Die Stunden bis zur Ankunft von Maya Tess und ...
Liebe Leserinnen und Leser,
lieben Dank für eure zahlreichen Glückwünsche. Wir hätten niemals erwartet oder gar zu träumen gewagt, dass ihr uns so unterstützt und mitfiebert.
Entschuldigt, dass es so lange dauerte, euch mit Details zu füttern, wir hatten aber die letzten Tage einiges zu verarbeiten und die Tränen flossen hierbei, bei aller Freude, nicht zu knapp ;-)
Nun möchte ich euch aber nicht weiter auf die Folter spannen und mit der Geburt starten.
Da wir deutlich über dem errechneten Geburtstermin lagen, wurde Sonntag vor zwei Wochen ein Wehenbelastungs-Test angesetzt. Dabei wurden mittels Tropf künstliche Wehen erzeugt, um die Reaktionen der Kleinen auf den bevorstehenden "Geburtsstress" zu messen. Mit diesem CTG wurde überprüft, wie Maya Tess voraussichtlich auf die für den nächsten Tag geplante Geburtseinleitung reagieren würde.
Das Wetter an diesem Sonntag war zauberhaft. Also gingen wir zeitig los, um anschließend die Sonne zu genießen und uns auf den bevorstehenden Tag vorzubereiten. Aber, wie schon so oft, kam es anders und schlussendlich verbrachten wir mehr als zehn Stunden im Krankenhaus, da die gewünschten Wehen lange auf sich warten ließen.
Deshalb wurde halbstündlich die Dosierung des Wehenmittels erhöht und der Sonntag plätscherte vor sich hin. Diese künstlichen Wehen, die irgendwann doch einsetzten, waren eigentlich sehr gut zu ertragen und die Kleine schien mit einer Einleitung prima zurecht zu kommen.
Erschöpft und müde, aber frohen Mutes, kamen wir gegen Mitternacht zu Hause an. Für den nächsten Morgen war verabredet, die lang ersehnte Geburt einzuleiten. Nur wenige Stunden trennten uns jetzt, also versuchten wir in der verbleibenden Zeit ein wenig Ruhe zu finden und Kraft zu sammeln.
Nach einer kurzen Nacht sind wir am nächsten Morgen ins Krankenhaus aufgebrochen. "Die nächste Autofahrt werden wir dann bereits zu Dritt gestalten." Solche und andere Gedanken schossen mir durch den Kopf.
Als wir im Krankenhaus angekommen sind, empfing uns unsere Hebamme und die ersten Routineuntersuchungen starteten. Gegen 10.00 Uhr war es soweit. Wie zuvor erörtert, wurde die erste Lage Gel vor den Muttermund "gelegt" und die Mission "Go! Maya Tess Go!" begann.
Aufgrund meiner bisherigen Eingriffe kamen wir überein, die Dosierung behutsam im Laufe des Tages zu steigern. So wollten wie vermeiden, dass das durch die Entfernung der Myome vernarbte Gewebe der Gebärmütter reißen würde und sich dieses, behutsam auf die zu erwartenden Kontraktionen einstellen kann.
Der gewünschte Effekt stellte sich schnell ein und erste, noch leicht zu ertragende Wehen schwebten im Zehnminuten-Takt an. Nach etwas mehr als zwei Stunden konnte ich aber erst einmal wieder durchatmen und mit Michael einen kleinen Ausflug an den Main starten. Die nächste Verabreichung war erst für den Nachmittag geplant.
Nach der weiteren Dosis Gel am Muttermund verging nur wenig Zeit, bis sich wirklich, heftige Wehen offenbarten. Diese nahmen rasant an Intensität zu. Der Muttermund konnte aber leider nicht mit dieser Geschwindigkeit standhalten und öffnete sich nicht im Einklang, sodass weitere Zeit unter "Volllast" verging.
Als der Schmerz, wie ich glaubte, seinen Höhepunkt erreichte, offerierte mir meine Hebamme die Wanne. Ich freute mich riesig, dass es soweit war, schöpfte neue Kraft und dachte, dass Mademoiselle nun sicher bald kommen würde.
Die Badewanne schenkte die erhoffte Erleichterung und ich tauchte bei jeder Wehe schön mit dem Bauch unter, um die entspannende Wirkung des Wassers rundum aufzunehmen.
So war ich, den Umständen entsprechend, positiv den aufkommenden Naturgewalten gegenüber gewappnet und rechnete keinesfalls damit, dass der zuvor verspürte Schmerz in irgendeiner Form steigerungsfähig sei. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass eingeleitete Wehen um ein vielfaches stärker empfunden werden, da bei diesem Prozedere das Hormon Oxytocin nur gehemmt oder gar nicht gebildet wird.
Dieses Hormon ist unter anderem dafür verantwortlich, die Produktion von Endorphinen anzuheizen. Diese wiederum wirken dann wie ein körpereigenes Betäubungsmittel, steuern den Schmerz während der Wehen und in den Pausen, sodass er erträglich bleibt.
Leider konnte ich aber die Wirkung des Hormons nicht spüren, sodass sich der Schmerz ins Unermessliche steigerte. Nie zuvor in meinem Leben habe ich Schmerzen so intensiv verspürt und ich fühlte mich, wie ein "Pienschen".
Michaels Hände waren bereits gut gequetscht, als ich mein Vorhaben nach einer Stunde aufgeben musste und ich mir nichts sehnlicher, als eine PDA wünschte (womit mein Traum der Wassergeburt platzte).
Meine Hebamme, die eine fantastische Unterstützung war, zögerte nicht und verlangte umgehend nach der Anästhesistin, die nach einer weiteren Stunde auch endlich eintraf. Ich war am Ende meiner Kraft und es kam mir einer Ewigkeit gleich.
In der Zwischenzeit war ich aus der Wanne gestiegen und litt auf dem Bett weiter. Die Wehen kamen dicht gefolgt und manchmal vergingen keine dreißig Sekunden. Kurz darauf prüften zwei Frauenärzte und meine Hebamme gemeinsam das Geschehen. Der Muttermund war bereits weit geöffnet, leider aber nur auf einer Seite. Die Hälfte, in der das Myom saß, blieb leider unverändert. In den letzten Stunden hatte sich eine Art Schürze gebildet, an der Maya Tess immer wieder zurück federte.
Der Befund lautete also: "Nicht einfach, aber möglich!" Mit diesem und der einsetzenden Wirkung der PDA schien die Kleine wieder in "Reichweite". Daher wurde alles unternommen, die zweite Seite des Muttermundes zu "präparieren"! Ärzte und Hebamme versuchten abwechselnd, den Muttermund mit den Fingern hoch zu schieben und ich durfte pressen, um die Kleine in Position zu bringen.
Nichts davon klappte!
Mademoiselle machte bei diesem stundenlangen Treiben eine "gute Figur", dennoch senkte sich immer wieder ihre Herzfrequenz während der Wehen. Daher wurde nun auch regelmäßig der Sauerstoffgehalt ihres Blutes überprüft, indem man an ihrem Köpflein "kratzte" und etwas Blut abnahm. Ich machte mir mittlerweile große Sorgen um Maya Tess und litt unter der Ungewissheit, ob dieses nicht zu viel für sie sein könnte.
Weitere Zeit verging, in denen abwechselnd wehenhemmende und wehensteigernde Mittel zum Einsatz kamen. Dies geschah zum Zwecke, den Muttermund, wie bereits zuvor erwähnt, zu positionieren, mit Ultraschall nach dem Kind zu schauen oder die vorhandenen Presswehen noch weiter zu intensivieren.
Mittlerweile war es 02.30 Uhr, als nach den Untersuchungen entschieden wurde, die finale Phase einzuleiten. Alles oder nichts lautete die Devise und meine Hebamme erhöhte noch einmal die Dosis des Wehentropfes. Der Ausschlag der Wehen war am oberen Ende der Skala angelangt und ich schrie schon selbst, wie es normalerweise nur Babys tun (wenn sie völlig von der Rolle sind).
Micha bestätigte später, dass die Ausschläge weit stärker als die aufgezeichnete Obergrenze von 100 waren.
Trotz toller Unterstützung des gesamten Teams gelang es nicht, die Kleine die entscheidenden Zentimeter voran zu bringen. Der vermutliche Grund hierfür wurde erst später nachgeliefert.
Achtzehn Stunden nach den ersten Wehen waren wir also an einem Punkt angekommen, der immer wieder in eine Sackgasse führte. Ich versuchte alles, die Kleine nach unten zu pressen, sie aber blieb irgendwo am Beckenboden hängen. Einstweilen stellten wir fest, dass die oberen Wehen, die das Baby nach unten schiebten, nur einseitig stattfanden. Auf der rechten Seite fanden Kontraktionen statt, links aber blieb alles weich.
Nach einer kurzen, abschließenden Diskussion mit allen Beteiligten haben wir uns kurz vor 04.00 Uhr auf einen Kaiserschnitt geeinigt. Der pH-Wert der Kleinen hatte zwar noch in einem Bereich gelegen, der zu verantworten gewesen wäre, der zu erwartende Stress schien aber zu hoch und der erforderliche Weg zu weit.
Dann ging alles sehr schnell. Bevor ich weiter überlegen konnte, wurde ich aus dem Zimmer geschoben und für den Eingriff vorbereitet. Michael durfte mich in den Operationssaal begleiten, musste sich aber noch umziehen.
Gemeinsam fieberten wir dem Augenblick der Empfängnis entgegen. Die neuerliche PDA wirkte und ich fühlte mich nach vielen Stunden endlich wieder schmerzfrei. Dennoch konnte ich das Ziehen und Ruckeln an meinem Bauch fühlen, sodass mir etwas mulmig wurde. "Würde ich den Schnitt spüren und wie ist es, wenn mir die Bauchdecke aufgerissen würde?"
Um 04.17 Uhr war es soweit! Maya Tess kündigte sich der Erde mit einem lauten Schrei an und wurde uns unverzüglich in die Arme gelegt.
Ein unbeschreiblicher, erhabener und emotionaler Augenblick! Jeglicher, zuvor empfundener Schmerz war vergessen und Tränen überrannten uns. Unsere Tochter! Endlich war sie da!
Mademoiselle beschnupperte uns ein wenig und blickte dann klar, pur, zufrieden und vertraut in unsere Gesichter. Sie sah aus, wie ihr Vater, war 53 Zentimeter groß und 2.840 Gramm schwer.
Als sie so auf meiner Brust lag, verspürte ich den gewaltigen Drang mich zu übergeben. Scheiße, dachte ich und forderte Michael auf, die Kleine schnell von meiner Brust zu nehmen. Er zögerte anfänglich, da er nicht wusste wie er den kleinen Floh anfassen sollte, da er etwas eingeengt war. Schnell aber erkannte er die Dringlichkeit und reagierte. Eine Sekunde später wäre es bereits zu spät gewesen und ich hätte mir wahrscheinlich nicht vergeben, die Kleine auf diese Art und Weise zu begrüßen.
Einmal aufgestanden, durfte er sie stolz zur Untersuchung begleiten und wir im Anschluss unsere erste gemeinsame Stunde genießen. Wir waren überglücklich und erleichtert, alles überstanden zu haben.
Im Anschluss an den Kaiserschnitt lüftete sich auch das Geheimnis der einseitigen Wehen. In den letzten Monaten der Schwangerschaft hatte sich unbeachtet ein weiteres Myom gebildet, dessen Lage die Wehen bremste und eine normale Geburt behinderte.
Nach drei Tagen konnten wir bereits das Krankenhaus verlassen und sind seitdem gemütlich zu Hause.
Unser Leben zu dritt ist wunderschön. Nach anfänglichen Schwierigkeiten beim Stillen ist alles im Lot. Der Schlafmangel und die hormonelle Umstellung bereiten das eine oder andere Mal ein wenig Unbehagen. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich mich auch daran gewöhnen werde.
Maya Tess hat am ersten Wochenende zu Hause, bereits ein halbes Kilo zugenommen, worüber wir unsagbar glücklich sind!
Ihren Namen hat sie, der indischen Göttin der Zauberkraft "Maya" und der tapferen Jägerin Teresa (Kurzform Tess) zu verdanken.
Wir glauben an die Schwingungen und die Kraft, die beim Rufen des Namens das Kind begleiten und glauben, dass diese nach all den Besonderheiten gut zu ihr passen.
Denn nicht nur die Befruchtung geschah "von Zauberhand", auch der Geburtstermin wurde so terminiert. Wochen zuvor habe ich beim Ummelden des Autos ein Wunschkennzeichen gewählt. Da die passende Zahl des Geburtstermins nicht verfügbar war, habe ich mich für die 26 entschieden. Dieses Datum trägt sie schlussendlich auch in ihrem Ausweis. Lustig, oder?
Zum Abschluss möchte ich mitteilen, dass auch ich den Gedanken ein Baby-Tagebuch zu schreiben schön finde. Ich muss aber eingestehen, dass mir dieses augenblicklich zu viel wäre. Es ehrt mich aber ungemein, dass ihr so gerne meiner Schwangerschaft und meinem Tagebuch gefolgt seid und danke euch inständig für die Interaktion und die vielen schönen Stunden, die ihr mir/uns geschenkt habt.
Vielen Dank auch dem kidsgo-Team und den Sponsoren. Die übermittelten Präsente werden bei jedem "Auslauf" bestaunt und Maya Tess fühlt sich wohl darin ;-)
Eure Alexandra