Einige Leute werden ja von Besuch geradezu überrannt, wenn das Baby da ist. Bei uns ist es leider das Gegenteil.
Diese Woche wurden wir wieder daran erinnert, was wirklich wichtig ist, wenn man sich Gedanken macht, wo man entbinden will. Die Tochter eines Bekannten hat nach einer Traumschwangerschaft entbunden. Nachdem schon die Geburt nicht gerade einfach war, zeigten sich beim Kind so schwere Anomalien (durch die Geburt oder schon durch vorherige Probleme?), dass es sofort intensiv behandelt werden musste.
Alle Schwangeren, die dies hier lesen und sich Gedanken machen, in welchem Krankenhaus sie entbinden wollen: Es ist vollkommen egal, ob Euer Krankenhaus nun besonders liebevoll eingerichtet, hübsche Bilder an den Wänden oder Ähnliches hat. Während der Geburt – glaubt mir, wir haben nun schon zwei hinter uns – interessiert das keine Sekunde, da hat man Wichtigeres zu tun. Entscheidend ist: Wie ist die Versorgung, wenn etwas schief geht? Gibt es insbesondere eine Kinderintensivstation? Steht jederzeit ein OP-Team zur Verfügung?
Meine Frau hatte mich inzwischen davon überzeugt, dass wir doch mal für ein verlängertes Wochenende in Urlaub fahren sollten. Aber dann kam der Donnerstag, der leider eine absolute Katastrophe war. Alexander wurde zum zweiten Mal geimpft und hat doch ziemlich damit zu kämpfen (seltsam, Tanja hat das einfach so weggesteckt). Insofern schrie er trotz Zäpfchen den halben Abend. Und Tanja war auch noch gerade an diesem Tag so ein Kotzbrocken, dass sie mich fast zum Heulen gebracht hat.
Jedenfalls haben wir einfach nicht mehr den Mut aufgebracht, den Kurzurlaub anzutreten. Es ist uns einfach zu viel Aufwand, die ganzen Sachen zu packen, stundenlang im Auto zu sitzen in der Ungewissheit, ob wir dann überhaupt Spaß haben werden.
Mareikes Blog bringt mich immer auf Ideen, worüber ich schreiben könnte. Danke schön!
Mareike ärgert sich ja darüber, dass alle Leute immer nur die gleichen Fragen nach dem Kind stellen, wie groß, wie schwer, schläft er schon durch? Ich persönlich finde das nicht so schlimm. Denn mal ehrlich, wenn ICH ein Baby sehe, fällt mir auch nicht viel mehr ein an Fragen. Typisch Mann? Babys sind nun mal nicht besonders entwickelte Persönlichkeiten, so dass man kaum – die Eltern natürlich ausgenommen, die haben kein anderes Thema – stundenlang über sie diskutieren könnte. Das kommt erst später.
Bei uns stellt sich ohnehin eher ein anders Problem. Keine Sau interessiert sich für unser Baby. Es ist echt erschreckend. Wo sind denn die ganzen Kollegen, Freunde, Verwandte, die während der Schwangerschaft gelobt haben, das Kind jederzeit nur all zu gerne mal babysitten zu dürfen und Oma-Ersatz zu spielen?
Da ist die Freundin, die unbedingt babysitten wollte. Sie fährt jeden Tag auf ihrem Arbeitsweg bei uns vorbei und – so viel zu tun, so viel – hat es bisher kein einziges Mal geschafft hat, reinzuschauen.
Da ist die Freundin meiner Frau, die unbedingt für das arme Würmchen Oma-Ersatz sein wollte. Bisher ein Mal vorbeigeschaut.
Da sind die Kollegen meiner Frau, die unbedingt das Baby sehen wollen, und jeden ausgemachten Termin ein paar Stunden vorher – sorry, so viel zu tun – wieder canceln.
Traurig macht mich auch, dass sich meine Eltern – die Eltern meiner Frau leben ja nicht mehr – kaum für unseren Nachwuchs interessieren. Richtig, am Telefon erkundigen sie sich immer. Okay, und ich muss lobend hervorheben, dass während Alexanders Krankenhausaufenthalt meine Mutter sofort kam, um Tanja zu hüten.
Aber insgesamt ist ihr Interesse mehr als gering. Auf mein Drängen hin haben sie es jetzt ermöglicht, im Mai mal vorbeizuschauen. Schließlich wollten Sie ohnehin mal wieder im nicht all zu weit entfernten Berlin ein paar Tage Urlaub machen. Ach ja, und in unserer Stadt gibt es eine interessante Ausstellung, damit konnte ich sie ködern. Na, wenn das so ist, da kommen Sie doch glatt für anderthalb Tage vorbei.
Meine Eltern haben nämlich echte Probleme, uns in ihrem Terminplan unterzubringen. Nicht, weil sie noch arbeiten, beide sind lange in Rente. Nein, weil sie halt permanent reisen. Das Sommerhalbjahr verbringen sie ohnehin in ihrem Ferienhaus im Süden. Und im Winterhalbjahr müssen ja auch noch einige Kurzreisen sein. Tja, bleibt halt wenig Zeit für die Familie.
Versteht mich nicht falsch, ich gönne meinen Eltern ihren Ruhestand und ihre Reisen. Ich finde es gut, dass sie so aktiv sind. Und natürlich kann ich nicht erwarten, dass sie permanent unseren Nachwuchs bewundern. Und sicher, das 11. Enkelkind ist halt nicht mehr so spannend. Aber ein bisschen mehr Interesse...
Es tut mir auch weh für Tanja. Die erzählt immer von Oma und Opa, die sie allenfalls zwei Mal im Jahr sieht, und fragt, wann sie wieder vorbeikommen. Und dann sind da die „Großelterntage“ im Kindergarten, wo die Kinder die Großeltern mitbringen können. Nur Tanja halt nicht.
Ich bin echt neidisch auf die Eltern, die nebenbei erzählen, dass ihr Kind jedes Wochenende bei den Großeltern ist und ohnehin jederzeit Schwestern, Brüder, Freunde bereit stehen, um mal eben das Kind zu hüten. Gar nicht so sehr, damit uns eines oder beide mal abgenommen würden – wir kommen schon klar – aber einfach, dass jemand Interesse zeigt.
Meine Elternzeit verfliegt nur so. Da ich in bald 2 Monaten wieder arbeiten gehen muss, habe ich nun meinen Antrag auf Teilzeitarbeit eingereicht. Nach längerem Überlegen, wie viele Stunden und an welchen Tagen ich arbeiten möchte, haben wir uns dafür entschieden, dass ich 20 (von 40) Wochenstunden arbeite. Und das an vier Tagen, so dass ich also einen Tag die Woche frei habe. Ich hatte mir erst überlegt, mehr zu arbeiten, schon wegen der Kohle, aber mir ist in den letzten Monaten klar geworden, dass ich lieber auf Geld verzichte als auf die Zeit mit meiner Familie. Diese Jahre kommen nicht wieder und ich will sie entsprechend auch nutzen. Finanziell werden wir mit meinem Halbtagsgehalt, Kindergeld und Elterngeld meiner Frau über die Runden kommen. Für größere Anschaffungen oder Urlaube haben wir noch ein bisschen was auf dem Konto.
Mal schauen, ob dieser Teilzeitantrag mir wieder ein paar unangenehme Gespräche mit meinen kinder- und teilzeithassenden Behördenleiter einbringt („Wollen Sie denn keine Karriere machen?“ „Können Sie das Kind nicht in eine Krippe geben?“). Oder hat er es bei mir aufgegeben?