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Baby-Tagebücher von Marie-Luis

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

18. Woche

Wie sich alles ändert

Über einen Abschied und darüber wie sich plötzlich täglich alles für uns verändert hat.

Hallo,

ich weiß schon gar nicht mehr welches Wetter am Montag war. War es kalt oder warm? Hat die Sonne geschienen oder war es bewölkt? Ich hatte keine Ahnung. Ich wusste nur, dass mir Eddie in der Nacht auf Montag einen gehörigen Schreck eingejagt hatte. Es ist nichts sonderlich neues, dass er oft sein großes Geschäft verrichtet. Ungefähr nach jedem Stillen und er mampft wahnsinnig gern. Als ich jedenfalls das Windelfließ in den Mülleimer werfen wollte, sah ich plötzlich hellrote Schlieren zwischen dem Rest. Mir rutschte sofort das Herz in die Hose. Was sollten wir denn jetzt tun? Sicherlich würden die Schlangen am Montag beim Kinderarzt riesig sein, weil alle einen Kinderkrankenschein brauchten. Ich rannte mit dem Fließ in der Hand zu meinem Mann. Er sollte sich das auch mal betrachten. Ihm war es auch aufgefallen wir haben sofort Doktor Google gefragt. Da stand man sollte weiter beobachten. Durch häufiges Stillen, könne schon mal ein Äderchen im Darm platzen oder der Anus einreißen. Da ich am Nachmittag noch meine Hebamme zum Abschied erwartete, beruhigten wir uns schnell. Den Montag Vormittag haben wir auf dem Spielplatz im Hinterhof verbracht. Fast hätten wir ihn für uns allein gehabt bis sich eine Mama zu uns gesellte. Ich war mir nicht sicher, ob wir überhaupt auf dem Spielplatz sein durften. Durch die große Flut an Nachrichten und die Tatsache, dass jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kocht, war ich mir ziemlich unsicher. Ich wusste nicht einmal zu 100%, dass der Kindergarten eigentlich noch geöffnet hatte. Die Mama fragte mich, ob es überhaupt erlaubt sei. Ich sagte, dass ich auch keine Ahnung hatte, aber froh war, dass wir wenigstens noch ins Freie durften. Wie seltsam das alles war und wie schnell sich ein Blatt wenden konnte. Kaum zu glauben. Ella rutschte mit den beiden Mädchen um die Wette bis wir beschlossen noch einmal an den Fluss zu gehen und ein paar Fische zu beobachten. Ella war nur schwer zum Heimgehen zu bewegen. So gingen wir noch einkaufen, da wusste ich, dass es noch erlaubt war. Wir schnappten uns die letzten Aufbackbrötchen für den nächsten Morgen. Von Mittagsschlaf hielten beide Kinder nicht gerade viel. Am Nachmittag kam meine Hebamme ein letztes mal vorbei. Ich hatte sie eingeladen um ihr noch ein kleines Geschenk zu überreichen. Ich hatte hier ein Wiegetuch besorgt und Ella hatte im Supermarkt noch ein paar Blumen für sie ausgesucht. Wir haben die Sache mit den Blutschlieren besprochen. Es war bei Eddie den ganzen Tag über nicht mehr vorgekommen und sie erklärte mir, was ich schon gelesen hatte. Also war alles gut bei Eddie. Nur Ella war ein bisschen am Jammern - sie hatte sich einen Schnupfen eingefangen. Meine Hebamme erzählte mir, dass nun alle Kurse abgesagt werden. Die Kurse waren bis zum Sommer ausgebucht gewesen. Ein enormer wirtschaftlicher Verlust. Nachdem wir noch ein bisschen geschwatzt hatten und Eddie langsam quengelte, verließ sie uns. Wir drückten uns zum Abschied, obwohl dies zur Zeit vielleicht nicht so gut war. Im weiteren Verlauf des Tages erreichten mich noch mehrere Hiobsbotschaften. PEKiP wurde bis auf weiteres abgesagt. Der FitdankBaby-Kurs, den ich schon lange vergessen hatte, konnte nicht statt finden und Kanga sollte online laufen. Wir haben nicht das beste Internet und auch nicht den tollsten Laptop mit einer Kamera. Es kam also nicht wirklich in Frage. Wie Schade. Endlich kam auch eine Ansage von der Sächsischen Landesregierung, dass ab Mittwoch wirklich alle Kita geschlossen werden würden.

Am Dienstagmorgen waren bereits alle Glitzersticker verklebt, die uns am Montag noch mit der Post erreicht hatten. Oh je. Ella wollte malen und ich hatte die letzten Pinsel entsorgt. Das führte zum Wutausbruch. Sie fing an mit dem Malbuch zu hauen. Ich habe ihr es weg genommen und als wir raus gingen um etwas zum Mittag zu besorgen war das Geschrei groß. „Gib mir mein Malbuch wieder!“, brüllte sie unaufhörlich den ganzen Weg zum Supermarkt. Ich hatte extra die lange Strecke gewählt um länger an der frischen Luft zu bleiben. Im Einkaufsladen angekommen, gab es das nächste Problem. Die Regale waren leer und ich hatte Gemüsenuggets zum Mittag versprochen. Keine da, es war nichts zu machen. Am Ende gab es nur ein paar Himbeeren und zum Mittag Milchreis, denn Reis hatten wir genügend. Ella testete mich permanent aus. Das nächste Drama folgte an der Kasse, weil ich nicht die Tageszeitung mit dem Pittiplatsch drauf besorgen wollte. In der Kaufhalle trafen sich im übrigen die Rentnerscharen, um sich über die Auflagen zu beschweren. Es sei vollkommen übertrieben. Das ärgerte mich ein wenig, denn die Schutzmaßnahmen finden wohl nicht statt, damit Angehörige einer Risikogruppe weiterhin munter darauf los tratschten und sich beschwerten. Beim Bäcker dasselbe. Und es gab keine Rosinenbrötchen. Der nächste Wutanfall folgte. Wenn ich etwas in letzter Zeit lernen sollte, dann wohl, dass man besser keine Versprechungen machen soll. Seien sie noch so klein. Ich war froh als mein Mann endlich heim kam und ich mich besser um Eddie kümmern konnte. Ella konnte ein ziemlich einnehmendes Wesen haben. Doch der Babyjunge hatte seit dem Wochenende seine Stimme entdeckt und nutzte diese für verschiedene Quieklaute. Puuuuuuui bedeutete ich habe Spaß. Määääh määh määä bedeutete, dass er auch mal beachtet werden möchte. Und wütendendes Weinen meinte, dass er Busi will und das unverzüglich.

Am Mittwoch fuhren wir in den Baumarkt. Wir wurden von einem Mann begrüßt, der uns sagte, dass wir zu den anderen 2 Meter Abstand halten sollten. Auch an der Kasse. Wir haben ein paar Stiefmütterchen, ein paar Blumen zum Aussäen und eine Bank gekauft. Zu Hause haben wir den Balkon vom Winterdreck befreit. Ella liebt es zu putzen und den Besen zu schwingen. Mein Mann baute die Bank zusammen und vergaß dabei fast schon zur Arbeit zu fahren. Am Nachmittag haben wir die Sonne genutzt. Ich hatte Ella versprochen mit ihr in den Sandkasten zu gehen. Alle Spielplätze waren plötzlich mit rotem Absperrband abgesperrt. Ich erzählte Ella die Geschichte vom Hatschi, der gerade draußen herum fliegt und alle Menschen krank macht. Deswegen wäre auch der Kindergarten geschlossen, damit ihre Erzieherin kein Hatschi bekommt. Sie verstand es irgendwie. Wir haben wieder Fische beobachtet. Ich sollte wirklich nichts mehr versprechen. Eddie hatte sich mit Schnupfen bei Ella angesteckt. Er war ziemlich erkältet. Er kannte das Prozedere mit dem Inhalieren, den Nasentropfen und dem doofen Nasensauger. Gegen letzteres wehrt er sich mittlerweile vehement.

Donnerstag haben wir weiter an unserem Balkon gewerkelt. Mein Mann hat die neue Bank zusammen gebaut. Ella hat ihn dabei unterstützt und Eddie in der Trage haben einfach die Zeit in der Sonne genutzt um irgendwie unseren Vitamin D-Speicher aufzufüllen. Kurz waren wir auch noch auf der Post. Irgendwie trauten wir uns gar nicht mehr so richtig raus. Man bekommt ein schlechtes Gewissen, wenn man mal an die frische Luft kommt, erst recht wenn man dabei auch noch auf Leute trifft. Ab diesem Tag stand auch ein Mann vor dem Supermarkt und zählte die Leute ab. Es dürfen nur noch 60 herein. Was nichts an der Tatsache änderte, dass die Regale irgendwie immer noch leer waren.

Am Freitag war das Wetter zwar nicht mehr so schön, aber Ella und ich haben trotzdem weiter Blumen, Erdbeeren und Kräuter gepflanzt. Sie hat das schon richtig toll gemacht. Eddie war ein wenig unzufrieden, weil er sich immer noch mit Schnupfen quälte. Es war das erste Mal richtig schlimm, mit Husten und roter Triefnase. Ich packte alles aus was ich hatte. Bienenwachswickel, Thymiansalbe, Heilwolle, Engelwurzbalsam. Wir inhalieren zur Zeit gerade mit Salzwasser. Eddie findet das glaube ich doof immer so bedampft zu werden, aber es nützte ja nichts. Später am Tag haben Ella und ich noch ein Vogelhaus bemalt. Was anfangs noch bunt war, ist zum Ende etwas düster geworden. Wir haben Sonnenblumenkerne in das Häuschen getan und hatten sogar schon Besuch von unseren Spatzen.

Am Samstag war es so trüb, dass wir nicht einmal auf dem Balkon waren. Wir haben Essen beim Griechen um die Ecke bestellt um ihn ein bisschen zu unterstützen. Morgens waren wir noch einmal kurz in einem Sonderpostenmarkt. Dort wurden kurzerhand durchsichtige Tischdecken die Plexiglasscheiben um die Kassierer zu schützen. Ich konnte mir kurz das Lachen nicht verkneifen, denn irgendwie war die ganze Situation ziemlich surreal. Ich frage mich, wie lange es so weiter gehen wird. Man kann nicht ewig die Leute einsperren. Und wer sagt mir, dass nach 4 Wochen die Fallzahlen sinken? Oder man die Einschränkungen aufhebt und dann beginnt es vielleicht wieder im Herbst von Neuem?

Am Sonntag sind wir kurz in den Wald gefahren. In einen alten Steinbruch, obwohl es nur 0 Grad waren, sind ganz schön viele Leute im Wald gewesen. Und ich bekam wieder ein schlechtes Gewissen. Eddie hatte sich an mich gekuschelt und schlief selig an der frischen Luft. Ella war es zu kalt und so sind wir nach einer halben Stunde wieder nach Hause gefahren. Den Nachmittag haben wir mit Brettspielen verbracht.

Zum Schluss möchte ich auch noch ein Lanze für die Laborassistenten brechen, denn ich finde, dass ihnen viel zu wenig gedankt wird. Es heißt immer nur, Danke an alle Pfleger, Kassierer etc. Und dass die Labore zu lange brauchen. Es geht einfach nicht schneller. Ich bin mir sicher, dass die MTAs alles geben um die Flut von Proben zu bearbeiten. Die Teste dauern nun mal ziemlich lang und wenn alle Kapazitäten eines Laborgerätes erschöpft sind, dann lässt sich das nicht ändern. Im Labor kann man noch nicht zaubern, auch wenn viele Leute das wahrscheinlich denken. Es kann auch nicht jeder einen Test bekommen. Erstens weil es keinen Sinn hat jeden zu testen, den der Hals kratzt, zweitens weil es auch an Abstrichröhrchen mangelt und drittens, weil die Teste sehr teuer sind und auch ein Labor wirtschaftlich (sogar in diesen Zeiten) arbeiten will. Ich bin mir sicher, dass alle ihr Bestes geben. Und alle wären froh, wenn die Leute mitdenken und nicht sofort die Notaufnahmen stürmen würden.

Mal sehen was die nächste Woche bringt. Das Tempo, mit dem wir Ella diese Woche bespaßt haben, werden wir bestimmt nicht halten können. Ich hoffe, wir stehen das gut durch. Wenn wir nächste Woche nichts erleben, berichte ich euch eben von meinen Stoffwindelexperimenten.

Bleibt gesund und macht es gut,

Marie.

Foto: Privat

 

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In diesem Beitrag geht's um:

Hebamme, Corona, Veränderung. Beschäftigung mit Kindern, Hausarrest