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Baby-Tagebücher von Eva

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

Geburt

Geburtsbericht

Die rasante Rutschpartie aus Mamas Bauch heraus

Endlich ist unsere Kleine Maus da!

Letzte Woche dachte ich ja schon, es würde nie losgehen. Die ständigen Arzttermine nach dem Stichtag haben mir so was von die Laune verdorben… andauernd diese CTG-Kurven ohne jegliche Wehe und Ärztinnen, die einem was von Einleitung erzählen. Am Freitag war wieder so ein Termin, die Ärztin hat auch nach dem Muttermund geschaut, der –natürlich- noch vollständig verschlossen war. Ein paar pseudo - aufmunternde Sprüche a la „man sagt ja, die Mädchen müssen sich erst noch hübsch machen“ und „was lange währt wird endlich gut“ später war ich etwas grummelig gelaunt wieder auf dem Weg nach Hause. Ich bin ein gutes Stück zu Fuß gegangen, wie fast jeden Tag letzte Woche, um irgendwie das Gefühl zu haben, aktiv etwas dafür zu tun, dass es bald losgeht.

Nachmittags war Michel für eine Stunde zwischen Terminen zu hause und wir saßen gemeinsam lesend auf dem Sofa. Während dieser Zeit hatte ich regelmäßige (so zirka alle fünf Minuten) und leichte Wehen, die ich aber nicht ernst genommen habe, da sie so leicht waren und ich ja oft Übungswehen hatte. Nach einer Stunde haben sie dann ja auch wieder aufgehört und ich habe noch Geschirr abgewaschen, Wäsche auf- bzw. abgehängt und sogar noch 30 Minuten Yoga gemacht. Sobald ich mit dem Yoga fertig war, ich würde schätzen so gegen 18/19:00, bekam ich wieder Wehen. Ich habe mich an den Esstisch gesetzt und die Infobroschüre über die Geburt und den Umgang mit Geburtsschmerz, die wir im Geburtsvorbereitungskurs bekommen haben, gelesen. Mein Gefühl sagte mir, dass das vielleicht nützlich sein könnte…

Michel kam gegen 20:00 von der Arbeit nach Hause und hat Gyros mitgebracht, dass ich ziemlich hungrig verschlang. Die Wehen waren derweil weiterhin präsent, aber völlig aushaltbar. Um 21:00 haben wir angefangen, einen Film zu schauen und währenddessen wurden die Wehen stärker und kamen in kürzeren Abständen. Michel hat dann bald angefangen, die Wehen zu timen und fragte ganz nervös, ob er nicht langsam mal meine Zahnbürste in die Kliniktasche packen solle. Ich konnte zu dem Zeitpunkt schon gar nicht mehr ruhig auf dem Sofa sitzen bleiben bei den Wehen, sondern musste aufstehen, mich auf den Couchtisch oder eine Stuhllehne stützen und ein bisschen mitatmen, konnte aber noch nicht so ganz glauben, dass es jetzt nach all dem Warten wirklich losgehen sollte. „Es kann ja immer noch sein, dass die Wehen wieder weggehen und wir die Nacht noch hier verbringen“, antwortete ich also. Als der Film dann um 23:00 zu Ende war, kamen die Wehen dann aber tatsächlich in so kurzen Abständen und waren so stark, dass selbst ich es nicht mehr abstreiten konnte und plötzlich SOFORT losfahren wollte.

Michel rief also ein Taxi, was tatsächlich fünf Minuten später auch schon da war. Auf dem Weg durchs Treppenhaus nach unten kam wieder eine Wehe, die ich am Treppengeländer „hängend“ veratmete. Der Taxifahrer hat erst noch versucht, Smalltalk mit uns zu machen, wir wären schon die zweiten heute Abend, die er zur Entbindung bringt, aber dann fing ich wieder an, zu pusten und er hielt die Klappe und sah zu, dass er uns auf schnellstem Wege in die Klinik bringt.

Dort angekommen, zirka 23:30, wurde erstmal CTG geschrieben. Etwas panisch fragte ich, ob ich mich dafür hinlegen müsse, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, eine Wehe im Liegen oder auch im Sitzen auszuhalten. Die Hebamme beruhigte mich, dass ich dabei natürlich auch stehen könne, was ich dankbar angenommen habe. Zu dem Zeitpunkt war ich schon nicht mehr ganz von dieser Welt, voll im Wehenrausch. Ich glaube, die Wehen kamen so alle zwei Minuten. Als das CTG zu Ende war, bekam ich einen Zugang gelegt und Blut abgenommen, was für alle Beteiligten etwas herausfordernd war, da ich ja nicht mehr wirklich still halten konnte. Nach einer weiteren Wartezeit, die mir unendlich lange vorkam, hat die Hebamme mich dann auch untersucht: 2-3 cm Muttermund und Gebärmutterhals auf 0,5cm verkürzt. „Du bleibst bei uns!“ sagte sie und ich guckte sie bloß verständnislos an und dachte „was denn sonst, ich fahr doch jetzt nicht mehr nach hause!“

Weil der letzte im Mutterpass dokumentierte Ultraschall im April war, musste ich dann auch noch zum Ultraschall, warum auch immer. Irgendeinen Grund wird das ja haben. Jemand sollte uns abholen und dorthin bringen, also wieder warten, wieder eine schier nicht enden wollende Zeit. Ob ich etwas gegen die Schmerzen haben wolle, fragte die Hebamme und schlug ein warmes Bad vor, was ich bejahte.

Zwischendurch musste ich noch etwas wegen der neuen Datenschutzvorschrift unterschreiben. Hätte auch ein Kaufvertrag für sonst was sein können, ich war nicht mehr in der Lage, irgendwas zu hinterfragen.
Dann durften wir endlich zum Ultraschall. Den konnte ich leider nicht im Stehen machen, also betete ich, dass er möglichst bald vorbei sein möge. In einer einzigen Wehenpause hat die Ärztin es dann aber leider doch nicht ganz geschafft. Irgendwie musste ich dann noch mal auf den Gynäkologenstuhl, weil sie mich auch noch vaginal untersuchen wollte, warum weiß ich nicht und was dabei herauskam weiß ich auch nicht. Ich war mit mir selbst und meiner Wehenarbeit beschäftigt und rutschte immer tiefer in meine Trance.

Zurück im Kreißsaal konnten wir dann endlich ins Vorwehenzimmer. Davor hatten wir die ganze Zeit in dem ziemlich ungemütlichen CTG-Kämmerchen verbracht. Das Bad hätte sie nicht vergessen, sagte die Hebamme, aber die Badewanne sei gerade erst frei geworden und sie müsse sie erst noch sauber machen. Ich war mir mittlerweile ohnehin nicht mehr so ganz sicher, ob ich überhaupt in die Wanne wollte.

Im Vorwehenzimmer wurden wir dann wieder alleine gelassen, mittlerweile muss es so kurz vor zwei Uhr gewesen sein. Und dann ging es plötzlich los, dass ich bei jeder Wehe einen starken Druck nach unten spürte und den Drang, zu pressen. „Das kann doch nicht sein“ dachte ich, „ich bin doch bestimmt höchstens bei 4 cm Muttermund!“ wir klingelten, die Ärztin kam rein und sagte, sie würde der Hebamme bescheid sagen und die würde dann gleich kommen und mich untersuchen. Der Pressdrang wurde immer stärker, es kam niemand und ich bekam es langsam mit der Angst zu tun. Ich versuchte, das Pressen zu unterdrücken, weg zu hecheln, weil ich dachte, das könne gar nicht richtig sein, zu diesem Zeitpunkt der Geburt. Als die Hebamme endlich, endlich kam und mich untersuchte, kam mir nur ein erstaunt-erschöpftes „oh“ über die Lippen, als sie sagte „Muttermund ist vollständig, wir gehen in den Kreißsaal!“

Um 2:15 waren wir dann im Kreißsaal. Ich wurde im Eiltempo wieder ans CTG angeschlossen. Jede Wehe zwang mich, in die Hocke zu gehen, daher holte die Hebamme den Gebärhocker für mich. Da hockte ich also, unter mir auf dem Boden liegend eine Hebamme und eine Ärztin und hinter mir, mich umarmend, Michel. Ich dachte noch: „jetzt wird es sicher noch 1-2 Stunden dauern, bis sie da ist“, als die Hebamme sagte: „sie hat ganz viele Haare!“ ich fragte, ob ich auch mal fühlen dürfe und tatsächlich konnte ich das weiche Köpfchen mit den vielen Haaren schon fühlen. Mit der nächsten Wehe war dann das Köpfchen geboren und dann noch eine und da lag sie auf dem Boden vor mir, das kleine Baby, was kurz zuvor noch in meinem Bauch war, und wieder reichte es bei mir nur für ein „oh!“. Es war 2:35.

Ich trocknete sie selbst ab und nahm sie auf meine Brust, die in Ermangelung an Zeit leider noch bekleidet war, und zwar mit einem weißen T-Shirt. Nebensächlich. Mein Kind. Bei mir. Ich zitterte am ganzen Körper und endlich konnte ich mich hinlegen und ausruhen. Michel war da, mein Kind war da, ich war da. Wir waren sofort verliebt.

Später hat mir die Hebamme dann erzählt, dass sie im Kreißsaal im Nachtdienst nur zu dritt waren und in dieser Nacht sechs Babys geboren wurden. Ich laste es wirklich nicht den Hebammen an, dass ich eigentlich die ganze Geburt damit verbracht habe, zu warten, dass jemand kommt. Im entscheidenden Moment waren sie ja da.

Wer die ganze Zeit da war und auf wen ich auch wirklich nicht hätte verzichten mögen, war Michel. Ganz ruhig und zurückhaltend war er in dem ganzen Prozess mein sicherer Anker, der mich sehr unterstützt und für mich gesprochen hat. Er hat alles mit sich machen lassen, zwischendurch hing ich mit meinem ganzen Gewicht an ihm, habe ihn gekniffen, mich in seinen Haaren verkrallt und sogar auch einmal gebissen…
Für mich war er durch die Gelassenheit, die er ausgestrahlt hat (obwohl er sie wahrscheinlich nicht empfunden hat) die perfekte Geburtsbegleitung und ich bin unendlich dankbar, dass er da war.

So, für eine so schnelle Geburt war das ein ganz schön langer Bericht, ich hoffe, ich habe niemanden gelangweilt. Seit Montagabend sind wir jetzt wieder zu hause und genießen das Kuscheln sehr. Beim nächsten Mal erzähle ich dann etwas über die Zeit auf der Wochenstation und die ersten Tage zu hause.

Alles Liebe, Eva



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Kommentare von Lesern:

Daniela, Hamburg 28.06.2018 22:43

Herzlichen Glückwunsch und Willkommen im Leben kleine Maus!

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Gast28.06.2018 17:15

Herzlichen Glückwunsch! Und willkommen kleine Maus! Habt eine schöne kennlernzeit.

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