Die ersten Nächte zuhause waren begeisternd, mehrmals zwischen 5 und 6 Stunden schlafen am Stück, trotzdem arbeiten die Tage mich auf – keine Ahnung wie, aber es ist so.
Ganz abgesehen davon, trauen mag ich dem Frieden noch nicht :)
2. + 3. Lebenswoche
Endlich zuhause angekommen, komisches Gefühl.
Habe die letzte Woche im Krankenhaus wie in einer Blase verbracht, ein bisschen unwirklich, noch nicht ganz echt, weit weg vom Alltag halt. Er hat mich auch noch nicht wirklich ein – der Alltag, ist ja alles noch so frisch und doch…
Die ersten Nächte zuhause waren begeisternd, mehrmals zwischen 5 und 6 Stunden schlafen am Stück, trotzdem arbeiten die Tage mich auf – keine Ahnung wie, aber es ist so.
Ganz abgesehen davon, trauen mag ich dem Frieden noch nicht :)
Tagesablauf? Leif ist so freundlich und will nach einer ausgedehnten Abendmahlzeit die locker zwei Stunden dauern kann und zwischen 19:00 Uhr und Mitternacht eingenommen wird, erst wieder zwischen 5:00 und 7:00 Uhr morgens etwas futtern.
Sehr angenehm.
Während ich dann morgens meistens noch eine zweite, kleine Mütze Schlaf nehme, wird Mats von Christian versorgt und zur Krippe gebracht.
Danach kommt er mit Brezn und Brötchen wieder und wir frühstücken gemütlich, im Anschluss die nächste Stillmahlzeit und schon ist es locker 11:00.
Der Vormittag ist dann schon fast rum, krass.
Um vier wird Mats vom Papa aus der Krippe abgeholt, bis dahin liege ich viel, stille ich viel – versuche mich wochenbettmäßig optimal zu verhalten und bin sehr wenig produktiv. Christian schmeißt den Haushalt, kocht und versucht auch noch zwischendurch ein bisschen Schlaf nachzuholen.
Wahnsinn, wie schaffen das Alleinerziehende? Hut ab.
Jaa – wahrscheinlich, indem sie sich selbst ziemlich vernachlässigen bzw. sich halt ganz weit hinten anstellen.
Bin sehr froh, dass mein lieber Freund und Mann mich tatkräftig unterstützt. Und doch denke ich manchmal, aber sollte das nicht absolut normal sein??? Ist ja nicht, dass ich nichts schaffe, nicht arbeite – aber es kommt halt keine Produkt heraus, im üblichen Sinn, mmmhhhm.
Ein gewienertes Bad, leckeres Essen, frischgewaschene Wäsche ist irgendwie auffälliger als ein zufriedenes, sattes Kind…
Ich versuche, mich solchen Überlegungen zu verweigern.
Gut bedeutet, produktiv zu sein, nur dann war der Tag wertvoll – voll der blöde Gedanke.
Apropos blöd, das Stillen an sich läuft unproblematisch, unangenehm sind nur die schmerzenden Brustwarzen, die Krater die zu sehen sind, stimmen mich nicht grad zuversichtlich. Vor allen Dingen sind die Schmerzen nicht nur beim Stillen vorhanden, nein – es darf nichts die Brüste berühren, anfangs schlafe ich nachts mit BH und Stilleinlagen, um jegliches Reiben zu verhindern.
Die Empfehlungen der Nachsorgehebamme bringen keine Verbesserung, erst das Gespräch mit einer Freundin, die ebenfalls grad Mutter eines zweiten Kindes geworden ist, bringt die Wende.
Warum es nicht doch noch mal mit einem Stillhütchen versuchen? Genau! Das dogmatische Festhalten am “einzig echten“ Stillen hatte von jetzt auf gleich ein Ende,
Schluss mit dem Heldentum! war von da an meine Devise.
Das Thema hab ich dann bei meiner Hebamme auch nie wieder angesprochen, Saugverwirrung hin oder her, diese doch heftigen Schmerzen für die Mutti müssen nicht sein.
Das Stillhütchen erledigt seinen Job bestens, wenn ich doch mal ohne füttere, fällt es Leif recht schwer über längere Zeit dran zu bleiben, dann wird er nicht richtig satt und das Geschrei ist groß bzw. hält das Sättigungsgefühl nicht sehr lange an und ich darf nach 1-2 Stunden wieder ran.
Nöö, danke.
Ganz abgesehen davon, haben sich jetzt zum Ende der dritten Woche die Brustwarzen komplett erholt haben und ich hab nur noch ein Druck- bzw. Sauggefühl - was völlig okay ist.
Wo der Hebammenrat Gold wert war – bei meinem ersten Milchstau überhaupt, Mitte der dritten Woche.
Die starken Kopfschmerzen von morgens an, hab ich einer schlechten Nacht zugeschrieben und beim Mittagessen bemerkte ich, dass ich mit der rechten Brust nicht an die Tischkante stoßen durfte, maß dem aber auch nicht allzu viel Bedeutung bei. Schließlich stehen die beiden ja unter permanenten Stress für Prinz Leif I. produzieren zu müssen.
Milch in allerbester Qualität, lecker und sättigend zugleich, alles ständig abrufbereit und überhaupt - da kam mir ein gewisses Mimosenverhalten nicht ungewöhnlich vor.
Als ich mich zwei Stunden später erstmals fiebrig fühlte und Schüttelfrost bekam, wurde ich aufmerksam, tatsächlich – der untere Bereich der rechten Seite war knallrot und heiß.
Nach kurzem Wälzen meiner Mütter-Literatur legte ich den Kleinen an der entzündeten Stelle an, Gott sei Dank hatte er rechten Hunger und entlastete die Brust. Ich kühlte, was das Zeug hielt und es wurde mit weiterem Stillen stündlich besser. Um Mitternacht war ich bester Dinge alles ohne Medikamente wie Paracetamol überstanden zu haben.
Nicht ungelegen aber kam mir der Anruf einer Freundin am nächsten Morgen. Auf die Frage, wie es mir denn so gehen würde, erzählte ich vom Tag davor.
Retterspitz! Das wäre die Antwort ihrer Hebamme gewesen.
Hebamme? Oh jaaaa, da kam mir zum ersten Mal der Gedanke, ich hätte ja auch mal meine Beratungsstelle anrufen können – war mir irgendwie nicht in den Sinn gekommen, ich Schussel.
Ziemlich schnell fand eine riesige Flasche Retterspitz aus der Apotheke den Weg in unseren Kühlschrank. Eine kleine rote Stelle war über Nacht geblieben, die wurde dann gleich damit bearbeitet. Erst im Rückblick wurde mir klar, wie schnell und unbemerkt ich tags zuvor ziemlich krank geworden war, 39°Fieber und einen “Milchglas-, Schleierblick“ sollte man nicht einfach hinnehmen.
Das Zusammenleben von Mats und Leif klappt übrigens hervorragend. Der Große liebt den Kleinen und will ihn immer umarmen, halten und abknutschen. Einmal haben wir so getan, als würden wir beim Weggehen an Leif nicht denken, da gab es großen Protest: „Mamaaaaaa, der kleine Bruder - wir dürfen den Leif doch nicht vergessen!!!“.
Wenns um Leif herum Aktivität gibt, will Mats immer gerne in der Nähe sein und kommentiert für mich und ihn die Situation. Beim Füttern muss genau geschaut werden wie alles abläuft und beim Wickeln sind die Windeln immer einen Hingucker wert. „Die war aber voll Mama … zeig mir noch mal das Kacka!“ „Manchmal ist das Kacka gelb, manchmal ist es grün, nicht Mama??!“
Seltsam eigentlich, dass das lustige und recht laute Gluckern beim Trinken (echt, wie im Comic !) und das Seufzen und Ächzen gegen Ende der Stillmahlzeit noch nicht einmal Thema waren. Allerdings scheint Mats auch absolut immun gegen Leifs Geschrei zu sein. Er setzt sich dann neben ihn und erklärt ihm in ganz normaler Lautstärke und mit einer Seelenruhe, dass die Mama erst noch die Wasserflasche voll machen muss, ehe sie zum Füttern kommen kann.
Ohne meine gefüllte 0,75 Literflasche setz ich mich nämlich nirgendwo hin zum Stillen. Ich brauch nur dran denken Leif anzulegen und schon könnte ich einen kleinen Eimer leer saufen. Während die Milch rausfließt, muss ich das Fünffache wieder reinzischen.
Das ist dann so ein krasses Durstgefühl, voll seltsam, ganz abgesehen davon, dass ich während des Stillens einfach nix zu essen reinbringe. Ziemlich oft ziemlich dämlich, weil wir es nämlich andauernd hinbekommen, dass grad unsere Mahlzeiten auf dem Tisch stehen, wenn Leif anfängt lautstark seine Hungergefühle zu artikulieren.
Das muss besser werden! Obwohl keine Sorgen bestehen, dass ich vom Fleisch fallen könnte, 7 Kilo überm Schwangerschaft-Anfangsgewicht versprechen noch eine Menge Reserven :)
Nach genau 18 Lebenstagen die wir, Leif und ich, uns nun von Angesicht zu Angesicht kennen, hab ich übrigens das erste Grinsen entdeckt.
Im Schlaf zieht ab und zu der rechte Mundwinkel schelmisch nach oben und hinterlässt eine vor Seligkeit dahin fließende Mutti.
Ach, wat isset ma wieder schön … so ein Babyface zu haben.
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