Ein Weihnachtsmarktbesuch verlief wie erwartet. Unsere Pläne für Weihnachten und Neujahr. Und wir sitzen in der Falle.
Alexander ist jetzt in der nächsten Phase seiner Mobilität angekommen. In der Stühle-rumschieben-Phase. Immer hin und her quer durchs Wohnzimmer. Gepaart mit gelegentlichen „Bongs!“ und „Wähs!“, wenn er das Gleichgewicht verliert und mit seinem dicken Kopf auf dem Boden aufschlägt.
Ansonsten muss man jetzt echt super aufpassen, was wo rumliegt. Alles, was er auch nur im entferntesten in die Hände bekommen kann, reißt er garantiert runter. Und gestern ertappten wir ihn dabei, wie er freudestrahlend unseren Mülleimer in der Küche ausräumte.
Überhaupt hat er derzeit nur Blödsinn im Kopf. Besonders beliebt ist es im Augenblick, an den Thermostaten der Heizungen zu drehen. Entweder voll zu oder voll auf. Oder das Toilettenpapier abzuwickeln. Und wer zum Teufel hat eigentlich den Temperaturschalter an der Waschmaschine gedreht? ALEXANDER!
Und die Nächte, die eine Zeitlang richtig gut waren, sind mal wieder sehr anstrengend, da Alexander total unruhig ist.
Insgesamt ist er aber (tagsüber) ein ziemlicher Sonnenschein, der alles was er an Essen bekommt, in Massen in sich hineinstopft.
Zu meiner langen Liste „Wie man sein Kind am besten verletzt, ohne es eigentlich zu wollen“ darf ich folgende Episode hinzufügen:
Ich war mit Alexander in der Küche. Während er irgendwelche Schubladen ausräumte (wir haben da extra Schubladen, die nur mit Tupperware u.ä. belegt sind, und die er daher ausräumen darf), räumte ich die Küche auf. Ein gewisses Problem ist dabei das Be- und Entladen der Spülmaschine, die es Alexander total angetan hat. Jedes Mal, wenn ich das Ding auf habe, will er auch daran. Vielleicht liegt es einfach daran, dass halt die offene Tür nur 20 cm über dem Boden ist und er sich darauf super aufstützen kann. Alexander darf aber nicht an die Spülmaschine, schon gar nicht, wenn beim Beladen das Teil durch Soßenreste etc. dreckig ist. Jedenfalls ist das immer ein gewisser Kleinkrieg um die Vorherrschaft über die Spülmaschine.
Na ja, irgendwie lief es diesmal besonders blöd. Ich wollte gerade die Spülmaschine zu machen, aber Alexander stützte sich im letzten Moment doch wieder auf die Tür. Meine Frau kam gerade rein, was mich zusätzlich ablenkte. Jedenfalls wollte ich Alexander eigentlich nur sanft von der Tür runterschieben, gab aber zu viel Schwung. Seine Hand rutschte ab und er knallte voll mit dem Kopf auf die Kante der Tür. Auuuuuu!
Das Ende vom Lied war eine blutende Wunde an Alexanders Augenbraue. Scheiiiiiße. Gott sie Dank war es nur eine kleine Wunde, die auch schnell wieder aufhörte zu bluten. Aber ich fühlte mich natürlich als schlimmster Rabenvater.
Meine Frau lag mir schon länger in den Ohren damit, dass wir doch mall alle gemeinsam auf den Weihnachtsmarkt gehen sollten. Ich muss sagen, dass ich dazu wenig Lust hatte. Ich habe es ja schon mal erklärt. Solange wir in kleinen Gruppen zusammen sind, geht es gut. Sobald die ganze Familie zusammen ist, dauert es nur kurz, bis es richtig Ärger gibt, meistens zwischen mir und Tanja. Dieses Problem tritt aber wirklich nur dann auf, wenn wir alle zusammen sind. Wenn Tanja und ich alleine sind, geht es meistens gut.
Ich ließ mich also breit schlagen und wir zogen letzten Samstag Nachmittag los.
Von Anfang an lief es nicht gut. Das erste Problem war, dass Tanja unbedingt Alexanders Kinderwagen schieben wollte. Sie ist der Meinung, dass sie das super kann. Ich bin der Meinung, dass sie dann einer Flipperkugel gleicht, so wie sie den Wagen in wilden Schlangenlinien über die volle Breite der Straße schiebt. Wir müssen dann jede Sekunde aufpassen, dass der Kinderwagen nicht in irgendwelche Vorgärten oder gegen geparkte Autos oder gegen Laternen geschoben wird. Greifen wir dann notgedrungen ein, werden wir natürlich sofort von Tanja angemotzt, dass sie das alleine kann.
Dann trafen wir eine Nachbarsfamilie mit gleichaltrigen Kindern, die auch auf den Weihnachtsmarkt wollte, und sich uns anschloss. Das klingt ja eigentlich ganz nett. Aber je mehr Kinder dabei sind, desto mehr ähnelt das Ganze dem Zusammenhalten eines Sacks Flöhe, die permanent in unterschiedliche Richtungen streben.
Auf dem Weihnachtsmarkt selbst wollte Tanja wieder den Kinderwagen schieben. Das ging aber überhaupt nicht, dafür war es echt zu voll. Da hatte ich ja schon Schwierigkeiten, niemanden über den Haufen zu fahren. Wie soll Tanja das denn, wenn sie kaum über den Wagen rüberschauen kann?
Also schob ich den Kinderwagen selbst, was Tanja zutiefst erboste. Jedenfalls fing sie an, erst den Wagen und dann mich zu schubsen.
Um die Sache nicht eskalieren zu lassen, drehte ich einfach mit Alexander um, und ging mit ihm nach Hause. Tanja und meine Frau blieben mit unseren Nachbarn auf dem Markt.
Es bleibt dabei, es geht einfach nicht gut, wenn wir versuchen, alle vier etwas gemeinsam zu unternehmen.
Das Schöne ist, dass aber auch andere Eltern die gleichen Probleme haben. Die beklagen das gleiche Phänomen. Wie meinte ein Vater von zwei Kindern von 5 und 2 Jahren? „Wenn die Große dem Kleinen was sagt, macht er es sofort. Wenn ich was sage, ignoriert er mich.“
Diese Woche hatte ich mal wieder Geburtstag. Ehrlich gesagt, sind mir diese Tage inzwischen ziemlich egal. Abgesehen von runden Geburtstagen natürlich, die einen in Depressionen stürzen. Aber dies mal war es nur Nr. 43, das geht ja noch.
Aber warum muss man in Deutschland als Geburtstagkind im Austausch gegen einen lieblos-kleinen Blumenstrauß die ganze Behörde verköstigen? Das ist jedes Mal ein riesen Aufwand. Außerdem ballen sich zum Jahresende die Termine immer durch Weihnachtsfeiern etc., so dass man alle paar Tage mit den gleichen Nasen zusammen sitzt Ich bin jedenfalls jedes Mal echt froh, wenn der Tag rum ist.
Meine Frau bedachte mich am Nachmittag noch mit netten Geschenken. Tanja hatte mir ein Bild gemalt, das unsere Familie zeigte. Also vier Männchen, die aber irgendwie so komisch übermalt waren. Erklärung meiner Tochter: „Wir sind in einer Falle“. Ja, das kommt mir bekannt vor.
Außerdem ging dann noch mein Kerzenausblas-Wunsch in Erfüllung. Ich hatte mir ganz profan einen ruhigen Abend mit meiner Frau gewünscht. Und wirklich waren die Kinder ohne Trara früh im Bett und schliefen bald. Und wir konnten ohne größere Störungen .................. na was wohl?
Genau, unsere Lieblingsserie schauen. Ist doch auch was.
Weihnachten steht jetzt auch vor der Tür. Mit Grauen denke ich ans letzte Weihnachten zurück. Meine Frau hochschwanger, Tanja voll in der Trotzphase, ich voll krank, meine Frau voll krank, so dass sie noch am 24. zum Notdienst musste. Da kann es dieses Jahr doch nur besser werden, oder? Bisher sind erstaunlich gesund, jedenfalls ohne schwere Erkältungen in der letzten Woche.
Wir feiern mit unserer kleinen Familie zu Hause. Einen Weihnachtsbaum haben wir dieses Jahr nicht. Wir fahren ja gleich nach Weihnachten zu meinen Eltern. Und Alexander würde den Baum eh nur als wundervolle Möglichkeit ansehen, alle Dekorationen runter zu reißen. Stattdessen haben wir einen großen Adventskranz in „Alexander-sicherer“ Höhe aufgehängt und so einen Baumersatz.
Als wir in Dänemark im Mittelalter-Center waren, hat sich Tanja noch köstlich über einen Mann amüsiert, der „nackt rumsteht und dabei schläft“. Was meinte sie wohl damit?
Genau, einen Jesus am Kruzifix.
Das bringt uns natürlich zu der Frage, wie wir es eigentlich mit dem wahren Hintergrund von Weihnachten halten, der sich irgendwo weit, weit hinter den Geschenkebergen versteckt: dem christlichen Weihnachtsfest. Ja echt, das Weihnachtsfest hatte mal was mit Jesus Christus zu tun.
Meine Frau und ich waren zwar mal – wie die meisten Westkinder – in einer Kirche, sind aber mangels wahrem Glauben schon vor vielen Jahren ausgetreten. Hier im Osten fallen wir damit überhaupt nicht auf, ich schätze mal den Anteil aktiver Christen (aktiv = mehr als ein Kirchenbesuch im Jahr) auf unter 5 Prozent.
Andererseits finden wir es schon wichtig zu vermitteln, dass es an Weihnachten eben nicht nur um die Geschenke geht. Insofern haben wir ihr ein bisschen über Jesus erzählt. Die wichtigsten Punkte der Weihnachtsgeschichte. Dass er ein guter Mensch war, der uns viel beigebracht hat und dass eben deswegen jedes Jahr sein Geburtstag gefeiert wird. Die ganze Sache mit Gottes Sohn und sein etwas unrühmliches Ende haben wir bislang aber nicht thematisiert, das dürfte noch ein bisschen zu hoch sein.
Am 26. fahren wir dann für vier Tage zu meinen Eltern nach Baden-Württemberg. 8 Stunden Zugfahrt erwarten uns – jippie. Und bei meinen Eltern werden fremde Umgebung, anderes Essen, andere Betten das Leben mit Kindern nicht unbedingt erleichtern.
Dann ist auch noch großes Familientreffen mit meinen Brüdern und ihren Familien. Da ich mich mit meinen Brüdern nicht unbedingt gut verstehe, ist auch das kein wahrer Grund zur Freude. Ohnehin frage ich mich, ob meine Frau und ich beide an dem geplanten Mittagessen in einem Restaurant mit aller Verwandtschaft teilnehmen können. Denn da ist natürlich Alexanders Mittagsschlafzeit, die schon deswegen wichtig ist, damit sein (und unser!) Schlafrythmus nicht aus den Fugen gerät. Wir werden es sehen.
(Wenigstens hat Alexander nicht die geringsten Probleme mit den größeren Menschengruppen. Wie gerade sein Auftritt bei meiner Behördenweihnachtsfeier gezeigt hat, beeindruckt ihn das überhaupt nicht. Er winkt allen fröhlich zu, lässt sich sogar auf den Arm nehmen und steckt ansonsten alles in den Mund, was er irgendwo findet.)
Am 30. fahren wir dann wieder zurück.
Ein Gutes hat die Fahrt zu meinen Eltern auf jeden Fall. Sie verkürzt die Zeit, die wir mit beiden Kindern zu Hause haben werden. Denn 12 Tage Kindergartenferien (kurzerhand hat der Kindergarten diese Woche mitgeteilt, dass er auch schon am 23.12. zu hat) zu so einer Jahreszeit sind echt super anstrengend.
Zum Jahreswechsel wollen wir dann mit unseren Nachbarn Abend essen, sobald die Kinder im Bett sind. Die letzten Jahren haben unsere Kinder den Jahreswechsel jedes Mal trotz der ganzen Knallerei verschlafen, hoffen wir, dass das auch dieses Jahr so sein wird.
Entsprechend wird es wohl den nächsten Blog erst im neuen Jahr geben.
Euch allen wünsche ich schon mal besinnliche und frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.