Nach den hoffentlich letzten Regentagen sind wir in der Hitze angekommen. Erfrischung gab's Sonntag beim Kaiseki-Menü über dem Wasser.
Hallo Zusammen!
Diese Woche versuche ich mal etwas kompakter zu schreiben.
Montag und Dienstag waren wieder Regentage und der Fahrstuhl erneut in Reparatur. Er wird alle drei Monate gewartet und wir hatten bisher keine Probleme gehabt. Da kenne ich ganz andere Situationen aus dem Gebäude in Hamburg, in dem ich dort zuletzt gearbeitet hatte. Ständig war einer der beiden Fahrstühle kaputt und einmal über Tage sogar beide. Das war ein Spaß.
Nun, was soll ich sagen, Anna und ich blieben zuhause. Dafür telefonierten wir ein paar Mal öfter mit den Großeltern.
Am Mittwoch holte morgens ein Arbeitskollege meines Mannes mit seiner Frau seinen Kinderstuhl/-wippe ab, den sie uns geliehen hatten. Sie erwarten nun ihr drittes Kind im Oktober und nahmen gleich noch eine Tüte Babysachen mit. Auch unser „geerbter“ Mini-Weihnachtsbaum fand an diesem Tag ein neues Zuhause.
Nachdem unser dritter Raum somit langsam leerer wird, habe ich jetzt unseren größten Koffer aus dem Schlafzimmerschrank geholt. Was, ein Koffer im Schlafzimmerschrank? Ja, da passen tatsächlich alle unsere Koffer hinein plus Kleidung und zum Teil noch die Matratzen, als wir nicht alle benutzt haben. Die Wandschränke in japanischen Tatamizimmern können sich sehen lassen. Oft sind es allerdings auch nur mit Schiebetüren abgetrennte Nischen, ohne jede innere Unterteilung. Unserer hat immerhin auf halber Höhe eine Ebene eingezogen. Den kompletten unteren Teil nutzen wir nur als Stauraum. Dafür können wir aber unsere Matratzen tagsüber nicht in den Schrank räumen, wie es hier sonst üblich ist. Aber sie sollen ja eh auslüften und wir stellen sie meist nur auf. Mit Anna brauch ich meine Matratze ja auch mehrfach am Tag.
Nun, den größten Koffer können wir nun schon nach und nach mit Dingen füllen, die wir schon nicht mehr brauchen, wie Winterkleidung.
Zum Kindertreff bin ich nur kurz gegangen, weil Anna erst spät am Vormittag eingeschlafen war und erst kurz nach 11 Uhr wieder wach war. Es war trotzdem sehr nett und lohnt sich einfach immer. Anna versuchte diesmal auf die Babyrutsche zu klettern.
Das Mittagessen hatte ich schon fast fertig und ich freute mich, dass Anna ja erst nach elf aufgewacht war, denn für etwa halb zwei Uhr hatte sich der nächste Besuch angekündigt. Eine der Hebammenschülerinnen, die mir bei der Geburt so toll zur Seite gestanden hatten, kam. Ich hatte sie zufällig ein paar Wochen später auf der Straße getroffen, als ich mit meinen Eltern einen Tempel ansehen war, und wir hatten Nummern ausgetauscht. Im Krankenhaus hätte sie das nicht gekonnt, Privatkontakt mit Patienten war ihnen strikt untersagt.
Leider hatte sie sich beim Weg verschätzt und noch verfahren und kam so spät, dass ich mich doch gerade schon mit Anna hingelegt hatte. Als sie klingelte, wollte Anna noch nicht allein schlafen und so war es das dann mit dem Mittagschlaf.
Was bei dieser Besucherin sofort auffiel, war, dass Anna ungewöhnlich schnell, eigentlich sofort Zutrauen zu ihr hatte, sie sofort anlachte und sich auch hochnehmen ließ.
Dabei hatten wir nur ein paar Mal in der Schwangerschaft, dann zur Geburt und die erste Woche Kontakt. Ob Anna sich irgendwie daran erinnern kann? Oder ist es das selbstverständliche Auftreten und der gewohnte Umgang mit Babys, der Anna anzog?
Diesen Tag gingen wir früh schlafen und Anna schlaf auch lang.
Am Donnerstag war es endlich wieder schön genug, um an den Fluss zu gehen. So hatte ich ein weiteres Treffen mit Picknick ausgemacht an einer Stelle, wo sich häufig Familien tummeln. Leider waren zur Mittagszeit nun keine da und Anna konnte nur die Vögel beobachten. Sie war die ganze Zeit ziemlich knatschig. Hatte auch nicht aus dem Haus gewollt und ihre Stimmung hellte sich immer nur kurzzeitig auf, wenn sie Vögel beobachten konnte oder sie Essen in die Hand bekam.
Getroffen haben wir einen Studenten, mit dem ich ein Sprachtandem hatte, also er lernte Deutsch, ich damals noch Japanisch. Allerdings haben wir fast nur Deutsch miteinander gesprochen. Er studiert Philosophie und war Februar vor einem Jahr für ein Jahr nach Deutschland gegangen. Wegen der ganzen Corona-Geschichte war das unser erstes Treffen seither. Da er keine Präsenzveranstaltungen mehr hat, ist er gar nicht mehr nach Kyoto gezogen, sondern wohnt zurzeit bei seinen Eltern in Osaka. Er ist erst 21 und wird kommendes Jahr schon mit seinem Bachelor-Studium fertig. Wenn ich da an meine Studienzeit denke, die hat mit 20 erst begonnen, weil ich noch ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht hatte. Wir unterhielten uns über dies und das, soweit Anna es zuließ. Nach eineinhalb Stunden war bei ihr dann Schluss.
Auf dem Heimweg schlief sie sehr gut und ich konnte sie zuhause noch schlafend im Vorraum lassen. Als ich Wäsche zusammenlegte und gerade beim letzten Shirt war, flog plötzlich eine Kakerlake aus diesem heraus und saß dann auf dem Sofa, sie war ca. 3 Zentimeter groß. Boah, hatte ich mich erschreckt. Ich finde diese Tiere ja so eklig. Just in dem Moment wachte Anna auf. Geistesgegenwärtig griff ich nach der Schüssel, die noch von den Gemüsesticks vom Frühstück auf dem Tisch stand und stülpte sie über die Kakerlake, nicht, dass die mir dann entkäme und sich sonst wo in der Wohnung verkriecht. Dann holte ich Anna aus dem Wagen. Die war nach einem kurzen Moment ganz fröhlich und wollte, kaum am Boden, schnurstracks aufs Sofa los und hatte auch schon die Schüssel gesehen. Nein! Ich schnappte mir Anna, holte schnell eine Pappe, setzte Anna unterwegs wieder auf den Boden und konnte die Kakerlake gerade noch mit der Pappe unter der Schüssel aufnehmen, bevor Anna uns erreicht hatte. Die Kakerlake streckte dabei noch ein Beinchen und einen Fühler raus, die haben ganz schön Kraft! Ich brachte sie schnell hinaus auf den Balkon und entließ sie über das Geländer ins Freie.
Wir haben hier in unserer Wohnung glücklicherweise kein Problem mit Ungeziefer. Liegt wahrscheinlich auch an der Höhe. Letztes Jahr verirrte sich zweimal eine Kakerlake zu uns. Sie kommen manchmal irgendwie auf unsere Höhe geflogen und, wenn man nicht aufpasst, sitzen sie dann auf der Wäsche und man trägt sie mit in die Wohnung. Grüne Wanzen hatte ich so auch schon öfter, aber die sind nicht so schlimm und sind auch sehr langsam. Aber die Kakerlaken… Uah, ich bin froh, dass Anna sie kaum mitbekommen hat. Ich will ihr ja keine Phobie antrainieren.
Donnerstag- und auch Freitagnacht hatte Anna Schlafschwierigkeiten. Sie wachte auf und konnte einfach nicht wieder einschlafen. Donnerstag reichte es noch, ein bisschen auf die Straße zu gucken. Freitagnacht war sie richtig wach und im Spielmodus. Sie trällerte und babbelte und so saßen wir zu dritt im dunklen Wohnzimmer und zwei von uns dreien hofften darauf, dass die Dritte endlich wieder müde würde.
Am Samstag waren wir daher alle wie gerädert. Was hilft da? Rausgehen. Wir hatten kein Ziel überlegt, die Woche war anstrengend gewesen und nach dem ganzen Regen war es nun wieder heiß. Irgendwie fiel uns dann ein, dass wir mal Sushi im Restaurant essen wollten, Running Sushi oder Dreh-Sushi wie es hier heißt. Dann mal los. Für Anna hatte ich Brei mit, aber es gab auch vegetarische Varianten und etwas Ei gestattete ich ihr auch. Sie hatte sichtlich Spaß dabei, ein Maki-Röllchen auszulutschen. Als sie dann aus dem Kinderstuhl raus wollte und stattdessen auf mir Platz nahm, waren wir beide dann von oben bis unten mit Reiskörnchen beklebt. Zum Ende musste ich dann noch die Einzelbestellung ausprobieren, die über dem Sushiband angebracht ist. Da rauscht dann ein Tablett heran, es piepst und, wenn man seine Bestellung rausgenommen hat, dann drückt man einen Knopf und das Tablett schießt wieder davon. Witzig.
Abends versuchte ich Anna mit Baden zu einem zeitlichen Reset zu bewegen und hoffte, dass sie dann nicht wieder nachts aufwachen würde. Das klappte auch, nur war sie dann schon kurz nach fünf Uhr wach. Es war herrliches Wetter, die Sonne war noch nicht über die Bergspitzen im Osten der Stadt gestiegen. Ich wollte meinen Mann noch schlafen lassen und beschloss spontan, mit Anna sofort auf den Spielplatz zu gehen. Es war auch noch eine angenehme Temperatur. Wir schaukelten gemeinsam und beobachteten ausgiebig die Tauben. Anna konnte dabei auf einer Bank mit ihren Stehübungen weitermachen. Dann wurde es langsam heißer, die Zikaden fingen mit ihrem Zirpen an und die Sonne brach mehr und mehr durch. Wir beobachteten einige ältere Herren, die die Sportgeräte nutzten. Morgens gehört der Spielplatz den Senioren. Da gibt es so Drehelemente, wo man sich festhält mit den Armen und mit den Füßen auf einer Platte dreht. Und Reckstangen mit Ringen. Der Spielplatz ist wirklich sehr weitläufig, ich hänge mal ein Bild an von unserem Balkon fotografiert und da sieht man schon nur die Hälfte, der Rest verschwindet hinter den Bäumen.
Ein anderer Mann sammelte erst hier und da etwas Müll auf, nicht das hier viel rumliegen würde. Japan ist sehr sauber, was das angeht. Er sprach mit anderen und kam irgendwann zu uns herüber. Er lachte über das ganze Gesicht und mit seinem Hut und den Hosenträgern hatte er etwas Clownhaftes. Anna fand ihn trotzdem erst einmal unheimlich. Er wollte Annas Alter und ihren Namen wissen und wir hielten etwas Small Talk auf Distanz. Anna kuschelte sich derweil schüchtern an mich. Er erzählte, dass bald Leute mit Hunden kämen und sie dann Morgengymnastik zu einer Radioshow machen würden. Anna und ich gesellten uns zu ihnen. Davor kam noch ein Mann und fütterte die Tauben. Sie kamen sogar auf seine Hand. Anna machte große Augen. Nach einer Weile gingen wir näher heran und der Mann kam auch uns näher und so flatterte eine Taube schließlich direkt neben Anna, berührte sie sogar mit dem Flügel knapp. Sie blieb ganz ruhig, war ja auch sicher auf meinem Arm.
Bei der Morgengymnastik machte ich mit, was ich konnte. Anna blieb auch mal an mich gelehnt stehen, aber die meiste Zeit musste ich sie auf den Arm nehmen. Als ich mich danach mit dem Ehepaar unterhielt, das noch mit zwei schwarzen Hunden dazugekommen war, kam heraus, dass sie sogar schon mal in München waren, eine Freundin in Erding haben.
Nach einer Stunde kamen wir zurück nach Hause. Anna gähnte und schlief gleich noch einmal zwei volle Stunden. Ich schlief eine mit und stand dann auf, um zu backen.
Uah, gerade sitze ich an diesem Bericht und habe über die Kakerlake geschrieben. Um mir ein Glas Wasser zu holen, geh ich in die Küche und sehe, die nächste Kakerlake! Keine Ahnung, wo die nun hergekommen ist. Ich bin nur froh, dass Anna nicht von meinem Schrei wach geworden ist und wir sie nach ein paar Minuten in einem Glas fangen konnten. Jetzt muss ich mich erst einmal wieder beruhigen, bevor ich schlafen kann. Was bin ich froh, dass es die in Deutschland weniger gibt. Hier im subtropischen Klima muss man ja doch mit ihnen rechnen.
Damit kann ich auch meinen Bericht nicht enden lassen, nein, nein. Aber der Sonntag ging ja noch schön weiter. Wir hatten uns vorgenommen nach Kibune zu fahren, ein Ort in den Bergen. Berühmt einmal für einen schönen Schrein und einen Gebirgsbach, an bzw. über dem es viele Stege gibt, auf denen man an heißen Sommertagen eine natürliche Abkühlung hat und dort essen kann. Und das Thermometer stieg an diesem Tag auf 35 Grad. Mit U-Bahn und zwei Bussen war die Anreise etwas umständlich, aber Anna war dann auch schon so voll mit Eindrücken, dass wir sie gleich mit einer Flasche in den Wagen legen konnten und sie fast sofort einschlief. Wir fanden dann ganz schnell ein Restaurant, das es uns erlaubte, Anna im Wagen mit hinunter zu nehmen. Der Wagen stand dann auf dem Restaurantboden neben dem Steg. Wir saßen so, dass wir sie sehen konnten und alles war einfach perfekt. Anna schlief über eine Stunde, vielleicht half ihr auch das Rauschen des Bachs. Wir genossen derweil die ersten Gänge unseres Menüs. Dort wird Kaiseki serviert, eine traditionelle Küche Japans. Es sind leichte, saisonale Gerichte, immer nur kleine Portionen. In unserem Fall waren es neun Gänge! Es fällt mir schwer das zu beschreiben, daher hänge ich euch eine Fotocollage an und hoffe, man kann was erkennen. Nach unserer Zeit hier fand ich es sehr interessant und einige Sachen schmecken auch richtig gut. Manchem konnte ich nichts abgewinnen. Das ganze Arrangement und wie die einzelnen Gänge serviert werden ist aber einfach ein großartiges Erlebnis, das ich weiterempfehlen kann. Der Preis ist nicht ohne, aber wir haben uns dieses Erlebnis praktisch gegenseitig zum Geburtstag geschenkt, dann geht das schon mal.
Als Anna wach wurde, war sie wieder mal ein Sonnenschein. Wir wechselten uns ab beim Aufpassen. Aber die meiste Zeit stand sie einfach an unserem Tischchen, wir saßen ja klassisch japanisch am Boden, und federte und wippte wild und lachend herum. Später wurde sie etwas mutiger und krabbelte auf dem Steg herum, aber sie schien durchaus einen gewissen Respekt vor der Kante zu haben. Wir ließen es selbstverständlich nicht auf einen Versuch ankommen. Anna bekam von unseren Melonen ab und freute sich über ihre Dinkelstange.
So, hiermit verabschiede ich mich für heute und hoffe, ich finde bald in den Schlaf, ist schon wieder spät geworden…
Eine schöne Woche und bis zum nächsten Mal.
Silke, ihr Mann und die schlafende Anna grüßen euch!
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Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)
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Foto: Privat
Foto: Privat
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