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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Anja

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

15. Schwangerschaftswoche

Frühlingsgefühle...

... und gleich zwei Besuche im Geburtshaus

In dem Park, durch den ich jeden Morgen mit der Kleinen auf dem Weg zum Kinderladen radel, haben, bedingt durch das nahezu frühlingshafte Wetter, die Bäume wieder zu blühen begonnen. Darum glaubte ich wirklich noch Anfang der Woche, dem Winter entkommen zu können. Mittlerweile ist es richtig kalt geworden. Die Frühlingsgefühle sind trotzdem da, denn der kleine Bauchbewohner hat sich durch erste schmetterlingsflügelgleiche Bewegungen bemerkbar gemacht. Ich genieße es und freue mich auf mehr.

Am Dienstag stand meine erste Vorsorge im Geburtshaus an. Die Hinfahrt in der völlig überfüllten S-Bahn war furchtbar. Allerdings bestand keine Gefahr, mit meinem morgens immer noch recht labilen Kreislauf umzukippen. Dazu war es schlicht und einfach zu voll.
Eigentlich kennt man dieses Geschubse und Gedrängel im Berliner Nahverkehr, aber ich habe es in den letzten beiden Schwangerschaften gehasst - und hasse es auch jetzt wieder. Den nächsten Termin werde ich auf keinen Fall in die morgendliche Berufsverkehrzeit legen.

Umso schöner war es, in die entspannte Atmosphäre des Geburtshauses hineinzukommen. Mein Stress legte sich sofort. Dieser Ort ist für mich so positiv behaftet, weil er natürlich auch mit der letzten, wunderschönen Geburt unserer zweiten Tochter verknüpft ist. Die Hebamme, die die Vorsorge durchführte, war auch sehr, sehr nett und ich fand es schön, dass ich hier auch einfach Schwanger sein darf - und nicht nur Kollegin. Dieser Aspekt ist in meiner ersten Schwangerschaft leider viel zu kurz gekommen. Aber mit jedem Kind wird man klüger.

Der Rest der Woche war ein bisschen stressig, da ich mit beiden Kindern ein paar Tage alleine war und auch beruflich recht gut zu tun hatte. Da läuft die Schwangerschaft dann eher so nebenbei. Ein liebes Paket von kidsgo hat mich aber wieder daran erinnert. Ein großes Dankeschön für das Buch und die CD. Ihr habt tatsächlich ein Buch ausgewählt, was noch nicht in meiner Hebammenbibliothek steht und diese ist sehr gut gefüllt.

Leider stand am Wochenende auch keine Erholung an, sondern ein weiterer Teil meiner Weiterbildung zur Schreibabytherapeutin, wobei das nur der „Arbeitstitel“ ist. Genau genommen werde ich dann eine körperpsychotherapeutische Begleitung bei Krisen in der Schwangerschaft sowie in der Baby- und Kleinkindzeit anbieten können. Das kann die klassische Schreibabyproblematik aber auch die Bearbeitung einer traumatischen Geburt oder ein Problem bezüglich der Mutter-Kind-Bindung sein. Ich habe mich zu dieser Weiterbildung entschlossen, nachdem ich in der Stillberatung immer wieder auf Probleme stieß, die mit dem Stillen an sich gar nicht so viel zu tun hatten. Die Ausbildung wird im April abgeschlossen sein, so dass das zeitlich mit der bevorstehenden Babypause gut passt.

Die Ausbildungswochenenden beginnen immer am Freitagabend. Tatsächlich hat mich Freitag der 13. dann wohl doch noch einmal kurz erwischt, denn auf dem Hinweg bin ich gestolpert und der Länge nach hingeschlagen. Nach den zwei schweren Verletzungen durch Stürze im letzten Jahr war ich dementsprechend geschockt. Meine erste Sorge galt aber nicht einem potenziellen Arm- oder Beinbruch, sondern dem kleinen Baby in meinem Bauch. Aber die Kinder sind ja doch durch Fruchtwasser und Gebärmutter recht gut vor Stößen und Stürzen geschützt. Trotzdem war der Schreck recht groß. Im Nachhinein bin ich mit ein paar Schrammen und einer etwas verstauchten Hand davon gekommen. Ich werde nun wohl noch aufmerksamer gehen.

Im Anschluss an den Fortbildungsabend wollte ich noch bei meiner Freundin vorbei schauen, die weiterhin auf ihr Baby wartete und mittlerweile auch schon einleitende Maßnahmen mit ihrer Geburtshaushebamme abgesprochen hatte. Ab Montag hätte sie nämlich aufgrund der Übertragungszeit nicht mehr außerklinisch gebären dürfen. Aus einem unspezifischen Gefühl heraus bin ich ein klein wenig früher von der Weiterbildung zu ihr losgefahren und sie hatte tatsächlich Wehen bekommen, die innerhalb kürzester Zeit in kleinen Abständen sehr regelmäßig kamen. Der gute Muttermundbefund und die sehr pralle Fruchtblase veranlassten uns zu der zügigen Entscheidung ins Geburtshaus loszufahren. Andernfalls wäre eine Hausgeburt günstiger gewesen, denn meine Freundin hatte auch ihr erstes Kind sehr rasch geboren.

Während der 25 Minuten Fahrtweg zum Geburtshaus hat sich der Muttermund dann um die noch fehlenden sieben Zentimeter auf vollständige zehn Zentimeter eröffnet. Und nach wenigen weiteren Wehen hat meine Freundin ihr Baby nur 15 Minuten nach Ankunft im Geburtshaus geboren. Einer wirklich schönen Geburt folgten glückliche erste Momente der Freude, des Kennenlernens und des Staunens. Jede Geburt, die ich begleiten durfte, berührt mich, aber bei Freunden ist es natürlich noch einmal etwas ganz Besonderes. Auch der Gedanke, diesem kleinen Menschen bei all seinen folgenden Geburtstagen feiern zu dürfen, ist einfach schön. Die Vorfreude auf unsere Geburt im Sommer ist nun noch einmal präsenter. Ein bisschen wehmütig denke ich auch gerade wieder viel darüber nach, dass es leider für mich finanziell nicht mehr möglich ist, diesen so schönen Teil meines Berufes ausüben zu können. Aber mit Kindern (und auch ohne Kinder) kann man einfach nicht genug Geburten betreuen, um halbwegs kostendeckend zu arbeiten. Eine Beleghebamme muss 196 Stunden, also fast fünf Wochen arbeiten, nur um die Kosten für die Haftpflichtversicherung abzudecken. Sie hat in dieser Zeit also keinen einzigen Cent für ihren Lebensunterhalt verdient. Wer soll das noch leisten können?

Drei Stunden nach der Geburt sind wir dann mit dem Baby nach Hause gefahren und um drei Uhr nachts konnte ich dann auch in mein Bettchen schlüpfen. Dementsprechend anstrengend war der nächste Tag mit ganztägiger Fortbildung und noch anschließenden Hausbesuchen, aber so richtig gemerkt habe ich das erst am Abend, als ich wieder zu Hause war. So geht es mir aber die ganze Zeit. Wenn ich zu tun habe, fühle ich mich recht fit. Aber wenn man mal zur Ruhe kommt, merke ich, dass die Schwangerschaft doch noch ein Quäntchen Energie extra abzapft.

Jetzt ist es Sonntagabend. Weiterbildung und Hausbesuche sind geschafft, die Kleinen schlafen. Die Woche war gut gefüllt und ich bin müde. Trotzdem fühlt es sich gut an und nach einer solchen Woche glaube ich daran, dass wir auch drei Kinder gut „schaukeln“ werden. Denn auch das Leben mit zwei Kindern, die ganze Hebammerei und alles, was da dran hängt, wäre natürlich nicht machbar ohne meinen großartigen Mann. Meine Kinder habe ich dies Wochenende ja kaum gesehen und trotzdem hatten sie ein tolles und erfülltes Wochenende mit Papa. Den Haushaltskram (den wir beide hassen) hat er auch erledigt und gekocht hat er am Samstagabend sogar auch noch. Da ich in meinem Beruf ja sehr viele Familien kennenlernen darf, weiß ich nur zu gut, dass eine so ausgewogene Aufteilung der familiären Aufgaben nicht selbstverständlich ist.

So bin ich zum Abschluss dieser Woche einfach dankbar für meine tolle Familie, für viele schöne und bewegende Momente und natürlich für das kleine Wunder in meinem Bauch.

Liebe Grüße,

Anja



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Kommentare von Lesern:

Claudia, Mannheim17.01.2012 18:50

Hallo Anja,
ich habe mich auch etwas intensiver mit dem Thema Haftpflicht etc. der Hebammen auseinander gesetzt und finde es wirklich schrecklich! Da bin ich einmal mehr froh, eine Hebamme zu haben die auch noch Hausgeburten begleitet. Ich hoffe es geht für euch bergauf und die wunderbare Arbeit die ihr macht, wird irgendwann ausreichend belohnt!!!
Alles Gute weiterhin,
Claudia

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vroni, hh17.01.2012 12:44

Wie schön! Alles sehr spannend, was du schreibst! Ich lese seit ein paar Wochen mit, bin in der 14. Woche mit dem 2. Kind, alles passt so gut zu dem was ich grade erlebe. Ich freue mich auf deine weiteren Einträge und darauf, dass deine Berichte mir die Schwangerschaft bis zum Sommer verschönern werden! Danke!

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