Quality time für alle und die Erkenntnis, dass manches mit zwei Kindern vielleicht doch einfacher wird.
Es duftet nach Sandelholz und heißer Luft, mit dem großen Zeh prüfe ich vorsichtig die Temperatur des Badewassers. Der nächste Aufguss beginnt in einer Viertelstunde. Neben mir badet Tim seine Füße in der hölzernen Wanne und seufzt. Vor weniger als einer halben Stunde waren wir noch zuhause.
Unsere große Tochter bringt uns zur Tür, umarmt und küsst uns und drückt mir mein Handy in die Hand. „Viel Spaß, bis später“, sagt sie und das war`s. Völlig undramatisch und cool. Nicht, dass wir etwas absolut anderes erwartet hätten – aber man weiß ja nie. Jeppe sitzt bei Onkel Mathis auf dem Arm und strahlt. Beide Kinder freuen sich auf einen lustigen Nachmittag und wir auch.
Seit Jeppes Geburt waren wir nur wenige Male ganz allein unterwegs. Das liegt natürlich – wie immer – an der Infrastruktur. Als Jeppe erst wenige Wochen alt ist, gehen wir zu einem Konzert. Ein anderes Mal nutzen wir die Zeit für Organisatorisches. Unsere Leihomas, liebe Freunde und Familie wagen sich an die Aufgabe. Zwei Kinder gleichzeitig bespaßen und ins Bett bringen; das ist schließlich keine Kleinigkeit. Aber stets bietet sich dasselbe Bild, wenn wir zu später Stunde heimkehren: fröhliche Erwachsene und glücklich schlummernde Kinder.
Da sitzen wir also, und versuchen auf Knopfdruck zu entspannen. Das klappt ganz gut. Denn schließlich muss man als Eltern die Gelegenheiten nutzen, die sich einem bieten. Die Herausforderung besteht zum einen darin die Umgebungsbedingungen für exklusive Paarzeit zu schaffen. Der zweite Schritt ist der Weg hinaus in die Welt und hin zu anderen Orten und Themen. Beim Date mit den Gedanken bei den Kindern zu sein und Elternthemen zu bequatschen, vermeiden wir großräumig. Und so schwelgen wir in Erinnerungen an eine Zeit, in der wir noch kinderlos waren, reden über Bücher, Filme und Sport.
Während der Saunamensch fröhlich eine Runde nach der anderen aufgießt, eine wilde Duftmischung aus Cola, Nuss und Orange verwedelt, und bei allen der Schweiß ausbricht, schauen wir immer wieder auf die Uhr. Denn heute gibt es nach der Entspannung auch noch einen kleinen Restaurantbesuch. Wenn schon, dann richtig! Und so verlassen wir frisch geduscht und beseelt die Therme, um beim Italiener um die Ecke einen Blick in die Karte zu werfen. An diesem Montagabend sind kaum andere Gäste in dem kleinen Laden mit der sehr speziellen Dekoration. Ein bisschen kitschig, aber köstlich: Antipasti, Pizza und Pasta, keine Nachrichten von der Babysittingfront. Als wir auf unser Haus zu radeln, sind alle Fenster dunkel. Der Mond leuchtet groß und rund über dem Dachfirst.
Alles ist aufgeräumt und zwei frisch gebadete und schlafende Kinder liegen friedlich im Bett. Dieser Tag war für alle schön. Am nächsten Morgen hält der Vibe an. Smilla erzählt glücklich vom Vortag und allem, was während unserer Abwesenheit passiert ist. „Das war ein bisschen so wie früher“, sagt Tim lächelnd.
Und während wir in die neue Woche starten reift in mir eine Erkenntnis. Als Smilla in ihrer Babyzeit die ersten Male alleine bei einem Babysitter blieb, war das für alle Beteiligten ein Sprung ins kalte Wasser. Für Jeppe ist heute alles einfacher. Egal ob Lieblingsonkel oder Nachbarin, enge Freundin oder unbekannter Babysitter, für unseren Zweitgeborenen gibt es immer eine Konstante, die Sicherheit des Bekannten, seine Vertraute und beste Freundin: Denn seine große Schwester ist in diesen Situationen immer an seiner Seite. Während ich darüber nachdenke bin ich wieder einmal froh, dass Smilla und Jeppe einander haben. Sie lieben einander und sind unheimlich süß in ihrer Geschwisterbeziehung. Möge dieses Band ein Leben lang halten!
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