Von der Aufgabe Möglichkeiten zu schaffen und meinem Teenie.
Hallo ihr Lieben,
Ich hoffe, ihr hattet eine schöne Woche?! Ich hatte die letzten Tage keine Zeit, weil sich meine lieben lieben Kinder seit dem Wochenende echt schräg verhalten. Uff. Nun hat’s der Beitrag aber zu euch geschafft. Viel Spaß beim Lesen:
Von der Notwendigkeit des Loslassens hatte ich ja bereits geschrieben. Der erste große Schritt ist die Trennung zum Betreuungsbeginn der Kinder, der sicher für viele von euch nun bald näher rückt. Je älter die Kinder werden, desto mehr wandelt sich die Mama von der allwissenden Göttin zu einer ratgebenden Beobachterin am Lebensrand. Ich bin kein großer Ratgeberfan, aber zum Teeniealter musste ich mir doch ein paar Sachen durchlesen, um den Ninja (nun 14 Jahre jung) besser verstehen und begleiten zu können. Besonders, weil ich nun mal keine Jungspubertät durchgemacht hatte und daher nicht auf eigene Erfahrungen zurückgreifen konnte. Außerdem verlässt mich ein Teil meines Instinktes, der mich ganz wunderbar in den bisherigen Kinderphasen leitete.
Klar ist, die Kinder wollen mehr und mehr ihr eigenes Ding machen. Sie kleben nicht mehr so an der Mama. Die sollen sich ja sogar von ihr lösen und sich selbst finden. Trotzdem möchte ich eine Beziehung zu meinem Kind behalten. Auch wenn es groß und erwachsen wird. Dabei stolperte ich über die Anregung, die Möglichkeit zu einem Austausch zu schaffen. Das Kind muss sie nicht nutzen, aber sie ist verlässlich da, sollte es mich brauchen oder über etwas sprechen wollen. Dies richtete ich mit der vierzehntägig stattfindenden Fahrt zum Papa vom Ninja ein. Sie dauert knapp vierzig Minuten. Die Nusstorte bleibt zu Hause. Das Baby später auch, wenn er länger ohne Milch bleiben kann und ich eine so lange Trennung (räusper, zwei Stunden) von ihm verkrafte ;). Zum Glück ist das Möpschen (meistens) ein friedlicher Mitfahrer.
Diese vierzig Minuten gehören dem Ninja. Ich kann nicht weg oder abgelenkt werden. Manchmal schweigen wir wirklich die ganze Zeit und genießen nur die Zeit mit dem Anderen. Manchmal spielt er mir Musik oder ein Hörbuch vor, das ihn gerade begeistert. Wir machen kurze ungestörte (Aufklärungs)Gespräche über Drogen, Rauchen und sozialen Umgang oder Konflikte, die ich unterschwellig wahrnehme und ihm meine Hilfe anbiete. Er kann Fragen über Wörter stellen, deren Bedeutung er nicht kennt oder mir vierzig Minuten über Yugioh-Karten und damit verbundene Kampftechniken erzählen. Wir fachsimpeln über Politiker, die Nachrichten mit den guten und angstmachenden Entwicklungen. Alles, was er möchte oder ich für wichtig erachte. Das ist unsere Zeit.
Nun hat sich aber noch ein Gesprächsmoment ergeben, mit dem ich so nicht gerechnet habe. Meistens komme ich derzeit erst abends zum Wäsche aufhängen. Der Papa bringt die Nusstorte ins Bett, ich mache das Möpschen bettfertig und packe ihn dann noch in die Trage auf meinen Rücken. So bekommt er noch eine extra intensive Kuscheleinheit vor dem Schlafen. Tatsächlich schläft er danach meist besser. So räume ich noch die Küche auf und bringe die Wäsche auf die Leine. Eben das, was so im stehen geht. Oft ist dann auch noch der Geschirrspüler auszuräumen. Die Haushaltsaufgabe vom Ninja. Und genau hier entwickeln sich plötzlich die tollsten Gespräche. Auf einmal erzählt er mir wieder von der Schule, von seiner Klasse, von Dingen, die ihn beschäftigen. Eine sehr grundlegende Veränderung gehen wir dadurch jetzt an, über die ich aber noch nicht sprechen darf. Und witzigerweise nutzt nicht nur er diese Zeit. Schläft die Nusstorte, kommt auch der Schatz oft dazu und löst den Ninja dann ab. Wir kommen endlich mal wieder dazu, zu besprechen, wie die Woche oder auch nur der Tag für den anderen war, ohne unterbrochen zu werden.
Erst gestern hatten wir ein wunderschönes Gespräch darüber, wie anstrengend wir es beide mit der Nusstorte finden und wie wir verschiedene Situationen sehen und handhaben könnten. Das war ein Grund, warum ich mich in diesen Mann verliebt habe. Weil wir uns so unglaublich gut miteinander unterhalten können. Das kommt soo zu kurz seit die Kleinen da sind. Wir haben festgestellt, dass es uns beiden sehr ähnlich geht und das wir die Situation eigentlich sehr ähnlich sehen und uns ähnlich damit fühlen. Es war schön zu merken, dass wir doch noch sehr gleich sind.
Ich merke, dass das eine der zentralen Aufgaben meines Mamaseins ist: Möglichkeiten zu schaffen. Möglichkeiten, die Kinder neues ausprobieren zu lassen. Eine Möglichkeit aufzuzeigen, wie Aufräumen Spaß machen kann und ruckzuck erledigt ist (umgesetzt bekommen wir es trotzdem viel zu selten), eine Möglichkeit schaffen, um Sorgen oder Ängste anzusprechen, die Möglichkeit geben sich richtig auszukotzen und trotzdem noch lieb gehabt zu werden. Mit allen Schrullen die man aufbieten kann. Die Möglichkeit, neue Geschmäcker, Kulturen, neue Bücher und Spiele zu entdecken. Die Möglichkeit geben, über sich selbst hinauszuwachsen. Die Möglichkeit schaffen, einfach Zeit zu haben und das Kind sich auch mal langweilen zu lassen.
Ich bin die Möglichmacherin, die Talenterkennerin. Erst die allwissende Göttin und später aufmerksame Beobachterin, die mal anstupst und sagt: „Hey, wusstest du, dass es das gibt? Hättest du Lust dazu?“ Wählen darf dann das Kind. Denn es ist sein Leben. Auch muss es die Erfahrung nicht mit mir machen. Es darf jemand anderen wählen. Ich bin gerne der Mittelpunkt des Universums für meine Kinder. Aber ich finde es wichtig, dass sie auch andere enge Bezugspersonen haben, mit denen sie die Welt entdecken, zu denen sie mit Fragen und Problemen kommen können und dürfen. So lernen Sie hoffentlich Vertrauen, dass sie gut sind, so wie sie sind und falls ich mal nicht mehr bin, ist da noch jemand anderes. Ein Netz, das auffängt und auch mich entlastet, sollte ich mal ausfallen oder eine Auszeit brauchen. Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen. Sie sollen lernen, dass nicht einer alles kann, oder alles weiß oder einer alles alleine wuppen muss. Sie sollen lernen, dass man sich hilft und unterstützt. Jeder so wie er am besten kann. Und das man auch nein sagen darf.
Jetzt weiß ich gar nicht wie ich vom Gedankengang her hier gelandet bin :D
Na jedenfalls: Ich schaffe die Möglichkeiten, die Kinder entscheiden, ob sie sie wahrnehmen, sie wiederholen, mehr daraus machen.
Das gibt mir eine sehr hohe Verantwortung, der ich manchmal glaube, nicht gerecht zu werden. Aber wer ist schon perfekt?!
Für heute weiß ich leider nichts mehr. Nächste Woche geht es weiter. Dann dürfen wir endlich wieder raus. Ich freu mich drauf. Macht‘s euch hübsch und viele Grüße von
Anna
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