Wir üben den Alltag zu viert
Hallo und herzliche Grüße aus dem Wochenbett!
Nachdem wir nun eine Woche zu Hause sind, bin ich mittlerweile weniger „platt“ und möchte die letzten zwei Wochen zusammenfassen.
So ein paar Tage vor der Geburt war ich dann irgendwann doch noch sehr nervös. Gefühlt war noch zu viel zu erledigen (was nur teilweise so war, aber der Nestbautrieb hat noch mal voll durchgeschlagen).
Allerdings war ich dann am Tag vor dem Kaiserschnitt relativ gelassen, während mein Umfeld dann deutliche Aufregung gezeigt hat.
Am Tag der Geburt hat mich meine Freundin früh abgeholt und wir sind gemeinsam ins Krankenhaus gefahren. Dort angekommen lief alles entspannt nach Plan. Wir haben noch mal mit den Ärzten den Ablauf besprochen und die Atmosphäre war freundlich und freudig. „Mein“ OP-Team bestand ausschließlich aus Frauen, was ich sehr angenehm fand. Die Spinalanästhesie hat nicht weh getan und dann lag ich auch schon mit einem Tuch abgeschirmt auf dem Tisch. Dann ging es auch schon los. Vom Schnitt bis zum ersten Schrei des kleinen Wunders verging gerade mal eine Minute. Ich durfte die kleine Maus sofort halten, danach ging es kurz zum Kinderarzt und im Anschluss durfte sie direkt wieder zu mir. Da ich ja noch auf dem Tisch lag, hat die Hebamme mir ein Bondingtuch umgebunden; so lag die Kleine sicher und geschützt auf meiner Brust.
Im Anschluss ging es zurück in den Kreißsaal, wo der stolze Papa bereits freudig und aufgeregt auf uns gewartet hatte.
Meine liebe Freundin hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich durchgehend ein gutes Gefühl während der Geburt hatte. Sie hat mit mir gelacht, meine Hand gehalten, mir gut zugeredet und ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl alleine zu sein. Für ihren Beistand bin ich ihr unendlich dankbar. Gerade in einer Trennungssituation kann man sich schnell hilflos und überfordert fühlen, wenn es um das Thema Kinder (bekommen) geht. Aber sie war und ist bedingungslos an meiner Seite… ein Geschenk!
Und dann hat man „plötzlich“ ein zweites Kind! Ich dachte, ich weiß wie das dann ist, aber das Gefühl ist um einiges überwältigender, als vorab angenommen.
Auf der Wochenbettstation ging es mir anfangs relativ gut. Ein Kaiserschnitt ist aber eben eine Bauch-OP. Während mein Baby total entspannt war und sich auch problemlos zum Stillen anlegen ließ und auch sonst alles gut aussah, konnte ich mich erst mal kaum bewegen.
In der zweiten Nacht im Krankenhaus hatte ich starke Schmerzen, die immer schlimmer wurden trotz sehr starken Schmerzmitteln, sodass ich wirklich Angst bekommen habe; keine schöne Erfahrung.
Nach fünf Tagen Aufenthalt, der mir sehr schwer gefallen ist, weil ich meinen Sohn sehr vermisst habe, auch wenn dieser jeden Tag zu Besuch kam, durfte ich endlich nach Hause.
Leider haben vor drei Tagen die berüchtigten Koliken eingesetzt, also sind die Nächte noch kürzer… aber davon abgesehen macht sich die kleine Maus sehr gut. Die Hebamme ist zufrieden und wir Eltern sind glücklich.
Der große Bruder ist sehr interessiert, aber auch verunsichert. Das merkt man im Umgang schon deutlich. Er will z.B. helfen beim wickeln, interessiert sich für das Stillen und hat festgestellt, dass das Baby viel schläft, berichtet mir all seine Beobachtungen. Im Umgang ist er größtenteils aber sehr forsch, sodass wir ihn oft ausbremsen müssen. Während ich versuche ihm zu zeigen, wie er quasi überall mitmachen kann, kommt vom Papa dann leider häufiger ein schroffes „nein“. Ich hoffe, das legt sich schnell wieder und wird nicht zur nächsten Baustelle. Davon haben wir ja eigentlich genug.
Durch den Kaiserschnitt bin ich natürlich noch nicht so belastbar und mobil wie vorher, was leider auch bedeutet, dass ich im Moment nicht so viel mit ihm machen kann, wie ich mir das wünschen würde.
Hier ersetzt mich der Papa aber so gut er kann und das kann für die Bindung der beiden ja nicht verkehrt sein. Für mich ist es trotzdem irgendwie schwierig zu akzeptieren, dass ich nicht 100% für beide Kinder momentan aufbringen kann. Es ist frustrierend, weil ich meinen Sohn nicht enttäuschen will, ich aber sehe, dass ihn manche Situationen einfach überfordern oder er unzufrieden ist, wenn ich nicht wie vorher verfügbar bin. Auch hier hoffe ich, dass sich das legt (so wie in allen anderen Familien auch).
Zusammenfassung: uns geht es soweit gut, wir haben die üblichen Problemchen und wir üben jetzt zu viert zu sein…
Liebe Grüße,
Amelie