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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Marina

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

15. Schwangerschaftswoche

Vom Glück und Ultraschall

Es geht hier um verschiedene Formen von Vorsorge und Fürsorge

Ich habe neulich zum ersten Mal der Generationenberatung meines Arbeitgebers als externe Zuhörerin beigewohnt. Es erwies sich für mich als die bislang interessanteste Art der Vorsorge, und nicht nur weil es um keine Zinsgeschäfte oder Vermögenswachstum ging. Umgekehrt, es ging um Aufteilung des Vermögens, vor allem aber um Dinge, die für jeden Menschen immer aktuell sind: der Tod und das gegenseitige Vertrauen. Ein älteres Pärchen war da; sie 77, er 83, die beiden haben in diesem Jahr ihre goldene Hochzeit gefeiert. Sie waren sehr runzelig, fast blind, aber lebensfroh, oder zumindest wirkten sie so, und sie hatten sich gegenüber offensichtlich keine Zweifel. Ich hatte nicht das Gefühl, dass in dieser Familie das Patriarchat herrsche, oder dass diese Frau ihren Mann zum Untertan mache. Die beiden waren Partner im wahrsten Sinne des Wortes, und bereit, dem anderen alle wichtigen Entscheidungen im Falle der eigenen Krankheit oder des Todes zu übergeben. Während dieses Gesprächs habe ich mir selbst wohl zum ersten Mal im Leben offen zugestanden, dass ich mir eine ganz normale Familie über alles wünschte: mit lebenslanger Monogamie, gegenseitiger Anpassung und anderen dazugehörigen Nachteilen. Für einige Menschen ist diese Art Beziehung eine lebenslange Haft oder eine Krücke zum Stützen ihrer Schwächen. Beide wollen, aber keiner traut sich die „von Gott gesegnete“ Bindung zu unterbrechen und sich mit den dazugehörigen rechtlichen und finanziellen Sorgen auseinanderzusetzen. Für Menschen wie mich wäre es wohl die größte Herausforderung. Zusammen zu sein und trotzdem die eigene Freiheit zu bewahren ist am schwierigsten. Man muss der Verantwortung wirklich gewachsen sein.

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Sind alle Schwangeren etwa nur Opfer ihrer hormonellen Veränderungen und ist ziemlich alles, was sie empfinden, nur Anschein? Ich tendiere dazu, bald einen Riesenhintern zu tragen. Und so, wie sich mein Körper verändert, verändern sich dank den Hormonen meine Vorlieben und Launen. Das Beruhigungsmittel Progesteron und der Stimmungsheber Östrogen sorgen dafür, dass ich morgens plötzlich mit einem Glücksgefühl aufwache, auch wenn das Leben am Abend davor ätzend schien. Der Kauf einer pinkfarbenen Zahnbürste und das Tragen eines Rockes zur Arbeit kann man auch ruhig der hormonellen Wirkung zuschreiben. Es macht Spaß, persönliche Tabus zu brechen.

Nicht nur Profamilia haben wir gemeinsam mit deinem Vater aufgesucht. Nächste Woche steht ein dritter regelmäßiger Vermerk in unseren Terminkalendern. Denn einmal im Monat treffen wir uns morgens früh an der Tramhaltestelle, um gemeinsam zum Frauenarzt zu gehen. Einmal im Monat vormittags setzt er andere Prioritäten in seinem Leben. Ich bin ihm dankbar für diese Nachsicht. Auch wenn jedes unserer Wiedersehen für mich am besten mit dem Aufreißen von fast geheiltem Herpes auf der Lippe verglichen werden kann. Denn seine Anwesenheit erinnert mich unvermeidlich an meinen Traum, der am Tag deiner Zeugung von einem Hochhaus auf den Zementboden gesprungen ist. Doch ich weiß es zu schätzen, dass ich die Zeit im Wartezimmer nicht alleine totschlagen muss. Und, da wir uns schon lange nicht gesehen haben, fangen wir an, laut Neuigkeiten auszutauschen. Manchmal spüre ich Neid im Wartezimmer: „Was für ein schönes Paar!“ und manchmal Irritation: „Warum kann man diese Dinge nicht zu Hause besprechen?!“ Wenn ihr nur wüsstet.

Er starrt fasziniert den Bildschirm an. Da klopft ziemlich schnell etwas, was uns beide sehr glücklich macht. Dein Vater meinte sogar, der Embryo lächelt uns an.

Jedes Mal fragt er vorsichtig die Frau Ärztin, ob es ein Junge oder ein Mädchen sein wird. Und wenn er keine Antwort bekommt, da es noch zu früh dafür ist, erkundigt er sich noch vorsichtiger, ob es auszuschließen sei, dass es Zwillinge werden. Nach einer positiven Antwort sagt er „Gott sei Dank!“, packt dein Foto in seine Brieftasche und verschwindet Richtung Ausgang.

So ist er, der Hauch von deinem Vater. Vom Hauch zum Hauch. Und dazwischen – Tränen, Sehnsucht, einsame Nächte und diese Zeilen.



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Kommentare von Lesern:

Kathrin, Baden-Württemberg13.06.2010 11:35

Hallo,

na, das hört sich doch vernünftig an! Er entzieht sich nicht seiner Verantwortung! Und er freut sich!

Viele Grüße,

Kathrin

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karin,ludwigsfelde10.06.2010 12:34

hallo marina,
ich finde es gut wie du die situation mit dem werdenden papa meisterst. ich finde es auch schön das er zu seinem kind steht und sogar mit zu vorsorge kommt. übrigens war ich auch allein schwanger und bin jetzt allein erziehend. mein niki hatte am dienstag seinen 2. geburtstag. es ist nicht immer leicht aber ich bin froh das ich mich für mein kind entschieden habe. liebe grüße und eine schöne schwangerschaft wünscht dir karin P.S. ich finde es gut das es profamilia gibt. dort habe ich zum beispiel auch unseren Pekip-Kurs mit niki gemacht und darüber auch andere nette mamis kennegelernt.)
(p

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Antje, Mönchengladbach09.06.2010 16:21

Liebe Marina!

Als erstes war ich geschockt ... dann hab ichs immer wieder gelesen und mich drauf eingelassen und nun find ichs richtig gut .. Dein Tagebuch!
Ich möchte natürlich nicht in Deiner Situation stecken ... und trotzdem bewunder ich wie du es meisters ... das Schwangersein allein . Ich werde immer wieder lesen! LG Antje

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Generationenberatung, Verantwortung, Ultraschall