In dieser Woche standen die Gedanken an die bevorstehende Geburt hinten an - denn wir erhielten tolle Nachrichten bzgl. meines Vaters. Außerdem fühle ich mich so fit, dass ich immer mal wieder fühle, ob da wirklich ein Bauch ist, um mich zu vergewissern, dass ich wirklich schwanger bin...
Schon wieder ist der Tag der Tage ein ganzes Stück näher gerückt und ich bin weder aufgeregt noch nervös noch fühle ich mich, als müsste ich die restlichen Tage vor der Geburt nur zu Hause verbringen. Scheinbar denken dies aber viele andere, die mich jedes Mal mit großen Augen ganz ungläubig angucken, wenn sie hören, dass es nun nur noch etwa zwei Wochen bis zum errechneten Geburtstermin sind. Wobei ich jedes Mal daraufhin weise, dass es ja auch noch „viiel“ länger dauern könnte, wenn der kleine Herr sich nicht „termingerecht“ auf den Weg machen sollte. Logischerweise bedeutet dies ja aber auch, dass es genauso gut heute Nacht oder morgen losgehen kann. Aber in meiner Vorstellung ist es trotzdem noch eine halbe Ewigkeit hin bis wir unser Baby endlich im Arm halten werden. Julian ist da ganz anderer Meinung, er wettet darauf, dass Baby Walter sich nächste Woche, also noch vor dem Termin, auf den Weg macht. Ich werde aber versuchen, mich nicht auf irgendeinen Tag zu versteifen, denn so richtig kann ich immer noch nicht glauben, dass es tatsächlich so exakt ausgerechnet werden kann. Zumal ich, wenn ich alle nötigen Daten im Internet eingebe oder auf der Drehscheibe beim Frauenarzt auf bisher zwei verschiedene Daten komme (15. und 17. September) während die Ärztin zunächst den 16. und später korrigiert den 18. September in den Mutterpass eingetragen hat. Welches Datum Baby Walter sich auch aussucht, die große Sause zu meinem eigenen Geburtstag am 16.9. werde ich vorsichtshalber für dieses Jahr ausfallen lassen ;-)
Eigentlich wollte ich aber von meiner hohen Vitalität der letzten Tage schreiben, die einige gefühlt ziemlich erschreckt. Durch unseren Hund Tony bin ich ja sowieso mehrmals am Tag draußen und da ich viel Zeit habe und um die Tage sinnvoll zu gestalten gehe ich –jaaa, auch jetzt noch – meinem Hobby „Hund“ natürlich noch zeitintensiver nach. Wie auch schon „damals“ (also vor meiner Zeit in Hamburg) gehe ich wieder vermehrt ins Tierheim und führe dort Hunde spazieren. Da haben nicht nur die Tierheimhunde etwas von, sondern natürlich auch Tony, der immer dabei ist, und ich eben auch. Zweimal in der Woche gehe ich dann zusätzlich zum Trainieren auf den Hundeplatz. Zugegeben, nach solchen Tagen bin ich dann abends ganz schön k.o., aber während des Trainings stehe ich den Unschwangeren in nichts nach. Ich laufe genauso über den Platz und krabbel – wenn es sein muss – durch einen Agility-Tunnel um Tony die Scheu davor zu nehmen. Auf dem Hundeplatz sieht man immer mal wieder neue Gesichter und so ebben auch die Fragen nach dem Geburtstermin und die verwunderten Gesichtsausdrücke nicht ab. Die Standardantwort auf die kurze Zeit bis zum Geburtstermin lautet in dem Fall: „Und dann noch hier? Unterwegs? Auf dem Platz? Beim Sport?“
Ich bin mir durchaus bewusst, dass es mich bezüglich der wenigen bis gar keinen Schwangerschaftsbeschwerden wirklich gut getroffen hat. Aber für mich ist es so normal, draußen „herumzuturnen“, dass ich oft vergesse, was manch andere Schwangere täglich durchmachen. Aber so langsam ist es ja auch an der Zeit, einfach mal wieder Glück zu haben!
Wie ich schon einmal erwähnt habe, hatten wir im letzten Jahr leider etwas zu wenig davon. Bei meinem Vater wurde Lungenkrebs diagnostiziert und neben einer missglückten Operation mit anschließendem Koma und unzähligen Krankenhausaufenthalten (darunter über Weihnachten) haben wir einige unschöne Stunden durchgemacht. Wir erhielten in der ganzen Zeit diverse „Diagnosen“, die letztendlich alle das gleiche schreckliche Ergebnis hatten, dass meinem Vater nicht mehr viel Zeit bleibt. Aber aufgeklärt gefühlt haben wir uns trotzdem nie. Zwischendurch wurde uns sogar mitgeteilt, dass wir uns freuen könnten, wenn mein Vater es noch einmal aus dem Krankenhaus nach Hause schaffen würde, um ein paar „letzte Dinge zu erledigen“, wie es der Arzt damals ausdrückte. Zu der Zeit fiel es mir besonders schwer, mich über die Schwangerschaft und auf das Baby zu freuen, denn mit jedem „geschafften“ Tag der Schwangerschaft verloren wir einen Tag Lebenszeit für meinen Vater. Mich konnten auch Sätze wie „Aber freu dich doch, dass dein Vater die Geburt seines Enkelkindes noch mit erlebt“ nicht aufheitern, denn zum einen war das gar nicht so sicher und zum anderen konnte mich etwas bis dahin so Selbstverständliches nicht aufheitern. Mein Vater ist dieses Jahr 50 geworden und ich werde 29 – theoretisch kann er doch den Uni-Abschluss seines Enkels oder die Geburt seines Urenkels noch erleben!
Wie dem auch sei, nach allen Tiefschlägen und schlechten Prognosen haben wir nun in der letzten Woche erfahren, dass die Chemotherapie, der mein Vater sich –glücklicherweise trotz schlechter Aussichten – noch unterzieht, bei ihm sehr gut anschlägt. Der Tumor ist tatsächlich geschrumpft und kaum noch sichtbar. Mittlerweile ist mein Vater vom Krankenhaus zu einer Arztpraxis gewechselt, so dass er nicht permanent stationär aufgenommen werden muss, was sich nur positiv auf das Gemüt und die Gesamtsituation auswirkt. Die jetzt behandelnden Ärzte sprechen nun nicht mehr von einer begrenzten Lebenszeit. Natürlich kann niemand die Entwicklung einer solch schweren Krankheit voraussagen, aber in unserem Fall ist genau das ein riesiger Fortschritt. Plötzlich kann man wieder in die Zukunft schauen und schöne Sachen planen ohne sich ständig zu fragen, ob mit oder ohne Opa. Hurra!
Das war also unser Highlight der letzten Tage. Ich würde sogar behaupten der letzten Monate. Irgendwie gibt mir das auch die Gelassenheit für die bevorstehende Geburt. Ich sehe, was Menschen durchmachen können/müssen, da werde ich wohl ein paar Stunden Geburt hinkriegen! Außerdem muss ich da ja nicht alleine durch, für Baby Walter wird es genauso anstrengend und aufregend und Julian wird uns beide dabei unterstützen. Ich bin mir sicher, dass er das super machen wird. Er muss sich nur noch aus dem Kopf schlagen, dass ich unter der Geburt „tönen“ werde. Im Geburtsvorbereitungskurs habe ich schon die Übung dazu ausgelassen – ich bin einfach nicht der Typ, der unter Schmerzen und Anstrengung auch noch das ABC singt. Denn dann müsste ich über mich selbst lachen und das ist in so einer Situation vielleicht eher kontraproduktiv? Ich werde auf jeden Fall davon berichten.
Damit höre ich für heute auch mal auf, denn mir steht noch eine Kleiderschrank-Durchwühl-Aktion bevor. Wir sind in dieser Woche auf eine Hochzeit eingeladen, die aus Standesamtlicher Trauung, Polterabend und kirchlicher Zeremonie besteht. Ganz toll, wo ich doch so viele schöne Anziehsachen in Größe 5XL besitze… Was für eine Herausforderung! Ich sag mal so, momentan habe ich keine Lösung, sondern bewundere das Problem.
In diesem Sinne...
Some things in life are bad,
They can really make you mad,
Other things just make you swear and curse,
When you're chewing on life's gristle,
Don't grumble,
Give a whistle
And this'll help things turn out for the best.
And...
Always look on the bright side of life.
„Always look on the bright side of life.” (Monty Python)
Liebe Grüße, Patrizia