Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
Unsere Mädels wachsen und machen Riesen Fortschritte.
Hallo Ihr Lieben!
Letzten Donnerstag war es soweit und die Beiden haben die nächsten Gewichtsmarken geknackt. Liana war 735 Gramm schwer und Luana 1005 Gramm! Liana hat nun langsam gemacht mit zunehmen und war gestern 740 Gramm schwer und Luana hat Vollgas gegeben und wiegt sage und schreibe 1150 Gramm! Seit Donnerstag hat Luana ein neues System wegen der Atmung. Sie wurde Schritt für Schritt an das so genannte High Flow gewöhnt. Da bekommt sie einfach vorgewärmte Luft in die Nase und atmet total selbständig. Auch der Druck in den Lungen welcher mit dem CPAP aufrechterhalten wurde, reguliert sie jetzt selbst. Sie hat sich gut an dieses System gewöhnt und ist mit der Atmung stabil. Es kommt wohl öfters vor, dass sie auch ohne diese Hilfe atmet, da sie sich durch ihre Bewegungen diese Stöpsel aus der Nase bugsiert hat und das Teil irgendwo hängt, nur nicht dort, wo es hin gehört. Umso besser, wenn sie auch ohne High Flow gut atmet. Luana hat seit letzter Woche nun auch einen Body an. Das bekommen die Kinder, wenn die Atmung soweit stabil ist, so dass die Pflegerinnen nicht mehr freie Sicht auf den Rücken bzw. Brust brauchen. Mit dem Body sieht Luana schon viel mehr nach einem Baby aus und nicht mehr nach einem Frühgeborenen.
Am Freitag waren dann beide gemeinsam bei mir am Känguruhen. Liana noch mit dem CPAP und Luana ganz ohne Hilfe. Bis anhin haben wir immer von einer Mahlzeit zur nächsten gekänguruht, also ca. 1 ¾ Stunden. Am Freitag haben die Beiden das erste Mal zwei Mahlzeiten außerhalb der Isolette bekommen und waren so gut 3 ¾ Stunden bei mir! Anfangs wurden auch die warmen Tücher, mit welchen sie während dem Känguruhen zugedeckt sind, noch ausgetauscht. Das braucht es mittlerweile auch nicht mehr und das warme Kirschkernkissen für die Füße haben wir auch verbannt. Wir hatten nämlich jetzt als eher heiß als kalt, die Temperaturregelung funktioniert also auch immer besser. Die beiden haben jetzt auch nur noch etwa 30 Grad in der Isolette und auch nicht mehr eine so hohe Luftfeuchtigkeit wie am Anfang.
Der Samstag war dann Papas großer Tag, da durften beide das erste Mal gemeinsam bei Papa Känguruhen. Die Drei haben dass voll und ganz genossen! Nach dem Kängruruhen durfte Luana noch zu mir an die Brust. Wir haben jetzt meistens vor oder nach dem Känguruhen einen Ausflug an die Brust gemacht. Beide machen das ganz toll und nuckeln ab und zu. Luana hat wohl mehrmals schon ein paar Tropfen erwischt, sie macht dann immer so einen lustigen Gesichtsausdruck so à la „Was soll ich denn damit anfangen?“.
Nachdem Urs und ich endlich den Kleiderschrank für die Beiden aufgebaut haben, sind wir am Sonntag mit Besuch zu ihnen. Urs und Ich wurden dann noch informiert, dass Liana in der Nacht fast 2 Stunden lang sehr Mühe mit der Atmung hatte. Zu dem hatte sie auch so verklebte Augen. Ihr wurde dann Blut abgenommen und direkt mit einer Antibiotikatherapie begonnen. Sie bekommt auch Antibiotikatropfen direkt in die Augen. Im Blut war nichts Auffälliges und Liana war am Sonntagvormittag auch schon wieder stabil und hat schon 1.5 h CPAP Pause gehabt, als wir gekommen sind. Also sah es schon wieder viel besser aus als in der Nacht. Seither ist sie auch stabil geblieben und Ihre Augen sehen auch schon viel besser aus. Im Blut wurde bis jetzt nichts gefunden und Liana macht das super. Der Arzt hat uns das nochmals mit dem Antibiotika erklärt, bei so Frühgeborenen sind sie einfach sehr großzügig was Antibiotika angeht. Bei uns Erwachsenen verursacht so ein Erreger mal ´ne Erkältung und unter Umständen einen Lungenentzündung. Bei Frühgeborenen geht es einfach sehr schnell und der Erreger streut in die Blutbahnen und die Kinder haben fast wie eine Blutvergiftung, was Lebensgefahr bedeutet. Drum geben sie lieber einmal zu viel als zu wenig Antibiotika. Die einzige Einschränkung die wir momentan haben, ist, dass die Beiden vorerst nicht gemeinsam bei einem von uns Känguruhen dürfen. Nicht, dass Luana noch angesteckt wird. So haben wir dann am Sonntag wieder je eine der Beiden gehabt. Nach 3.5 Stunden bei uns auf der Brust haben wir ihnen noch die Füße massiert und eine frische Windel gemacht. Die Fußmassage haben sie sehr genossen, nur Liana hatte es nicht so gerne an den Fersen massiert zu werden, evtl. weil sie dort gestochen wird, um ihr Blut abzunehmen. Mal schauen, ob das nur einmalig so war oder ob sie es generell nicht gerne hat, an den Fersen berührt zu werden.
Gestern kam dann nochmals der Arzt zu mir. Es wurde uns letzte Woche schon gesagt, dass, wenn sich Luana gut an das High Flow gewöhnt hat und stabil ist, sie auf die nächste Station verlegt werden könnte. Luana ist nun so stabil, dass sie verlegt werden könnte und zu den „Grossen“ umziehen dürfte. Das heißt, von der Intensivstation eine Tür weiter auf die „normale“ Neonatologie. Dies wird aber erst gemacht, wenn sie auf der Station Platz brauchen und dann wird vor Luana zuerst noch ein anderes Kind verlegt. So versuchen sie Liana und Luana möglichst lange beieinander zu lassen. Liana ist noch nicht ganz so weit und kann noch nicht zu den Grossen ausziehen und indem Luana noch nicht verlegt wird, versuchen sie die Zeit auf zwei Stationen für uns und für die Beiden möglichst zu verkürzen. Wir hatten überhaupt noch nicht damit gerechnet, dass eine der Beiden verlegt werden könnte. Umso schöner ist es zu wissen, dass es vorwärts geht und sie so stabil ist.
Es ist wirklich beeindruckend wie sich die Beiden weiterentwickeln. Beide haben mittlerweile übrigens einen Schnuller bekommen an dem sie fleißig nuckeln! Liana turnt mit ihren Beinen und bewegt auch immer mehr den Kopf. Bei Luana weiß ich fast nicht was ich sagen soll, wir sind wirklich erstaunt, wie mobil dieses Mädchen schon ist. Also sie ist immer wieder auf Wanderschaft und „robbt“ in ihrer Isolette und auf unseren Brüsten rum, wie eine Grosse! Ich hab auch jedes Mal wenn ich die Beiden wickle das Gefühl, da ist mehr dran an den Beinen, Armen und natürlich auch an den Bäckchen. Die zwei bekommen auch immer mehr Kraft und zeigen das auch. Ich war auch schon überrascht, wie stark die zwei schon an der Brust saugen können. Neulich hab ich wirklich mehrmals das Gesicht verzogen, so fest war das.
Mir geht’s übrigens gut. Ich nehme mir immer wieder etwas Zeit für mich und lese auch mal in einem Buch, dass nicht mit Frühgeborenen oder mit Babys zu tun hat. Ab und an muss ich schauen, dass ich zu genügend Schlaf komme und dass ich die Abpumperei nicht vernachlässige. Die 24.00 Uhr und die 06.00 Uhr Pumpschichten sind meine Knackpunkte, das ist trotz Wecker verlockend diese zu verschlafen. Ich muss mir dann immer sagen, wenn die Beiden bei mir wären, müsste ich auch stillen und könnte nicht schlafen. Trotzdem ist es mir schon passiert, dass ich morgens aufgewacht bin und um Zwölf halt nicht abgepumpt hatte. Dafür hat’s dann am Morgen die Fläschlein bis an den Rand gefüllt.
Für Urs ist es noch einiges anstrengender als für mich, er arbeitet den ganzen Tag und kommt danach noch hier her und ist bis spät abends hier und fährt dann meistens noch nach Hause. Also viel Schlaf bekommt er unter der Woche nicht, das holt er am Wochenende dann nach.
Bis nächste Woche,
Madeleine
