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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
31. Schwangerschaftswoche

Erinnerung an die Geburt meines Sohnes

So war die Geburt meines kleinen Schneekönigs vor fast zwei Jahren.

In der 31. Woche ist nicht viel passiert - wegen der Wohnung warte ich noch immer auf eine Rückmeldung und die Schwangerschaftssymptome haben sich nicht verändert. Deshalb nutze ich die Gelegenheit, um von der Geburt meines Sohnes vor fast zwei Jahren zu berichten. Ich denke viel darüber nach, was gut gelaufen ist und was ich mir diesmal anders wünsche oder anders machen kann.

Nachdem mein Partner (damals war er noch mein Partner, deshalb werde ich ihn im Verlauf des Berichts so nennen) und ich erleichtert waren, dass wir kein Feiertagsbaby bekommen haben, konnten wir im Januar entspannt der Geburt entgegenblicken.

Ich hatte mich während der Schwangerschaft intensiv darauf vorbereitet, Podcasts gehört, Hebammenzeitschriften und Geburtsberichte gelesen und mit meinem Partner zusammen den Film "Die sichere Geburt" von Carola Hauck angeschaut. Wir haben auch viel darüber geredet, wie er mich am besten während der Geburt begleiten und unterstützen kann. Meine anfängliche Angst wurde besonders durch den Podcast von Kristin Graf "Die Friedliche Geburt" von einer großen Zuversicht, Vorfreude und auch Neugierde abgelöst. Ich war sehr gespannt auf das, was mich erwarten würde und hatte großes Vertrauen in meinen Körper und seine Fähigkeit zu gebären.

Als Geburtsort hatte ich den hebammengeleiteten Kreißsaal im Klinikum Darmstadt (Perinatalzentrum Level 1) ausgewählt. Ich wollte eine möglichst natürliche Geburt, hatte aber auch ein gutes Gefühl dabei, dass dort eine hebammengeleitete Geburt bei unerwarteten Komplikationen fließend in eine ärztlich mitbetreute übergeleitet werden konnte. Die Geburtsstation war ganz neu gebaut worden und wurde erst zwei Monate vor der Geburt fertiggestellt. Es gab noch keine Fotos und ein Informationsabend vor Ort fand wegen Corona auch nicht statt. Deshalb wusste ich diesbezüglich nicht was mich erwartet. Das Personal machte aber einen sehr netten Eindruck und ich hatte während der Schwangerschaft auch einen Untersuchungstermin bei der leitenden Oberärztin, die früher Hebamme war. Sie hat sich viel Zeit für mich genommen und ihre Einstellung zum Thema Geburt hat mir sehr zugesagt. Ich habe mich dort gut aufgehoben gefühlt und war mir sicher den richtigen Ort für meine Geburt ausgewählt zu haben.

Seit einiger Zeit hatte es immer wieder geschneit und an den etwas höher gelegenen Orten lag ganz viel Schnee, aber bei uns in Darmstadt wollte er einfach nicht liegen bleiben. Ich hatte riesengroße Lust auf einen Schneespaziergang, sogar richtige Sehnsucht danach. Als es auf Mitte Januar zuging, sind mein Partner und ich dann in den Taunus gefahren und haben bei wundervollem Sonnenschein einen kleinen Spaziergang durch den Schnee gemacht. Es war traumhaft schön und danach hatte ich das Gefühl: So, jetzt ist alles erledigt und die Geburt kann losgehen. Ich war bereit.

Das war an einem Sonntag und ich war glücklich, ausgeglichen und motiviert. Am Tag darauf war ich dann schläfrig und antriebslos. Ich habe mich viel ausgeruht und soweit ich mich erinnern kann einfach nichts gemacht. In der Nacht um ziemlich genau 0 Uhr hatte ich dann die erste starke Kontraktion. Auf diese folgten weitere Wehen die ganze Nacht hindurch, allerdings in großen Abständen von 20 bis 30 Minuten. Dazwischen habe ich immer wieder ein wenig geschlafen. Am nächsten Morgen hat mein Partner mich ans Fenster geholt und als ich hinausgeschaut habe, war alles weiß. Der Schnee war liegen geblieben. Darauf hatte mein kleiner Schneekönig mit mir gewartet und sich dann langsam auf den Weg gemacht.

Meine Mutter hatte zwei sehr lange Geburten und meine Schwester hatte eine extrem lange Marathon-Geburt von mehreren Tagen. Ich war zuversichtlich, dass die Geburt meines Sohnes viel schneller gehen würde. Leider hat es sich aber auch bei mir ziemlich hingezogen.

Ich stand also Dienstagmorgen am Fenster und war absolut motiviert, die Wehen sind allerdings wieder schwächer und seltener geworden. Am Vormittag bin ich dann zu meiner Frauenärztin gegangen, da ich den nächsten Vorsorgetermin hatte. Als ich für die Urinprobe auf der Toilette war, habe ich ganz vergessen, den Becher drunter zu halten. Als ich mit Pinkeln schon fast fertig war, habe ich ihn schnell noch hingehalten und nur ein Ploppen gehört. Statt der Urinprobe hatte ich den Schleimpfropf im Becher, der gerade abgegangen war. Nachdem ich der Ärztin davon erzählt hatte und sie mich kurz untersucht hat, meinte sie nur: "Wir werden uns übermorgen nicht mehr sehen" (da wäre mein nächster Termin gewesen). Ich bin also nach Hause gegangen und wusste, dass es jetzt nicht mehr allzu lange dauern konnte bis es richtig losgehen würde.

Den ganzen Dienstag über hatte ich immer wieder Kontraktionen in großen Abständen. Zum Abend hin wurden die Wehen wieder intensiver und die Abstände kürzer. Ich habe mich hingelegt und versucht in den Pausen dazwischen zu schlafen, es hat aber nicht gut geklappt. Gegen 3 Uhr nachts hat mein Partner dann in der Klinik angerufen, weil ich alle 4-5 Minuten Wehen hatte und wir sollten hinfahren. Dort angekommen hat die Wehentätigkeit allerdings wieder nachgelassen und da mein Muttermund erst 2 cm geöffnet war, konnte ich mir aussuchen, ob ich ohne meinen Partner in der Klinik bleiben oder wieder nach Hause fahren möchte. Da die Klinik nur wenige Minuten von uns entfernt war und ich meinen Partner bei mir haben wollte, sind wir wieder nach Hause gefahren.

Gegen 7:30 Uhr waren wir dann zum zweiten Mal in der Klinik, inzwischen hatten die Wehenabstände sich auf 2 Minuten verkürzt. Der Muttermund war jetzt 4 cm geöffnet und wir durften bleiben. Nach einem CTG und einem negativen Ergebnis beim Corona-Schnelltest konnte ich in den Kreißsaal und als auch das Ergebnis vom Schnelltest meines Partners vorlag, konnte auch er nachkommen. Jetzt ging es also richtig los und ich war schon ziemlich übermüdet, da ich ja die ganze Nacht nicht geschlafen hatte und auch in der Nacht davor nur immer wieder kurz. Im Kreißsaal hat es mir leider gar nicht gefallen, alles wirkte sehr kalt und ungemütlich. Ich hatte mir immer vorgestellt, dass es bei der Geburt dunkel sein würde, mit einem warmen gedämpften Licht und einer gemütlichen Atmosphäre. Und jetzt kam grelles Tageslicht durch die riesigen Fenster und man konnte nichts dagegen tun, da die Rollläden kaputt waren. Ich habe mir also eine Schlafmaske aufgesetzt, die ich fast die ganze Geburt über anbehalten habe, aber leider hat sie mich ziemlich gestört. Ich wollte auch sehr gerne in die Wanne, was auch nicht möglich war, da es nur eine gab und die leider besetzt war.

Was ich noch erwähnen sollte: Meine Erinnerungen an die Geburt sind wie Erinnerungen an einen Traum. Fragmentarisch und irgendwie unwirklich. Vieles habe ich gar nicht richtig mitbekommen oder ich konnte mich hinterher kaum daran erinnern. Dieser Bericht setzt sich also zusammen aus meinen Erinnerungsbruchstücken, den Erzählungen meines Partners und den Informationen aus dem Geburtsprotokoll, das ich vor einigen Monaten bei der Klinik angefordert hatte.

Ich war nun also im Kreißsaal, habe auf dem Bett gekniet und mich an dem Tuchseil festgehalten, das von der Decke hing. Die Wehen habe ich schon als sehr intensiv und schmerzhaft empfunden, konnte sie aber noch ganz gut veratmen. Ich war trotz großer Müdigkeit immer noch motiviert, habe über Kopfhörer Musik gehört und mich dazu bewegt. Ich war ganz bei mir und meinem Körper und habe nichts um mich herum mitbekommen. Als ich gegen 13 Uhr von einer Hebamme untersucht wurde, war mein Muttermund erst 5 cm geöffnet. Ich weiß noch wie entmutigend es für mich war, dass es so langsam voran ging. Ich habe mich immer erschöpfter und kraftloser gefühlt und es ist mir immer schwerer gefallen mit den Wehen zurechtzukommen. Langsam kam ich an meine Grenzen. Wie gerne hätte ich einen Pausenknopf gedrückt, 8 Stunden geschlafen und dann mit neuer Energie weitergemacht.

Um 15:30 Uhr war der Muttermund bei 6 cm, während dieser Untersuchung machte es plötzlich *plopp* und meine Fruchtblase war gesprungen. Das Fruchtwasser kam in einem Schwall rausgelaufen und leider war es grün, d.h. das Baby hatte schon im Bauch sein Mekonium ausgeschieden. Da dadurch das Risiko einer Infektion beim Neugeborenen erhöht ist, wurde mir gleich intravenös eine Antibiose gegeben. Ich habe das alles nur so halb mitbekommen, es hat mir aber überhaupt keine Sorgen bereitet und ich habe die Situation einfach so angenommen und darauf vertraut, dass alles gut gehen würde. Eine Ärztin machte noch einen Ultraschall (daran konnte ich mich danach überhaupt nicht mehr erinnern) und entschied sich dann wegen dem verzögerten Geburtsverlauf dazu Wehenmittel anzuordnen. Das war der Punkt, an dem ich es mit der Angst zu tun bekam. Nachdem die Fruchtblase gesprungen war, sind die Wehen noch intensiver geworden und ich hatte schon große Probleme damit, mit ihnen klarzukommen. Ich lag nur noch auf der Seite, weil ich mich nicht mehr am Tuchseil halten konnte. Die Vorstellung, dass es jetzt noch heftiger werden würde, hat mich geradezu in Panik versetzt.

Um 17:30 Uhr bekam ich also das Wehenmittel und wie erwartet wurde ich komplett von den Wehen überwältigt. Die Pausen dazwischen reichten mir überhaupt nicht mehr zum Erholen aus und ich wollte einfach nur sterben. Ich weiß noch, wie ich bereut habe schwanger geworden zu sein und wie ich immer wieder zu meinem Partner gesagt habe, dass es mir leid tut, ich aber kein weiteres Kind mehr bekommen würde (wir wollten immer mehr als ein Kind haben).

Gegen 19:45 Uhr war es dann endlich so weit: Der Muttermund war vollständig eröffnet. Ich habe mich mit letzter Kraft wieder an das Tuchseil gehängt, mich tief hingehockt und gegen 20 Uhr kam dann die Aufforderung der Hebamme zum Pressen. Ich hatte keinen Pressdrang, was ich im Nachhinein sehr schade finde, aber in dem Moment war mir alles egal und ich wollte einfach nur, dass es vorbei ist. Also habe ich mit den letzten Kraftreserven mitgeschoben so stark ich konnte. Die letzte Phase war für mich viel weniger schlimm als die Übergangsphase davor, da ich jetzt ganz aktiv etwas tun konnte und so mit Hormonen vollgepumpt war, dass ich den wahnsinnig starken Druck und die Dehnung nicht mehr als so schmerzhaft empfunden habe. Etwa eine halbe Stunde später war dann der Kopf draußen und die Hebamme staunte schon über die langen Wimpern. Ich konnte mich nicht mehr halten und bin in den Vierfüßlerstand gefallen, da kam dann mit der nächsten Wehe der Körper des Babys hinterher.

Ich war am Ende meiner Kräfte und mir war alles egal. Ich war einfach nur froh, dass ich es endlich geschafft hatte. Ich hörte wie die Hebammen sagten, dass es ein sehr süßes Baby sei und da wurde ich doch ein wenig neugierig. Als ich dann noch merkte, dass ich ja nicht ewig im Vierfüßlerstand bleiben kann und mich ja sowieso irgendwann umdrehen muss, habe ich mich also umgedreht und mein Blick fiel auf mein Baby. Leider kann ich mich überhaupt nicht mehr an den Anblick erinnern, aber noch sehr genau an die Gefühle und Gedanken, die ich in dem Moment hatte. Ich konnte überhaupt nicht begreifen, dass dieses unglaublich süße Wesen gerade aus meinem Körper gekommen sein sollte. Ich war so unglaublich stolz auf mich und auf mein Baby. Und auch auf meinen Partner, der ein wundervoller Geburtsbegleiter war, mir viel Sicherheit gegeben und mich gut unterstützt hat. Als mein Baby dann auf meinen Bauch gelegt wurde, war ich einfach nur überglücklich und plötzlich wieder voller Energie. Nachdem kurz darauf auch die Plazenta geboren wurde, mussten noch zwei kleine Scheidenrisse genäht werden und dann durften wir Zeit zu dritt als Familie verbringen. In der folgenden Nacht habe ich nur eine Stunde geschlafen und in den Nächten darauf auch nicht viel mehr. Aber das hat mir kaum etwas ausgemacht und es hat mich wirklich erstaunt welche Wirkung Hormone auf den Körper haben.

Fast zwei Jahre ist das jetzt her. Alles in allem bin ich zufrieden mit der Geburt. Das war definitiv die intensivste, schlimmste und gleichzeitig schönste Erfahrung meines Lebens. Auch wenn es währenddessen Momente gab, in denen ich sterben wollte, habe ich hinterher beim Anblick meines kleinen Schneekönigs so oft denken müssen, dass er es mehr als wert war und ich es immer wieder für ihn tun würde.



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Barbara (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)


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