Me time mit zwei Kindern und eine Liebeserklärung an unser Dorf.
Ich schaue auf die Füße links und rechts neben mir. Alle tragen Vans. In den Reihen davor ebenfalls. Meine sind schwarz. Ich gehöre zum Club: Mitte 30, Ex-Teenie-Fangirl, heute an der Grenze zu alt, aber heute Abend ist das egal. Stroboskopisch zucken Lichter durch die riesige Konzerthalle. Alle wiegen sich im Takt der Musik. Die Originalbesetzung von Blink182 ist auch nicht mehr jung und knackig, ballert aber einen Hit nach dem anderen raus. Ich liebe es!
Seitdem Smilla und Jeppe zu meinem Leben gehören, sind solche Momente doppelt kostbar. Ich singe laut mit: „What`s my age again?“ Jetzt gerade eher 16 als 36 – zumindest für die nächsten drei Stunden mit Pop-Punk, Konfettiregen und Freundinnenzeit.
Beide Kinder schlafen, als ich kurz vor Mitternacht heimkehre. Tim hat alles erfolgreich geschaukelt. Drei Gutenachtgeschichten für Smilla, ein bisschen kuscheln und ein Fläschchen fürs Baby – ich bin so dankbar, dass beide sich so bereitwillig immer und überall schlafen. Auch Babysitter dürfen den Job übernehmen, ohne dass sich ein Drama anbahnt.
Vor einigen Wochen waren Tim und ich beim Deichkind-Konzert: Leider geil! Gute Freunde übernahmen die Betreuung. Hier ist die Liebe so groß, dass Smilla bereits einen zweiten Autositz im Auto der anderen Familie deponiert hat, und es gestern vorzog dort die Rückfahrt unseres gemeinsamen, sonntäglichen Ausflugs zu verbringen. Sie liebt es, wenn wir gemeinsam etwas unternehmen. Sohn Nea und seine Eltern gehören definitiv zu den wichtigsten Menschen im Leben unserer zweijährigen Tochter. Außerdem bereichern Geschwister und eine Leih-Omi das Team der Aufpasser, und hin und wieder findet außerdem eine Kita-Übernachtungsparty statt. Es heißt immer, es brauche ein Dorf, um ein Kind großzuziehen - wir haben inzwischen zwei! Unser Dorf ist selbstgemacht und sicher. Es ermöglicht Freiräume und gibt uns immer wieder neue Energie für den Alltag. Danke dafür!
Einmal die Woche verbringe ich einen kreativen Abend im Töpfer-Atelier, Tim geht in seine Crossfit-Box. Wie wichtig diese freie Zeit ist, zeigt sich in der Ausgeglichenheit der anschließenden Tage. Kleine und große Katastrophen finden statt, sind aber viel besser auszuhalten. Außerdem gibt es einen Kontext ohne Kinder, in den auch nicht zwangsläufig darüber gesprochen werden muss. Es gibt einen Raum, in dem ich ein bisschen die Person sein kann, die ich vor vielen Jahren bereits war. Nicht die Mama, nicht die Partnerin, nicht die Kümmernde, nicht die Erziehende, nicht die Organisierende – einfach nur ICH.
Heute summe ich durchs Haus und habe auch Tim schon einen Blink-Ohrwurm verpasst. „And you never really know where it goes until it starts. I got my eye on you, what you gonna do?“
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