Dies ist der erste Schritt, mich mit meinen Empfindungen auseinander zu setzen
Liebe Leserinnen und Leser,
ich möchte euch heute an meinen Gedanken und Gefühlen zu Idas Kaiserschnittgeburt teilhaben lassen. Ich möchte damit auch anderen Müttern, die vielleicht ähnliche Empfindungen haben, zeigen, dass sie nicht allein sind. Es scheint in der Gesellschaft definitiv ein Thema zu sein, denn ich werde von einigen Frauen gefragt, wie denn die Geburt gelaufen ist und wie ich entbunden habe. Ich fühle mich dann immer verpflichtet, mich für den Kaiserschnitt zu rechtfertigen. Ich bin im Moment noch nicht fähig, stolz zu erzählen, dass ich meine Tochter per Kaiserschnitt entbunden habe. Denn stolz bin ich darauf definitiv nicht. Aber wieso habe ich überhaupt das Gefühl, ich müsste mich rechtfertigen? Ich werde durchweg von jeder Frau, die danach fragt, sehr mitleidig angeguckt. Manchmal erhalte ich auch „tröstende Worte“, die die Situation nicht wirklich besser machen. Ich möchte noch erwähnen, dass Schwangere, die Ängste vor einem solchen Eingriff haben, meinen Bericht in dieser Woche vielleicht auslassen sollten, da ich hier von meinen eigenen Empfindungen schreibe und niemanden beeinflussen möchte.
Entscheidungen trifft man entweder mit dem Bauch, dem Kopf oder dem Herzen. Man wägt im Hinblick auf diese verschiedenen Eindrücke ab und trifft dann eine Wahl. Im Fall meines Kaiserschnitts konnte ich allerdings keine Entscheidung treffen. Ich habe eine Weile überlegt, ob und wie ich dieses Erlebnis hier im Tagebuch aufgreifen möchte. Es ist nämlich alles andere als eine normale Geburt. Es ist in der Natur einfach nicht vorgesehen, dass Frauen ihre Babys über die Bauchdecke gebären. Ich denke, dass deshalb auch oft ein Thema daraus gemacht wird. Durch Gespräche im Freundes- und Bekanntenkreis habe ich herausgefunden, dass es im Hinblick auf eine Kaiserschnittgeburt ganz unterschiedliche Gedanken und Empfindungen gibt. Für manche Frauen ist es ein geplanter Eingriff, auf den sie sich gedanklich vorbereiten können oder sich sogar aktiv dazu entscheiden. In manchen Fällen hat die Frau aber keine Wahl und auch keinen aktiven Wunsch per Kaiserschnitt zu entbinden. Es gibt tatsächlich viel mehr Frauen, die durch einen Kaiserschnitt entbunden haben, als ich dachte. Viele gehen damit ganz locker um. Sie haben eben ihr Kind per Kaiserschnitt bekommen, … na und?! Andere wollten den Eingriff aus Angst vor der natürlichen Geburt. Und wieder andere hatten ihn aus medizinischer Sicht planen müssen und waren gedanklich darauf eingestellt. Die meisten haben sich damit abgefunden. Und dann gibt es diejenigen, zu denen auch ich gehöre – die sich auf diesen Eingriff eben nicht eingestellt haben und auch nicht gewollt oder geplant haben. Ich hatte mich auf eine natürliche Geburt gefreut und war sehr glücklich, als am Morgen meine Fruchtblase platzte. Allerdings platzte nach knapp 22 Stunden Geburtstätigkeit auch mein Traum von der natürlichen Geburt. Es ging nicht voran, mein Muttermund öffnete sich nicht und es wurde mir zum Kaiserschnitt geraten. Allerdings ist es weniger ein Rat als eine Entscheidung, die für einen getroffen wird. Denn eine Wahl hatte ich in meinem Fall nicht. Ida und ich hätten ohne die moderne Medizin und einen Kaiserschnitt die Geburt vermutlich nicht geschafft. Denn durch ein Missverhältnis von Kopf und Becken rutschte sie einfach nicht tief genug in mein Becken hinein. Die natürliche Geburt war zum Scheitern verurteilt. Ich war froh, dass mir die Entscheidung abgenommen wurde. Mein Kopf wusste, dass nun ein Kaiserschnitt die einzige Option war, mein Bauch wusste, dass ich weitere Stunden körperlich nicht mehr schaffen würde und dass ich unbedingt wollte, dass es meinem Kind gut geht und es gesund zur Welt kommt und mein Herz weinte. Es weinte über den Verlust der Möglichkeit, mein Kind auf natürlichem Wege zu gebären. Auf Verständnis trifft man mit dieser Aussage häufig nicht. „Sei doch froh, dass du ein gesundes Kind zur Welt gebracht hast.“ „Na ja, wenn’s nicht anders ging, Hauptsache ihr seid gesund.“ Ja, ich bin sehr glücklich darüber, dass mein Kind gesund ist und auch, dass es mir gut geht. Aber psychisch ist es für mich nicht leicht. Es ist ein Gefühl von Versagen und von Verlust. Versagen, da ich mich fühle, als hätte mein Körper versagt und Verlust, da ich das Erlebnis der natürlichen Geburt nicht erleben durfte. Es kommt mir vor, als konnte ich die Schwangerschaft nicht wirklich abschließen. Ein Traum in dieser Woche hat mir das wieder vor Augen geführt. In meinem Traum war Ida bereits auf der Welt, obwohl ich gleichzeitig noch schwanger war und einen großen Babybauch hatte.
Ich konnte anfangs im Krankenhaus sehr schwer begreifen, dass ich Ida wirklich geboren hatte. Auch dass ich nach der Geburt wegen der Operation nicht aufstehen konnte und mein Kind nicht selbst versorgen konnte, war für mich nicht leicht. Die körperlichen Veränderungen muss ich erst noch akzeptieren. Die Narbe wird mich immer an die Geburt meiner Tochter erinnern, aber auch immer die Gefühle und für mich traumatischen Erinnerungen zurückbringen. Wer schon einmal einen größeren Eingriff mit Teilnarkose hatte, weiß wovon ich spreche. Ich hatte sowieso Angst vor der Operation an sich, denn ein Kaiserschnitt ist immerhin eine mittelschwere Bauch-OP. Dass alles bei vollem Bewusstsein mitzuerleben in einem Zustand, in dem man sich sehr ausgeliefert und verletzt fühlt, ist für mich sehr schwer gewesen.
Ich weiß, dass es viele Frauen gibt, denen es so geht wie mir. Man sollte sich mit diesen Gefühlen auf keinen Fall allein fühlen und sich auch einer nahestehenden Person oder seiner Hebamme anvertrauen. Sie werden euch Verständnis entgegenbringen oder zumindest versuchen, euch zu verstehen. Ich weiß, dass es für mich jeden Tag ein bisschen leichter werden wird. Darüber offen zu sprechen und zu schreiben ist ein erster Schritt alles zu verarbeiten.
Und da es hier ja um ein Babytagebuch geht, auch noch etwas über das Baby:
Bei Ida scheint im Moment in der Entwicklung sehr viel zu passieren. Das bedeutet, dass in unserem Alltag nicht sehr viel Neues passiert. Sie verschläft nämlich die meiste Zeit des Tages. In den kurzen Wachphasen ist es für mich dann schwierig, all ihre Bedürfnisse gleichzeitig zu befriedigen. Wer den ganzen Tag schläft, möchte dann eben auch innerhalb einer Stunde ganz dringend essen, die Windel gewechselt bekommen und anschließend bespaßt werden. Ihre Umwelt und die Eindrücke scheinen sie aktuell sehr zu erschlagen. Ach, und was auch neu ist: Ida „brabbelt“ jetzt vor sich hin. Die Laute hehe, hm hm, haaauuu wiederholt sie dabei immer wieder und strahlt über das ganze Gesicht. Wenn sie dann wieder müde wird, beginnt sie immer an ihrem Daumen oder ihrer ganzen Faust zu nuckeln. Es wird immer leichter für uns, Ida zu verstehen.
Julia
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Svetlana (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)
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