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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
15. Woche

Kein Schwein ruft uns an

Einige Leute werden ja von Besuch geradezu überrannt, wenn das Baby da ist. Bei uns ist es leider das Gegenteil.

Diese Woche wurden wir wieder daran erinnert, was wirklich wichtig ist, wenn man sich Gedanken macht, wo man entbinden will. Die Tochter eines Bekannten hat nach einer Traumschwangerschaft entbunden. Nachdem schon die Geburt nicht gerade einfach war, zeigten sich beim Kind so schwere Anomalien (durch die Geburt oder schon durch vorherige Probleme?), dass es sofort intensiv behandelt werden musste.
Alle Schwangeren, die dies hier lesen und sich Gedanken machen, in welchem Krankenhaus sie entbinden wollen: Es ist vollkommen egal, ob Euer Krankenhaus nun besonders liebevoll eingerichtet, hübsche Bilder an den Wänden oder Ähnliches hat. Während der Geburt – glaubt mir, wir haben nun schon zwei hinter uns – interessiert das keine Sekunde, da hat man Wichtigeres zu tun. Entscheidend ist: Wie ist die Versorgung, wenn etwas schief geht? Gibt es insbesondere eine Kinderintensivstation? Steht jederzeit ein OP-Team zur Verfügung?

Meine Frau hatte mich inzwischen davon überzeugt, dass wir doch mal für ein verlängertes Wochenende in Urlaub fahren sollten. Aber dann kam der Donnerstag, der leider eine absolute Katastrophe war. Alexander wurde zum zweiten Mal geimpft und hat doch ziemlich damit zu kämpfen (seltsam, Tanja hat das einfach so weggesteckt). Insofern schrie er trotz Zäpfchen den halben Abend. Und Tanja war auch noch gerade an diesem Tag so ein Kotzbrocken, dass sie mich fast zum Heulen gebracht hat.
Jedenfalls haben wir einfach nicht mehr den Mut aufgebracht, den Kurzurlaub anzutreten. Es ist uns einfach zu viel Aufwand, die ganzen Sachen zu packen, stundenlang im Auto zu sitzen in der Ungewissheit, ob wir dann überhaupt Spaß haben werden.


Mareikes Blog bringt mich immer auf Ideen, worüber ich schreiben könnte. Danke schön!

Mareike ärgert sich ja darüber, dass alle Leute immer nur die gleichen Fragen nach dem Kind stellen, wie groß, wie schwer, schläft er schon durch? Ich persönlich finde das nicht so schlimm. Denn mal ehrlich, wenn ICH ein Baby sehe, fällt mir auch nicht viel mehr ein an Fragen. Typisch Mann? Babys sind nun mal nicht besonders entwickelte Persönlichkeiten, so dass man kaum – die Eltern natürlich ausgenommen, die haben kein anderes Thema – stundenlang über sie diskutieren könnte. Das kommt erst später.

Bei uns stellt sich ohnehin eher ein anders Problem. Keine Sau interessiert sich für unser Baby. Es ist echt erschreckend. Wo sind denn die ganzen Kollegen, Freunde, Verwandte, die während der Schwangerschaft gelobt haben, das Kind jederzeit nur all zu gerne mal babysitten zu dürfen und Oma-Ersatz zu spielen?
Da ist die Freundin, die unbedingt babysitten wollte. Sie fährt jeden Tag auf ihrem Arbeitsweg bei uns vorbei und – so viel zu tun, so viel – hat es bisher kein einziges Mal geschafft hat, reinzuschauen.
Da ist die Freundin meiner Frau, die unbedingt für das arme Würmchen Oma-Ersatz sein wollte. Bisher ein Mal vorbeigeschaut.
Da sind die Kollegen meiner Frau, die unbedingt das Baby sehen wollen, und jeden ausgemachten Termin ein paar Stunden vorher – sorry, so viel zu tun – wieder canceln.

Traurig macht mich auch, dass sich meine Eltern – die Eltern meiner Frau leben ja nicht mehr – kaum für unseren Nachwuchs interessieren. Richtig, am Telefon erkundigen sie sich immer. Okay, und ich muss lobend hervorheben, dass während Alexanders Krankenhausaufenthalt meine Mutter sofort kam, um Tanja zu hüten.
Aber insgesamt ist ihr Interesse mehr als gering. Auf mein Drängen hin haben sie es jetzt ermöglicht, im Mai mal vorbeizuschauen. Schließlich wollten Sie ohnehin mal wieder im nicht all zu weit entfernten Berlin ein paar Tage Urlaub machen. Ach ja, und in unserer Stadt gibt es eine interessante Ausstellung, damit konnte ich sie ködern. Na, wenn das so ist, da kommen Sie doch glatt für anderthalb Tage vorbei.
Meine Eltern haben nämlich echte Probleme, uns in ihrem Terminplan unterzubringen. Nicht, weil sie noch arbeiten, beide sind lange in Rente. Nein, weil sie halt permanent reisen. Das Sommerhalbjahr verbringen sie ohnehin in ihrem Ferienhaus im Süden. Und im Winterhalbjahr müssen ja auch noch einige Kurzreisen sein. Tja, bleibt halt wenig Zeit für die Familie.

Versteht mich nicht falsch, ich gönne meinen Eltern ihren Ruhestand und ihre Reisen. Ich finde es gut, dass sie so aktiv sind. Und natürlich kann ich nicht erwarten, dass sie permanent unseren Nachwuchs bewundern. Und sicher, das 11. Enkelkind ist halt nicht mehr so spannend. Aber ein bisschen mehr Interesse...
Es tut mir auch weh für Tanja. Die erzählt immer von Oma und Opa, die sie allenfalls zwei Mal im Jahr sieht, und fragt, wann sie wieder vorbeikommen. Und dann sind da die „Großelterntage“ im Kindergarten, wo die Kinder die Großeltern mitbringen können. Nur Tanja halt nicht.

Ich bin echt neidisch auf die Eltern, die nebenbei erzählen, dass ihr Kind jedes Wochenende bei den Großeltern ist und ohnehin jederzeit Schwestern, Brüder, Freunde bereit stehen, um mal eben das Kind zu hüten. Gar nicht so sehr, damit uns eines oder beide mal abgenommen würden – wir kommen schon klar – aber einfach, dass jemand Interesse zeigt.


Meine Elternzeit verfliegt nur so. Da ich in bald 2 Monaten wieder arbeiten gehen muss, habe ich nun meinen Antrag auf Teilzeitarbeit eingereicht. Nach längerem Überlegen, wie viele Stunden und an welchen Tagen ich arbeiten möchte, haben wir uns dafür entschieden, dass ich 20 (von 40) Wochenstunden arbeite. Und das an vier Tagen, so dass ich also einen Tag die Woche frei habe. Ich hatte mir erst überlegt, mehr zu arbeiten, schon wegen der Kohle, aber mir ist in den letzten Monaten klar geworden, dass ich lieber auf Geld verzichte als auf die Zeit mit meiner Familie. Diese Jahre kommen nicht wieder und ich will sie entsprechend auch nutzen. Finanziell werden wir mit meinem Halbtagsgehalt, Kindergeld und Elterngeld meiner Frau über die Runden kommen. Für größere Anschaffungen oder Urlaube haben wir noch ein bisschen was auf dem Konto.
Mal schauen, ob dieser Teilzeitantrag mir wieder ein paar unangenehme Gespräche mit meinen kinder- und teilzeithassenden Behördenleiter einbringt („Wollen Sie denn keine Karriere machen?“ „Können Sie das Kind nicht in eine Krippe geben?“). Oder hat er es bei mir aufgegeben?



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Kommentare von Lesern:

andere claudia aus muenchen02.05.2009 23:57

hallo!!
tja, dieses grosselternproblem haben wir auch. bin schon am ueberlegen, ob ich mir eine leihoma hole, erstens um ein bisserl entlastung zu haben und den kindern eine oma, die mal mit ihnen was macht.
zu den kommentaren, manchmal jammerst du schon ein wenig viel. habe hier 2 kinder allein und einen mann der viel arbeitet. ich jammere auch mal, aber soooooo schlimm, wie du es oefters mal hinstellst ist es auch wieder nicht, vor allem wenn man zu zweit ist.
ihr seid in einer bedeidenswerten situation...was willst du mehr??? in muenchen waere sowas nicht moeglich, allein die mieten sind sehr teuer. wir sind schon froh, wenn ich laenger als die 3 jahre zuhausebleiben kann bzw. nur halbtags arbeiten muesste.
also seh das alles mal positiver ...ihr habt gesunde kinder, ihr seid gesund...take it easy...kinder machen arbeit...ABER auch viel freude!!!
lg
die andere claudia aus muenchen

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Claudia, Rheine30.04.2009 10:46

Hallo, Gerd,

ich finde, Kotzbrocken sind Leute, die sich derart primitiv, negativ und ungefragt in Kommentaren über Blogschreiber auslassen. Ich (und ich denke die meisten hier!) lesen Deine Berichte ausgesprochen gern! Weiter so!
Ich kann Deine Erfahrung mit den Eltern nur bestätigen. Seit meine Eltern nicht mehr arbeiten, sind sie nur noch verreist. Und dann oft enttäuscht, wenn es während ihrer kurzen Urlaubs-Urlaube zu Hause nicht zu dem gewünschten Enkel-Kontakt kommt. Ich glaube, dass das auch ein Merkmal von großen Teilen unserer Elterngeneration ist. Da ist oft viel Geld vorhanden und fit sind sie ja auch noch.
Claudia

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Evi, München29.04.2009 20:54

Hallo Gerd,

ich würd es mal nicht ganz so krass ausdrücken wie Sabine und Susanne. Aber manchmal denke ich auch, wenn Leute deinen Blog lesen, die vielleicht gerade ihr erstes Kind erwarten - sie müssen es mit der Angst kriegen was da auf sie zukommt!!
Was die Eltern betrifft: Es ist natürlich schade, wenn so wenig Kontakt da ist. Aber das Gegenteil, sag ich dir, kann auch anstrengend sein. Wenn nämlich Großeltern immer ein Auge auf dich und die Enkel haben und sich ständig einmischen und alles besser wissen, das ist auch nicht immer toll. Ich hätte meine manches Mal gerne ein ganz klein bisschen weiter entfernt gehabt.

Viele Grüße
Evi

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Jenny, Berlin29.04.2009 13:59

Hallo Gerd,
mir gefällt es sehr gut, wie und was du schreibst! Viel besser als all die Leute, die ihr Lebens so zwanghaft positiv darstellen.

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Renate, Stuttgart29.04.2009 12:54

Hallo Gerd,

im Gegensatz zu anderen finde ich Deine Berichte überhaupt nicht zu negativ - nur realistisch. Vermutlich sprichst Du im Schutz Deiner Anonymität Dinge aus, die andere nicht zu sagen wagen. Schließlich wollte man ja die Kinder und nun hat man sich gefälligst darüber zu freuen und darf sich nicht beklagen. Und Geld vom Staat bekommt man schließlich auch. Also bitte! Natürlich freut man sich, dass man gesunde, lebhafte Kinder hat. Aber der Schlafmangel setzt einem eben auch zu und manchmal möchte man die Kinder gerne zum Mond schießen, z. B. wenn sie wegen einer Kleinigkeit einen fürchterlichen Trotzanfall bekommen und sich gefühlte zwei Stunden lang nicht beruhigen lassen. Aber vielleicht sind ja auch alle anderen Eltern völlig gelassen und lassen sich durch das bisschen Kindererziehung nicht stressen.

Was Euren fehlenden Besuch betrifft: Sei doch froh, Gäste bringen nur Stress. Ansonsten könntet Ihr vielleicht noch mal ausdrückliche Einladungen aussprechen.

Dass Deine Eltern sich nicht so recht für Euren Nachwuchs interessieren, ist natürlich schade, aber letztendlich nehmen sie sich selbst was. Wenn sie mal nicht mehr reisen können, werden sie sich über mangelnden Enkelbesuch bitter beklagen. Aber die haben dann eben keinen Bezug zu ihnen und selbst genug zu tun.

Ich freue mich schon auf Deinen nächsten Bericht und wünschen Dir eine gute Woche.

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Susanne28.04.2009 18:32

Also, wenn Du wirklich so bist, wie Du hier rüberkommst,kann ich total verstehen, dass kein Schwein bei Euch anruft :-)

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Claudia, München28.04.2009 15:17

Lieber Gerd,

lass dich nicht von Sabine (s.o.) ärgern, soll sie doch deinen Bog nicht lesen. Sicher siehst du Gläser eher halbleer statt halbvoll.
Vielleicht fällt dir ja einiges positives für die nächsten Berichte ein- es gibt bestimmt eine Menge.

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Sabine28.04.2009 14:07

Lieber Gerd!

Ich lese schon seit einiger Zeit dein Tagebuch. Und finde, entweder du provozierst unheimlich gerne oder Du bist wirklich "so ein Kotzbrocken" wie du ja auch über deine Tochter schreibst. Jedenfalls, bei dem Eindruck den man über Dich hier gewinnt wundert es mich nicht das nicht all zu viele Freunde oder Kollegen vorbeikommen. Ich möchte mit diesem Eintrag keine Diskussion auslösen sondern einfach mal meine Meinung kundtun.
VG Sabine

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