Teil II
Sonntagabend, nach acht
Sind seit zwei Stunden wieder zurück. Waren bei Freunden auf dem Lande. Im schönen Brandenburg. Ich habe es sehr genossen. Langsam werde ich eine „Landgurke“.
Die Kinder waren von dem schönen Tag komplett hinüber. Sonne, Sonne, Sonne. Und das Ende September. Der Herbst meint es in diesem Jahr wirklich gut mit uns.
Johann ist den ganzen Tag über im Garten herumgekrabbelt und hat alles erkundet. Das Gleiche gestern bei Freunden auf einer Garten-Familie-Party auf dem Land. Vorgestern auf dem Spielplatz im Park auf einem Eltern-Kita-Picknick. Dort hat er sich seine erste dicke große Schramme geholt, als er über einen liegenden Baumstamm krabbeln wollte und kopfüber hinfiel. Im Gesicht ganz viel Dreck und Blut. Etwas mulmig war mir schon. Kann man davon einen Wundstarrkrampf bekommen? Die Wunde sieht jetzt ganz gut aus. Nichts entzündet. Hab es aber auch nicht extra gereinigt. Geweint hat er aber schon ziemlich.
Johann sieht jetzt tagsüber immer wie ein richtiger Rabauke aus. Immer schmutzige Hosenbeine und schmutziger Bauch. Immer irgendwas im Mund. Immer Dreck im Gesicht und im Mund.
Ich habe bei meiner Großen immer wöchentlich die Schnuller ausgekocht und ständig kontrolliert, was sie in den Mund nimmt. Bei Johann hoffe ich einfach nur, dass ihm der ganze Dreck, in dem er mit seinen acht Monaten wühlt, ein gutes Immunsystem bescheren wird. Nur meine Angst, er könne unbemerkt mal etwas Größeres oder sogar Giftiges herunterschlucken, bleibt. Da hilft auch das ständig „mit meinen Fingern in seinem Mund herumfahren“ nichts.
Zu Hause in der Wohnung ist Johann jetzt auch viel allein unterwegs. Das gibt mir die Chance, auch tagsüber ein paar Dinge zu erledigen. Aber zwischendurch muss ich ihn immer suchen gehen. Wenn es ruhig wird, werde ich „hibbelig“. Hoffentlich hat er nichts Kleines im Kinderzimmer verschluckt. Hoffentlich knabbert er nicht wieder an einem Kabel.
Er spürt schon sehr deutlich, wenn er etwas nicht tun soll. Ein warnendes „Johann“ lässt ihn immer erst kurz innehalten und fragend zu mir hochgucken, bevor er sich dann natürlich trotzdem den verbotenen Dingen widmet.
Besonders gern spielt er mit mir „Legosteine abbauen“, die ich ihm aufgebaut habe. Oder er steht am Wasserkasten und versucht die Schraubverschlüsse abzuziehen, die ich ihm dann wieder raufstecke.
Hier noch schnell ein paar Erinnerungsschnipsel der Woche:
Sonntag
Nachdem sich Johann im Laufgitter immer nur kurz selbst beschäftigt und dann rufend am Gitter gestanden hat, wanderte nun unsere Große mit ihren neuen leuchtenden Legosteinen hinein. Papa hat sie ihr von seiner Reise mitgebracht. Während unsere Große gedankenverloren eine Nachtlampe baut, zieht sich Johann von außen am Laufgitter hoch und schimpft, da er durch die Stäbe nicht an die Steine kommt. Johann will unbedingt rein. Darf aber nicht. Was für eine verrückte Welt!
Samstag
Johann soll endlich Mittagsschlaf machen. Er reibt sich schon ständig die Augen. Entnervt übergebe ich ihn an „Papa“ und gehe ins Bad. Ich brauche unbedingt ein Entspannungsbad nach dieser Woche. Minuten später höre ich nichts mehr. Papa hat es geschafft. Johann lässt sich nun wieder, nachdem er letzte Woche nur an meinem Rockzipfel hing, auch von meinem Mann beruhigen. Nachmittags macht er mit den beiden Kindern einen Fahrradausflug. Wir wollen uns anschließend auf der Gartenparty treffen. Ich bin dankbar für seine Idee, hole mir eine tolle Massage bei den „Wohlfühlern“ und düse dann gelassen mit dem Auto später hinterher. Die Erkenntnis meines Mannes: Ich schaffe es mit beiden Kinder jetzt auch gut allein.
Freitagabend
Mein Mann kommt von seiner Fortbildung zurück. Alles paletti! Kinder schlafen. Wir quatschen und haben Zeit für uns. Mein Mann verkündet, dass er zumindest die Wochenenden wieder bei uns schlafen will. Unsere Große meinte auch schon, zusammen im gleichen Bett schlafen, sei doch so schön. Also schlafen wir jetzt nicht immer erst zusammen auf der Couch ein, bevor mich Johann nachts ruft. Ich genieße das harmonische Miteinander in unserem Bett sehr. Ab Mitternacht passen wir auch zu dritt hinein.
Donnerstagabend
Ich bin hundemüde. Johann schläft seit um sieben. Die homöopathischen Kügelchen in der 10.000-er Potenz von S. haben ihn total „ausgenoggt“. Unsere Große kommt jedoch nicht zur Ruhe. Immer wieder steht sie im Wohnzimmer. Mal hat sie Bauchschmerzen. Mal ist ihre Wasserflasche leer. Meine linke Brust schmerzt. Bitte, bitte kein Milchstau! Nachts muss ich zwei Mal das Bettzeug der Großen wechseln, so viel hat sie getrunken. Doch lieber wieder Windeln anziehen? Mit gekühlten Kohlblättern im BH schlafe ich irgendwann erschöpft neben Johann ein. Morgens ist wieder alles gut. Brust spannt nicht mehr. Kinder sind ausgeschlafen und gut gelaunt.
Mittwochnachmittag
Unsere Große darf jetzt nun bei den „Adventspatzen“ in der Kirchengemeinde mitsingen. Ohne Mama. Anschließend wird noch gebastelt. Kaffeeklatsch mit anderen Mamas und einem Papa unterdessen im Hof, während die Babys gestillt, bekuschelt und beim Krabbeln beobachtet werden. Am Ende des Tages präsentiert mir meine Tochter stolz ihren „Grashüpfer“ aus ausgeklebten Blättern. Johann schläft schon auf der Heimfahrt im Anhänger nach dem vielen Herumkrabbeln im Hof mit den anderen Babys ein. Alle sind früh im Bett.
Mittwochvormittag
Papa ist auf Fortbildung. Bis Freitag. Kinderhüten allein.
Babyschwimmen mit Johann. Er ist begeistern. Plantscht. Ruft. Trinkt Unmengen Wasser. Anschließend schläft er erschöpft im Kinderwagen ein. Ich kann entspannt einkaufen.
Dienstagnachmittag
Ich habe für Johann einen Babykurs im „Zwergenland“ gebucht. Wie auch schon mit meiner Großen als Baby. Wir sind die ersten im Raum. Johann sieht sich die aufgebaute Bewegungslandschaft an. Trotzdem bleibt er erstmal bei mir stehen. Nach wenigen Minuten gibt es jedoch kein Halten mehr: Die Kastanien im Planschbecken werden genüsslich in den Mund geschoben. Auf dem Trampolin hantiert er mit den Bällen. Als im zweiten Teil der Stunde Teller mit gekochtem Gemüse auf dem Boden verteilt werden, futtert er, was das Zeug hält. Beim anschließenden Baden mag er gar nicht mehr aus der Wanne. Selbst als er bereits angezogen ist, versucht er immer wieder, zu den Babywannen zu krabbeln. Der Kurs ist genau das Richtige für ihn. Konzentriert ist er die 1,5h bei allem dabei, um dann anschließend entspannt auf dem Heimweg im Wagen einzuschlafen. Kein überdrehtes Schreien oder Quengeln. Johann kann man wohl nur unter- aber nicht überfordern.
Dienstagvormittag
Unsere Tochter rennt und springt konzentriert mit ihren Feenflügel durch den Raum. „Ich kann fliegen. Ich kann fliegen“, ruft meine Frau Rose. S. zu. Wir sitzen auf den Kissen und grinsen uns an.
Euch eine schöne Woche, Antje
PS: Nun noch zwei letzte Bilder vom Ostseeurlaub und zwei Bilder vom Sonntag auf dem Lande.
Bild: privat
Bild: privat
Bild: privat
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