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Baby-Tagebücher von Daniel

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

36. Woche

Jahreswechsel im Zeichen der Gesundheit

Die letzte Woche des Jahres hält allerlei neue Arbeit für uns bereit, nur nicht die die wir wollten.

Vor einiger Zeit habe ich Sichtperspektiven aufgezählt und wunderte mich nicht, weshalb sich Babys drehen wollen. Als ich vor kurzem mit unseren Zwillingen unterwegs war und beide verträumt nach oben schauten, folgte ich ihren Blicken und hätte gern getauscht. Ein schöner Himmel, zum Ende des Jahres. Mit des Kinders Augen zu sehen und so die Schönheit der Welt zu entdecken… Da ist etwas dran.

Unsere Woche startete am 25.12., nach einem ausgiebigen Frühstück, mit einem Weihnachtsmarktbesuch. Da Opa noch dabei war, hatte ich Sendepause und durfte den Kinderwagen schieben. Aufgeregt zeigten unsere Großen dem Opa alle Stände. Nach der zweiten Runde fehlte mir seine Begeisterung schon etwas, aber er hielt sich prächtig. Den Kindern machte es sehr viel Spaß und unsere Zwillinge verschliefen fast den ganzen Besuch. Ich schob sie auch sanft. Ruckte kaum und nahm jeden Höhenunterschied fast gleitend. Sofern der Wagen getragen werden musste, war Opa zur Stelle und das Gefährt schwebte wie von Wolken getragen auf die nächste Ebene. Dafür bekam er auch ein Wahnsinnsessen zu Hause und fuhr gestärkt in Richtung Heimat. So zog bei uns etwas Ruhe ein und der Abend brachte nicht mehr viel.

Da wir am zweiten Weihnachtsfeiertag schon seit Jahren bei Oma zu Gast waren, stand das auch in diesem Jahr auf dem Plan. Da unsere Kinder immer noch kränkelten, außer unserem Sohn, das mochte er stets betont wissen, wollten wir diesmal den Ort ändern. So rief ich kurzerhand an und bezirzte meine Mutter, dass Essen zu uns zu verlegen. Als Oma ging sie darauf selbstverständlich gerne ein. Als Mutter übertrug sie mir das Kartoffel schälen. So saß ich den dritten Tag und kam mir vor, als wenn ich auf der Santa Maria zur Strafarbeit abkommandiert war. Inzwischen war ich so gut, dass selbst meine verstorbene Oma stolz auf mich gewesen wäre. So dünn schälte ich die Schale der Erdfrüchte ab, dass jede einzelne Schale nur noch ein Hauch ihrer selbst war.

Während ich so vor mich hinschälte, erreichten mich aufgeregte Rufe und ich eilte hinab zum Laufgitter meiner Zwillinge. Dort lag Lysanne auf dem Rücken und hatte ihre Selbstwirksamkeit entdeckt. Mit der einen Hand hielt sie sich an den Stäben des Laufgitters fest und mit dem Fuß bewegte sie die Tür. Lachend sah sie uns kurz an, bevor sie sich wieder der Erkenntnis widmete, dass sie die Tür bewegen konnte. Am gleichen Abend verzweifelte sie daran, dass sie nicht so vorwärts kam, wie sie es sich wünschte. Da hockte sie auf Knien und Handflächen und wippte mit ihrem Körper vor und zurück und kam doch nicht vorwärts. Ihre Wut darüber schrie sie aus ihrem Leibe mit ihrer ganzen Kraft hinaus.

Derweil entwickelte Polly einen Husten, der bei Bergwerkarbeitern wissendes Nicken hervorrufen würde. Rau wie ein Reibeisen erschall es aus ihrem Inneren. Und das tat weh. Und sie weinte. Und ich verstand sie gut, nur helfen war schwierig. So wurden unsere Nächte kurz, kürzer und so weiter. Doch wer wird weinen, schließlich wollten wir alle unsere Kinder aus vollem Herzen. Kaum brach der Morgen herein, begrüßten wir ihn bereits. Voller Vorfreude auf den Tag, entsprang ich den Federn meines Bettes und warf mich mit aller Wucht unter die Dusche, auf das ich munter werden würde. Danach versuchte ich den Frühstückstisch herzurichten und eilte noch nach frischen Brötchen. Kaum war ich wieder zu Hause, kam unsere neue Couch. Die Jungs waren auch zeitig raus und nicht gerade Morgenmanisch unterwegs. Als sie dann noch den Ort sahen, wo das gute Stück hinsollte, kamen erst einmal skeptische Blicke und die Frage wer das ausgemessen hatte. Ich natürlich. Und sie passte. Zugegeben war es Maßarbeit, aber das sollte es auch sein. Meine große Tochter besserte die Stimmung während des Aufbaus sichtlich auf. Nach dem Frühstück versorgten wir unsere Kinder und suchten die Öffnungszeiten unseres Kinderarztes heraus. Zwischen den Feiertagen sind diese nicht allzu reichlich gesät.

Am Nachmittag bekamen wir Besuch und unser Sohn nahm Abschied von uns, da er mal wieder bei seinem alten Kita-Kumpel übernachten wollte. Nachdem wir Erwachsenen uns langanhaltend ausgetauscht hatten, kamen wir alle endlich den Wünschen der großen Jungs nach und verabschiedeten uns. Am Abend machte sich die Kaiserschnittnarbe meiner Frau wieder stärker bemerkbar. Obwohl die OP jetzt 36 Wochen her ist, ziept und zupft es manchmal noch recht ordentlich. Für mich ist das doof, kann ich ihr doch gar nicht helfen. Wenn ich dann noch daran denke, dass ich mich bei unserer großen Tochter für einen Kaiserschnitt ausgesprochen hatte, dann danke ich gedanklich immer noch dem Arzt, der mich von der natürlichen Geburt überzeugte. Ich möchte keinen Bauchschnitt haben und die Folgen daraus. Erschrocken bin ich aber auch von den Meinungen, die man zu diesem Thema liest und hört.

„Ein Kaiserschnitt ist keine richtige Geburt“, „Der schreit jetzt so, weil der den Geburtsschock nicht überwunden hat. Kein Wunder, wo er doch so in die Welt gerissen wurde“, „Ach, Beckenbodentraining brauchst du ja nicht, du hattest ja einen Kaiserschnitt“. Brauch ich doch! Und es war eine Geburt, sonst wäre mein Sohn ja jetzt nicht auf der Welt! Und außerdem ist er NICHT traumatisiert!
http://www.frauenzimmer.de/cms/ein-kaiserschnitt-ist-keine-richtige-geburt-so-boese-koennen-muetter-sein-2270345.html

Ich verstehe das gegeneinander Aufwiegen nicht. Das macht mich sprachlos. Ich finde, wir können uns über unser aller Nachwuchs in erster Linie freuen. Ihn willkommen heißen und weniger deuten und interpretieren. Viel mehr diesen kleinen so anspruchslosen Wesen in diese Welt begleiten und versuchen ihnen alles zu geben, was sie für ihre Zukunft benötigen.

https://www.baby-und-familie.de/Geburt/Kaiserschnitt-auf-Wunsch-Pro-und-Contra-173711.html

Ach ja, arbeiten war meine Frau an diesem Tag auch. Und ich war mit vier Kindern allein zu Haus. Es gibt Momente, in denen erinnere ich mich an frühere Aussagen von mir. Eine war zu Kitazeiten meines Sohnes, während seiner Eingewöhnung. Da habe ich festgestellt, dass ich den Beruf des Kita-Erziehers nicht ausüben könnte. Beständig alle Kinder im Blick zu haben und die Verantwortung für ihr Wohlergehen zu tragen, den Lärmpegel und nicht der Versuchung zu erliegen, beständig einzugreifen, wäre mir zu viel. Also großen Respekt vor den Menschen, die hier Verantwortung tragen. Meine Stunden waren einfacher, denke ich. Zwar blieb Polly weinerlicher als sonst. Doch mit den Großen zusammen, machte es Spaß und den Blödsinn zwischendrin, verzapfte ich zum Teil mit. Am Ende ging es allen gut und wir waren dennoch etwas erschöpft.

Am folgenden Morgen wachte ich auf und machte eine neue Entdeckung bei mir. Mit roten Pusteln übersät und mit geschwollenen Gelenken, wusste nun auch ich, weshalb ich mich in den letzten Tagen nicht fit gefühlt hatte. Und das juckte. Während in einem Teil Berlins sich Magen-Darm-Erkrankungen austoben, haben sich bei uns die Ringelröteln festgesetzt. Aber cremen hilft. Und die Gewissheit, dass es besser wird. Als dann Oma unseren Großen brachte, hatte niemand mehr Fragen. Völlig fertig war er, mit Kopfschmerzen, rief früh das Bett und am nächsten Morgen hatte er sich mir angepasst. Polly kam mit der Diagnose Bronchitis nach Hause. Während wir also bellend und juckend in den Betten lagen, fiel mir ein Lied der neuen deutschen Welle ein, den ich in den folgenden Tagen umdichtete und etwas veränderte. Ich stellte sozusagen die Kernaussage an den Anfang.


99 Stunden wach,
da hilft auch kein weh und ach.

Denkst du vielleicht grad an Pause,
dann nimm lieber nochmal ne Koffeinbrause!

99 Stunden wach,
da hilft auch kein weh und ach.

Kinder hast du jetzt,
so auch jede Nacht jetzt fetzt,
die du mit Geschrei verbringst
& es zu Höchstleitungen bringst.

99 Stunden wach,
da hilft auch kein weh und ach.

Glaubst, dass du nie wieder schlafen kannst,
Tränen rollen über deinen Wanst.
Doch es kommen auch andere Zeiten.
Lass dich von dieser Hoffnung leiten!

99 Stunden wach,
da hilft auch kein weh und ach.

Eines Tages lachst du deshalb
Und die Erinnerung lässt dich dann kalt.
Dann gehst du erholt spazieren
und fängst langsam an zu kapieren.
Demnächst sind dann deine Kinder wach
Und es hilft ihnen kein weh und ach.

So ist der Kreislauf des Lebens,
durch den wir alle schweben.

99 Stunden wach,
da hilft auch kein weh und ach.

Nena wird´s mir vielleicht nachsehen. Sowas fällt mir dann noch übermüdet ein und ich frage mich, warum. Bestimmt ist der Text an der einen oder anderen Stelle nicht ganz sauber auf die Melodie abgestimmt. Aber hey, ich war 99 Stunden wach. Meine Frau eher noch mehr. Ach, noch etwas in eigener Sache. Ein Freund wies mich letztens daraufhin, dass meine Fehlerquote in der Rechtschreibung teils, sagen wir, amüsante Züge annimmt. Das ist ganz bestimmt so. Ich schreibe und schaffe es nicht mehr Korrektur zu lesen. Seht es mir vielleicht nach.

Diese Woche war gefühlt kurz und auch wenn der bisherige Text eher einen gelassenen Umgang mit unserem Schlafentzug vermuten lässt, so ist das bei weitem nicht immer so. So hagelte es bei uns Briefe mit überraschendem Inhalt. Die Kitastelle des Landes Berlin überprüft unseren Beitrag. Fristsetzung bis 15.01. unter Beibringung der Einkommensteuererklärung, sonst Höchstbeitrag. Die Krankenversicherung meiner Frau möchte sich auch an der Erklärung laben, bis 15.01. beibringen, sonst Höchstbeitrag. Dann meldete sich noch die DRV bezüglich des Mitarbeiters meiner Frau, weil ihr Unterlagen fehlen würden, welche der Steuerberater und auch wir bereits zweimal geschickt haben, sonst … Ich kann mir nicht helfen, aber auf dieses SONST und den folgenden Worten reagiere ich leicht gereizt. Ich mag nicht bedroht werden. Schließlich sind wir auch nicht säumig. Das hat genervt. Sofern ich Nerven dafür haben sollte, frage ich, ob das vielleicht der neue Umgangston ist. Fände ich schade.

Zum Ende der Woche habe ich unser Auto noch in die Werkstatt gebracht. Auf dem Weg dahin, habe ich unsere große Zimmerpflanze noch in der Praxis meiner Frau abgegeben und durfte dann noch etwas auf den Meister warten. In der Zeit schloss ich Freundschaft mit einem jüngeren Irish Setter. Sein älterer Kumpan nahm mich mit der Gelassenheit eines alten Hundes hin. Über den Hund kam ich dann noch kurz mit Herrchen ins Gespräch, dass jedoch durch das Auftauchen des Werkstattmeisters unterbrochen wurde. Der bot mir glatt an, im neuen Jahr nochmal wieder zu kommen, da eine Reparatur erst in der 1. Woche 2018 stattfinden würde. Ich war froh, dass ich mit meinen beiden Gängen da war wo ich war und ließ die Kiste gleich dort.

Am Ende des Tages war ich kurz mit mir zufrieden. Doch mit der gesamten Zeit zwischen den Feiertagen waren wir beide im höchsten Maße unzufrieden. Noch heute macht mich der Zeitverlust durch Krankheit ganz nervös. Meine Frau und ich hatten uns so viel vorgenommen. Wir wollten neues Planen, mal in Ruhe aufs vergangene Jahr zurück schauen, uns über Praxis, Ziele, Wünsche und Vorstellungen unterhalten. Und was war geblieben? Eine Hatz durch die Zeit mit wenig Schlaf und immer neuen Aufgaben. Ich könnte jetzt mehr Gelassenheit predigen. Doch ganz offen? Zum Teufel damit. Wir wollen noch ein paar Pläne verwirklichen und vielleicht auch mal den einen oder anderen Testballon steigen lassen. Und gefühlt, drängt die Zeit.

So saßen wir am 30zigsten morgens zusammen und besprachen, ob wir die Silvesterfeier bei unseren Freunden wagen sollten, oder nicht. Den Kindern ging es so weit besser und eine Ansteckungsgefahr bestand nicht mehr. Deshalb hielten wir schlussendlich an unseren Plänen fest, wenigstens an diesen und stürzten uns in die Einkäufe. Meine Frau holte mit allen Kindern die Reste und die Dinge, die wir frisch brauchten. So hatte ich den Rücken frei und setzte mich mit meinem juckenden Körper aufs Rad, um zwanzig Kilometer weit zu radeln. Dort angekommen, wich ich von meinem Plan ab und ließ mich vom Verkäufer überreden das höherwertige Produkt zu kaufen. Auf dem Rückweg hoffte ich inständig, dass es die richtige Entscheidung gewesen sein würde und um das vorweg zu nehmen, sie war es. Ich fand es angemessen, dem Gastgeber und auch mir eine gute Flasche Rum zu gönnen. Im Laufe des Abends genossen wir zwei drei Gläser und erfreuten uns an unseren Familien. So steuerten wir auf das Jahresende 2017 zu. Essend, spielend und schwatzend, verbrachten wir die letzten Stunden des Jahres, mit der Option, sollte es mit unseren Zwillingen gar nicht mehr gehen, sofort die Segel streichen zu können. Doch die Beiden gaben alles und glucksten, brabbelten und waren nicht nur mitten drin, sondern auch voll dabei. Fast hätten wir das Anstoßen um Mitternacht noch verpasst. In letzter Sekunde hoben wir die Gläser und hielten das neue Jahr willkommen. Lysanne und Polly schauten mit großen Augen aus dem Fenster und den Raketen etc. nach. Mit offenen Mündern staunten sie und schliefen, als wir aufbrachen, sofort ein. Selbst ihre große Schwester schaffte nur den halben Weg wach. So bugsierten wir drei schlafende Mädchen nach Hause und nachdem wir alle ins Bett gesteckt hatten, unseren Sohn mit sanften Nachdruck überzeugten, dass um 2 Uhr auch für ihn Schlafenzeit sei, saßen wir noch zusammen und unterhielten uns endlich mal eine Stunde ungestört.

So endet das Jahr und unsere Woche.
Ich wünsche allen ein gesundes und erfolgreiches Jahr, mit viel Spaß und großer Zuversicht für das Kommende.

Liebe Grüße
Daniel

Bild: Privat

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