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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
12. Woche

Ein schlapper Luftballon = pralles Glück

Es geht um einen platten Luftballon und das Landleben.

Hej ihr lieben Regennasen,

puh – der Herbst ist nun auch mit seiner Regenseite da. Ich habe einen langen Spaziergang durch die Weite des Münsterlandes gemacht und den Regenschutz über den Kinderwagen gezogen – Noras Kinderwagenregendebüt.Wie heißt es so schön: Es gibt kein schlechtes Wetter – nur schlechte Kleidung, das gilt auch für das Babyequipment.
Beim Spaziergang bin ich sehr nass geworden. Der Regenschirm deckt die Beine leider nicht mehr mit ab.

Ich glaube, Salome hat die lange Kinderwagenfahrt genossen. Ich finde das Geplätscher auf Fenstern oder Dachfenstern auch sehr beruhigend – plus, es gibt den magischen Duft nach Regen – Petrichor! – also fürs Baby war die Kinderwagenfahrt der pure Luxus – für mich versprach das Ganze eher so eine mittelmäßige Entspannung. Aber beim nächsten Regenkinderwagenspaziergang trage ich einfach Gummistiefel und einen Regenponcho und dann verspüre Festivalstimmung plus ein glückliches Kind. Was will man mehr?

Übrigens hatte ich am Samstag Geburtstag und nicht an einem Sonntag, wie ich es im letzten Artikel geschrieben hatte – ein guter Freund hat mich darauf aufmerksam gemacht. Nach der Geburt habe ich definitiv weniger Gehirnzellen und Wochentage existieren nicht mehr. Ich bin nun wieder auf dem Dorf angekommen und 29 Jahre alt geworden. Zu meinem Wiegenfest habe ich meiner Mutter einen großen Blumenstrauß geschenkt, weil sie vor 29 Jahren Großes geleistet hat – sie hat mich rausgepresst. Jetzt. zum ersten Mal kann ich das wirklich nachvollziehen und ihr authentisch und im vollen Mitgefühl Blumen schenken.

Ich empfand die Geburt Salomes zwar nicht als schlimm, allerdings die schlaflosen Nächte danach. Anfangs wickelt man die Babys noch häufig nachts und der Moment, wenn du so müde bist und dir beim Aufstehen die Beine und Füße kribbeln und du dir so sehr einen kleinen Wichtelmann oder eine Wichtelfrau herbeiwünschst, der oder die das Kind schreifrei wickelt und in den Schlaf wiegt. Übrigens lief an meinem Geburtstag „Wetten, dass..?“ – ob die Sendung gut war - keine Ahnung, ich bin direkt eingeschlafen. Aber sie hat einen tiefen nostalgischen Moment in mir ausgelöst, passend zu dem Umzug in die Heimat - bei meinen Kinderwagentouren sehe ich meinen alten Kindergarten, meine alte Grundschule und das Gymnasium. Es hat sich nicht viel verändert.

An meinem Geburtstag waren drei gute Freundinnen zu Besuch. Ich wollte nicht mehr Leute einladen, weil ich dachte, dass das vielleicht zu viel Stress für Salome bedeutet. Eine Freundin hat eine wunderbare Tochter und zur Feier des Tages hatte sie ein Geburtstagsoutfit an, das die Goldmedaille verdient hat – eine Bluse mit Luftballons. Ihr seht unten ein Bild. Salome wird diese Bluse irgendwann auch tragen. Ich finde es richtig cool, dass die Mädels nicht nur durch die Freundschaft der Mamas verbunden sind, sondern durch die Kleidung, die Salome von Marie trägt. Beispielsweise gibt es einen roten Nicki-Anzug, den Marie mit zwei Monaten trug und dieser hält Salome auch bei den Kinderwagenfahrten warm. Das ist wunderbar Nachhaltigkeit – zudem auch, weil meine Freundin auf kleinen Flohmärkten vor Ort kauft.

Auf dem Bild seht ihr einen nicht mehr ganz prall-gefüllten Luftballon. Eigentlich mag ich diese Helium-gefüllten Plastikteile nicht, aber Salome bekam ihn zur Geburt geschenkt. Jetzt, wo er nicht mehr ganz straff war, hatte er genau die richtige Höhe zum Spielen für die eineinhalb-jährige Marie. Ihre wunderbare Mama meinte, dass Sie ihr gar nichts Großes zu Weihnachten schenken müsste, sondern einfach nur einen nicht ganz gefüllten Luftballon in Geschenkpapier einpacken könnte. Wie einfach kann Glück sein! Ein etwas platter Luftballon verspricht unzählige Lacheinheiten, und wenn er platter wird, kann er als Weihnachtskugel am Baum hängen.

Salome hat ihre Sechsfach-Impfung gut vertragen, allerdings gab es in den zwei Tagen nach der Impfung mehr Geschrei als sonst. Heldenhaft trug sie ihr zweites und drittes Pflaster ihres Lebens an ihren Croissant-Beinen. Das erste Pflaster hatte sie an ihrem Marzipanfuß 72 h nach der Geburt wegen des Stoffwechseltests erhalten. Mal sehen, wie alt sie ist, wenn sie bei der Pflasteranzahl im dreistelligen Bereich ist.

Mein Kopf ist derzeit so voll. Ich muss sehr viele Dinge noch regeln, die mit dem Umzug verbunden sind: Ummelden, die alte Küche in der Wohnung muss verkauft werden und vieles mehr. Hinzu kommen auch solche bürokratischen Dinge wie die Beantragung des Unterhaltsvorschusses, den mir das Jugendamt empfahl.

Manchmal denke ich, es ist mir komplett egal, ob der Vater von Salome finanziell für sie aufkommt oder nicht. Es geht mir viel mehr um die Verantwortung und die besteht darin, die Zeit mit ihr zu verbringen. Die ersten zwei Jahre sind vielleicht die Anstrengendsten und da sollte man einfach da sein – einmal am Tag zwei Stunden - mit ihr Kinderwagenfahren würde mir zum Beispiel helfen. Zudem denke ich, dass er es irgendwann bereuen wird, nicht mehr Zeit mit ihr verbracht zu haben, weil man die Zeit nicht zurückdrehen kann. Wenn ich mir Bilder auf meinem Smartphone ansehe, fühle ich immer so einen Wachstumsschmerz, – vielleicht kennt ihr das?! Vielleicht lässt sich das mit schwermütiger Nostalgie umschreiben. Irgendwie setze ich derzeit immer eine Zäsur in meinem Leben und zwar  - "vor der Schwangerschaft".

Mit Beginn der Schwangerschaft und dem Wissen um Salome hat sich jeder Gedanke geändert, weil ich zuerst immer denke, wie geht es ihr gerade. Wenn ich Bilder aus dem Dezember 2020 sehe, weiß ich immer: Hier war ich schwanger und hier vermutlich noch nicht; hier gab es noch ein altes Leben und jetzt kommt ein neues.
Das neue Leben ist wunderbar, weil Salome einem so oft ein so offenes und umwerfendes Lächeln schenkt, dass man ihr für nichts böse sein kann. Ich sehe mein Leben oft sportlich, wenn man beispielsweise eine anstrengende Wanderung macht, ist es zwischendurch sehr mühsam, aber der Moment, wenn man das Ziel erreicht hat, verspricht immer eine XXL-Glückshormonausschüttung, - also umso anstrengender es ist, umso mehr Glückshormone werden am Ende ausgeschüttet.

Übrigens schreit Salome, wenn sie aufwacht und niemand gerade im Bett oder neben ihr ist. Wenn ich dann da bin, ist alles gut. Allein aufzuwachen, findet sie blöd, das hat sie wohl mit mir gemeinsam. Aber zum Glück wachen wir zwei jetzt nicht mehr allein auf, sondern immer zu zweit!

Abschließend noch etwas zum Thema „alleinerziehend“. Meine Schwägerin hat sich meine Wohnung angesehen und sagte: „Das reicht ja für dich allein.“ Stimmt als Alleinerziehende hat man keine Ansprüche und braucht auch keinen Garten – was ein Quatsch! Aber ich habe nur artig gelächelt und mir gedacht, dass ich doch das größte Glück habe: Salome.
Also bis bald, und don’t forget: EIN KUSS IST EIN MUSS!

Salome und Vroni

Tagebuch Vroni



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In diesem Beitrag geht's um:

Geburtstag, Regen, und schlappe Luftballons