Meiner Frau geht es nicht besser. Aber auch nicht schlechter. Also machen wir weiter. Wie jede Woche.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
zunächst einmal vielen Dank für Eure Vorschläge und Tips. Das hat uns auf jeden Fall schon mal weitergeholfen. Insbesondere der Hinweis auf die Datenbank, ob bestimmte Wirkstoffe/Medikamente in Schwangerschaft und Stillzeit genommen werden können, ist sehr gut. Leider fehlen da aber noch viele Wirkstoffe/Medikamente, die bisher nicht erfasst sind.
Zwischenzeitlich nimmt meine Frau auch ein durchblutungsförderndes Medikament, das wohl für die Stillzeit okay ist. Eine Besserung ihres Zustands ist aber nicht eingetreten, was sie natürlich auch psychisch belastet.
Das Problem scheint aber gar nicht das Innenohr – wie zunächst vermutet – zu sein, sondern eine Blockade der Halswirbelsäule, die eben auch Ohrgeräusche und Schwindel hervorrufen kann. So jedenfalls der Orthopäde. Meine Frau hat auch inzwischen den Eindruck, dass es eher vom Nacken herkommt, damit hat sie schon länger Schwierigkeiten. Ursache ist sicherlich die nicht unerhebliche Belastung von Rücken und Nacken schon durch die Schwangerschaft und das Herumtragen von Alexander.
Der Orthopäde hat nun versucht, meine Frau wieder „zurechtzubiegen“, was aber bisher nicht geklappt hat. Es werden also noch weitere Termine und vermutlich Physiotherapie folgen.
Im Augenblick versuche ich, die Genehmigung zu erhalten, ein paar Wochen zu Hause arbeiten zu dürfen. Das ist bei unserem Arbeitsgebiet eigentlich unproblematisch möglich und auch sogar ausdrücklich in einer Tarifvereinbarung zugelassen. Dummerweise mag das aber unser Behördenleiter – der übrigens selber regelmäßig ganze Wochen zu Hause arbeitet – überhaupt nicht. Mal schauen, ob das was wird. Mein Abteilungsleiter, der das eigentlich alleine entscheiden dürfte, dafür aber schlicht zu feige ist, hat es jedenfalls erstmal an den Behördenleiter zur Entscheidung weitergegeben.
Dummerweise hat Alexander derzeit eine miese Phase. Er ist sehr quengelig und möchte am liebsten den ganzen Tag rumgetragen werden. Wo ist denn unser pflegeleichtes Kind hingekommen, von dem ich am Anfang so begeistert war? Hat das jemand ausgetauscht?
Alexander ist jetzt schon sehr besitzergreifend geworden. Wenn er auf dem Teppich liegt und etwas erspäht, was er haben möchte, dann versucht er auch alles, um es zu bekommen. Dass er sich einfach da hinrollen kann, hat er noch nicht richtig verstanden. Meistens streckt er seine Arme aus und jammert und ächzt und versucht an die begehrte Sache ranzukommen. Wobei er sich anscheinend (so richtig zu erkennen ist das nicht) auch dabei bewegt, denn früher oder später ist er am Objekt seiner Begierde angekommen.
Das bedeutet für uns weitere Wachsamkeit. Insbesondere ist es jetzt fatal, „mal eben“ eine Zeitung oder ein Buch auf dem Boden liegenzulassen, wenn Alexander in der Nähe ist. Denn Alexander ist nicht nur besitzergreifend, sondern auch zerstörerisch. Da liegen dann manchmal nur noch Fetzen rum, wenn man es zu spät merkt.
Da er natürlich nach wie vor alles in den Mund steckt, haben wir bei Tanjas Spielzeugen erstmal den ganzen Kleinkram aussortiert, den Alexander runterschlucken könnte. Tanjas geliebte Sammlung von Knöpfen, kleinen Glassteinen, Steinen etc. ist erstmal im Schrank verschwunden. Mit Tanjas Erlaubnis, sie ist ja doch mit ihren fast vier Jahren sehr verständig.
Wie bei allen anderen Babys sind natürlich auch bei Alexander die Wäsche-Etiketten der Spielzeuge besonders begehrt. Okay, die kann man leicht befingern und in den Mund stopfen, aber warum das daran hängende, pädagogisch höchst wertvolle Kuscheltier keine Beachtung findet, erschließt sich mir nicht. Die Firma Label Label (wenn ich hier mal Werbung machen darf) hat das Problem zwischenzeitlich erkannt und verkauft individuell gestaltete Stofftücher, die an allen Seiten von Wäscheetiketten umrahmt sind. Ein gutes Geschenk für alle Babys.
Tanja und Alexander mögen sich richtig gern. Alexander strahlt Tanja immer an, wenn er sie sieht. Obwohl Tanja bei ihren Spielversuchen mit Alexander doch recht rabiat werden kann. Aber selbst ihre plumpen Versuche, ihn zu kitzeln oder umzudrehen, werden von Alexander freundlich geduldet.
Tanja selbst ist in den letzten Monaten doch deutlich pflegeleichter geworden. Obwohl sie nach wie vor kein Kind ist, das lange allein spielen kann („lange“ waren bei uns schon alles über 5 Minuten), ist sie nicht mehr so anstrengend wie früher. Wir können durchaus nebenher den Haushalt machen oder im Garten arbeiten und sie ist dann bei uns, quatscht uns voll (was man mit gelegentlichen „Hm“ oder„ach wirklich?“ ertragen kann) oder beschäftigt sich irgendwie selber.
Inzwischen ist es sogar so, dass ich mich wieder etwas auf die Wochenenden freue (Betonung auf „etwas“). Die letzten Monate war es ja eher ein „Oh Mann, wieder beide Kinder zwei volle Tage beschäftigen.“, aber nunmehr finde ich es ganz gut, wenn auch Tanja da ist. Jedenfalls solange, wie sie nicht all zu sehr quengelt und das Wetter so ist, dass wir etwas unternehmen können.
Sie braucht nun auch nicht mehr ihren Mittagsschlaf. Vor ein paar Monaten war es ja so gewesen, dass sie ab dem Nachmittag müde und unausgeglichen war, das hat sich fast vollkommen gegeben. Dafür schläft sie abends sehr gut ein und fast 12 Stunden durch.
Tanja beginnt nun auch, ihre Umwelt wirklich zu verstehen. Es gibt ja so Sachbücher, die einzelne Themen für Kinder erläutern und die stehen bei ihr derzeit hoch im Kurs. Das können wir dann durchaus auch in die Praxis umsetzen. Als wir gerade ein Buch über Eisenbahnen „durchgenommen“ hatten, sind wir dann auch mal zum Bahnhof gestiefelt, um uns das anzuschauen, wie die Züge ankommen und abfahren etc. Schon erstaunlich, womit man kleine Kinder beeindrucken kann. Wenn sie dann im August länger zu Hause ist, will ich mal mit ihr zum nächsten Flughafen fahren, damit sie sich den anschauen kann.
Was wohl Tanja mal beruflich machen wird? Möglich wäre natürlich Geologin, da sie im Augenblick jeden, aber wirklich jeden Stein, den sie irgendwo findet, mit nach Hause schleppen muss.
Oder sie wird Regisseurin. Denn sie liebt es, bei unseren gemeinsamen Spielen mir präzise Regieanweisungen zu geben. „Also, Du kommst jetzt durch die Tür und bist der neue Junge im Kindergarten. Und Du sagst:.....“ Jajaja, echt spannendes Spiel.
Sonntag war für mich eine Premiere, als ich erstmals allein mit beiden Kindern zweieinhalb Stunden im Zoo war. Das lief auch sehr gut. Alexander war die erste Hälfte im Baby Björn wach, die zweite Hälfte verschlief er im Kinderwagen.
Wir hatten mal versucht, ihn in den Kinderwagen zu setzen, also die Liegefläche in eine Sitzfläche umzuwandeln. In die Softtasche wird er sowieso nicht mehr lange passen. Und im Babybjörn wird er doch langsam ganz schön schwer. Aber das klappt noch gar nicht. Obwohl er ein wirklich kräftiger Bursche ist, kann er auch angelehnt einfach nicht richtig sitzen und sackt zu sehr in sich zusammen.
Die beiden anderen Babybloggerinnen haben ja schon erzählt, dass ihre Kinder inzwischen gerne auf der Seite oder auf dem Bauch schlafen. Bei uns ist das nicht anders. Alexander schläft inzwischen meist auf der Seite. Blöde wird es, wenn er sich nachts auf den Bauch dreht, dann wird er nämlich wach, stemmt sich hoch und jammert rum.
Es gibt ja die Empfehlung, dass Babys auf dem Rücken schlafen sollen. Aber das geht natürlich nur solange, wie sie sich nicht selbst drehen können. Danach ist es auch gar nicht zu verhindern, wenn man die Kinder nicht festbinden möchte.
Aber das gilt für alle Hinweise, wie man Kinder behandeln soll. Man muss sie immer auf das individuelle Kind und den individuellen Entwicklungsstand anpassen.
Eines habe ich in den letzten Wochen bei mir festgestellt: Ich bin viel gelassener geworden. Ich rege mich bei bestimmten Sachen einfach nicht mehr auf, sondern atme tief durch und mache weiter. So hatte ich Tanja schon hundert Mal gesagt, dass sie nicht auf die Arbeitsplatte in der Küche klettern soll, da sie noch was runterwirft. Was passierte heute? Genau, sie kletterte auf die Arbeitsfläche und schmiss einen Glaskrug runter!
Okay, durchatmen, weitermachen. Gelassenheit ist das Wort der Stunde.