Ibizenkische Urlaubserlebnisse und glückliche Antiheldinnenmütter zu Hause
Hallo Sommerrosenteint!
Ihr Lieben, ich weiß, dass das Wetter in der letzten Woche in Deutschland genauso schön war wie auf der Hippie-Insel Ibiza. Somit habt ihr alle vermutlich schon einen wunderbaren Sommerrosenteint oder mindestens eine Sommersprosse mehr. Natürlich macht die Sommersprossenzucht auf den Balearen viel mehr Spaß als im Münsterland. Ibiza verwöhnte uns erwartungsgemäß mit Meer, Palmen und viel gutem Essen, das wir ausnahmsweise nicht selbst kochen mussten.
Salome und ich wurden von einem guten Freund begleitet. Salome hat zwar keinen Papa, den sie täglich sieht, aber ihr Vater besucht sie derzeit einmal die Woche am Montagnachmittag. Unsere Reisebegleitung nenne ich Bonuspapa. Es ist verrückt, dass die Gesellschaft sofort denkt, wenn ich mit einem Mann unterwegs bin, dass er Salomes Papa sei. Da ich einige männliche Freunde habe, hat Salome somit viele Bonuspapas. Aber da es lustigerweise bei WhatsApp mittlerweile einen schwangeren Mann als Emoji gibt, wird die Gesellschaft in Zukunft hoffentlich immer weltoffener denken.
Wir flogen Samstagnacht von Frankfurt aus auf die Insel Ibiza. Unser Auto parkten wir zehn Minuten entfernt in der Flughafenstraße. Ich fand es lustig, dass wir zufällig in einer Straße dieses Namens einen Parkplatz fanden. Die fast neunmonatige Salome reiste somit vom größten deutschen Flughafen in die Welt hinaus. Dem Baby muss gewiss etwas geboten werden.
Salome ließ der Flughafen sichtlich unbeeindruckt, weil sie die gesamte Zeit am Airport schlief. Zudem war es noch ruhig in den großen Hallen, weil wir morgens um 4.50 Uhr als eines der ersten Flugzeuge abhoben. Aber sie sparte sich die Energie für den Flug auf. Wir gaben Salomes Buggy erst am Gate beim Einsteigen ab. Kaum im Flugzeug angekommen, ging das große Geschrei los. Salome musste mit einem Gurt auf meinem Schoß angeschnallt werden – dazu gab es netterweise ein Kissen, damit es für sie bequemer war und zudem auch weil sie noch nicht den gesamten Anschnallgurt ausfüllte. Auch mit Stilleinheiten ließ sie sich nicht beruhigen. Ich sah nur viele Menschen um Salome herum, die sich ihre Kopfhörer in die Ohren steckten.
Am Flughafen hatte ein anderes Kind lautstark geschrien. In solchen Momenten fühle ich immer sehr mit den Eltern mit. Es ist furchtbar, wenn man sein Kind nicht beruhigen kann und einem noch zu allem Überfluss strafende und genervte Blicke anderer Erwachsenen streifen.
Hier erhaltet ihr nun ein kurzes Reisetagebuch: Am Samstag haben wir nach unserer Ankunft im Hotel noch einen Spaziergang gemacht und uns von der nächtlichen Reise ausgeruht. Am nächsten Tag, es war Muttertag, der 8.5.2022, und es war mein erster richtiger Muttertag. Letztes Jahr hatte ich zwar schon einen Mutterpass und meinen Bauch bewusst in einem engen Top am Muttertag gesehen, aber Nora war noch versteckt. Heute war sie nicht mehr versteckt. Sie war in der Trage bei unserer Wanderung zum Torre de Balansat sehr aufmerksam und schaute sich die ungewohnte Landschaft an. Es war eine wunderschöne Wanderung, auf der man zu seiner Rechten durchgehend das leuchtend türkisschimmernde Meer im Auge hatte. Zwischendurch verfärbte sich der Ozean auch in tintenblaue Kleckse. Ich habe gelesen, dass Ibiza so klares Wasser aufgrund des Seegrases vor der ibizenkischen Küste hat. Ein Augenschmaus.
Am kommenden Tag fuhren wir nach Eivissa. Busfahren und Wandern gelingt mit Salome gut in der Trage. Wenn Salome schreit, greift meine Brustwarzenpädagogik, bei der ich einfach immer das Kind stille, wenn es weint. Beim Wandern konnte Salome die ganze Zeit an der Brustwarze nuckeln. Leider hatte ich hinterher an den Brüsten blaue Flecken. Am Freitag waren wir nochmal in Ibizas Hauptstadt, um das Mittelalterfest zu genießen, das am Montag leider noch nicht begonnen hatte. Salome gefiel es und ich kaufte aus Holz einen Glücksbaum, auf dem ihr ausgesägter Name als Holzschild geleimt wurde.
Salome ist ein Actionkind. Bei Ausflügen ist sie immer zufrieden. Als sie aber in der Strandmuschel krabbeln und spielen konnte, war sie nach genau fünf Minuten gelangweilt. Übrigens, die Strandmuschel wieder richtig einzufalten, ist wirklich unendlich kompliziert.
Salome mag es außerdem nicht, am Tisch zu sitzen und zu essen oder uns beim Essen zu zusehen, wenn sie nicht essen will. Sie ist sehr schnell, quasi sofort, im Hochstuhl genervt und brüllt andere Kinder an. Entspannt frühstücken und Essen gehen, mache ich dann einfach wieder, wenn sie in der Pubertät ist.
Bisher ist Salome keine Wassernixe. Ich möchte unbedingt mit ihr Babyschwimmen machen, aber alles in meiner Nähe ist ausgebucht. Übrigens war Salome das Meer und der Hotelpool zu kalt – mir aber ehrlich gesagt auch. Wenn ich sie mit den Füßen ins Wasser hielt, schrie sie. Ein gleichaltriges Kind war mit ihrem Vater, ohne zu schreien, im Wasser. Das Mädchen hieß Marlene und ich habe sie bewundert. Nach weiteren Tagen mit vielen Wanderungen mit Salome in der Trage ging es dann am Samstagmorgen wieder zurück nach Deutschland.
Der Rücktransfer vom Hotel zum Flughafen hat leider nicht so einwandfrei funktioniert. Wir haben zwar einen Tag zuvor einen Bus gebucht, allerdings kam der Bus morgens nicht. In vielen Reiseführern und von dem Hotelpersonal hört man, dass man sich in Wochenendnächten nicht auf Taxis verlassen soll. Denn wenn die Taxis in Ibiza Stadt, also Eivissa, mit Taxifahrten von Partygästen mehr Umsatz machen können, fahren die Taxis nicht erst weit raus nach Puerto de San Miguel. Trotz dieser Negativprophezeiung haben wir schnell ein Taxi bekommen, als der Bus nicht kam und gelangten so noch rechtzeitig zum Flughafen.
Der Rückflug war entspannter als der Hinflug. Salome hat fast gar nicht geweint. Beim Anstehen am Gate haben wir ein junges Paar kennengelernt und die Frau sagte zu mir, dass ich bestimmt eine coole und entspannte Mama sei. Ich sagte sofort: „Nein! Ich wäre es so oft so gern.“
Ich fühle mich oft wie eine Antiheldenmama. Ich kann mein Kind nicht schreien lassen und als sie einmal im Auto saß und sich das Auto automatisch abgeschlossen hatte, fing ich hysterisch an zu heulen, statt die entspannte Mama zu sein und so mein Kind zu beruhigen. Ich bin viel zu oft am Ende - hauptsächlich vor Müdigkeit und weil ich Dinge, die ich mir vornehme, einfach nicht schaffe. Es ist fast immer chaotisch in meiner Wohnung. Meine Brüste haben blaue Flecken und mein ständiges Accessoire ist wahlweise ein Brei- oder Milchfleck auf dem Kleidungsstück. An guten Tagen gibt es auch beides. Ich trage häufig schwarze T-Shirts, was meinen Reisegefährten verwundert hat, da ich früher immer kunterbunte Oberteile getragen habe. Aber bei schwarzen T-Shirts fallen die Milchflecke an den Brüsten nicht so auf. Denn vor und nach dem Stillen geht immer ein Tropfen daneben. Und ich fühle mich mehr am Ende als alle anderen Erdenbürgerinnen. Obwohl ich nur ein kleines Baby habe. Was machen Eltern nur mit mehreren und vielleicht noch kranken Kindern? Ich bewundere sie! Weder ich kann jedoch diesen 24h Job kündigen, noch kann sich meine Tochter eine andere Mutter suchen und mir kündigen. Muttersein ist erstmal konkurrenzlos. Man muss sich nicht beweisen und somit existiert kein Gefühl von einer heldenhaften Mama in mir.
Mittlerweile verstehe ich auch, warum die Natur es so gehandhabt hat, dass man zu zweit ein Kind bekommt. Weil man dann besser in dem Job ist, wenn man mal kurz eine Pause hat. Hätte ich jeden Tag eine Stunde Pause und der Partner würde sich um meine Tochter kümmern, dann wäre ich eine bessere Mutter. Aber was nützt schon die Gedankenmaschine. Am Ende erhalte ich doch den schönsten Lohn für meinen Job: Meine Tochter lächelt mich im größten Chaos an, während mein T-Shirt an den Brüsten nass und Milch- und Breiflecken gemustert ist.
Kurzgefasst: Der Urlaub war wunderschön, aber nicht erholsam in dem Sinne, dass man ausgeschlafen ist. Es war ein Tapetenwechsel, der Einem neue Energie gibt. Ich habe mich aber auch bei der Rückfahrt im Auto auf unser Zuhause gefreut, denn hier kann ich Salome an das Spielfenster legen und sie ist mit ihrem Spielzeug beschäftigt. In ihrem gewohnten Umfeld ist sie auch oft zufrieden und das gibt mir das Gefühl, dass sie sich hier wohlfühlt.
Übrigens haben Salome, ihr Vater und ich einen Ausflug ins Dorffreibad gemacht. Und mein kleiner schöner Dorfmoment war neben dem ziemlich leeren Freibad eine Pommes mit einem Ketchup- und Mayo-Hügel, auf dem ein frisches Petersilienblatt thronte. Außerdem aß man nicht von Plastikgabeln, sondern von Edelstahl Kuchengabeln, die danach nicht weggeworfen wurden, sondern mit denen sich noch viele weitere Schwimmbadgäste ins dekadente Pommeskoma essen werden können.
Ihr werdet in diesem Tagebucheintrag mit wunderbaren Urlaubsbildern verwöhnt und etwas Schönes kommt zum Schluss. Als ich nach Hause kam, wartete ein unendlich liebevoll verpacktes Geschenk von lovelymama auf mich, und zwar einen Stillschlafanzug. Bisher habe ich mir außer Still-BHs nichts gekauft, weil ich dachte, dass sich das nicht lohnt. Neun Monate später stille ich immer noch und es hätte sich bestimmt gelohnt. Und wenn man schon mit Baby nicht mehr gut schläft, dann soll man wenigstens schön und angenehm gekleidet schlafen. Man spürt direkt die wunderbare Qualität des Schlafanzugs, wenn man ihn anfasst. Und natürlich gibt es viele Vorteile von einem Still-Oberteil. Der Rücken wird nicht kalt, weil man nicht sein gesamtes Oberteil hochziehen muss. Zu Hause ist mein Rücken immer unbedeckt. Wenn ich unterwegs bin, trage ich Oberteile zum Knöpfen oder T-Shirts mit weiten Ausschnitten, damit ich leicht stillen kann. Übrigens neben der hochwertigen Qualität des Schlafanzugs kann man die Schlafanzughose zusätzlich auch als Umstandshose in der Schwangerschaft tragen.
Mein Geschenk, was ich vor kurzem erhielt, ist der OvulaRing. Ich finde den Ring äußerst praktisch. Allerdings hat sich mein Zyklus noch nicht nach der Geburt eingespielt und daher würde ich dem Ring noch nicht als Verhütungsmittel vertrauen. Abstinenz ist sicherlich die beste Verhütung.
Und wer kennt es nicht, dass das Kinderspielzeug für die Kleinen langweilig ist und die Dinge für die Erwachsenen viel spannender sind? Salome faszinieren Wasserflaschen und noch viel mehr Kabel. Hier ist Salome nicht wählerisch. Das lange glatte Staubsaugerkabel, was sich wie von Zauberhand aufwickelt oder das geringelte dicke Hotelföhnkabel ziehen Salomes Marzipanhände gleichmäßig magisch an. Und natürlich findet Salome auch immer ein Ladekabel für ein Handy, egal wie gut ich es vor ihren kleinen Mandelaugen verstecke.
Übrigens: Heute stand Salomes zweite Meningitis B Impfung an. Sie hat zwar geweint, aber es trotzdem heldenhaft gemeistert. Sie ist richtig K.O. und schläft viel. Ich habe meine Tochter noch nie so erschöpft gesehen. Aber sie wacht auch immer wieder auf und will in den Arm genommen werden oder in den Genuss meiner Brustwarzenpädagogik kommen.
Und zum Schluss: Ein Urlaubskuss ist ein Muss!
Eure Salome und Vroni