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Baby-Tagebücher von Iris

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

1. Woche

Ich bleib mal bei Woche 1

Sollen wir - oder sollen wir nicht, das ist hier die Frage.

Es sollte spannend weitergehen.

Nachdem ich dann am Mittwoch mit der Sachbearbeiterin in unserem Jugendamt gesprochen hatte, war klar, dass ein gemeinsamer Termin bei uns zu Hause erst gestern stattfinden konnte. Für uns sollte also noch eine anstrengende, ungewisse Woche folgen.

Donnerstag-Nachmittag rief dann völlig überraschend die Mitarbeiterin des Jugendamtes der Großstadt an und wollte sich zumindest vorab noch mal bei uns telefonisch kurz vorstellen. Sie teilte uns auch mit, dass der Junge zwischenzeitlich in einer Bereitschaftspflege sei, da er in der Kinderwohngruppe nicht zurecht gekommen wäre. Sie erzählte, dass es ein wirklich pfiffiges und aufgewecktes Kerlchen sei, der aber auch einfach Ruhe und Rückzugsorte brauche. Sie stellte sich kurz vor und erzählte eben auch, dass es ihr erster Fall sei, aber sie von einer erfahrenen Sachbearbeiterin begleitet werde. Wir waren also sehr gespannt und malten uns alles Mögliche aus.

Für mich war das Wochenende weiter von schlaflosen Nächten durchzogen. Jetzt sind 13 Tage seit dem ersten Anruf vergangen und ich habe keine Nacht mehr durchgeschlafen. Ich fühle mich so fertig, das könnt ihr Euch gar nicht vorstellen.

Gestern Mittag ging es dann los. Wir hatten das Haus und den Hof auf Hochglanz poliert. Der Hund war ja sowieso in der Hundetagesstätte. Also tranken wir noch in Ruhe einen Kaffee und versuchten uns etwas auf das Gespräch einzustellen. Zuerst war die Dame aus unserem Jugendamt (Frau B.) da, dann kamen die beiden anderen. Nach allgemeinem Geplänkel, ging das Gespräch dann los. Ich war ehrlich froh, dass Frau B dabei war. Ich hatte sehr das Gefühl, dass die beiden anderen keinen strukturierten Plan hatten. Mir hat der rote Faden im Gesprächsablauf gefehlt. Ich bin ein sehr strukturierter Mensch, sodass ich es anstrengend fand, mich darauf einzustellen.

Im Verlauf des Gespräches erzählten die beiden halt, dass es ein sehr aufgeweckter Junge sei, der allerdings einen sehr ausgeprägten Willen habe und am liebsten in alle Entscheidungen mit einbezogen wird. Er will immer alles erklärt haben und auch immer alles verstehen, sonst würde er es nicht tun. Hiervor hätte ich keine Angst - mein kleiner Bruder war bzw. ist genauso und ich bin es eigentlich auch.

Es wird jetzt so weiter gehen, dass wir zunächst die Mutter kennen lernen, damit die entscheiden kann, ob sie Ihren Jungen zu uns geben „kann“. Irgendwie schon komisch, da ist jemand schwer Suchtkrank, hat keine Sorgeberechtigung, muss aber ihrem Sohn die Erlaubnis erteilen, dass er bei uns leben kann. Mutter und Sohn haben wohl eine sehr enge Bindung, sodass aus Sicht der beiden Damen ein anderes Vorgehen nicht möglich ist.

Eine enge Bindung heißt im Umkehrschluss aber auch, dass der Junge bindungsfähig ist und sich eben auch an uns binden kann. Allerdings wird es mehrere Besuchskontakte im Jahr mit der Mutter geben, die werden zwar vom Jugendamt begleitet, aber es heißt auch dass die Mutter immer präsent sein wird. Es wird für mich wohl schwer sein diese Rolle einzunehmen.

Wir haben uns entschieden, dass wir zunächst die Mutter kennenlernen wollen und uns selbst ein Bild machen wollen, ob sie ihre Sucht in den Griff bekommen kann und langfristig wieder selbst für ihren Sohn sorgen kann oder ob die Chancen wirklich groß sind, dass er dauerhaft bei uns bleiben könnte. Danach möchten wir entscheiden, ob wir den Jungen kennenlernen möchten.

Dass es keine Gewissheit gibt ist uns bewusst, allerdings sollten die Chancen aus unserer Sicht doch ganz gut stehen, dass es um eine dauerhafte Unterbringung (was für ein schreckliches Wort in dem Zusammenhang) geht. Wir hatten uns ja bewusst gegen eine Bereitschaftspflege entschieden.

Also Ihr seht, es bleibt weiter sehr spannend. Ich bin gespannt, wann wir das Treffen mit der Mutter haben, danach werde ich Euch weiter berichten.

Am Wochenende habe ich ja noch meinen Stand auf unserem Vorweihnachtsmarkt. Vielleicht lenkt mich das etwas ab, da es ja doch mit viel Arbeit verbunden ist.

Wir werden sehen wie es weiter geht.

Ich wünsche Euch eine schöne Woche.

Iris



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Kommentare von Lesern:

Katja , Coesfeld08.11.2013 13:31

Hallo
Sehr schwierig zu kommentieren.
Einerseits finde ich sollte man aus nächstenliebe ein Pflegekind aufnehmen,und nicht hoffen das die leibliche Mutter suchtkrank bleibt!
Andererseits kann ich Dich ein wenig verstehen.
Aber nur ein wenig!
Auf das Leid anderer Menschen kann man kein Glück aufbauen.

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Gast07.11.2013 11:55

Hallo,

natürlich ist es Eure Entscheidung mit dem sich zutrauen,
aber ich würde sagen, wenn Ihr Euch doch so sehr ein Kind gewünscht habt nehmt es vielleicht kommt noch andere dazu und Probleme gibt es in jeder Familie mit Kindern in den verschiedenen Entwicklungsstufen. Es wär ein Anfang undnimmt Euch den Druck der beim Warten entsteht wenn es wieder mal nicht geklappt habt und klein passendes Kind für Euch da ist.

Lieben Gruß bin sehr gespannt auf den nächsten Bericht ob so oder so.

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