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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
10. Schwangerschaftswoche

Der erste Vorsorgetermin

Meine Gedanken und Erfahrungen mit und über Hebammen und Hausgeburten.

Am Mittwoch hatte ich nun meinen ersten Termin mit der Hebamme, welcher auch gleichzeitig der erste Vorsorgetermin für mich und das Baby war. Und ich hab ohne Witz alle Fragen vergessen zu stellen, die ich mir sorgfältig im Handy notiert hatte. Ich war so aufgeregt, wie sie wohl ist und der Tag vorher war echt bescheiden. Ich bin auf dem Nachhauseweg mit dem Kinderwagen durch drei Hundehaufen gefahren, die ich nicht gesehen habe. Grmpf.

Na ja, die Hebamme ist toll. Wir haben viel geredet, die vorangegangenen Geburten durchgequatscht, sind den Mutterpass mit seinem Fragenkatalog durchgegangen, haben die Blutabnahme gemacht und den Entbindungstermin zusammen ermittelt. Der 28.8.2023 ist es. Wobei mir immer noch der 26.8. nicht aus dem Kopf geht ....
Bei meinen Wehwehchen lächelte sie verständnisvoll, aber letztendlich muss man da eben durch (wobei ich jetzt auch nicht so was extremes wie dieses Dauererbrechen habe. Mir fällt das Fachwort gerade nicht ein).

Sie wird jetzt die zweite Hebamme, weil sie schlicht und einfach weiter weg wohnt. Die erste Hebamme kenne ich flüchtig von der letzten Geburt. Mit ihr werde ich jetzt die weitere Vorsorge machen. Die Nachsorge übernimmt sie auch. In den jeweils großen Urlaubsblöcken werden sich die beiden vertreten und so ist auch die 5-wöchige Rufbereitschaft um die Geburt gut abgedeckt. Einen Gynäkologen, der auch damit zurechtkommt, nur 1-2 Ultraschalluntersuchungen als seinen Vorsorgepart zu machen, kannten die beiden auch. Ich brauche nämlich noch einen neuen. Die letzte, sonst wirklich tolle Gynäkologin, hat sich durch die Hausgeburt und meinen Wunsch, die weitere Vorsorge bei der Hebamme zu machen, so angegriffen gefühlt, dass ich mich dort nicht mehr aufgehoben fühle. Die Reaktion war so unter aller Kanone. Leider war die Hebamme gar nicht überrascht, als ich das erzählte. Das scheint es wohl häufiger zu geben. Schade eigentlich. Zum Glück konnte sie mir alle für später benötigten Papiere austellen, da sich die Arztpraxis dafür verweigerte.

Da ich in den letzten Wochen so intensiv mit der Organisation unserer Hebammenbetreuung beschäftigt war, habe ich viel über diese wunderbaren Frauen nachgedacht. Für mich umgibt sie irgendwie jedes Mal wieder eine Mischung aus Geheimnis, Wissen, Verständnis und eine solche Ruhe. Ich bin jedesmal wieder beeindruckt. Ich kenne die Hausgeburt als die natürliche Form, Kinder auf die Welt zu bringen. Ich und meine drei jüngeren Geschwister sind alle vier zu Hause geboren. Jedes Mal war dieselbe Hebamme da. Sie hieß Anna, wie ich. Und sie musste sich jedes Mal bücken, wenn sie durch einen unserer Türrahmen gehen wollte. Ich war beeindruckt und eingeschüchtert zugleich. An die anderen Hebammen (zur Hausgeburt sind sie eigentlich immer zu zweit) erinnere ich mich nicht. Unsere Oma kam dann und passte im Erdgeschoss auf uns auf. Wir hatten den Tag schulfrei (glaube ich, ich war 1.-3. Klasse), weil Papa bei Mama blieb oder drumherum erledigte. Die dritte Geburt war wohl schwierig - ich hab meine Mama noch nie so schimpfen hören. Und Papa ist, als meine Schwester dann da war zum Laden an der Ecke Sekt holen geflitzt. Er war völlig aus dem Häuschen. Sonst erinnere ich mich eigentlich an nichts von den Geburten meiner Geschwister.

Dieselbe Hebamme hat mir später, als ich mit meinem ersten Kind schwanger war, die Unsicherheit genommen, dass mein Becken für eine Spontangeburt zu klein sein sollte. Ich bin 1,54m klein und die Ärzte sagten das. Muss ja was dran sein, dachte ich ... Sie maß ein paar Punkte bei mir ab und meinte - das passt! Hat es auch. Für dieses Hinwegfegen meiner Unsicherheit bin ich ihr heute noch unendlich dankbar.

Egal mit welchen Wehwehchen und was nicht klappte - die Hebamme kannte sie und hatte Verständnis! Sogar meine Brustentzündung am Anfang der Stillzeit mit der Nusstorte - ***** waren das Schmerzen. Das wünsche ich meinem schlimmsten Feind nicht und ich war so kurz davor, das Stillen aufzugeben, obwohl es für mich eigentlich keine Alternative gibt. Versteht mich nicht falsch, ich bin froh, dass es die Säuglingsnahrung gibt für die Babys, die sie brauchen. Aber ich denke da sehr einfach in meinen Überzeugungen und da gibt es in meinem Kopf für meine Kinder eben nur Muttermilch. Ich denke, es ist von der Evolution so eingerichtet worden und dann hat das auch zu funktionieren. Ich weiß, viele Mamas haben leider andere Erfahrungen machen müssen. Auch vielleicht durch fehlende oder falsche Begleitung. Das tut mir unfassbar leid für diese Frauen.

Jedenfalls diese Brustentzündung hat sie mit mir ohne Antibiotika, ohne Klinik zu Hause auskuriert. Das geht also. Meinen Eisenwert haben wir mit der Ernährung in den Griff bekommen. Eine andere Hebamme, die auch Osteopathin war und die ich wegen starker Schmerzen im Sakralbereich aufsuchte, hat mich ganz sanft behandelt und nach zwei Sitzungen war ich beschwerdefrei. Manchmal wirkt es, als ob sie zaubern können.

Erst im November letzten Jahres hatte ich meine liebe Hebamme bei mir, weil ich mich doch hab unsicher machen lassen, weil die Nusstorte mit bald zwei Jahren noch so viel gestillt wird. Wir haben viel geredet und irgendwann platzte es aus mir heraus, dass ich das Gefühl habe, alle kriegen das so wunderbar hin, nur bei mir klappt nix. Die Vierfachmama, die schon mit der Schubkarre im Garten rumrennt, als ich gerade meinen ersten Spaziergang um den Block schaffe. Eine Frau, die mit dem fünften Kind schwanger ist, obwohl das letzte gerade ein Jahr alt ist und die nebenbei noch in die Politik geht und ein Fernstudium macht. Ganz ehrlich - wie?????
Sie musste lächeln, drehte den Kopf zur Seite und meinte. Ähhm das stimmt nicht. Mehr hat sie nicht gesagt. Schweigepflicht und so. Aber dieser kurze Satz mit der Reaktion hat völlig gereicht. Das tat irgendwie richtig gut. Eine Weile später beim Spazieren gehen, kam mir der Gedanke, dass mich jetzt vielleicht auch eine junge Mama neidisch anschaut, wie ich da mit einem friedlich schlafendem Kind im Wagen durch die Sonne spaziere. Dass das gesamte erste Jahr kein Spaziergang mit dem Wagen möglich war, weil das Kind nur gebrüllt hat, als ob man es aufspießt und ich immer die Trage mitnehmen musste. Dass ich dann meist mit leerem Wagen, dem Baby in der Trage und nervlich wie körperlich am Ende zu Hause ankam, das sieht sie nicht.

Wie trügerisch diese Momentaufnahmen sein können, die wir zu Gesicht bekommen. Und wie wenig sie uns vom ganzen Bild zeigen .... Wir sind jedenfalls zu folgendem Schluss gekommen: Wenn es mir und der Nusstorte damit gut geht, ist es genau die richtige Menge an Stillen oder Nichtstillen. Es gibt kein zu viel oder zu wenig für ein bestimmtes Alter. Eine Freundin, die ca. ein Jahr später ihr Baby bekommen hat, fragte mich kürzlich, wie viel wir noch stillen. Als ich es ihr erzählte, meinte sie, das ist ja wie Vollstillen. Da hatten wir aber schon drastisch reduziert. Spannend, wie unterschiedlich das ist. Und trotzdem passt es so für das jeweilige Kind.

An eine andere Hebamme erinnere ich mich zur Geburt vom Ninja. Diese fand in der Klinik statt. (Die einzige Hausgeburtshebamme war in Elternzeit und wir lebten in einer 3 Zimmer-Wohnung). Diese mochte ich tatsächlich nicht. Sie wirkte irgendwie abweisend. Gefühlt jagte sie mir sehr unsensibel eine Spritze in den Hintern, ich weiß garnicht mehr genau wofür - zum Schlafen oder gegen Schmerzen? Zu dieser kam ich dann auch, als ich mit den Wehen nicht mehr schlafen konnte. Der Ninja wurde eingeleitet, weil es einen Übertragungsfehler beim angepassten Geburtstermin gab und er dann ja "zu weit drüber war ". Das ärgert mich heute noch. Ich fühlte mich links liegen gelassen. Ich fragte sie, ob das jetzt Presswehen sind, weil ich plötzlich so schieben musste. Sie meinte, ich soll noch nicht pressen. Ich mit meinen 21 Jahren und dem ersten Kind dachte - die wird's schon wissen. Aber oh mein G*** waren das Schmerzen, als ich versuchte diese (ja, es waren Presswehen) Wehen zu unterdrücken. Da dachte ich mir auch egal was sie sagt und hab mitgeschoben. Siehe da, die Schmerzen waren wieder irgendwas Gewaltiges, aber nicht schmerzhaft. Schichtwechsel - vielleicht deswegen ihr Verhalten? Ich weiß es nicht. "Meine Hebamme" (noch eine andere als die zuvor beschriebenen), die ich schon kannte, trat durch die Tür und meinte, ach hallo Anna. Dann war der Ninja nach 2,5 Stunden da. Ich bin immer noch der Meinung, er hat auf sie gewartet. Und ich glaube, dass es enorm wichtig ist, wen man bei der Geburt dabei hat. Sie hielt ihn mir entgegen mit den Worten: "Du hattest Recht Anna. Keine Übertragungszeichen." Wusste ich doch! Aber Box mal dein Bauchgefühl gegen eine Klinikroutine durch ...

Ich und meine Geschwister waren bei den Geburten zu Hause. Als ich vor der Geburt der Nusstorte mit dem Ninja sprach, da war dieser 10, fast elf, meinte er völlig klar, dass er nicht im selben Haus sein möchte! So hat auch er eine "Geburtstasche" gepackt und ist dann zur Oma, als es los ging. Auch übernachtet hat er dort. Wir wussten ja nicht, wie lange die Geburt dauern würde. Damit waren wir dann alle ziemlich glücklich. Bei dieser Geburt werden wir es wieder so machen. Das hat er sehr klar geäußert und hier finde ich es wichtig, seinem Wunsch zu entsprechen, wenn er ihn so direkt und eindeutig formulieren kann. Nur wo die Nusstorte dann unterkommt, weiß ich noch nicht. Aber zum Glück ist ja noch ein knappes halbes Jahr Zeit. Und wer weiß, zu welcher Tageszeit sich dieses Schätzchen auf den Weg macht.

Mein Schatz stand der Hausgeburt sehr skeptisch gegenüber. Er kannte das Krankenhaus als Geburtsort. Er wollte den Arzt dabei haben. Die medizinische Sicherheit. Trotzdem machte ich einen Termin mit der Hebamme, wo wir alle unsere Fragen stellen konnten. Ich habe es nicht eingesehen, für sein Sicherheitsgefühl ins Krankenhaus zu gehen, wo ich mich nicht wohlfühle. Ich gebäre das Kind. Also finde ich, dass mein Wunsch für den Geburtsort Vorrang hat. Aber ich wollte ihn auch unterstützend an meiner Seite. Als er dann von der Hebamme hörte, dass die Geburt sogar gesetzlich in die Hände von Hebammen gehört und der Arzt erst bei wirklich nicht mehr handhabbaren Komplikationen dazu gerufen wird, dass nur 11% der begonnenen Hausgeburten in die Klinik verlegt werden und von diesen 11% nur 2% dabei sind, die wirklich in Eile verlegt werden müssen, war er beruhigt. Das war eine Zahl, mit der er leben konnte. Für die "normalen" Notfälle war die Hebamme ausgestattet und vorbereitet. Für Mama wie Baby.

Trotzdem habe ich mich im Krankenhaus, in das wir aus welchen Gründen auch immer verlegen würden, vorgestellt und angemeldet. Ich habe alle Unterlagen mit nach Hause genommen, mir sorgfältig durchgelesen, Notizen dazu gemacht, was ich auf keinen Fall möchte und unterschrieben. PDA und Kaiserschnitt. Diese habe ich dann mit in die Kliniktasche getan, die ich neben der Hausgeburtskiste auch gepackt habe. Ich habe mir den Kreißsaal zeigen lassen, wohin ich im Falle eines Kaiserschnittes kommen würde und was mit meinem Baby passiert. Das war für mich wichtig, diesen Worst Case durchzugehen und zu planen, damit ich weiß, was in einem solchen Fall mit mir und dem Baby passieren würde.
Nach der wunderbaren Hausgeburt habe ich dann freudig und scherzend die Kliniktasche wieder ausgepackt und die Papiere zerrissen. Im Kreißsaal hab ich angerufen, dass das Baby gesund geboren wurde und sie nicht mehr auf uns warten brauchen. War das schön.
Dieses Mal brauchen wir nicht fragen und diskutieren. Solange die Voraussetzungen vom Baby und mir wieder stimmen, werden wir es wieder zu Hause auf die Welt bringen. Trotzdem werde ich mich auch diesmal wieder in der Klinik anmelden und eine Kliniktasche packen. Man weiß einfach im Vorfeld nie, wie eine Geburt verlaufen wird. Und hier bin ich auch wieder ganz bei der Hebamme - wir sind glücklich, dass wir die vielen Interventionen, Hilfsmittel und den Kaiserschnitt in der Regel nicht brauchen. Aber es ist gut, dass es sie gibt. Nur die Hebamme wollen wir diesmal früher dazurufen, damit der Papa "nur" Papa sein darf bei der Geburt.

Was ich mich wirklich seit der letzten Geburt frage ist - wie kommen die ganzen Frauen mit Wehen ins Krankenhaus? Beim ersten war ich schon da. Beim zweiten eben Zuhause. Im Leben hätte ich mir nicht vorstellen können mit der Wehenarbeit in ein Auto zu steigen und dann welche Wegstrecke auch immer im Sitzen fahren zu können. Das ist mir ein großes Rätsel, was ich für mich hoffentlich nie lösen muss. Aber beim näher drüber nachdenken würde ich verstehen warum man (zu) früh in die Klinik fährt...

Noch kurz zur aktuellen Schwangerschaft:
Ich habe keine Ahnung wie es mir geht. Mir ist immer noch ständig kalt. So richtig. Ohne Wärmflasche kann ich nicht ins Bett. Übel ist mir mal ja Mal nein - wenn die Strumpfhose drückt, wenn ich Hunger habe, wenn ich zu viel gegessen habe, wenn ich mich ausruhen muss, usw. Manchmal hab ich hunger manchmal nicht. Manchmal Fang ich plötzlich an zu heulen. Die Flüssigkeitszufuhr ist immer noch ein Thema. Ich Versuche vermehrt auf meine Trinkmenge zu achten, aber das fällt mir wirklich schwer. Manchmal bin ich sehr müde, manchmal kann ich am Tag einfach nicht schlafen.

Das Baby paddelt da irgendwie unbemerkt in seinem Fruchtwasser rum. Die Schwangerschaft ist irgendwie unreal für mich. Ich freue mich auf das Baby, aber es ist für mich nicht greifbar, dass wir im Sommer zu fünft sein werden. Auf der einen Seite habe ich zu absolut nix Lust. Auf der anderen so viele Pläne. Am Dienstag habe ich es endlich geschafft, den seit Ewigkeiten geplanten Sperrmüll abholen zu lassen. Mittwoch war der erste Termin mit der Hebamme. Donnerstag waren beide Jungs bei den Omas. Ich habe mir ein Stück Kuchen gekauft und den ganzen Nachmittag meine Serie geguckt, bei der kein Kind zusehen darf. Ich hatte wirklich vor noch irgendetwas produktives zu tun, aber dann fing die nächste Folge an.. ach Mensch war das gut.

Mir fällt gerade kein guter Schluss ein .. für die nächste Woche steht nichts besonderes für mich an, außer dem Alltagstrubel. Mal sehen was dann für Gedanken kommen. Zumindest was die Hebammensuche betrifft kann ich mich jetzt entspannt zurücklehnen. Das lässt mir einen großen Stein vom Herzen fallen. Und ich wünsche euch allen Schwangeren und Jungmamas eine wunderbare Hebamme an die Seite, die euch begleitet und unterstützt. Ich hoffe es wird ihnen bald einfacher gemacht, denn wir brauchen, nein wir benötigen sie!
Ich wünsche euch eine schöne Woche und hoffe das war nicht zu viel durcheinander.



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Barbara (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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Hausgeburt, Hebammen, Vorsorge bei der Hebamme