Alexander ist nun 6 Monate alt und hat die U5 locker "bestanden". Und er hatte sein erstes "Bong".
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
am Donnerstag ist ja Alexander 6 Monate alt geworden. Herzlichen Glückwunsch!
Eigentlich wollte ich ja schreiben, dass es nun eine absolute Selbstverständlichkeit ist, ihn bei uns zu haben. Aber das stimmt nicht immer. Heute Morgen beim Frühstück ärgerte ich mich über Lärm, den die blöden Nachbarskinder schon am frühen Morgen machten. Als ich aufstand, um das Fenster zu schließen, merkte ich, dass es gar nicht die Nachbarskinder waren, sondern Alexander, der gerade im oberen Stockwerk wach geworden war und sich nun meldete.
Meine Frau und ich wollten zur Feier des Tages abends, wenn Alexander schläft, ein Glas Wein trinken. Wurde natürlich nichts, denn genau an diesem Abend war Alexander erst um 23:30 Uhr endlich eingeschlafen. Aber das kennen wir ja schon. Mit einem Kind darf man keine festen Pläne machen. Man darf höchstens sagen: „Wir versuchen mal, heute .........“.
Alexander war zwischenzeitlich bei der U5. Die Ärztin war sehr zufrieden mit seiner Entwicklung und er ist ja auch wirklich gut geraten. Längenwachstum und Gewichtszunahme haben sich etwas verlangsamt, worüber wir nicht traurig sind (das müssen wir ja alles tragen). Mit 70 cm und 8,3 Kilo ist er ein ganz schöner Brocken, überall über dem Durchschnitt. Gute 7 cm größer und über ein Kilo schwerer als Tanja zur gleichen Zeit ist er damit.
Kaum bin ich wieder beim Arbeiten, wird er leider quengeliger. Sind es möglicherweise die Zähne – er sabbert schon seit Wochen wie ein Weltmeister – oder sein Wunsch, sich fortzubewegen, er ist manchmal ganz schön schlecht drauf. Abends wird es dann richtig anstrengend, dann ist er müde, schläft aber schlecht ein. Allerdings sind die Einschlafprobleme nicht mehr ganz so schlimm. Entweder schläft er direkt beim Stillen ein (wobei sich dann aber das letzte Stillen auch mal über eine Stunde hinziehen kann) oder beim Nuckeln an meinem Finger. So gegen 22 Uhr ist derzeit meist Feierabend für ihn und dann schläft er mit ein, zwei Mal trinken bis gegen 7:30 Uhr durch.
Drehen tut Alexander sich nun ohne Probleme, jedenfalls vom Rücken auf den Bauch. Es ist schon phänomenal, wie er sich dann auf seinen Armen hochstützt, das macht jeden Yoga-Schüler neidisch. Und wie lange er das durchhält. Irgendwann wird er aber dann müde, hat dann aber vergessen, wie es geht, sich wieder auf den Rücken zu drehen. Das erfordert natürlich Quengeln, bis einer von uns kommt und ihn wieder umdreht. Kurze Erleichterung bei Alexander, und dann sofort wieder auf den Bauch gedreht. Gleiches Spiel von vorne. Aber das kennen wir schon von Tanja. Letztlich ist es ja diese Frustration des „Ich will mich zum Spielzeug hin bewegen, weiß aber nicht so recht wie“, die dafür sorgt, dass die Kinder es einfach so oft probieren, bis es klappt. Und bis es halt klappt, muss man eben quengeln.
Bei Tanja war das übrigens noch extremer. Die hat beim auf dem Bauch liegen nicht nur Kopf und Füße hoch gestreckt, sondern gleichzeitig auch noch die Arme zur Seite weg gestreckt. Sie hat also nur noch mit dem Bauch auf dem Boden gelegen, der Rest alles nach oben – wie ein Flugzeug. So lag sie dann, stöhnend vor Anstrengung.
Durch Alexanders verstärktes Drehen hatten wir auch schon das erste „Bong“. Ein „Bong“ ist bekanntermaßen das Geräusch, wenn sich ein Kleinkind vom Teppich runterdreht und mit dem Kopf auf den harten Parkettboden aufschlägt. Gefolgt wird das „Bong“ meist von einem „Wäh!“. (Nicht zu verwechseln natürlich ist dieses "Bong“ mit dem „BOOONNNG!“, der entsteht, wenn ein Kind sich irgendwo hochzieht, umkippt und dann mit dem Kopf auf einen harten Fußboden aufschlägt. Diesem „BOOONNNG!“ folgt ja auch immer ein „WÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄH!“ - aber das wisst Ihr ja.)
Alexander hat ein neues bzw. sein erstes Spiel entdeckt. Er liegt dazu auf dem Rücken. Dann angelt er sich ein Tuch oder ein Spieltier, irgendwas, und legt das über sein Gesicht, bis er nichts mehr sieht. Dann lässt er es los, juchzt und stöhnt vor sich hin, bis wir das Teil mit „Wo ist denn der Alexander? - Da!“ wieder runternehmen, was er grinsend zur Kenntnis nimmt. Und dann möglichst gleich das Teil wieder drauf legen.
Immer wieder interessant finde ich, welche Kosten von den Krankenkassen übernommen bzw. nicht übernommen werden. Oder bei uns als Beamten genauer: die Beihilfe und die private Krankenversicherung, die sich die Erstattung bei uns teilen. Bei jeder zweiten, dritten Rechnung motzt eine von beiden rum oder erstattet gewisse Beträge nicht. Zuletzt jetzt die Krankenkasse, die kategorisch meinte, dass Vitamin-D-Tabletten für Alexander medizinisch nicht notwendig seien und deswegen auch von ihr nicht bezahlt würden (die Beihilfe hat damit hingegen überhaupt keine Probleme).
Bei so kleinen Beträgen ist das nur nervig. Bei größeren wird das aber für uns teuer. Als Alexander nach seinem Krankenhausaufenthalt für eine weitere Woche dieses teure Gerät zur Überwachung seiner Atemfrequenz erhielt, verweigerte die Krankenkasse die anteilige Übernahme der Kosten. Das sei im Versicherungsvertrag nicht vereinbart. Dafür zickt die Beihilfe bei den Impfungen rum, Rotavirenimpfung wird nicht bezahlt, da nicht im Impfkalender zwingend empfohlen (das übernimmt dafür dann die Krankenkasse).
Wenn man Kinder hat, muss man darauf achten, dass man nicht zu viel ins Jammern kommt (jaja, ich weiß, ich bin sowieso ein „das Glas ist halb leer“-Jammerlappen-Typ).
Da hilft es durchaus, wenn man mal andere Kinder erlebt, die viel schlimmer sind. Wenn man mal solche Kinder sieht, weiß man dann wieder, was man an den eigenen hat (und auch an sich selbst).
Konkret war es dieses Mal ein Besuch bei Bekannten, die Zwillinge in Tanjas Alter haben.
Die Zwillinge waren so widerwärtig und ekelhaft, dass wir froh waren, nach zwei Stunden wieder gehen zu können. Und zu Hause habe ich Tanja in den Arm genommen und ihr gesagt, dass sie ein tolles Kind ist, dass wir sie sehr lieb haben und wir es schön finden, dass sie bei uns ist. (Was andersrum aber nicht bedeutet, dass sie diese Woche nicht geschafft hätte, mich auf die Palme zu bringen.)
Das Interessante bei diesen Zwillingen ist, dass es gar nicht an ihnen selbst liegt, dass sie so widerwärtig waren, sondern an ihren Eltern. Die sind mit der Erziehung schlicht überfordert.
Der Vater ist schon relativ weich in der Erziehung, aber die Mutter ist noch viel weicher. Regelmäßiger Verlauf einer versuchten Zurechtweisung: „Nein, das darfst Du nicht.“ - „Nein, ich sagte doch, dass Du es nicht darfst!“ - „Na gut, aber nur diese eine Mal!“ Je mehr also die Kinder heulten und quengelten, desto eher bekamen sie ihren Willen.
Das Interessante ist ja, dass Kindern, denen man ihren Willen lässt, dadurch nicht glücklicher werden. Im Gegenteil, sie werden dadurch noch quengeliger und unzufriedener, weil ihnen die Grenzen fehlen und sie nicht wissen, was sie eigentlich tun dürfen und was nicht.
Jedenfalls kamen wir mit dem Gefühl nach Hause, dass wir es besser machen, indem wir Tanja klare Grenzen setzen und diese zur Not auch durchsetzen. Das gibt dann zwar auch mal Tränen, aber eben nur kurz, und ansonsten ist Tanja doch bei uns sehr zufrieden.
Bis nächste Woche,
Gerd