Gott, sind wir heldenhaft - es ist kaum zum Aushalten. Alexander hat einen Tag gekrabbelt. Ansonsten ist er krank. Und Angela Merkel hat uns das Zufüttern versaut.
Seit einem Jahr schreibe ich nun diesen Blog. Soviel ist in diesem Jahr passiert. Manchmal lese ich selbst ältere Eintragungen (sonst macht das ja keiner ;-) ) und bin manchmal total erstaunt, was damals alles passiert ist. Ich werde diesen Blog jetzt noch bis zu Alexanders 1. Geburtstag im Januar weiterschreiben. Und dann reicht es auch.
Diese Woche sahen meine Frau und ich ein Angebot für 6 Tage Las Vegas für einen ausgesprochen günstigen Preis. Nun interessiert mich Las Vegas kaum, die darum liegenden Nationalparks und sonstigen landschaftlichen Highlights aber umso mehr. Heldenhaft wie meine Frau nun mal ist, meinte sie, dass ich das für mich buchen könne. Die paar Tage würde sie schon beide Kinder betreuen können.
Und heldenhaft wie ich nun mal bin, habe ich das abgelehnt. Sowas kann man mal machen, wenn Alexander größer ist, aber bis dahin gilt: mitgefangen – mitgehangen.
Liebe Männer, diesen Spruch „Mitgefangen – mitgehangen“ solltet Ihr übrigens niemals gegenüber Eurer Frau verwenden, wenn es um Kinder geht. Das könnte zu gewissen atmosphärischen Verstimmungen führen („Was soll das heißen – gefangen?“). Denken dürft Ihr das natürlich. Aber ansonsten: Besser Fresse halten.
Am letzten Samstag saß ich in unserem Wohnzimmer, als Alexander sich auf dem Boden auf mich zu bewegte. Das ist ja nichts Neues, schließlich kann er ja inzwischen robben wie ein Weltmeister. (Was ihm auch seinen derzeitigen Spitznamen „Robbi, die Robbe“ gab. Immer noch besser als sein letzter, der darauf beruhte, dass er ständig die Zunge rausstreckte, was ihm das wenig schmeichelhafte „Zungenwurst“ einbrachte).
Und dann plötzlich fiel es mir auf. Alexander war nicht gerobbt, er war gekrabbelt! Höchstens einen Meter weit – aber gekrabbelt. Das machte er dann an diesem Tag noch ein paar Mal. Aber seitdem ist er wieder aufs Robben verfallen – scheint einfacher zu sein. Das ist ohnehin ein interessantes Phänomen, wie Babys und Kleinkinder irgendetwas lernen, ausprobieren und schon am nächsten Tag anscheinend wieder vollständig vergessen haben. Und ein paar Tage oder Wochen später kommt es dann doch wieder.
Erstaunlicherweise sind seine bisherigen Entwicklungsschritte fast deckungsgleich zu Tanjas damaliger Entwicklung. Auch Tanja begann mit 9,5 Monaten binnen einer Woche zu krabbeln, frei zu sitzen und sich hochzuziehen.
Mareike fragte ja, wie wir das denn handhaben mit Krabbeln/Robben und kalten Bodenbelägen. Wir haben in unserem Haus ein paar warme Teppiche, ziemlich viel kühleres Parkett und in einigen Räumen auch kalte Fliesen. Wir lassen Alexander überall hin. Schon allein, weil es uns zu blöd ist, ihn ständig wieder einzufangen. Wenn er eine halbe Stunde unseren Wirtschaftsraum mit seinen kalten Fliesen erkunden will – bitte schön. Wir achten darauf, dass er nichts in die Hände bekommen kann, was gefährlich ist und schauen regelmäßig nach, was er so macht. Aber die Fliesen sind aus unserer Sicht kein Problem. Und das Parkett entsprechend auch nicht. Schließlich ist er warm angezogen und die Heizungen sind ja auch an.
Vanessa sprach an, dass ihr Kind aus dem Bett gefallen ist. Ach ja, das ist natürlich auch unsere ständige Sorge. Wir haben es insoweit leichter, als meine Frau allein mit Alexander im großen Ehebett schläft, also genug Platz hat, um mit dicken Kissen (über die dünnen kann er sich inzwischen rüber drehen) ein Abstürzen zu verhindern.
Dennoch kann man manchmal gar nicht so schnell kucken, wie Alexander sich in gefährliche Lagen bringen kann. Einmal war er eingeschlafen und ich nahm ein dünnes Kissen weg, um das dicke hinzulegen. Und genau in diesem Moment begann er, sich rumzudrehen. Mir gelang es gerade noch so, ihn festzuhalten, bevor er von unserem Bett gestürzt ist. Das war knapp.
Gestern hatte ich ihn auf dem Arm und ging durch eine Tür. Da riss er plötzlich seinen Kopf nach hinten und schlug mit dem Kopf gegen Türrahmen.
Und ansonsten aus unserer Rangliste „Beliebte Möglichkeiten, dem Kind aus Versehen weh zu tun“
1. Türen schließen und dabei übersehen, dass das Kind gerade die Finger dazwischen hat
2. Türen öffnen, wenn das Kind gerade dahinter liegt
3. Mit dem Kind auf dem Arm etwas aus dem Auto holen wollen und beim Runterbeugen das Kind gegen die geöffnete Autotür hauen
4. Auf das herumkriechende/krabbelnde Kind drauftreten bzw. drüber stolpern
5. Dem Kind ein Spielzeug zuwerfen und es damit am Kopf treffen
Eine schöne Möglichkeit, ein Kind zu verletzen, zeigte uns diese Woche auch unsere Nachbarin. Sie holte gerade Möhren für ihre Hasen aus dem Schrank. Als sie ihre Tochter ansprach, drehte sie sich mit der Möhre in der Hand um und haute diese aus Versehen ihrer Tochter ins Auge.
Was fällt Euch noch ein, wie man Kindern wehtun kann?
Das Zufüttern geht langsam besser. Alexander liebt es, Birnen- oder Apfelschnitze durch beharrliches Ablutschen und Knabbern zu verkleinern. Ich bezweifele sehr, dass er viel davon runterschluckt, zumal anschließend im weiten Umkreis kleine Apfel- und Birnenstücke herumliegen. Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Und wenn wir nun selbst eine Birne oder einen Apfel essen, weiß Alexander durchaus lautstark seinen Anteil einzufordern. Natürlich müssen wir immer dabei bleiben, wenn er mit den Schnitzen kämpft, für den Fall, dass er sich mal richtig verschlucken sollte.
Alexanders Bissigkeit ist echt ein Problem. Er meint es sicher nicht böse, aber es nervt ungemein. Diese Woche nahm er mal meinen Finger in den Mund – ich war gerade durch Tanja abgelenkt – und hat voll drauf gebissen. Ein lauter Schrei von mir und ein paar hier nicht wiedergabefähige Flüche. Und Blut auf meinem Finger. Die kleine Ratte hat mich tatsächlich bis aufs Blut gebissen. Das ist echt nicht mehr lustig.
Sehr gerne knirscht Alexander mit seinen gerade mal vier Zähnen, das hört sich ziemlich greulich an. Inzwischen ist mir auch der Sinn dieses Knirschen klar geworden – er schärft seine Zähne, um sie uns umso schmerzhafter ins Fleisch zu hauen.
Leider ist Alexander diese Woche ziemlich verschnupft. Da er dadurch nachts schlechter Luft bekommt, ist er sehr unruhig und entsprechend sind unsere Nächte schlecht. Teilweise wechseln wir uns dann ab, damit jeder von uns mal ein paar Stunden am Stück schlafen kann. Wobei das nur bedingt hilfreich ist, wenn auch Tanja meint, durch lautstarkes Geschrei die Nacht zum Tage machen zu müssen.
Die Nacht zum Freitag fing er an zu husten, wohl durch den Schleim, der den Hals runterläuft, wenn er schläft. Da meine Frau nach Alexanders Krankenhausaufenthalt mit sechs Wochen total Panik schiebt, wenn er anfängt zu husten, übernahm ich ihn die komplette Nacht, habe also meine Frau nur zum Stillen geholt. Auch den Kinderarzttermin am nächsten Morgen habe ich übernommen, da meine Frau auch davor regelrechte Panik hatte.
Aber letztlich ist es halt eine gewöhnliche Erkältung, durch die Alexander durch muss. Fieber hat er bisher nicht und tagsüber ist er auch ganz gut drauf, kann also nicht so schlimm sein.
Tanja nervt teilweise ganz gewaltig. Sie ist total unausgeglichen, motzt an allem und an uns rum und bekommt regelmäßig ihre Heulanfälle, wenn irgendwas nicht genau so klappt, wie sie sich das vorstellt.
Problematischer ist inzwischen auch ihr Verhältnis zu Alexander. Solange Alexander noch ein kleines Baby war, war sie sehr von ihm eingenommen. Aber seitdem Alexander anfängt, sich durchs Haus zu bewegen und dabei eben auch mal Tanjas Spielzeug in die Hände bekommt (und dann auch teilweise zerlegt), gefällt das Tanja überhaupt nicht mehr. Wir hatten ja gedacht, dass sie mal für ein paar Jahre ein Zimmer gemeinsam nehmen könnten, aber das wird vermutlich nur Stress und Streit geben. Dafür sind sie wohl auch altersmäßig zu weit auseinander. Sobald Alexander also mal sein eigenes Zimmer braucht, werde ich nach und nach das Arbeitszimmer räumen müssen.
Am Wochenende steht uns wieder diese vermaledeite Zeitumstellung bevor. Toll, sind die Kinder eine Stunde früher wach. Genau das, was wir brauchen.
Eine kleine Familienanekdote:
Ich bin mit Alexander in der Küche. Plötzlich füllt sich die Luft mit bestialischem Gestank. Alexander hat offenbar die Windel voll gemacht. Gott sei Dank kommt gerade meine Frau rein.
Ich zu ihr: „Dein Sohn stinkt!“
Sie daraufhin „Ach, DER ist das.“
Ach ja, eine ältere Anekdote muss ich noch erzählen.
Bei unseren Versuchen, Tanja zum Beikost-Essen zu bewegen, sagten wir mal aus Spaß „Noch ein Löffelchen für.... . Und noch ein Löffelchen für ......“
Und als wir dann bei „Ein Löffelchen für Angela Merkel“ ankamen, verzog Tanja das Gesicht, spuckte alles aus, was sie noch im Mund hatte und aß nie wieder etwas vom Löffel.
Sollte uns das nicht zu denken geben?
Euer Gerd