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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Helena

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

0. Schwangerschaftswoche

Wann ist es Herbst geworden?

Wir sind endlich in der neuen Heimat angekommen, haben alle Umzugskisten ausgepackt, das schwedische Möbelhaus um viele Euros reicher gemacht und das Erstgespräch in der neuen Kinderwunschklinik geführt.

Wenn ich euch diesen Bericht schreibe, blicke ich durch mein Bürofenster auf ein abgeerntetes Feld und dunklen Wald. Und ich weiß, dass ein Stückchen dahinter das Meer rauscht und gegen die Klippen brandet. Wir sind angekommen in der neuen Heimat, in der neuen Wohnung und können es selbst noch gar nicht richtig glauben. Wann haben wir den Entschluss für den Umzug gefasst? Gestern? Es ging plötzlich alles so schnell.
Morgens stand der gemietete Umzugslaster vor der Tür und dank der tatkräftigen Unterstützung von Freunden und Verwandten waren wir 8 Stunden später schon hier. Es hat alles reibungslos funktioniert, es ist nicht zerbrochen oder verloren gegangen und inzwischen ist auch alles an seinem vorgesehenen Platz.

Ein Grund für den Umzug war sicherlich auch der Wunsch nach Entschleunigung, nach mehr Ruhe, Zeit und Lebensqualität. Während ich in Berlin stundenlang mit dem Auto im Stau stand oder auf die überfüllte Ringbahn gewartet habe, sind die Wege hier kilometertechnisch zwar länger, aber zeittechnisch deutlich kürzer. Es kommt mir vor, als hätte unser Tag plötzlich mehr Stunden, unser Leben plötzlich mehr Raum. Wir genießen die Zeit zu zweit und vor allem die Nähe zum Meer. Vielleicht ist es die Anfangseuphorie, aber im Moment kann ich mir nicht vorstellen, jemals wieder woanders zu wohnen. Es ist schon wunderlich, dass die deutsche Küste so dünn besiedelt ist.

Einige Tage vor dem Umzug kam das Ergebnis der letzten Insemination: negativ. Und meine alten Geister wurden wieder wach. Obwohl ich darauf gehofft hatte, durch den Umzug beschäftigt und über keine gedanklichen Kapazitäten für Kinderwunsch zu verfügen, kreisten meine Neuronen und Gefühle um den Kinderwunsch wie die Erde um die Sonne. Am Rande war ich traurig, in erster Linie wieder fuchsteufelswild. Wieso um Himmels Willen will es denn nicht funktionieren? Ich war die ersten Tage stinksauer: auf die Ärzte, auf meinen Körper, auf meinen Mann – irgendwie auf alles und jeden. Ein Gutes hatte es: mit Wut im Bauch geht einem Kisten packen und renovieren viel leichter von der Hand!

Nach der Wut kam dann wie immer die Ernüchterung, die Hand in Hand mit der Angst daher spazierte. Und wieder die gleichen Gedanken, schon unzählige Male gedacht und trotzdem immer wieder aus neuen Blickwinkeln betrachtet: Klappt es vielleicht nie? Sollten wir nach fast 3,5 Jahren aufhören zu hoffen und zu warten? Es ist so ermüdend, ständig die gleichen Gedanken zu denken. Aber aus Erfahrung wusste ich, nach dem Tal der Wut und der ängstlichen Gedanken kommt stets der Berg der Zuversicht (hach, wie bin ich gerade poetisch gestimmt, vielleicht wird’s ja doch was aus Dichter UND Denker...). Und so war´s auch diesmal, inzwischen bin ich wieder zuversichtlich und freue mich fast auf die nächsten Behandlungsschritte. Es ist ein Neuanfang durch und durch...

Gestern hatten wir unser Erstgespräch in der neuen Klinik. Sie ist klein, gemütlich und längst nicht so modern eingerichtet wie die letzten beiden Kliniken. Es hingen jedenfalls keine Kunstdrucke an der Wand, standen keine Skulpturen herum und wir durften nicht auf Ledersofas im Wartebereich Platz nehmen. Die neue Ärztin war mir sehr sympathisch und da wir schon in der letzten Klinik über die In-Vitro-Fertilisation aufgeklärt wurden, war das Gespräch doch eher kurz.
Es gibt jedoch einen wesentlichen Unterschied: in der alten Klinik in Berlin hätten die Ärzte mir eine Blastozyte eingesetzt. Blastozyte bedeutet, dass die befruchtete Eizelle nicht 2-3, sondern 5 Tage im Brutschrank verbleibt. So ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass eine qualitativ gute und entwicklungsfähige Eizelle ausgesucht werden kann.
Hier in der neuen Klinik werden nach 2-3 Tagen zwei Eizellen rückübertragen. Somit ist hier die Wahrscheinlichkeit auf Mehrlinge etwas höher als in Berlin, wobei sie auch „nur“ bei ca. 20% liegt. Natürlich könnten wir uns auch für nur eine Eizelle entscheiden, aber das werden wir nicht tun. Wenn es zwei werden wollen, ist das für uns in Ordnung.
Der Ablauf der Behandlung bleibt ansonsten gleich und von dem werde ich noch ausführlich berichten.

Im Vorfeld müssen zunächst noch einige Dinge geregelt werden. Der neue Behandlungsplan muss von der Krankenkasse genehmigt werden und da eine neue gesetzliche Regelung in Kraft getreten ist, muss der Mann jetzt auch nochmal zum Urologen, sich durchchecken lassen. Den nächsten Monat möchte die Ärztin erst noch nutzen, um meinen Zyklus „kennenzulernen“. So wird es für sie einfacher, die Medikamentendosis zu bestimmen. Also ist als Starttermin Dezember festgehalten. Ich hoffe dabei bleibt es auch, zwei Monate kommen mir plötzlich so lang vor und ich bin jetzt schon ganz kribbelig vor Vorfreude und Aufregung...

Bis bald eure Helena



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Kommentare von Lesern:

Melanie, Brandenburg26.10.2017 06:51

Hallo Helena,

ich war die letzten Male nur stille Mitleserin deiner Briefe und möchte dir bzw euch zu diesem mutigen Schritt gratulieren, nochmal ganz von vorne zu starten. Wer weiß, was die Zukunft nun für euch bereit hält. Vielleicht seid ihr jetzt erst wirklich frei und könnt euch besser auf das Kommende einlassen. Ich drücke euch ganz doll die Daumen.
Die Gefühle und Gedanken, die du in deinen letzten Briefen beschrieben hast, sind auch mir noch sehr präsent und und werden es stets bleiben. Aber es ist wichtig, nicht die Hoffnung zu verlieren, das Leben weiter nach eigenen Wünschen zu gestalten und sich als Paar nicht aus den Augen zu verlieren. Gemeinsam werdet ihr das schaffen und ich bin gespannt, was du über deine/eure Erfahrungen in der neuen Klinik berichtest.
Liebe Grüße

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Sandra, Osthessen12.10.2017 12:15

Liebe Hanna, wie schön, dass ihr angekommen seid in eurer neuen Heimat und es sich so gut und richtig für dich anfühlt! Alles Gute für euch auf eurem weiteren Weg.
Liebe Grüße, Sandra

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In diesem Beitrag geht's um:

Kinderwunsch, Umzug, In-Vitro-Fertilisation