14 Grad und Dauerregen: Warum Tim immer wieder in den See fällt, Smilla alleine im Auto schläft und Jeppe ohne Socken shoppen geht.
Es regnet. Die Nacht war mies. Ich bin müde und grummelig. Zwischen Tür und Angel beiße ich in meinen Nutella-Toast und räume, suche, organisiere, packe. Eine Stunde später, meine Wenigkeit noch immer im Pyjama, alle anderen immerhin vollständig bekleidet – manch einer bereits in zweiter Garnitur – herrscht noch immer Chaos.
Ich finde kein stillgeeignetes Oberteil, nehme irgendwas anderes aus dem Schrank und werfe gleichzeitig Wechselkleidung in den Größen 74 und 92 in einen Jutebeutel. Tim wird im Wohnzimmer gerade vollgespuckt, ich höre ihn fluchen. Smilla puzzelt neben dem Esstisch zwischen Brötchenkrümeln und achtlos liegengelassenen Holzeisenbahnschienen. Mir fehlt der Überblick.
Jeppe hat in der Nacht unruhig geträumt. Um 3.00 Uhr wechsele ich mit ihm ins Gästezimmer. Die Idee: Wenigstens Tim und Smilla sollen den Rest der Nacht gemütlich und ruhig weiterschlafen. Kurze Zeit später steht Smilla in der Tür. „Jeppe weint?“, fragte sie und schlüpft unter die Bettdecke. Behutsam streicht sie über den Kopf ihres Babybruders und summt die Melodie eines Kinderlieds. So süß! Aber noch immer mitten in der Nacht. Jetzt mit zwei wachen Kindern. Gar nicht gut! Tim wecke ich auf, gemeinsam bringen wir beide Kinder wieder ins Bett. Smilla bekommt ausnahmsweise ein Fläschchen, Jeppe ist von der ganzen Aktion so müde, dass er sofort die Augen schließt. Tim lässt mich am Morgen etwas Schlaf nachholen. Aber jetzt fehlt uns ein bisschen die Zeit.
In weniger als einer Stunde müssen wir in Norderstedt sein; Fahrzeit mindestens fünfundzwanzig Minuten. Jeder von uns braucht Regenklamotten. Draußen schüttet es wie aus Kübeln. Tims Regenjacke bräuchte dringend eine frische Schicht Wachs. Jeppe muss im Tragetuch irgendwie mit unter meine Jacke, notfalls mit Schirm. Ich weiß nicht, wo die Jackenerweiterung für solche Fälle ist. Eben war doch noch Sommer. In letzter Minute machte Jeppe noch mal seine Windel voll. Die Zeit rinnt uns durch die Finger.
Das Wetter ist übel: 14 Grad und Dauerregen. Ich fahre, Tim bereitet sich mental vor. Er wird gleich seine Regensachen gegen einen Neoprenanzug tauschen. Der Termin steht fest, keine Absage vom Veranstalter. Wir sind fast am Ziel als ihm einfällt, dass wir keine Babytrage dabeihaben. Diese einzupacken war seine Aufgabe. Ich bin wütend, sage aber nichts. Diese Art der Selbstbeherrschung ist überhaupt nicht meine Stärke. Aber es würde alles nichts ändern. Ich werde mir etwas einfallen lassen müssen. Im Rückspiegel sehe ich, dass Smilla eingeschlafen ist.
Tim springt aus dem Auto und spurtet durch den dichten Regen in Richtung Veranstaltungsort. Ich bleibe im Auto sitzen und bin sauer. Das hier hätte ganz anders laufen sollen. Ich wollte einen schönen Spätsommertag, ein bisschen laue Luft, etwas Sonne, ein tolles Picknick in der Tasche, einen vollen Handyakku für lustige Videos und gute Laune. Zusammen wollten wir vom Ufer aus dabei zusehen, wie Tim in die Geheimnisse des Wakeboardens eingeführt wird.
Hier und heute haben wir einen Buggy, ein Laufrad, ein schlafendes Kleinkind und ein nörgeliges Baby. Eine Babytrage wäre jetzt großartig. Ich verlasse mit Jeppe das Auto, damit Smilla nicht aufwacht, und lege ihn in Liegeposition in die Karre unter das Regenverdeck. Smilla schläft in ihrem Autositz. Ich stehe mitten auf dem Parkplatz. Ein Mann mit Hund läuft vorbei, sonst ist niemand zu sehen. Warum auch? Ich wäre unter normalen Umständen auch nicht hier. Aber wir wollen ja Tim anfeuern.
Ein neuer Plan muss her. Ich öffne das Autofenster einen Spalt breit und verschließe das Auto. Dann laufe ich mit Jeppe los. Der heult inzwischen laut und findet das alles total blöd. Der nasse Kies knirscht unter den Solen meiner gepunkteten Gummistiefel. Mal sehen, wie lange die Regenjacke dem Wetter standhält, denke ich. An Ende des Weges sehe ich den Steg. Auf dem Wasser sind bereits einige Gestalten in dunklen Anzügen zu sehen, die auf den schmalen Brettern über die Wasseroberfläche gleiten. Tim ist nicht zu erblicken. Ich umrunde das Blumenbeet und fahre mit Jeppe den Weg zurück zum Parkplatz. Smilla schläft noch immer. Eine Runde nach der anderen. Ich tigere zwischen Auto und See hin und her. Jeppe beruhigt sich, schläft schließlich ein. Smilla schläft ebenfalls. Ich laufe durch den Regen, hin und her. Immer schön in Bewegung bleiben, damit das Baby friedlich weiterschläft. Am Ufer kurz winken, damit Tim gute Laune und einen tollen Wassersporttag hat. Dann wieder ganz schnell zum Auto, damit Smilla nicht alleine aufwacht und sich erschreckt, weil einfach niemand bei ihr ist. Das Wasser tropft an mir herab, meine Hände sind eiskalt. Ich hasse diesen Tag! Mit Babytrage würde jetzt Smilla im Buggy schlafen und wir säßen alle zusammen im Café am Rande des Sees. Von dort aus hat man auch einen guten Blick, wird nicht nass und bekommt heiße Getränke serviert.
Ich schaue zu, wie Tim immer wieder in den See plumpst. Dann fährt er. Eine Runde, noch eine. Ich freue mich mit ihm. Wieder am Auto räkelt sich Smilla hinter der beschlagenen Fensterscheibe. Ich parke den Buggy, kuschele Smilla und wenig später fahren wir vorerst das letzte Mal zum Ufer. Smilla nimmt ihr Laufrad, Jeppe liegt noch immer im gemütlichen Buggy. Wir winken, feuern an, applaudieren. Ich zeige Smilla, welche der vermummten Gestalten ihr Papa ist. Sie findet es cool. Gemeinsam sitzen wir im Regen auf der Tribüne. Smilla singt: „Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da…“.
Wenig später: Tim ist frisch geduscht, warm angezogen und trocken. Smilla bekommt eine andere Jacke und Jeppe scheint größtenteils trocken geblieben zu sein. Im Supermarkt beschwert er sich aber lautstark. Erst jetzt bemerke ich, dass die Bündchen des ansonsten regendichten Anzugs Wasser aufgesogen haben. Socken nass, Hose nass – das arme Baby! Ich ziehe alles aus, was stört und wickele Jeppe in meine warme Strickjacke ein. Mir bleiben ein viel zu dünnes T-Shirt und eine total durchgeweichte Regenjacke. In der Kühlabteilung zittere ich vor dem Käseregal. Wir müssen hier weg. Auch, weil Tante Nina von der U-Bahn abgeholt werden möchte.
Im Auto streiten wir uns darüber, wieso wir schon wieder so spät dran sind. Während Tim Tante Nina einsammelt, erkläre ich Smilla, wieso Mama und Papa gerade sehr unterschiedliche Meinungen haben. Unser Kleinkind versteht das Szenario und erklärt mir, dass sie mit Carli und Emilio in der Kita auch streitet. Immerhin lässt sich das hier gerade pädagogisch sinnvoll in eine gute Situation verwandeln, denke ich.
Tante Nina schenkt Smilla ein regenbogenfarbenes Tüllkleid mit Glitzerpunkten, erzählt vom Afrikaurlaub und verabschiedet sich am Abend in Richtung einer Party. Ob es wohl auffiele, wenn ich einfach mitginge? Ich schaffe nur noch Netflix & Chill, dann fallen mir die Augen zu.
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