„Oh it's such a perfect day, I'm glad I spend it with you.“ Lou Reed
Es ist dunkel. Die Straßenlaternen leuchten bereits in die beginnende Nacht. Der Fahrtwind pustet uns ins Gesicht. Wir überqueren die Alster, biegen in unsere Straße ein. Der Kies knirscht unter den Fahrradreifen, einige späte Spaziergänger sind mit ihren Hunden unterwegs, die Luft ist lau, es riecht nach Grill, gemähtem Gras und sehr spätem Sommer. Wenn die Welt immer so wäre wie genau in diesem Augenblick, wäre sie sehr perfekt.
Harmonie hatte die letzten Tage den Vorzug. Keine Ahnung wie lange das anhalten wird, aber daran will ich nicht denken. Beim Abendessen-Picknick im Park entdeckt Jeppe das Gras. Zupacken, abrupfen – eine tolle Beschäftigung. Als Smilla ihren kleinen Bruder mit Falafel füttern möchte, muss Tim sie stoppen. Mit der Restenergie des Tages flitzt sie über die Wiese, hindurch zwischen trinkenden Teenies, anderen Familien und jede Menge Leuten, die alle eine gute Zeit haben.
Jeppe hat sich in der Krabbelgruppe in der vergangenen Woche einiges abgeschaut und übt fleißig. Er brabbelt und schiebt sich voran. Seine Motivation sind die großen Kinder. Smilla und ihre Freunde sind seine leuchtenden Vorbilder. Auch in der Musikgruppe eifert er den größeren Kindern nach und haut seine Klanghölzer gegeneinander. Als kleiner Bruder kommt er sehr niederschwellig mit Dingen in Kontakt, die für manche seiner Babyfreunde noch völlig unbekanntes Terrain sind.
„Wer ist dein bester Freund?“, frage ich vor dem Schlafengehen unsere Tochter. „Nea und Emil“, sagt sie und schiebt hinterher: „Und Jeppe!“. Wie süß ist das denn, denke ich. Viele Szenarien habe ich mir vorstellen können, aber diese Friede-Freude-Eierkuchen-Idylle war nicht dabei. Morgens holt sie Babykleidung aus dem Schrank und bestimmt Jeppes Outfit. Sie behängt ihn mit Armbändern, bringt im Spielzeug, reicht ihm den Schnuller, kuschelt sich an ihn, und wenn er dolle weint empfiehlt sie mir es doch mal mit einer Runde Stillen zu versuchen. So süß!
Beim Kindergeburtstag am nächsten Tag laufen lauter kleine Nacktfrösche durch den Garten der Kleingartenkolonie, stopfen sich die Bäuche mit Kuchen und Würstchen voll und lassen sich vom Wasserschlauch nassspritzen. Jeppe hält währenddessen ein Schläfchen in der Ringschaukel. Wieder kommen wir erst spät nach Hause. „Schöne große Party, morgen auch?“, fragt Smilla mit leuchtenden Augen. Gemeinsam kuscheln wir uns ins Bett und hören eine Gutenachtgeschichte.
Keine Party am Folgetag, dafür Nachbarskinder- und Freunde-Besuch zum Mittagessen. Bei der Wahl des nachmittäglichen Ausflugsziels ziehen dann dunkle Wolken auf. Tim ist alles zu stressig, Smilla und ihr Freund Nea möchten einfach nur spielen, die Nachbarn äußern andere Pläne, Valeria will an die Ostsee und ich weiß es einfach nicht. Baden, Eis und einfach eine gute Zeit, so wie in den letzten Tagen. Aber das scheint schwierig zu werden. Ade Harmonie. Es ist später Nachmittag, als wir im Naturbad eintreffen. Ich bin grummelig. Wütend kaue ich auf dem Schokoriegel herum und bedauere nicht mehr davon eingepackt zu haben.
Wie schnell die Stimmung umschlagen kann – echt verwunderlich. Vom flauschigen Gefühl der perfekten Welt hin zu Grundsatzdiskussionen und mieser Laune ist es nur ein kleiner Sprung. Aber: Eine neue Woche, ein neues Glück!
Though it was such a perfect day, because I spent it with you!
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