Es war eine lange und sehr glückliche Geburt.
Die Idee, dass das Hebammenwesen ein weltweites Kulturerbe ist, stammt von Deike Terruhn, einer Mutter aus Göttingen, die im Wochenbett überaus bewegt und dankbar an die glückliche Geburt ihrer Tochter wenige Tage zuvor dachte.
"Eine schöne Geburt", wünschen sich wohl alle werdenden Eltern. Durch eine gute 1:1 Betreuung der schwangeren Frau durch eine Hebammen vor, während und nach der Geburt wird der Grundstein für Bindungen und Beziehungen im weiteren Leben gelegt. Was sich nun erstmal wie ein individuelles "nice to have" anhört, ist jedoch auch die Basis für eine gesunde Gesellschaft.
Deike Terruhn, die Mutter, die diese geniale Idee hatte, fasst es in ihrer Rede bei der Verleihung der Auszeichnung durch die UNESCO so zusammen:
"Die Arbeit der Hebammen wirkt global für nichts weniger, als den Weltfrieden."
(Ausschnitt aus der Rede von Deike Terruhn bei der Preisverleihung am 4.10.2024, Film privat)
Gesundes Bindungsverhalten ist eine Grundlage für funktionierende Beziehungen und eine funktionierende Gesellschaft. Bindungen, die Hebammen mit ihrer Tätigkeit fördern (Bonding), legen also den Grundstein für soziales Zusammenleben, für gesellschaftlichen Zusammenhalt und gegenseitiges Vertrauen und tragen damit im weitesten Sinne zum Wohlbefinden und zum Frieden in der Welt bei.
Und so ist das Hebammenwesen als Kulturerbe der Menschehit von der UNESCO ausgezeichnet worden. Mehr dazu direkt bei der UNESCO.
Dort kannst du auch den sehr guten Film über das Hebammenwesen weltweit ansehen, der dem internatioonalen Antrag unterstützte.
Und was hat kidsgo damit zu tun?
Als Deike die Idee hatte, überlegte sie, wer da mitmachen könnte und wer die Hebammen kennt. Und so sprach sie Barbara Hirt, die Gründerin von kidsgo an. Einmal gehört, war Barbara sofort dabei und nutze ihre Kontakte zu den Hebammen. Zusammen mit Deike schrieb Barbara über ein halbes Jahr den umfassenden UNESCO-Antrag, der dann von den beiden Hebammenverbänden und dem Verein am 28. Oktober 2015 eingereicht wurde. Hier liest du die ganze Historie zu den Anträgen.
(Fotos: Thomas Böing)
Rechts: Deike Terruhn, die Mutter, die die Idee zu dem Antrag hatte und ihn zusammen mit Barbara Hirt (kidsgo) links im Bild und Lisa von Reiche (Hebammen für Deutschland) in der Mitte im Bild geschrieben hat.
Liebe Hebammen, liebe Mütter und Väter, jetzt sind wir alle gefragt!
Deike ruft uns auf, rüttelt wach. Jetzt sind wir alle dran diese Auszeichnung immer und immer wieder hochzuhalten und Anerkennung, Respekt und Wertschätzung zu überbringen und – ganz wichtig – sich für eine angemessene Bezahlung für alle Hebammen einzusetzen! Das ist leider immer noch nicht der Fall.
Deike appeliert:
(Ausschnitt aus der Rede von Deike Terruhn bei der Preisverleihung am 4.10.2024, Film privat)
Was bedeutet diese Auszeichnung?
Wertschätzung der Trägergruppen: Hebammen und Eltern, die den lebendigen Wandel einer Gesellschaft repräsentieren und damit in besonderem Maße für die Idee des immateriellen Kulturerbes stehen. Es ist gelungen, den Bogen von jahrhundertealter traditioneller Hebammenkunst zu akademischer, evidenzbasierter Hebammenwissenschaft heute zu spannen.
Was kann jede Hebamme tun? Was kannst du als Mutter oder Vater tun?
Und weil die Hebammen lieber bei den Schwangeren sein sollen als Schilder anzubringen, können wir Eltern das für sie übernehmen! Also: Malt mit! Gestaltet mit und überreicht eurer Hebamme das Schild.
(Ausschnitt aus der Rede von Deike Terruhn bei der Preisverleihung am 4.10.2024, Film privat)
Weltweit zeigen die Evidenzen, dass die Betreuung von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett durch eine Hebamme, die Gesundheit von Mutter und Kind verbessert und damit auch ihre Menschenrechte schützt. Gerade in Zeiten immer knapper werdender Ressourcen in so vielen Bereichen unseres täglichen Lebens, ist die Prävention und Gesunderhaltung unserer Gesellschaften von großer Bedeutung. Alle Regierungen der 8 Nationen stellen den Lebensbeginn und die Bedeutung der Hebammen unter besonderen Schutz. Wir hoffen, dass weitere Nationen folgen!
Am 4. Oktober 2024 wurde bei einem Festakt mit über 120 Gästen im Rahmen des Hebammenkongress des BfHD (Bund freiberuflicher Hebammen Deutschland) durch Frau Hansell von der Koordinierungsstelle Welterbe beim Auswärtigen Amt offiziell die Urkunde verliehen: Das Hebammenwesen ist in der repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen!