Entspannte Wochenbettzeit: Ruhepausen zur Erholung
Der funktionalste Kinderwagen, die hautfreundlichste Windelmarke, die sicherste Babyschale: Werdende Eltern treffen vor der Geburt ihres Kindes zahlreiche Entscheidungen. Doch darüber sollten sie die gemeinsame Planung des Wochenbetts nicht vergessen.
Wochenbett-Checkliste
„So bereitet ihr gemeinsam das Wochenbett vor“
- Erstausstattung fürs Baby
- Elternzeitantrag stellen
- Fünf Portionen kräftigende Hühnerbrühe vorkochen und einfrieren
- Mahlzeiten vorkochen und einfrieren
- Drogerieartikel speziell fürs Wochenbett und die Stillzeit einkaufen
- Essensvorräte auffüllen
- Papierkram erledigen: z.B. Kindergeld-, Elterngeldantrag, evtl. Beratung aufsuchen
- Liste mit den wichtigsten Nummern erstellen (u.a. Familie, Hebamme, Frauen- und Kinderarzt, Rettungsdienst)
- Verwandte und Freunde im Vorfeld um konkrete Unterstützung bitten: wer kauft ein, wer kocht, wer bügelt ...
- Rausfinden, welcher Supermarkt in der Nähe einen Lieferdienst anbietet
- Eine Putzfee finden
- Kontakt zu wellcome oder anderen Organisationen für Hilfe herstellen
Hier kannst du dir die Checkliste ausdrucken.
Denn die ersten sechs bis acht Wochen mit dem Neugeborenen sind eine ganz besondere, verzauberte Zeit, in der sich Eltern und Kind kennenlernen und das Paar zur Familie wird. Gut ist es, vorab gemeinsam zu überlegen, wer die junge Mama im Wochenbett unterstützen kann. Kann der Partner Elternzeit nehmen, kann eine der Großmütter zur Seite stehen? Oder die beste Freundin?
„Wichtig ist, die Ruhepausen ausgiebig zur Erholung zu nutzen. Stress strengt an und kann Einfluss auf das Stillen und die Rückbildung der Gebärmutter haben“, erklärt Sarina Exner, Familienlotsin und Stillberaterin aus Köln.
Elterngeldantrag und andere Formalien vorab erledigen
Daher rät sie den werdenden Eltern, bereits vor der Entbindung möglichst viel zu erledigen. So können etwa Eltern- und Kindergeldanträge bereits vorab ausgedruckt und größtenteils ausgefüllt werden, nach der Geburt stehen dann nur noch Details an.
Ein vorbereitetes Wochenbettkörbchen mit griffbereiten Stilleinlagen, Spucktüchern, Windeln und Wechselwäsche erleichtert den Alltag spürbar. Ebenso lässt sich eine „Notfallliste“ mit Ansprechpartnern wie Hebamme, Kinderarzt oder Trageberaterin vorher anfertigen.
Aufgaben abgeben, Zeit für euch gewinnen
Sind ältere Geschwisterkinder im Haus, schlägt die große Stunde der Großeltern. Auch hier kann das Paar vorher überlegen, was Oma und Opa mit den „Großen“ unternehmen – in den Zoo gehen, Eis essen, schwimmen oder einen Waldspaziergang. „So hat das große Kind die Aussicht auf viele schöne Dinge, die es mal ganz allein mit Oma und Opa unternimmt“, sagt Familienlotsinn Exner.
Oftmals bieten auch andere Familienmitglieder und Freunde ihre Hilfe an – hier lässt sich etwa mit einer Doodle-Liste verwalten, wer gerne in welcher Form die Baby-Flitterwochen unterstützt, zum Beispiel ein Mittagessen vorbeibringt oder einen Korb Bügelwäsche wegschafft.
kidsgo-Tipp
Wünsch dir zur Geburt statt Baby-Geschenke lieber fertige Mittagsmahlzeiten, einen Einkaufsgutschein mit Bringservice oder Betreuungsnachmittage für die Geschwisterkinder.
Mütterpflegerinnen & Co.: praktische Hilfe nach der Geburt
Auch Mütterpflegerinnen, wellcome-Engel und Familienlotsinnen bieten Entlastung. Sie spielen nicht nur mit den älteren Kindern, sondern kaufen ein und kochen. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten ist es ratsam, vor Beginn des Wochenbetts Kontakt aufzunehmen.
„Der Gedanke, Hilfe anzunehmen, fällt nicht immer leicht. Für Unterstützung im Wochenbett muss sich aber keine Frau schämen“, betont Sarina Exner. „Jetzt sollte jede Mutter ihr Kind kennenlernen und sich nicht um Haushalt und Einkauf kümmern müssen.“
Elternguide
Es gibt einen Elternguide zur Geburt und einen zum Wochenbett. Schau am besten in beide schon in der Schwangerschaft hinein!
Alles anders, alles neu!
Neun Monate sind eine lange Zeit, um sich ausgiebig auf das Leben zu dritt vorzubereiten. Trotzdem: Das Baby, oder besser gesagt die neue Konstellation, hält immer Überraschungen bereit. Nicole und Thomas haben so einiges von ihren Freunden gehört: „Wir sind teilweise ganz schön verrückt gemacht worden von wegen ‘Ihr werdet nie wieder ausschlafen können’ oder ‘Ihr werdet nur noch funktionieren’ und auch ‘Es wird keine Intimität mehr geben’ und so weiter.“ Mittlerweile ist Söhnchen Max vier Monate alt – und allen Unkenrufen zum Trotz sind Max´ Eltern ganz entspannt. „Klar ist plötzlich alles anders, aber darauf waren wir ja gefasst“, sagt Nicole. Zwar schläft ihr Sohn schnell ein und wacht nur selten auf, doch sein Brabbeln in den ersten Morgenstunden reißt die beiden früh aus dem Schlaf. Damit jeder mal ausschlafen kann, wechseln sich die beiden mit dem Baby-Frühdienst ab.
Paarkommunikation
Reden, reden, reden! Um Fallstricke in der Paarbeziehung junger Eltern zu vermeiden, empfiehlt Mütterpflegerin Christine Windolf Gespräche unter Beachtung der Vier-Wünsche-Regel:
- Hinter jedem Vorwurf steckt ein Wunsch.
- Heimliche Wünsche werden unheimlich selten erfüllt.
- Eine Wunschliste ist keine Bestell- und Bekommliste.
- Die Ablehnung eines Wunsches ist NICHT die Ablehnung der Person.
In den Augen von Mütterpflegerin Christine Windolf vom Verein für Mütter- und Familienpflege e.V. ist es gerade in der Anfangszeit – in der eben alles neu ist – sehr wichtig, dem anderen kleine Auszeiten zu ermöglichen und füreinander da zu sein. „Die Eltern sind nämlich genauso ‘neugeboren’ wie ihr Baby. Es ist ja eine neue Person dazu gekommen, und sie sind nun zu dritt“, erklärt sie.
„Ein Kind zu haben ist das Schönste der Welt“
Und der Haushalt? Hier rät sie zu Gelassenheit: Junge Eltern sollten sich von dem Anspruch verabschieden, dass alles perfekt und planbar sein müsse. Dazu gehört auch Hilfe aus der Familie anzunehmen. Falls diese Unterstützung nicht möglich ist, sollten Eltern rechtzeitig auch auf kompetente Fachleute wie beispielsweise Mütterpflegerinnen oder FamilienLotSinnen zurückgreifen. Sie unterstützen die neue Familie ganz praktisch. „Dies schafft Entlastung, Freiraum und kostbare Zeit zum Regenerieren“, weiß Christine Windolf. Auch fürs erste gegenseitige Beschnuppern: Baby und Eltern müssen sich ja erst mal in aller Ruhe kennenlernen, das Paar sich als Eltern begreifen – und das wie gesagt möglichst ohne Druck und Stress.
Keine falsche Scheu, Hilfe einzufordern
Aber: Viele Frauen, die gerade Mutter geworden sind und damit in eine ganz neue Rolle schlüpfen, denken, sie müssen die neue Situation mit all ihren körperlichen und seelischen Veränderungen allein wuppen – „die anderen schaffen das doch auch“. Hier iegt das Problem: Keine traut sich zuzugeben, dass ihr alles über den Kopf wächst, die Hormone und Gefühle Achterbahn fahren, der Körper verwundet, die Unsicherheit im Umgang mit dem kleinen Wesen groß ist.
Doch wenn keine Mutter den Anfang macht, bleiben das Gefühl der Überforderung und die Angst, nicht gut genug zu sein als Mutter, ein Tabuthema. Und das belastet dich und all deine Beziehungen.
Hab also keine Scheu, über deine Belastungen zu reden und dir früh Hilfe zu suchen: Familienhebammen, Mütterpflegerinnen und Familienlotsinnen kümmern sich in dieser sensiblen Phase um dich, dein Baby und Geschwisterkinder, um Haushalt und Einkauf.
Sex nach der Geburt?
Oft ein heikles Thema. Wie es dennoch klappt mit „dem ersten Mal“, erklärt im Interview Dr. Jörg Signerski-Krieger von der Ambulanz für Sexualtherapie der Universität Göttingen.
Denn der Beginn des neuen Lebens ist etwas Einmaliges. „Ein Kind zu haben ist wirklich das absolut Schönste auf der Welt!“, schwärmt Nicole. „Das hört man zwar immer wieder, aber erst wenn man sein eigenes Baby im Arm hält und es einen anblickt, versteht man diesen Satz richtig!“