Bergfest, Wehwehchen und warum Arbeitgeber auch eine "Anpassungsphase" brauchen
Als ich letztens irgendwem gegenüber das Wort "Bergfest" benutzt habe, kam die Antwort spontan: "Das heißt: ab jetzt geht es nur noch bergab!?"
Hm... ich hoffe doch nicht! Immerhin habe ich noch einen ganzen Monat im mittleren Drittel, das ja gemeinhin als das Entspannteste gilt! Zu Beginn dieser Woche ging es mir jedenfalls zunächst fortwährend rundum gut!
Auch wenn es natürlich ganz furchtbar ist, nun endgültig im Herbst angekommen zu sein: Vorteile hat die kalte Jahreszeit ja immerhin auch: Ich kann mich mit gutem Gewissen nach der Arbeit mit einer Tasse heißem Tee auf die Couch setzen und ein paar Kekse dazu futtern. Und ähnliche Gemütlichkeiten...Diesen Winter, so der Vorsatz, werde ich die Vorteile von Regen, Kälte und Schneematsch so richtig zelebrieren! Wenn jemand Ideen hat, bitte gerne an mich!
Seit ich aus dem Urlaub zurück bin, habe ich wieder mehr im Internet herum gelesen, musste aber immer öfter feststellen, dass das "gar nicht mal so viel" Sinn macht! Momentan bin ich mehr und mehr genervt von allem was das Internet zum Thema Schwangerschaft so hergibt und muss sagen, dass mich im Vergleich diese Seite hier (kidsgo) durch ihren ungewöhnlichen Sachlichkeitsgrad überzeugt. Informationen und ein bisschen anderer "Klimbim" und nicht, wie leider auf so vielen anderen Sites, hauptsächlich Klimbim und kaum oder nur überflüssige Informationen.
Aus Neugier habe ich auch eine Schwangerschafts-App herunter geladen und muss sagen: hier erfährt man jeden Tag aufs Neue, was einen noch so an Grässlichkeiten und Unannehmlichkeiten erwartet. So was wie: "Diese Woche werden Sie Krampfadern kriegen" oder "Zwischen 3-5 Kilo werden Sie diesen Monat zunehmen!". Wahlweise erzählt einem die App auch, was man alles nicht darf, auch wenn man das bislang vielleicht dachte: "Ganz sicher...dass Sie sich die Haare färben dürfen?!" Ergebnis: Schwangere reden sich die Köpfe heiß, ob man nun Sushi oder Dauerwurst essen darf, alle sind verunsichert und wissen zugleich alles besser! Nun bin ich ja schon ein bisschen "abgehärtet" und geübt im Informationen filtern aber wenn ich mir vorstelle, als Erstschwangere diesem - teilweise kann man es echt nur so nennen - Quatsch ausgesetzt zu sein! Was ist das Ziel? Wahrscheinlich n Haufen Werbung zu platzieren und Zeug zu verkaufen: dass am Ende auch keiner braucht. Na ja, letzten Endes ist es einem ja freigestellt, ob man diese Seiten aufsucht, die Artikel liest und dann auch noch ernst nimmt.
Zum Ende dieser Woche fühle ich mich sehr... schwanger. Irgendwie scheinbar grundlos ängstlich, wehleidig und mit einem starken Bedürfnis... beschützt zu werden. Ich kann nicht genug davon kriegen mit meinem Großen zusammen zu sein, bin aber gleichzeitig schnell erschöpft und genervt. Mein Schatz kann mir kaum etwas recht machen und mal würde ich ihn gerne in der Luft zerreißen, ein anderes Mal mehrfach bei ihm dafür entschuldigen, dass ich so launisch bin und ständig nörgele. Dann wieder finde ich alles sehr ungerecht und finde, dass ich generell mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung verdiene...Und eine diffuse Angst vor der Zukunft sowie leise Zweifel ob das alles überhaupt eine gute Idee ist, kommen noch als Sahnehäubchen obendrauf! Es ist schon fast schwer nicht von sich selbst genervt zu sein!
Hier noch ein paar Fakten: Inzwischen habe ich einen deutlichen Bauch; seit ca. vorgestern kann ich nicht mehr gut auf dem Bauch liegen und auch auf dem Rücken wird mir nach einer Weile komisch. Als ich heute mal bei Hasi und Mausi die Umstandsmodenabteilung besucht habe (konnte mich aber noch nicht dazu durchringen mir ein Zelt zu kaufen...) habe ich mich selbst vor dem Blick in den Spiegel erschrocken. Ich hatte mich heute aber auch figurbetont angezogen mit engem Oberteil und Nicht-Schwangerschaftsjeans (die noch so gerade zugeht). Die Waage zeigt inzwischen gut plus 4 kg - das kommt mir eher wenig vor.
Ein Wehwehchen macht mir schon ein bisschen Sorgen: Bei längerem Stehen tut mir das Becken weh, nach längerem Sitzen laufe ich erstmal steif - die Symphyse macht mir zu schaffen - (fürs Büro muss ich mir dringend einen Sitzball besorgen!) Schon in der letzten Schwangerschaft hatte ich damit Ärger, allerdings wesentlich später. Und schonungsloses Schonen ist wohl das Einzige was hilft... Vor ein paar Tagen habe ich zu dem Thema gehört, dass das Schieben von Einkaufswagen absolutes Gift für Symphysenverschiebungen ist. Das entspricht voll meinem Gefühl und ich habe meinem Göttergatten gegenüber schon angekündigt, dass ich jetzt leider nie wieder einkaufen gehen könnte ;-)
Nein im Ernst, beim letzten Mal hatte ich das so ca. ab Monat 7 oder 8, jetzt schon im 5.! Wenn es stetig schlimmer wird, könnte das noch echt schmerzhaft und einschränkend werden. Schon jetzt habe ich manchmal stechende Schmerzen, aber es hilft wohl kein Jammern und Schreien!
Und sonst? Ich habe ständig Hunger und merkwürdige Gelüste, besonders in Bezug auf plötzlichen Appetit kann ich mich kaum zügeln. Will ich Kekse, muss ich Kekse kriegen! So kenne ich mich gar nicht! Natürlich mache ich mir aber auch Sorgen, mir endgültig die Figur zu ruinieren...aber ganz versagen kann ich mir die kulinarischen Freuden auch nicht!
Wie gesagt: Sehr schwanger!
Ganz frisch ist das Ereignis "1. Arbeitstag" nach dem dreiwöchigen Urlaub. Im Grunde war alles gut, in meiner vor zwei Wochen veröffentlichten Stellenausschreibung steht "Schwangerschaftsvertretung" aber auch "evtl. verlängerbar". Ich habe mit meinen Vorgesetzten einfach direkt darüber gesprochen und außerdem die Hälfte der rund 160 (!) Bewerbungen auf den Tisch gekriegt. Anscheinend steht das nicht da drin, weil man mich "abschaffen" will, sondern weil meine Abteilung (momentan nur ich) verstärkt werden soll. Vielleicht kann ich mir ja so meinen eigenen Mitarbeiter mit aussuchen... Ich harre der Dinge die da kommen mögen, fühle mich aber Gott sei Dank erstaunlich gelassen, was das angeht.
Wahrscheinlich muss man letztlich auch als Arbeitnehmer ein bisschen Verständnis dafür haben, dass die Chefs und Kollegen dieser Welt so ihre Ängste und Sorgen haben, wenn auf einmal ein Mitarbeiter in Elternzeit geht. Besonders wenn sie nicht ein wirtschaftlich starkes Großunternehmen im Rücken haben. Auch sie brauchen wahrscheinlich eine Weile, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. Dass ich meinen Frieden mit dieser Tatsache vorab gemacht habe (und damit, dass es in einem Jahr dann vielleicht nicht mehr dieser aber dafür ein anderer Job sein könnte) hat mir extrem geholfen, mich jetzt nicht noch mal aufzuregen.
Trotzdem Danke für den mitfühlenden und solidarischen Kommentar letzte Woche!
Denn: Die teilweise unschönen Reaktionen, sind schließlich noch viel zu schrecklich weit entfernt von herzlicher Freude und Unterstützung seitens des Arbeitgebers. Dabei wird eine kinderfreundliche und Kinder willkommen heißende Umgebung, auch Arbeitsumgebung, doch gerade in unserer kinderarmen Gesellschaft dringend gebraucht! Es wird wohl noch ein paar Jahre dauern, bis das durchsickert. Immerhin - es gab auch Kolleginnen, die sich rückhaltlos mit gefreut haben und eine will jetzt sogar eine Babyparty ausrichten (worüber ich mich sehr freue)!
Ich habe mir jedenfalls fest vorgenommen, wenn ich mal als Vorgesetzte oder Kollegin in der Situation sein sollte, erst ganz herzlich zu gratulieren und dann, wenn nötig, zu sagen: "Ist natürlich für den Rest des Ladens ein herber Verlust!" Oder so etwas in der Art!. Auf keinen Fall würde ich jemanden das Gefühl geben wollen, dass ich es "blöd" finde, dass sie ein Kind erwartet oder Elternzeit machen will. Ob mir das so gelingen wird?
Vorgestern bin ich wieder Tante (zum fünften Mal!) geworden. Meine kleine Schwester hat ein Mädchen entbunden und es ging wohl sehr schnell! Da unsere ersten Geburten sehr ähnlich verlaufen sind, wäre das ja eine schöne Aussicht und auch eine Anregung, nicht allzu spät gen Krankenhaus aufzubrechen...
Vom Arzt kann ich noch nicht viel Neues berichten, der Termin ist morgen, der große Organultraschall erst weitere 10 Tage später. Dann berichte ich aber wieder!
Bis dahin, liebe Grüße,
Eure Julia