Das Mütterturnen mach ich wieder in der Praxis vom letzten Mal, die haben immer noch das gleiche, durchschlagende Argument – neben dem Übungsbereich ist ein heller, fast schalldichter Raum voller Matratzen, Stillkissen, Hängematten UND einer Babysitterin !
6. + 7. Lebenswoche
Tatkräftige Unterstützung und Hilfe war angereist
– die Omi aus NRW.
Na ja, in der Tat war meine Mutter mit dem festen Willen für eine Woche nach München gekommen um uns zu unterstützen und zu helfen wo es Hilfe brauchte. Und ich wollte sie wirklich in die Pflicht nehmen, jaa, ich hatte mir einige Ecken in der Wohnung überlegt, Dinge die unbedingt mal wieder getan bzw. angeschaut werden sollten.
Jaaa…ich…wir…nun ja…es ist nicht so wirklich zu den Dingen gekommen, die wir beide uns vorgenommen hatten. Außer natürlich, dass sie Leif viel angeschaut, auf dem Arm gehalten, ihm die ein oder andere Ecke unserer Wohnung gezeigt, ein paar Fotos gemacht hat, wir uns viel unterhalten haben, ahh…mir fällt doch noch etwas ein – meine Mutter hat sich alle ungebügelten Hemden vom Hausherrn vorgenommen und sie geplättet.
Ach was solls, wahrscheinlich hatte Christian es eh bereits schon vorher gewusst und so ein Schwiegersohn will ja auch nur ungern enttäuscht werden.
Außerdem noch unerwähnt, meine achtjährige Nichte war ja auch dabei und so konnte es natürlich kein reiner Putzurlaub in Bayern werden.
Die junge Dame spielte viel mit Mats, die größeren Frauen spielten viel mit Leif, wobei meine Mom zurecht meinte:
„Es erinnert mich alles sehr an die Zeit vor dreieinhalb Jahren, da hast Du auch schon die ganze Zeit gestillt.“ Und ganz ehrlich – es stimmt.
Ich füttere den jungen Herrn schon oft.
Mats hat ein großes Wimmelbuch - „Der Ausflug“ beschreibt einen Tag im Grünen von morgens bis abends. (Ein wirklich tolles Buch.) Die ca. 20 Hauptpersonen haben Namen und finden sich auf jeder Seite wieder, so auch „Onkel Willi“. Dieser ist mopsig bis übergewichtig und ist sicher immer da zu finden, wo es was zu essen gibt, denn er isst den gaaaanzen Tag.
Auch Leif scheint gefühlsmäßig die ganze Zeit zu futtern, dass er nur Muttermilch zu sich nimmt, hat die Kinder nicht abgehalten ihn umzutaufen. In diesen Tagen wird er gern Leif Onkel Willi Bennet genannt, sein erster Spitzname.
Leif ist nicht dick, aber so angenehm speckig, mit so Sumo-Ringer-Babys kann er es allerdings noch lange nicht aufnehmen, na ja, wir haben ja noch ein bisschen Zeit… :)
Passend zu Ehren des Besuchs, wird unser Kleiner immer aufmerksamer, er schaut sich immer mehr um, verfolgt mit seinen noch stahlblauen Augen wenige Sekunden die Bewegungen der Umstehenden - um dann wieder etwas super Interessantes in der anderen Ecke zu fixieren.
Als er einmal, auf dem Arm seiner Omi, den Blick gar nicht abwenden wollte, hab ich mich entsprechend verrenkt und hab's herausgefunden. Die Pfannen, die an der Küchenwand hängen, hatten ihn in ihren Bann gezogen, glänzen ja auch schön. Allerdings haben wir Koch in seiner Vita, nee also in unserer Berufsplanung für ihn nicht vorgesehen – er soll doch mal Golfprofi werden.
Wenig verletzungsträchtig, immer an der frischen Luft und im Grünen und dabei ist auch noch viel Geld zu verdienen um seine Eltern zu unterstützen – ja manno, irgendwer muss doch auch mal den Generationenvertrag erfüllen
– is doch wahr !
Nachdem der Besuch uns verlassen hat und Leif nicht mehr bei jedem Krähen betüddelt wird, da waren ja wirklich genug Hände da, zieht der Alltag wieder ein oder wenigstens so ähnlich. In dieser Woche gibt es zwei geplante Premieren, die erste Stunde Rückbildungsgymnastik und der erste Besuch bei der Physiotherapeutin.
Das Mütterturnen mach ich wieder in der Praxis vom letzten Mal, die haben immer noch das gleiche, durchschlagende Argument – neben dem Übungsbereich ist ein heller, fast schalldichter Raum voller Matratzen, Stillkissen, Hängematten UND einer Babysitterin !
Sie haben sogar zwei Damen die den Job machen. Das ist absolut Gold wert.
Wenn ich immer die Geschichten von anderen Müttern höre, die mit ihren Kindern turnen bzw. sie dabei im Kreis vor sich liegen haben – nööö, möchte ich nicht, ganz bewusst nicht – maximal als Zweites, als extra Turn-Termin könnte ich es mir vorstellen.
Ich empfinde es als so angenehm, meinen Süßen im Nebenraum zu wissen und mich nicht bei jedem Pieps von ihm ablenken zu lassen. Nur wenn sich ein Baby absolut nicht beruhigen lässt, es ausläuft oder seinen unerschütterlichen Willen zeigt Milch aufzunehmen, kommt die gute Frau raus mit einem Es-geht-leider-wirklich-nicht-mehr-Blick und der Frage: „Wer gehört zu diesem sehr ausdauerndem Kind?“
Wenn die sehr goldige, von den beiden Sitterinnen, da ist, hab ich eine 95% Wahrscheinlichkeit die ganze Zeit ungestört mich meinem gebeuteltem Rücken, dem noch etwas schlaffen Beckenboden und anderen Körperpartien zu widmen. Da abends turnen gehen für mich, wegen der Stillbereitschaft, keine Option ist
– DAS ist eine echte Alternative.
Der erste Besuch bei der Physiotante war leider nicht der Hit. Ich hatte nur einen sehr frühen Termin bekommen, direkt nachdem ich Mats in die Krippe gebracht hatte und anstatt Leif, konnte ich nur einen hungrigen Onkel Willi präsentieren. Der Kurze hatte doch rechten Kohldampf und war nicht zur Zusammenarbeit bereit. Ein erstes Anschauen und Beurteilen durch die Therapeutin ließ er allerdings schon zu.
Als Vorführeffekt hatte er erstmal den Kopf auf der anderen Seite, aber in Bauchlage zeigte sich dann doch seine Schiefhaltung deutlich. Na ja, noch fünf Termine im hoffentlich satten Zustand werden sicher einiges an Muskel-,Wirbelsäulen-Mini-Kneterei zulassen.
Ich war übrigens, bzw. Leif war es auch – wir waren das erste Mal seitdem er aus seinem dunklem Appartement ausgezogen ist, getrennt. Mir ist es nicht einmal bewusst geworden, ich Rabenmutter ich!
Mats und ich sind am verregneten Wochenende schnell mal raus um noch frische Luft und ein wenig Sonne mitzubekommen, nach einer Stunde waren wir wieder da und Christian fragte erwartungsvoll: „Und?“ „Und was?!“
„Ja – wie war‘s?“ „Na ja, Spielplatz halt… hä?!!!“ Er klärte mich auf und ich hatte ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Allerdings reiht sich diese kleine Begebenheit brav ein in die Schlange der Läuft-so-nebenher-/hatten-wir-schon-mal/geht-etwas-unter-Situationen. Wenn ich bedenke, wieviel zig(!) Fotos wir schon zu diesem Zeitpunkt vom Erstgeborenen hatten, nee, nee – keine Ahnung wie ich das Leif später mal erklären soll…?
Na ja, vielleicht lässt er sich ja damit besänftigen, dass ich voller Stolz bemerkt habe, dass er in seiner siebten Lebenswoche (draußen) zum ersten Mal wach(!) gelächelt, geschmunzelt, geschäkert hat. Beide Mundwinkel angehoben, den Mund leicht geöffnet, hat er – nein, nicht seine Mama, sondern seine Tante Brigitte, angelächelt.
Am darauffolgenden Tag hat er sein graniterweichendes Grinsen der Physiotherapeutin gezeigt und weil es bis dato immer nur ein Schmunzeln pro Tag gibt, musste ich bis zum dritten Tag warten. Gestern war es also nun soweit, ich passte auf wie ein Luchs, dass sich keine erwachsene, weibliche Person in seiner Nähe befand und dann, dann bekam auch ich was geschenkt.
Ein ganz zartes, feines, sanftes, natürlich wundersüßes Lächeln
– das macht einfach Lust auf mehr.
Ich kann mich übrigens gut erinnern, das ist die Vorstufe zu diesem glucksendem Baby-Lachen – ach, da freu ich mich auch schon drauf. Haahhh, seuffzzz.
Einen lieben Gruß (lächelnd),
wünscht Euch,
Nicole
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