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Baby-Tagebücher von Maike

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

0. Woche

Die Geburt

Das magische Ergebnis einer Teamleistung

Freitag. Die Sonne strahlt mit uns um die Wette. Denn heute ist es soweit… Der Tag der Tage! Bis zum Schluss blieb unser Baby in Beckenendlage, weswegen heute der Kaiserschnitt angesetzt ist. Selbstverständlich kriege ich in der Nacht kein Auge zu und bin bereits um 5 Uhr morgens hellwach. Ganz im Gegenteil zu Willi, der tatsächlich bis zum Weckerläuten um 09:00 Uhr ganz entspannt im Bett verbleibt.

Um 11 Uhr sollen wir im Krankenhaus sein, der Operationsplan sieht vor, dass der erste Schnitt um 13:30 Uhr erfolgen soll. Bis dahin darf ich nicht essen und auch nicht trinken. Diese Gedanken begleiten mich ab dem Morgengrauen und so tigere ich völlig deplatziert durch die Wohnung. Mir geht es noch immer wunderbar, fühle mich fit und aktiv und habe irgendwie noch gar nicht richtig mit der Schwangerschaft abgeschlossen. Ich dusche noch ein letztes Mal mit dickem Bauch und versuche mich ungelenk unter dem warmen Wasserstrahl zu rasieren – blöde Idee!

Willi. Er steht noch recht entspannt auf und genießt sein Frühstück: Er gönnt sich drei Bagels und mehrere Kaffee, alles zum Leidwesen meines knurrenden Magens. Nicht mal ein Glas Wasser soll ich konsumieren. Die Minuten schleichen nur so dahin. Wir unternehmen einen letzten Spaziergang zum Copyshop und drucken das negative PCR-Testergebnis meines Mannes aus. Dann sitzen wir im Auto und fahren nach Wiesbaden in die Klinik. Ankunft: 11:05 Uhr.

Charlotte. Das ist der Name der wahnsinnig netten Hebamme, die uns begrüßt und sich als unser Glücksbringer rausstellt. Sie ist jung, wahnsinnig herzlich und so beruhigend. Ich bin schon gespannt, wie viele Untersuchungen noch notwendig sind, denn bis zur Operation sollen ja noch 2,5 Stunden vergehen. Dieser Zahn wird uns allerdings direkt gezogen: Der Anästhesist ruft bereits zum zweiten Mal an. Es würde ihm jetzt schon ganz gut reinpassen, ob wir uns denn nicht ein bisschen beeilen könnten. Ich komme mir vor, als frage man uns, ob wir denn den Hauptgang direkt an die Vorspeise essen möchten, da der Braten jetzt schon servierfertig wäre. Bereit ist vielleicht der Anästhesist, ich bin es nicht. Ich zittere.

Charlotte zieht mir die Thrombosestrümpfe an und ich entschuldige mich aus Scham für meine dreckigen Fußsohlen. Das allerdings, bevor ich weiß, dass sie mir 2 Minuten später einen Blasenkatheter legen und meine Fußsohlen das allerkleinste Problem im Kreißsaal darstellen werden. Ein letztes CTG zeigt an, dass ich Wehen habe. Ein letzter Ultraschall zeigt an, dass der Kopf noch oben liegt. Ein letztes Mal aufstehen, um sich ins Operationsbett zu legen. Ein letzter Kuss von Willi, der mittlerweile jegliche Farbe aus seinem Gesicht verloren hat.

Stefan. Das ist der Name des Anästhesisten, der auf mich total herzlich wirkt. Er scherzt noch ein bisschen mit mir herum und beschreibt, dass er der Typ „Erklärbär“ sei. Während der Operation stünde er jederzeit neben mir, um mir alle Schritte zu beschreiben und mich – auch verbal – zu überwachen. Wir sind uns sympathisch – juhu!

Ich melde noch einmal an, dass ich mir keine Antibiotikum-Prophylaxe wünsche, bevor das Kind nicht abgenabelt ist. Außerdem möchten wir das Nabelschnurblut spenden. Damit möchten wir unseren kleinen Beitrag leisten. Wir hoffen sehr, dass mit dieser Spende einem anderen Kind eine wertvolle Zelltherapie ermöglicht werden kann. Bei Erkrankungen des Immunsystems, onkologischen, hämatologischen Erkrankungen oder bei Autoimmun- und Stoffwechselstörungen ist dieses Nabelschnurblut Gold wert. Wenn ich mit diesem Text nur einen einzigen Leser auch davon überzeugen kann, hat sich dieser Eintrag schon gelohnt! Die dafür vorgesehenen Boxen und Unterlagen hatte ich bereits vorher abgegeben.
Alles kein Problem, das Operationsteam ist wirklich super nett.

Britta. So heißt eine der Operationsschwestern, die mich für meine schmale Taille lobt. Ich sitze mittlerweile mit meinem Blasenkatheter-Beutel in der Hand und nacktem Po auf der Liege und frage mich, wie Britta wohl meine Taille erahnen kann. In jedem Fall lenkt sie mich ab und das ist mit keinem Geld der Welt zu bezahlen.
Denn dann geht alles ganz schnell: Um 12:15 Uhr wird mir die Narkose gelegt – selbstverständlich nur eine Teilnarkose. Das Team fixiert meine Arme und baut die grüne Abhängung auf. Ich verliere jegliches Gefühl für meinen Unterköper. Auf die Frage, ob ich das Gefühl als „spitz“ oder „stumpf“ bezeichnen würde, antworte ich nicht. Dadurch, dass ich überhaupt gar nichts mehr spüren kann, meinte ich, die Frage sei nicht an mich gerichtet worden.
Achso, jaja, nein, ich fühle nichts mehr. Ich stottere. Das ist mir ja noch nie passiert.
Und ich zittere. Viel.
Mein Blutdruck stürzt ab, mir wird extrem schlecht. Eine Schwester reicht mir eine Schale, in die ich mich erbrechen kann. Mit fixierten Armen ist diese Vorstellung noch uneleganter als man meinen könnte.

Dann ist es soweit. Willi kommt endlich dazu. Wir sind mittlerweile 10 Personen im OP. Irgendwie hatte ich mich auf ein nettes Date mit dem Anästhesisten, dem Operateur, der Hebamme und meinem Mann eingestellt. Stattdessen hätten wir gemeinsam als Fußballmannschaft aufs Feld ziehen können.
Skurril.

Willi setzt sich an meinen Kopf, streichelt meine Wange. Ich kann seine Aufregung sehen, er spürt meine Angst. Er redet mir gut zu. Wie tapfer ich sei. Wie stolz er ist. Wie schnell alles vorüber sein wird.
Mein ganzer Körper wackelt. Scheinbar ist also der erste Schnitt schon gesetzt und nun werden die unteren Schichten bis zu meinem Baby gerissen. Ich merke die Bewegungen meines Körpers. Dann verspüre ich einen Druck auf Höhe des Rippenbogens. Alles begleitet von Willis streichelnden Händen in meinem Gesicht. Ich konzentriere mich nur auf Willi und seine Worte. „Wir stehen das gemeinsam durch“ höre ich immer wieder.

Anton. Das ist der Name, den wir uns für dich ausgesucht haben. Unser Baby. Dein Schrei ertönt. Willi und ich schauen uns an. Sofort fließen bei mir die Tränen. Es ist der emotionalste Moment meines Lebens. Die Welt bleibt stehen, und das sage ich nicht nur so daher. Ich wünschte, jeder auf dieser Welt darf so einen Moment einmal erleben. Wir hören dich, unseren Anton, das erste Mal. Willi drückt meine Hand und flüstert „Ich liebe Euch“. Und damit ist alles perfekt.


*Anton, 09. April 2021, 12.34 Uhr




Foto: Privat

 

Foto: Privat

 



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Kommentare von Lesern:

Maike21.06.2021 12:12

Danke, Danke, Danke an alle lieben Kommentatoren hier unten. So schön, dass ihr euch für uns freut!

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Gast26.04.2021 22:30

Oh wie süß der kleine Kerl sieht ja zauberhaft aus !!! ALLES Gute Euch

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Kristin25.04.2021 18:19

Mag ich immer und immer wieder lesen. Ich freue mich so für euch und dieses schöne Erlebnis!

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Ina 20.04.2021 20:16

Herzlichen Glückwunsch zur Geburt und Willkommen auf dieser Welt, kleiner Anton.

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Lena, Mainz20.04.2021 09:09

Hatte ein ganz ähnliches „Team-Erlebnis“. Schön, dass du mit deiner Entscheidung zum Kaiserschnitt so gut gefahren bist.
Herzlichen Glückwunsch an euch als frische Familie.
Ich freue mich, dass du als Neumama aus meiner Stadt berichtest.
LG

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Laura, Poniatowa19.04.2021 16:33

Oh Gott wie schön geschrieben. Ich musste weinen. Hallo, kleiner Anton! Willkommen.

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