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Honig in der Schwangerschaft: Warum er erlaubt ist

In der Schwangerschaft sind naturbelassene tierische Produkte tabu. Warum ist das aber für Honig anders? Dieser Beitrag erklärt die Hintergründe und zeigt auf, wann Honig sogar vorteilhaft für Schwangere sein kann.

In diesem Artikel:

Schwangere dürfen ruhigen Gewissens Honig essen

Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass Honig in der Schwangerschaft verboten ist. Dieser kommt dadurch zustande, da es sich bei Honig um ein naturbelassenes tierisches Lebensmittel handelt. Derartige Lebensmittel wie Rohmilchkäse und Rohwürste sind tatsächlich in der Schwangerschaft nicht erlaubt. Da Honig jedoch antimikrobielle Eigenschaften besitzt, stellt er eine Ausnahme dar und birgt kein Risiko, Schwangere mit Listeriose oder Toxoplasmose zu infizieren. Hingegen können Sporen des Bakteriums Clostridium botulinum zwar im Honig überleben, sind aber für Schwangere ebenso unbedenklich wie für andere gesunde Erwachsene. Ihr Verdauungstrakt weist ein so ungünstiges Milieu für Clostridium botulinum auf, dass sich die Sporen dort nicht aktivieren können. Daher kommt es weder zu einer Vermehrung der Bakterien noch zu einer Bildung des Nervengifts Botulinumtoxin. Auf diese Weise schützt der Verdauungstrakt der schwangeren Frau gleichzeitig das ungeborene Kind. Nur wenn Honig nicht als Nahrungsmittel genossen wird, sondern über offene Wunden in den Kreislauf der Schwangeren gelangt, können möglicherweise darin enthaltene Botulinum-Sporen einen sogenannten Wundbotulismus auslösen und gefährlich werden.

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Honig ist für Kinder unter einem Jahr tabu

Wenn Kinder unter einem Jahr selbst mit Botulinum-Sporen belasteten Honig essen, können sich die Sporen in ihrem Magen-Darm-Trakt aktivieren und zur Vergiftungserkrankung Botulismus führen. Denn der Verdauungstrakt bietet in den ersten 12 Lebensmonaten noch keinen ausreichenden Schutz vor den Sporen, da er recht empfindlich und sein Milieu nicht sauer genug ist. Daher ist naturbelassener Honig für Kinder unter einem Jahr tabu.

Honig in der Stillzeit

In der Stillzeit ist Honig als Nahrungsmittel für die Mutter ebenfalls kein Problem. Selbst wenn Botulinum-Sporen im Honig enthalten sein sollten, gelangen sie nicht in die Muttermilch. Jedoch sollten stillende Mütter sicherheitshalber darauf verzichten, wunde Brustwarzen mit Honig zu behandeln. Denn sonst könnte das Kind versehentlich den Honig beim Stillen aufnehmen und gleichzeitig die womöglich darin befindlichen Sporen.

Mit dem Honig nicht übertreiben

Honig besteht zu ungefähr 80 Prozent aus Zucker und 100 Gramm Honig haben etwa 300 Kilokalorien.¹  Auch wenn Honig als gesündere Alternative zu Haushaltszucker gilt, kann ein übermäßiger Honigkonsum zu einer zu hohen Aufnahme von Zucker und Kalorien führen. Daher sollten gerade Schwangere mit dem Honiggenuss nicht übertreiben. Wissenschaftlern zufolge kann eine zu starke Gewichtszunahme in der Schwangerschaft die Entstehung eines Schwangerschaftsdiabetes begünstigen.² Ein Schwangerschaftsdiabetes kann sowohl für die werdende Mutter als auch für das ungeborene Kind schwerwiegende Folgen haben. Laut manchen Studien besitzt Honig zwar möglicherweise eine antidiabetische Wirkung, aber diese ist noch nicht eindeutig bewiesen und bezieht sich nur auf Diabetes Typ 1 und 2.¹ ³ Außerdem ist dabei die Menge an Honig ebenso entscheidend.

Vorteile von Honig in der Schwangerschaft

Wenn schwangere Frauen Honig in Maßen genießen und Haushaltszucker dadurch vollständig ersetzen, kann Honig allerdings wirklich Vorteile für ihre Gesundheit haben. Honig enthält eine Vielzahl an Inhaltsstoffen und eine Mischung aus unterschiedlichen Zuckern. Daher vermuten Wissenschaftler, dass der Körper Honig anders verstoffwechselt als raffinierten Zucker und Honig deshalb das gesündere Süßungsmittel ist.³ ⁴ ⁵ Darüber hinaus können schwangere Frauen Honig zur Linderung bei Erkältungserscheinungen wie Husten nutzen, da für sie Medikamente meist keine Option sind. Dazu können sie einfach einen Teelöffel puren Honig langsam im Mund zergehen lassen. Wissenschaftliche Studien sprechen für eine tatsächliche Wirksamkeit von Honig bei derartigen Beschwerden.⁶

Das Video wurde von Bienen.info erstellt. Dort findest du auch eine informative Info-Grafik zum Thema Honig während der Schwangerschaft.

Studien zur medizinischen Anwendung von Honig bei Schwangeren

Es gibt nur sehr wenige Studien, die sich mit der medizinischen Anwendung von Honig während der Schwangerschaft befassen. In einer Studie untersuchten Forscher beispielsweise die Wirkung von Honig auf Bakterien, die sie aus den Harnwegen schwangerer Frauen mit Harnwegsinfekten entnahmen.⁷ Der Honig wirkte in den Laborversuchen erfolgreich gegen die isolierten Bakterien. Die Wissenschaftler erhoffen sich, dass Honig zukünftig zur Therapie von ansonsten schwer behandelbaren Harnwegsinfekten bei Schwangeren dienen kann. Bis es so weit ist, müssen jedoch noch weitere Studien folgen. Eine andere Studie beschäftigt sich mit dem Nutzen von einem Honig-Joghurt-Gemisch bei vaginalen Pilzinfektionen in der Schwangerschaft.⁸ Dazu wurde den schwangeren Probandinnen das Gemisch vaginal aufgetragen. In über 76 Prozent der Fälle verlief die Behandlung mit der Honig-Mischung erfolgreich. Allerdings sind auch für dieses Anwendungsgebiet noch weitere Studien notwendig, bevor Ärzte hierzulande Schwangere damit routinemäßig behandeln können.

Honig in der Schwangerschaft - Fazit

Honig ist für Schwangere und stillende Frauen ein unbedenkliches Lebensmittel. Sie sollten aber aufgrund des hohen Zuckergehaltes darauf achten, Honig nur in Maßen zu genießen. Außerdem können sie Honig als natürliches Mittel gegen Husten ausprobieren. Kinder dürfen Honig hingegen erst ab einem Alter von 12 Monaten essen. Vorher ist für sie die Gefahr zu groß, sich mit Botulismus zu infizieren. Wenn weiterhin Zweifel oder individuelle Fragen zum Honigverzehr in der Schwangerschaft bestehen, ist der eigene Frauenarzt immer der beste Ansprechpartner.


¹ Bobis, et al.(2018) Honey and Diabetes: The Importance of Natural Simple Sugars in Diet for Preventing and Treating Different Type of Diabetes. Oxidative medicine and cellular longevity.2018:4757893. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5817209/
² MacDonald, et al.(2017) Patterns of Gestational Weight Gain in Early Pregnancy and Risk of Gestational Diabetes Mellitus. Epidemiology.28(3):419-27. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28151742
³ Ramli, et al.(2018) A Review on the Protective Effects of Honey against Metabolic Syndrome. Nutrients.10(8)http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30072671
⁴ Hemmati, et al.(2015) Anti-atherogenic Potential of Natural Honey: Anti-diabetic and Antioxidant Approaches. Journal of Pharmacy and Pharmacology.3(2015):278-84.
⁵ Larson-Meyer, et al.(2010) Effect of Honey versus Sucrose on Appetite, Appetite-Regulating Hormones, and Postmeal Thermogenesis. Journal of the American College of Nutrition.29(5):482-93. https://doi.org/10.1080/07315724.2010.10719885
⁶ Oduwole, et al.(2018) Honey for acute cough in children. Cochrane Database of Systematic Reviews.(4)https://doi.org//10.1002/14651858.CD007094.pub5
⁷ Bouacha, et al.(2018) Honey Bee as Alternative Medicine to Treat Eleven Multidrug-Resistant Bacteria Causing Urinary Tract Infection during Pregnancy. Sci Pharm.86(2)http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29652864
⁸ Abdelmonem, et al.(2012) Bee-honey and yogurt: a novel mixture for treating patients with vulvovaginal candidiasis during pregnancy. Arch Gynecol Obstet.286(1):109-14. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22314434