Kinder helfen im Haushalt – am Anfang alles nur ein Spiel
Wäsche waschen, Staub saugen, kochen, bügeln – zunächst ist „Haushalt“ nur ein Spiel für unsere Kids, sie hantieren mit Minibesen und Kehrblech oder braten Holzspiegeleier in der Spielküche. Dann kommt irgendwann der Moment, in dem aus Spiel ernst wird: die Pflicht den Tisch abzuwischen, die Geschirrspülmaschine einzuräumen, das Kinderzimmer aufzuräumen. Genau diese Aufgaben fallen täglich an und kosten Zeit. Und je älter die Kinder werden, desto weniger Lust haben sie, mit anzupacken.
Kleinkinder jedoch helfen gerne im Haushalt. Und diese Lust und das Interesse kannst du unterstützen: Wenn du deine Kleinen spielerisch an die Hausarbeit heranführst, ihnen Spaß an gemeinsamen (Putz-)Aktionen vermittelst, dann hast du nicht nur fleißige Helfer gewonnen. Du stärkst ihr Selbstbewusstsein und machst sie selbstständig. Wichtig dabei: Lass dein Kind unbedingt auch an den tollen, das heißt produktiven Tätigkeiten teilhaben. Kochen, Backen, Tisch decken. Lebe ihnen vor, dass es schön ist etwas für alle in der Familie zu tun, dass ihr einen liebevoll gedeckten Tisch sehr (auch, wenn es nicht deinen Ansprüchen genügt) und das das Essen wertgeschätzt wird.
Übrigens: Kinder sind ab dem Grundschulalter sogar gesetzlich verpflichtet, im Haushalt zu helfen (laut § 1619 im Bürgerlichen Gesetzbuch [BGB]). Durch ihre Mithilfe sollen Kinder bereits früh einen Beitrag zum Gemeinschaftsleben leisten und ein Verantwortungsgefühl entwickeln können.
Welche kleinen Aufgaben sich eignen und was du lieber lassen solltest, liest du in unseren Tipps.
Haushalt organisieren: Ab welchem Alter können Kinder im Haushalt mithelfen?
Kleine Kinder dazu zu ermuntern, im Haushalt mit anzupacken, ist in den Augen der Pädagogin Dr. Heidemarie Arnhold, Vorsitzende des Arbeitskreises Neue Erziehung e.V. (ANE), genau richtig: „So früh wie möglich sollten Kinder im Haushalt mithelfen“, meint Dr. Heidemarie Arnhold. Sie ist Pädagogin und Vorsitzende des Arbeitskreises Neue Erziehung e.V. (ANE), der die Elternbriefe herausgibt.
ANE-Elternbriefe
Hier kannst du die Elternbriefe des Arbeitskreises Neue Erziehung e.V. (ANE) abonnieren. Die insgesamt 46 Elternbriefe begleiten Eltern bei der Entwicklung und Erziehung ihrer Kinder vom ersten Lebensmonat bis zum achten Lebensjahr (Kosten: 1,50 Euro pro Brief).
www.ane.de
Sie begleiten Eltern von der Geburt bis zum 8. Geburtstag des Kindes und greifen die wichtigsten Themen passend zum aktuellen Entwicklungsstand auf.
Schon ab dem Krabbelalter, wenn Mama und Papa Steckdosen schützen und Treppenabgänge vergittern, können Kinder begreifen, was im Haushalt interessant, aber auch gefährlich sein kann. Der Klassiker: Herdplatte und Backofen werden heiß, daran kann man sich die Finger verbrennen. „Beziehen Sie das Kind in alle Vorsichtsmaßnahmen mit ein“, sagt die Erziehungsexpertin. Das ist ein Einstieg in Haushaltsführung aus der Froschperspektive.
Haushaltsplan für Kinder: Welche Aufgaben eignen sich für welches Alter?
- halbes Jahr bis 1 Jahr:
Alles, was ausgeräumt wird, muss auch wieder an seinen Platz zurück, ist doch klar! Den Topf und Holzlöffel, mit dem dein Kind spielt, während du in der Küche hantierst, räumt ihr später gemeinsam wieder auf. - 2 Jahre:
Sobald dein Nachwuchs sicher läuft, kann er helfen, den Tisch zu decken, etwa den eigenen Teller, Becher und das Besteck zu seinem Platz bringen. Zweijährige können schon eine große Hilfe sein: Staubwischen oder Fensterputzen macht ihnen Spaß. Drück´ deinem Racker einen Staubwedel oder ein nasses Putztuch – ohne Chemikalien – in die Hand. Und schraube deine Ansprüche runter: Ein strahlend sauberes Fenster darfst du nicht erwarten. - 3 Jahre:
Wäsche falten, abtrocknen, Spielsachen wegräumen, etwas aufwischen, was verschüttet wurde, das geht alles schon mit drei. Die Schmutzwäsche selbst zum Wäschekorb bringen, den Tisch decken, staubsaugen, das können Vierjährige gut. Und sie haben Spaß am Kochen und Backen: abwiegen, schnippeln, rühren, das macht den kleinen Küchenhilfen Spaß.
Aufgaben für Kinder: Dos und Don'ts
- Keine Pädagogik, nur Praxis:
„Seien Sie dabei nicht so pädagogisch, das merken Kinder. Seien Sie ganz normal“, so der Tipp der Pädagogin. Vermittele deinem Kind Basics: Dreckige Klamotten gehören in die Waschmaschine, dreckige Finger müssen unter den Wasserhahn. Mit Seife. Zum Malen entfernt man die Kappe vom Filzstift, danach kommt sie wieder drauf, sonst trocknet er aus. Hygienische Standards und ein gewisses Maß an Ordnung müssen sein. Sie sind nicht zuletzt Voraussetzung bei der Einschulung. - KiTa-Konzept als Vorbild:
In der Kita übernehmen die Kids wiederkehrende Aufgaben wie das Tischdecken oder Essen auftragen. Schau dir das Konzept der Kita an und übernehme die Aufgaben, sodass dein Sprössling auch Zuhause kleine Aufgaben ausführen kann, die er schon aus der Kita kennt. - Nicht überfordern:
Wenn du dein Kind überforderst, verliert es ganz schnell die Lust. Zum Beispiel beim Aufräumen, denn das ist in allen Familien ein Dauerthema, egal in welchem Alter die Kinder sind. Aufräumen muss sein, sonst versinkt alles im Chaos. Allerdings darfst du nicht erwarten, dass dein Kind in einem Spielzeuglager Ordnung halten kann: Schau dir das Zimmer an: Womit spielt dein Kind aktuell eigentlich? Zu viel drin? Dann hilft nur gemeinsames Ausmisten. Und danach fällt auch das Aufräumen leichter. - Gemeinsame Aktionen:
Dein Kind lernt, dass es Spaß macht, etwas in Ordnung zu bringen oder sauber zu halten, wenn alle gemeinsam mithelfen. In den einfachen Handgriffen steckt eine Menge: Sortieren und Aufräumen vermittelt Sinn für Ordnung („dann findest du es auch wieder“), Tischdecken die Konzentration („nicht runterfallen lassen“). Du überträgst deinem Kind damit ein Stück Verantwortung und Mitbestimmung. Das Besteck aus der Spülmaschine ganz allein wieder in seine Fächer sortiert zu haben, das macht stolz. Das gibt Selbstvertrauen. - Nicht alles abnehmen:
Wenn du deinem Nachwuchs hingegen vermittelst, „Mama macht das schon!“, dann tust du ihm damit keinen Gefallen. „Wenn wir die Kinder überversorgen und ihnen alles abnehmen, kann die Aufgabenteilung im Haushalt nicht funktionieren“, sagt Dr. Arnhold. - Sei geduldig!:
Trau deinem Kind ruhig etwas zu, aber hab Geduld mit ihm. Vielleicht stellt es sich zuerst nicht allzu geschickt an und du denkst „Das mach ich lieber mal eben selbst“. Klar kannst du die Aufgaben besser, schneller und gründlicher erledigen. Aber das macht dein Kind nicht selbstständig. Was nicht auf Anhieb klappt, muss eben geübt werden. Und schiebe nicht unangenehme, aber vermeintlich einfache Aufgaben wie das Müll rausbringen an dein Kind ab. „Das degradiert geradezu und führt nicht zu einer Teilhabe am Haushalt“, meint Pädagogin Arnhold. - Sinn vermitteln:
Warum machen wir überhaupt sauber, waschen unsere Wäsche oder reinigen das Geschirr? Auch das kannst du deinem Kind vermitteln: Weil wir in einem hygienisch unbedenklichen Umfeld leben wollen, in dem es sauber, schön und behaglich ist. Wie das aussieht, das ist Familiensache. Ob ihr jede Woche die Fenster putzt oder nur zweimal im Jahr, ob dein Bett gemacht ist, ob du selbst kochst und backst oder lieber was vom Imbiss holst – alles ganz individuelle Entscheidungen. Wichtig ist, dass du dein Kind einbeziehst. Denn das macht groß.