noch gängige Winterbazillen haben uns bislang etwas anhaben können. Ich vermute Abwehrkräfte durchs Stillen und hoffe, dass die jährliche Magen-Darm-Infektion keine Tradition für immer wird.
Ich bin absolut für neue Familientraditionen. Für Adventsfeuer, Stockbrot und Punsch, für lustiges Weihnachtstanzen bei jeder neu angezündeten Kerze auf dem Adventskranz, für Freunde-X-Mas-Dinner und lustige Weihnachtspullover für alle. Aber auf Zwieback und Kamillentee kann ich perspektivisch gut verzichten.
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