Plötzlich kommt der Krankenwagen - Kinder im Krankenhaus
Schon seit Tagen ist Anna unausgeglichen. Immer wieder weint sie. Manchmal klagt sie über Bauchschmerzen. Mitten in der Nacht beginnt sie, herzzerreißend zu schreien. Ein Alptraum – nicht nur für das Kind, auch für die Eltern. Der Druck, schnell und dennoch richtig handeln zu müssen, verschlimmert die Angst ums Kind.
Notfallnummer
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Mit dem Auto ins Krankenhaus oder direkt den Notarzt rufen? Diese Frage rattert in so einer Situation zuerst durch den Kopf. „Im Zweifelsfall gilt immer: Die Notrufnummer 112 wählen“, beantwortet Dr. Ludwig Schmid, Vertreter der klinisch tätigen Ärzte des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland, die Frage. „Der Rettungsdienst kommt lieber zehnmal zu oft als einmal zu wenig.“
Die meisten Kinder, die als Notfall ins Krankenhaus kommen, leiden unter klassischen Infektionskrankheiten wie einer Mittelohr- oder Lungenentzündung, Pseudokrupp oder einem Fieberkrampf, weiß Dr. Schmid. Der größte Teil der Patienten darf direkt nach der Behandlung wieder nach Hause – ca. 15 Prozent müssen dagegen zunächst im Krankenhaus bleiben.
Auch Anna wird stationär aufgenommen. Die Ärzte haben eine akute Blinddarmentzündung diagnostiziert. Das Mädchen muss noch am selben Tag operiert werden. Eltern und Kind werden ins Krankenzimmer geschickt. Dort finden die Gespräche mit dem Stationsarzt, dem Narkosearzt und dem Chirurgen statt. Die Eltern erfahren, für welchen Zeitpunkt die OP angesetzt ist.
Wichtige Telefonnummern
112
Polizei / Notruf
110Schwester als Bezugsperson
Gut zu wissen in dieser Situation: Jedes Krankenhaus stellt eigens eine Pflegekraft als Bezugsperson für das Kind. „Eltern sollten schon früh nachfragen, welche Schwester oder welcher Pfleger zuständig ist“, so Dr. Schmid.
Weitere Informationen
Giftnotzentrum
Das Giftnotzentrum in deiner Nähe findest du auf der Webseite des Giftnotzentrums Nord:
www.giz-nord.de
Wie können Eltern ihrem kranken Kind am besten helfen? Tipps des Aktionskomitees „Kind im Krankenhaus“, der sich für Kinder vor, während und nach einem Krankenhausaufenthalt engagiert:
akik.de/Tipps (PDF)
Bücher helfen, Krankheit und Schmerzen zu bewältigen. Der Verein „Das fröhliche Krankenzimmer“ hat Kinderbücher zu vielen Themen aufgelistet:
www.aerztinnenbund.de
Wie die meisten Kinder ist Anna vor der Operation sehr aufgeregt. „Deshalb bekommen Kinder 30 bis 60 Minuten vor der OP einen Saft, der ein Beruhigungsmittel enthält“, berichtet Dr. Schmid. Wenn die Kinder sich beruhigen, entspannen sich oft auch die Eltern.
Annas Eltern haben ihrem Kind mittlerweile die OP-Kleidung angezogen. Nun wird das Bett von einer Schwester zum Operationssaal geschoben. Die Eltern begleiten Anna dorthin, sie dürfen jedoch aus hygienischen Gründen nicht mit hinein. „Uns wäre es am liebsten, wenn alle Eltern bleiben könnten, bis das Kind in Narkose ist. Doch das ist nicht in jedem Krankenhaus möglich“, bedauert Julia von Seiche, Vorsitzende des Bundesverbandes des Aktionskomitees „Kind im Krankenhaus“. Schwere Trennungsszenen sind trotzdem selten, weil die kleinen Patienten durch das Beruhigungsmittel schon müde sind.
Narkosegas mit Schokoduft
Viele Ärzte setzen eine Narkosemaske ein, bevor der Zugang zur Vene gelegt wird. Das Gas, das die Kinder einatmen, riecht normalerweise fruchtig, wahlweise kann aber auch eine Creme mit Schokoduft auf die Maske aufgetragen werden – ganz nach Wunsch. Meist warten die Eltern ungeduldig auf das Ende der Operation. Dann werden sie in den Aufwachraum gerufen, um ihr Kind zu beruhigen. Als Anna aus der Narkose erwacht, wirkt sie unruhig und weint immer wieder. Annas Mutter ist froh, dass sie auch über Nacht bei ihr sein kann. Ihre Anwesenheit gibt Anna Sicherheit. Kinder weinen nach der Narkose meist nicht wegen Schmerzen, sondern weil sie desorientiert sind.
Übernachtung erlaubt
„Eltern kleiner Kinder werden in fast allen Kliniken mit aufgenommen“, berichtet Dr. Schmid. Ab einem Alter von sechs Jahren zahlt die Krankenkasse den Aufenthalt der Eltern aber nicht mehr in jedem Fall. Dennoch können Eltern oft über Nacht bleiben, sofern im Krankenhaus ein Bett frei ist. Oft müssen sie dafür eine Gebühr zahlen – in der Kinder- und Jugendklinik Harlaching in München zum Beispiel beläuft sich diese auf 20 Euro inklusive Verpflegung.
Nicht immer können Eltern im Krankenhaus bei ihrem Kind bleiben – zum Beispiel deshalb, weil zu Hause noch ein Geschwisterkind zu versorgen ist. Gut zu wissen: Es gibt ehrenamtliche Gruppen, die kranke Kinder besuchen und betreuen – wie das Aktionskomitee „Kind im Krankenhaus“. Im Durchschnitt bleiben Kinder 4,3 Tage im Krankenhaus.
Anna ist mittlerweile wieder putzmunter. Am nächsten Tag soll sie entlassen werden. Kein Wunder, dass sie nun das Krankenhaus erkunden will. Zum Glück hat heute fast jedes Krankenhaus ein Spielzimmer, in dem Kinder Ablenkung finden.