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Baby-Tagebücher von Nora

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

10. Woche

Ich will endlich Sommer!

... brr, brr... während ich diesen Bericht schreibe sitze ich hier in Wolljacke und eiskalten Händen. Ich habe dieses Wetter so satt!

Liebe Leser und Leserinnen,

es war die ganze Woche wieder kalt, so dass wir in der Nacht wieder heizen mussten und dick in Wolldecken eingemummelt sind. Ja im Vergleich zu euch ist es nicht so kalt, aber wenn es schon mal 35 Grad waren und jetzt wieder nur 20 Grad sind, dann ist das in meiner Wahrnehmung eiskalt. Naja muss ich halt noch etwas mehr Frust-Schokolade essen. ;) Anfangs dieser Woche war ich ja ganz optimistisch und bin Sommerkleidung für die Kinder einkaufen gegangen. Seit noch nicht so langer Zeit gibt es einen H&M hier in Kairo. Darüber bin ich sehr erfreut und schon fast Stammkundin dort. Denn der ägyptische Stil seine Kinder einzukleiden, entspricht mir nicht so. Besonders für Mädchen sind dies einfach Frauenkleider en miniature. Für Sakinah habe ich schon ihr erstes Sommerkleidchen erstanden und für Abd ar Rahman ein paar kurze Hosen. Aber das meiste der gekauften Kleider ist für Nusaybah bestimmt. Natürlich habe ich viel mehr Geld ausgegeben als ich eigentlich wollte. Jedoch wurde ich dann an der Kasse überrascht, dass jedes zweite Kleidungsstück gratis war. Da gerade an diesem Tag die neue Sommerkollektion eingetroffen war. Hach, so war mein Einkauf durch Zufall eine richtige Schnäppchen-Jagd und ein ausgezeichneter Start in die Woche.
Überhaupt war diese Woche sehr schön und mit vielen tollen Ereignissen. Dies lag sicher auch daran, dass mein Mann bei uns war und ich das natürlich sehr genossen habe. Auch für Nusaybah und Zainab war es eine Abwechslung und sie genossen ihren Vater. Auf den Schultern von Mama reitet es sich nicht so gut. Ob Sakinah und Abd ar Rahman bemerkt haben, dass Baba hier war, ist schwer zu sagen. Momentan sind sie noch auf allen Armen zufrieden, Hauptsache sie werden getragen. Aber Sakinah hat, als sich ihr Vater von ihr verabschiedete, ihn das erste Mal bewusst angelacht. Endlich... das ist so süß! Ich liebe die Zwei ja so oder so schon über alles und könnte sie stundenlang betrachten. Aber jetzt mit so einer direkten Reaktion, ach, da möchte ich sie nur noch knuddeln. Bei unserem Morgenritual heute, hat auch Abd ar Rahman mich das erste Mal bewusst angelacht. Ich kann ihm nun schon fast mit Bestimmtheit ein Lachen entlocken. Ich spiele mit meinen Fingern Auto und fahre die Beine rauf Richtung Bauch. Natürlich mache ich dazu laut brumm, brumm. Wenn ich beim Bauchnabel angelangt bin, mache ich mit einem leichten Stups tuuut. Da strahlt er mich direkt an!
Sehr genossen habe ich diese Woche auch das Essen mit meinem Mann. Die zwei Grossen wurden von Freunden von uns verwöhnt und die Zwillinge nahmen wir in den Kinderwagen-Oberteilen mit. Sie verschliefen die ganze Mahlzeit und wir konnten uns mal wieder richtig unterhalten und waren nicht nur Eltern. Zudem schmeckte der Fisch auch vorzüglich!
Gestern ist mein Mann nun wieder abgereist und ich habe wieder auf beiden Armen ein Baby. Ich merke, dass der Tag schon schneller vergeht, wenn ich alleine bin. Viel Zeit verbringe ich mit Stillen, Wiegen oder auf der Krabbeldecke sitzen. Ich beherrsche es nun schon fast perfekt mehrere Dinge synchron zu erledigen. Während ich Sakinah stille wippe ich Abd ar Rahman auf meinen Füssen, bewundere immer wieder Nusaybahs Lego-Bauten und schaue gleichzeitig ein Buch mit Zainab an. Langsam wird mir wirklich bewusst, dass wir nun schon fast eine Großfamilie sind. Dieses Familien-Modell habe ich mir insgeheim immer gewünscht. Ich selbst bin leider ein Einzelkind.
Seit ich aber Muslima bin, habe ich nun viele Schwestern und Brüder. So nennen wir nämlich die anderen Muslime, da wir uns als große Familie verstehen. Aber dies war nicht der Grund warum ich zum Islam konvertierte.
Aus Prinzip wurde ich religionslos aufgezogen, mit dem Gedanke, dass ich meine Religion frei wählen soll. Als ich dann in die Pubertät kam, war mir bewusst, dass es einen Gott gibt, jedoch noch nicht in welcher Form. So las ich viel und lernte auf Reisen viele Religionen auch direkt kennen. Durch die Reisen in muslimische Ländern auch direkt mit dem Islam. In all diesen Ländern übte der Azhan (Gebetsruf) eine große Faszination auf mich aus. Er berührte mich tief und ich hörte ihm ganz bewusst zu. So wurde mein Interesse für den Islam geweckt und ich begann zu lesen. Schon nach den ersten Informationen war für mich alles so logisch und klar, dass es nur noch einen Weg gab. Ich suchte Kontakt zu Muslimen um mich auch dort direkt zu informieren und vor allem auch um mit Muslimas über die Vorurteile bezüglich Frauen zu diskutieren. Doch schnell stellte sich heraus, dass dies wirklich unbegründete Vorurteile sind und im Quran und der Sunnah alles genau definiert ist. Somit konvertierte ich dann im Alter von 19 Jahren zum Islam. Vom ersten Tag an trug ich das Kopftuch und drei Monate später auch den Gesichtsschleier.
Oft werde ich in der Schweiz gefragt, ob mich meine Kinder überhaupt erkennen. In der Schweiz ist dies kein Problem. Die Babys erkennen mich am Geruch und an der Stimme. Hier in Kairo kann es jedoch schon vorkommen, dass Nusaybah und Zainab im Gedränge einer fremden Frau folgen. Rufe ich sie jedoch bemerken sie ihren Irrtum schnell.
Jetzt muss ich aber mal schauen gehen, warum es schon seit fast zwei Stunden ruhig ist. Scheinbar schlafen alle. Da muss ich die Möglichkeit nutzen und die ersten paar Stunden der Nacht auch am Stück schlafen.

Ich wünsche euch eine schöne Woche und vielen Dank für die Kommentare!

Liebe Grüße Nora



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Kommentare von Lesern:

yasemin, Hamburg07.04.2010 09:44

Ich bin selber eine Muslimin, auch so geboren. Und finde deinen Weg sehr interessant. Mir ist der Islam nicht logisch und frauenfeindlich und ich kenne den Islam. Wenn man selber in dieser Welt geboren ist, sieht man die Dinge so wie sie sind. Deswegen bin ich keine sogenannte Muslima mehr eigentlich. Es ist ok, dass du in eine Religion konvertiert hast, ist dein Recht, aber finde es sehr sehr schade, dass du deine eigene Freiheit für ein Regelwerk abgegeben hast, die eigentlichem Sinne wirklich nicht tolerant ist. Es ist auch sehr schade, wenn eine Frau seine Haare nicht im Winde wehen lassen kann. Es ist so ein schönes Gefühl von Freiheit. Es ist eine vom Gott gegebene Freiheit ein Geschenk, die aber Frauen um einen vor 1500 Jahre lebenden Mann zu folgen einfach so aufgeben. Aber wünsche dir trotzdem Glück und Gesundheit für deine Kinder. Lass aber bitte deine Kinder von der Freiheit kosten. Sie werden die Wahl, so wie ich es vermute nicht haben, die du mal als Teenager hattest. Tschüss.

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Melanie,Heinsberg05.04.2010 23:21

asalam alaikum wa rahmatullahi wa barakatuh.
Heute lese ich zum ersten mal dein Bericht und finde ihn richtig interessant. Ich bin auch Muslima und vor 3 Jahren zum Islam konvertiert. Ich suche auch immer nach Geschwistern aus unserer Umma.
Wünsche dir und deiner Familie Alles Gute
wa salam alaikum
Hasna

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sally,berlin05.04.2010 16:57

Hallo Nora,

bin schon ganz neugierig auf dein Bericht und warte auch gerne ,denn mit 4 kleinen Kindern ist es manchmal nicht einfach.Hoffe das es dir und deinen Kindern gut geht,denn das ist das wichtigste.....

LG

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Cosima28.03.2010 20:43

Hallo Nora,

und wieder habe ich mit angehaltenem Atem Deinen Bericht gelesen! Er bietet ja nicht nur ein Babytagebuch der Zwillinge, er ist immer wieder ein Ausflug in eine mir völlig fremde Kultur.

Eine bescheidene Lebensweise ist nichts Verwerfliches! ;-) Man lernt die Dinge viel besser schätzen und öffnet seinen Blick durchaus wieder für die ganz kleinen Dinge im Leben. Immer mal wieder "Ballast abwerfen" befreit... Und dennoch ist es schön, wenn man nicht bettelarm ist.

Bis zur nächsten Woche!

Liebe Grüße aus Deutschland!

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Susanne, Hamburg25.03.2010 12:42

Hallo noch mal,

es ist zwar noch kein neuer Wochenbericht von Dir da, Nora, aber Deine Antworten auf Kommentare sind auch sehr interessant! Es stimmt, viele haben verlernt, bescheiden zu leben, klasse, dass Ihr das mit Eurer 6-köpfigen Familie trotz 2 Wohnsitzen schafft. Ich wünsche Dir weiterhin alles Liebe!

Susanne

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Nora, Kairo24.03.2010 22:38

Hallo Kirstin. Naja gewisse Themen moechte ich auch nicht in der Oeffentlichkeit diskutieren. Aber wir leben sehr bescheiden, besonders mein Mann in der Schweiz (kein Ausgang, keine Kleidung, etc.). Fluege buchen wir lange im vorraus mit Billig-Airlines und manchmal nehmen wir ziemliche Umwege in Kauf. Da gibt es dann schon ab und zu Fluege hin und zurueck fuer 100 Euro. Zudem sei zu bedenken, dass das Leben hier um einiges billiger ist als in Europa und natuerlich bekommen wir familiaere Unterstuetzung. Zudem bieten sich ja auch immer wieder Jobs an. So habe ich schon als Englisch- und Deutsch- Lehrerin gearbeitet, war als Tagesmutter taetig oder mache Gestaltungen. Es kommt immer auf die Ansprueche an, aber fuer uns ist es gut lebbar, Gott sei dank.

Liebe Gruesse Nora

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Kirstin, Schwarzwald24.03.2010 20:25

Also was mir nicht so ganz klar ist: wie finanziert ihr das alles. Wenn Du neben Deinem Studium ja inzwischen 4 Kinder bekommen hast, und überhaupt trotzdem schon mit 25 fertig bist, kannst du ja kaum viel bisher gearbeitet haben. Und Dein Mann studiert doch auch noch? Also als Studentin konnte ich mir keine 2 Wohnsitze und regelmäßige teure Flüge leisten.

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Nora, Kairo23.03.2010 22:24

Danke fuer eure Reaktionen. Naja, so ganz stressfrei ist die Woche noch nicht... aber diese Erwartung habe ich gar nicht. Wenn ich nur zum Durchatmen komme. ;)

Meine Mutter hat gar kein Problem mit meiner Entscheidung. Meinem Vater wurde ploetzlich bewusst, dass er gar nicht so religionslos ist und eigentlich schon gerne eine Christin als Tochter haette. Naja...
ich entschied mich einen Schritt weiter zu gehen.
Auf die Fragen von katrin werde ich mal in einem Beitrag eingehen, wenn wir mal wieder auf Besuch gehen, inschallah. Denn die Fragen muessen schon ausfuehrlicher beantwortet werden.

Liebe Gruesse ins sonnige Deutschland... ich friere immer noch ;)

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Susanne, Hamburg23.03.2010 13:18

Hallo Nora,

danke für die Information, wie Du zum Islam gekommen bis, ich finde es sehr interessant, auch wenn ich seit meiner Geburt Christin bin und mich in dieser Religion gut aufgehoben fühle! Schön, aus Deinem Alltag in Deiner -meiner Meinung nach schon jetzt- Großfamilie zu lesen! Ich freue mich immer über Deine Beiträge!

Liebe Grüße aus dem frühlingshaften Hamburg (ich trage heute bei ca. 15 Grad schon im Hause kurzärmelig und finde es angenehm ;o) !!!)

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Karin, Frankfurt22.03.2010 21:24

Salamualaikum Nora,

mashallah ich bin echt total begeistert von deinem Tagebuch. Subhanallah wie du das alles so geregelt kriegst und dann auch noch die meiste Zeit alleine. Du hast meinen Respekt ;)

Mashallah es war schön zu lesen, wie du zum Islam gekommen bist. Ich find es echt toll, dass du von anfang an Hijab getragen hast. Deine Eltern waren wahrscheinlich weniger begeistert. Möge Allah sie rechtleiten, Amin.

Ich wünsche euch noch eine schöne Woche. Inshallah wird sie ganz stressfrei ;)

Salamualaikum

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Kathrin, Baden-Württemberg22.03.2010 20:59

Liebe Nora,

kannst Du bitte näher erläutern, warum der Gesichtsschleier so wichtig ist?
Trägst Du diesen auch zuhause?
Ab wann tragen Mädchen Kopftuch bzw. Schleier?

Viele Grüße,

Kathrin

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Rana, Hamburg22.03.2010 12:42

Danke! Wie immer sehr interessant! Ganz vieles kann ich sehr gut nachempfinden. Halt die Ohren steif! Rana

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