Ida ist in einer Phase in der sie ganz viel allein machen möchte.
Liebe Leserinnen und Leser,
was man in 10 Minuten, in denen man das Kind abgenommen bekommt alles schafft, erstaunt mich immer wieder.
Ich laufe zu Hochtouren auf, wenn es heißt, ich habe bloß 10 Minuten, um etwas zu erledigen. Heute ist Idas Papa im Homeoffice und konnte mir Ida, bevor sein Meeting beginnt, für 10 Minuten abnehmen. Ida hat auf dem Schoß ihres Papas also fleißig Zahlen abgeglichen und war ihm sicherlich eine große Hilfe am Schreibtisch. Ich konnte die Wäsche sortieren, eine Waschmaschine anmachen und duschen, die Zähne putzen und mich anziehen. Als ich damit fast fertig war, wurde mir Ida von ihrem Papa in das Reisebettchen gesetzt, was wir auf unseren Flur vor unser Badezimmer gestellt haben. Das war die beste Idee überhaupt. Denn Ida weiß jetzt, wie sie sich aus ihrer Babywippe „befreien“ kann. Wenn ich allein zu Hause war, habe ich sie immer, wenn ich duschen gegangen bin oder auf die Toilette musste mitgenommen und in diese Wippe gesetzt.
Da das nach ihrer Befreiungsaktion nun nicht mehr möglich ist, haben wir das Reisebett aufgestellt. In dem Reisebett kann sie sich etwas freier bewegen. Ich habe dadurch auch etwas mehr Freiheit und muss sie nicht allein im Wohnzimmer warten lassen, wenn ich auf die Toilette muss. Ida mal für zwei Sekunden in einem anderen Raum zu lassen ist aktuell sowieso nicht möglich. Sofort geht die Sirene los und sie krabbelt laut brüllend hinter mir her. Sie hängt mir ständig wortwörtlich am Rockzipfel, oder eher am Hosenbein und lässt mich nicht aus den Augen. Selbst beim Schlafen zieht sie das durch. Mittagsschlaf macht Ida nur noch, wenn ich mich neben sie lege. Ansonsten ist sie nach 2 Minuten wieder wach. Ihre Schlafintervalle werden kürzer. Sie schläft auch abends nur für eine halbe, maximal eine Stunde und wacht dann wieder auf. Also stehe ich abends jede halbe Stunde im Schlafzimmer und versuche sie in den Schlaf zu wiegen.
Meistens funktioniert das nur durch Stillen. Das ist für mich sehr kräftezehrend. Tagsüber möchte sie kaum noch an die Brust und wenn, muss ich sie zur Ruhe beim Trinken zwingen, damit sie überhaupt eine Mahlzeit zu sich nimmt. Denn tagsüber ist alles so spannend, dass sie keine Zeit fürs Trinken an Mamas Brust hat.
Sie isst lieber selbst, Brei ist out. Denn alleine essen kann sie schon so gut. Sie verdrückt eine ganze Scheibe Brot – wobei ich nicht sicher bin, wie viel davon tatsächlich im Hund landet und wie viel Ida davon isst. Sie liebt Äpfel, Banane, Zwieback, Knäckebrot und Gurke. Unterwegs trinkt sie schon ganz allein aus ihrem Trinklernbecher und möchte dabei auch keine Hilfe. Denn sie kann das allein! Ida kann nun vieles allein! Sie kann ihre Zähne putzen, sie kann den Löffel halten, sie kann ihre Haare bürsten (nein nicht wirklich), sie kann ihre Socken ausziehen. Wenn ich ihr dabei helfen möchte, guckt sie ganz empört und hält zum Beispiel die Zahnbürste ganz weit weg von mir. Sie ist sich jetzt sehr bewusst über viele Dinge, die sie tut.
Ida weiß auch ganz genau, was sie nicht möchte. Wickeln ist aktuell eine Katastrophe und auch waschen findet sie furchtbar. Baden hingegen ist für sie immer noch das Größte. Das Einzige, was sich dabei geändert hat ist, dass danach das ganze Badezimmer unter Wasser steht und ich am besten einen Bikini angezogen hätte. Beim Essen darf ich ihr nicht den Mund sauber wischen und es führte auch kein Weg daran vorbei, Ida die Fernbedienung des lange unbenutzten DVD-Players zu vermachen. Denn die wollte sie unbedingt haben. Anziehen ist ebenfalls fast zur Unmöglichkeit geworden und wenn ihre Ärmel mal zu lang sind, möchte Ida diese auch so lang behalten. Umkrempeln darf ich die Ärmel selten ohne Gebrüll.
Ich bin sehr stolz auf sie, dass sie nun so selbstständig sein möchte. Natürlich ist das manchmal sehr anstrengend, aber ich freue mich über jede Kleinigkeit die Ida neu lernen möchte und dann allein versucht. Aktuell übt Ida schon aufs Töpfchen zu gehen. Mir ist es wichtig, sie möglichst früh daran zu gewöhnen, damit es für sie etwas ganz Normales ist und sie nicht plötzlich mit Druck irgendetwas lernen muss. Deswegen machen wir das ganz in Ruhe und mit ganz viel Zeit. Zuerst habe ich sie mit Klamotten auf das Töpfchen gesetzt. Einfach nur so. Dann habe ich sie auch mal auf das Töpfchen gesetzt, wenn ich auf der Toilette gesessen habe. Ein paar Tage später habe ich sie dann mal bloß mit einer Windel am Po Platz nehmen lassen. Nach ihrem Mittagsschlaf nehme ich jetzt immer ihre Windel ab und setze Ida quasi direkt nach dem Aufwachen auf ihren kleinen Tron. Zwei Mal hat es bereits geklappt und es landete tatsächlich Pipi in der Schüssel. Da war ich so stolz! Die Reaktion von Idas Papa war: „Das Kind pinkelt in eine Plastikschale und die Mama rastet aus…“ Er hat sich sehr über meine Reaktion amüsiert, war aber glaube selbst etwas stolz. Natürlich gehört das noch nicht zu den Dingen, die Ida bereits bewusst erledigt. Aber das wird sie bald.
Damit der kleine Wurm noch etwas mehr Förderung und Kontakt zu anderen Kindern bekommt – die findet sie aktuell super interessant und spannend – schnuppern wir heute mal beim Kinderturnen rein. Ich bin gespannt, wie Ida es findet und ob sie schon bei manchen Sachen ganz allein mitmachen kann. Ich denke aber, dass sie in einer neuen Umgebung erst einmal wieder meine Nähe suchen wird, und etwas Zeit braucht zum Auftauen.
Bis nächste Woche!
Julia
Bisher wurden noch keine Kommentare abgegeben.