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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Rena

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

Geburt

Alles anders als erhofft.

Erst lässt mich mein Babymädchen so lange warten, damit am Ende dann doch alles ganz schnell gehen muss.

Hallo ihr Lieben,

heute ist Donnerstag und mein Mädchen ist jetzt 10 Tage alt. Heute sind wir die ersten paar Stunden allein zuhause, die Brüder besuchen mit der Oma einen Nikolausmarkt. Nun haben wir endlich Zeit ein bisschen zu kuscheln. Mein Baby liegt auf meiner Brust und ist in einen unruhigen Schlaf gefallen. Wovon sie wohl träumt? Stundenlang könnte ich ihr dabei zusehen, wie sie ihr Gesichtchen verzieht und ab und zu ein Engelslächeln über die Lippen huscht. Von den Strapazen der letzten Tage haben wir zwei uns ausgesprochen gut erholt. War das vielleicht eine erste Lebenswoche, war das vielleicht eine Geburt! Aber ich beginne am besten ganz von vorne.

Am Sonntagabend, den 25.November hatte ich euch gerade den Bericht der 40. Woche geschrieben und mich fest damit abgefunden mein Mädchen nächste Woche per Einleitung holen zu müssen. Der Abend verlief recht unspektakulär. Zuerst brachte ich meine Söhne ins Bett, um danach mit meinem Mann noch ein paar Folgen einer Serie zu schauen. Als der Zeiger der Uhr sich so langsam auf die 01.00 Uhr zu bewegte, sagte ich noch zu meinem Mann: „So langsam sollten wir lieber ins Bett gehen, wir haben morgen einen anstrengenden Tag vor uns!“ Wie Recht ich doch behalten sollte, auch wenn ich nicht im Traum daran gedacht hatte, was wirklich in den nächsten Stunden auf mich zukommen würde.

Ich legte mich also ins Bett und schlief relativ schnell ein. Gott sei Dank, wurde ich diese Schwangerschaft nicht von großen Einschlafschwierigkeiten begleitet. Um 03.00 Uhr wachte ich auf, um auf die Toilette zu gehen und mich auf die andere Seite zu lagern. Nichts Besonderes. Ich schlief wieder ein. Um 05.00 Uhr wieder ein Gang zur Toilette. Soweit nichts Ungewöhnliches. Aber Moment, irgendwie sah der Urin komisch aus. Oder sollte das…? Nein, das kann doch kein Fruchtwasser sein, bei meinen beiden Jungs war die Fruchtblase doch auch erst unter der Geburt geplatzt. Mmh, ich lege mich erstmal wieder hin und versuche zu schlafen. Nach 5 Minuten mache ich das Licht wieder an. Wie waren nochmal die Regeln im Falle eines Blasensprungs? Hinlegen, falls das Köpfchen noch nicht fest im Becken liegt. Das ist bei mir nicht der Fall, also kann ich aufstehen. Wann soll ich im Kreißsaal anrufen? Trotz geplatzter Fruchtblase kann es ja noch dauern, bis die Wehen einsetzen und bis dahin würde ich lieber zuhause warten. Aber das ist immerhin mein drittes Kind und da kann ja alles was schneller gehen. Bevor ich alle alarmiere will ich lieber auf Nummer sicher gehen. Also nochmal ins Bad. Auf dem Weg dorthin merke ich wie sich ein kleiner Schwall in meine Unterhose ergießt. Mmh, also so inkontinent werde ich ja wohl nicht sein. Ich schau auf der Binde nach und sehe grünes Fruchtwasser. Das habe ich schon einmal im Fernsehen gesehen, grünes Fruchtwasser bedeutet, dass das Baby Stress hat und im Bauch schon einmal Kaka gemacht hat. Kein gutes Zeichen, aber ich denke mir erstmal nichts dabei. Immerhin bin ich mir sicher, dass meine Fruchtblase wohl gerissen ist und die nächsten Stunden etwas passieren wird.

Mittlerweile ist es 05.30 Uhr. Ich gehe ins Wohnzimmer und laufe kopflos hin und her in der Hoffnung, dass mein Mann aufwacht. Pustekuchen, der schläft wie ein Stein. Ich durchwühle die Kliniktasche. Was wollte ich nochmal einpacken, wenn es losgeht? Ein Kopfkissen. Ich verbringe 10 Minuten damit, zu versuchen ein Kopfkissen in die Tasche zu quetschen. Danach gebe ich auf und hinterlasse eine komplett zerwühlte Kliniktasche. Alle 2 Minuten ergießt sich ein Schwall Fruchtwasser zwischen meinen Beinen. Nun sollte ich mal im Kreißsaal anrufen. Eine müde Hebamme meldet sich. Ja, dann machen Sie sich mal auf den Weg. Alles klar, dann wecke ich jetzt besser mal meinen Mann. „Schatz, meine Fruchtblase ist geplatzt, es geht los!“ Sofort ist er hellwach. Während er sich langsam anzieht, fällt mir der Küchenboden ins Auge. So viele Flecken, also so kann ich doch meine Mutter nicht in die Wohnung lassen. Ich schnappe mir den Wischer und wische einmal den Küchenboden. Mein Mann zeigt mir den Vogel. Ok, nun sollte der nächste Schritt folgen: Mama anrufen, Storchentaxi bestellen. Meine Mama geht nach dem ersten Klingeln ans Telefon. Ich bin verwirrt. „Schatz, irgendwie wusste ich, dass du jetzt anrufst, ich bin seit 5 Uhr wach!“ Gruselig.

Dann rufe ich beim Storchentaxi an. Es meldet sich ein müder Mann, der aber sofort losfahren will. Nun ist also alles im Gange. Nach 15 Minuten steht meine Mama auf der Matte. Ich mache mir währenddessen ein Käsebrot, bekomme aber kaum einen Bissen runter. Plötzlich steht mein kleiner Sohn in der Tür. „Mama, ich will mit dir im Bett weiterschlafen.“ Ich nehme ihn an die Hand und kuschel mich kurz mit ihm ins Bett. Ich erkläre ihm, dass nun bald das Baby kommt. Es klingelt an der Tür, Oma übernimmt das Einschlaflied.

Ein netter Mann erscheint. Wir ziehen uns an und los geht es. Die 3 Etagen nehmen wir die Treppe, denn ich will nun wirklich nicht im Aufzug stecken bleiben. Der nette Mann stützt mich bei jedem Schritt. Ich muss schmunzeln, denn noch fühle ich mich topfit. Auf dem Weg ins Krankenhaus, plauder ich mit dem jungen Herren über seine Kinder. Wehen habe ich übrigens noch keine. Nur leichte Periodenschmerzen alle 10 Minuten.

Nach 20 Minuten sind wir im Kreißsaal. Es ist nun ca. 07.30 Uhr. Eine junge Hebamme stellt sich mir vor und eine junge Hebammenschülerin ist auch mit dabei. Zusammen werden wir drei die nächsten Stunden ein Team bilden. Ich werde erstmal ans CTG angeschlossen. Nach einem Blick auf das grüne Fruchtwasser in der Binde steht fest, dass ich im Kreißsaal bleiben muss. „Heute hat ihre Tochter Geburtstag!“ sagt die Hebamme. Bei grünem Fruchtwasser hat man bis zur Geburt nicht mehr so viel Zeit, wie wenn die Fruchtblase normal platzt.

Für das CTG muss ich mich auf die linke Seite legen. Das mag ich überhaupt nicht, da ich dann immer schlimme Schmerzen im Rücken bekomme. Ich frage, ob ich auch stehen darf. Das wird mir erlaubt, allerdings erntet das CTG sorgenvolle Blicke. Meine Tochter hat Stress und immer mal wieder zu niedrige Herztöne. Ich soll mich wieder hinlegen. So langsam werden die Schmerzen stärker, aber noch gut auszuhalten. Wie starke Periodenschmerzen. Die Hebamme untersucht mich. Muttermund bei 3 cm.

Die Wehen kommen nur alle 10 Minuten und sind kaum schmerzhaft. Mehr Schmerzen bereitet mir das Liegen auf der Seite, ich würde gerne aufstehen, aber das wird mir nicht erlaubt, da meine Tochter das zu sehr stressen würde. Die Oberärztin kommt herein. Sie hat die Herztöne wohl in ihrem Arztzimmer verfolgt. „Das sieht nicht so gut aus. Ihre Tochter hat zuviel Stress. Sie muss jetzt zügig auf die Welt kommen, sonst geht es ganz schnell und wir stehen hier mit 5 Ärzten im Raum und machen einen Notkaiserschnitt unter Vollnarkose.“ Die Hebamme beschwichtigt die Ärztin und versichert mir, dass eine natürliche Geburt noch möglich ist, aber… Aber? So langsam bin ich beunruhigt. Ich schaue zu meinem Mann. Er blickt mich verärgert an. Das Auftreten der Ärztin und ihre Panikmache haben ihm nicht gefallen. Ich bin noch relativ ruhig, aber nun beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

„So, wir müssen jetzt alles geben, damit sich ihr Muttermund schnell öffnet. Ihre Tochter muss das raus!“ Das Schlimmste ist für mich, dass ich in meiner Position auf der Seite verharren muss. Die Kabel des CTG stören mich. Ich bekomme einen Zugang gelegt. Dann erhalte ich folgende Sachen: einen Wehentropf, ein Mittel, das den Muttermund weicher macht, ein Antibiotikum gegen eine mögliche Infektion und Buscopan, das mich wie besoffen machen lässt. Es macht dazu einen trockenen Mund. Oh ja, ich will nur noch trinken. Schon kommt die nächste Ärztin herein und hält mir ein Haufen Zettel zum Unterschreiben unter die Nase. Ich soll eine Tablette Cytotec nehmen, um die Wehen anzukurbeln. Sie scheint erstaunt und auch etwas beleidigt darüber zu sein, dass ich die Zettel vorher lesen möchte. Ich lese sie, aber was bringt es mir noch? Nun bin ich im Krankenhaus und in der medizinischen Mühle drin, nun kann ich nicht mehr ablehnen. Entweder versuche ich jetzt alles für die natürliche Geburt oder in einer Stunde wird mir der Bauch aufgeschnitten. Nur zu unserem Besten natürlich.

Jetzt kommt der schlimmste Teil der Geburt für mich. Die Wehen empfinde ich dieses Mal erstaunlicherweise ganz gut auszuhalten. Vielleicht liegt es am Buscopan? Ich muss zwar etwas tönen und veratmen, aber das schaffe ich ganz gut. Schlimm wird es aber durch die Tätigkeit der Hebamme. Auch sie meint es nur gut sicherlich, aber sie quält mich die nächsten zwei Stunden ganz extrem, in dem sie mir während jeder Wehe ihre zwei Finger so tief in mich herein steckt, dass der Schmerz kaum auszuhalten ist. Sie will dadurch erreichen, dass der Muttermund schneller zurückgeht. Und er geht zurück, aber immer noch nicht schnell genug. Bei 8cm soll ich bereits anfangen zu pressen, obwohl ich noch keine Presswehen habe. Ich soll das Köpfchen gegen den Muttermund schieben, damit er nachgibt. Dabei hat sie ihre Finger so fest in mir drin und fordert mich bei jeder Wehe auf diese mit aller Kraft wieder heraus zu schieben. Das tut so weh, ich kann nur noch schreien. Mir wird schwindelig und übel. Es ist 11.30 Uhr. Ich muss mich nun übergeben. Mein ganzes Oberteil ist versaut. Nun liege ich im BH dort und fühle mich ein wenig entblößt. Aber die Kotzerei ist ein gutes Zeichen, denn dann kommt das Kind! Und so ist es auch.

Ich spüre nun vermehrten Druck nach unten. Innerlich spüre ich eine Erleichterung. Bald ist es geschafft! Die Oberärztin kommt hinzu. Alle 4 anwesenden Personen halten meine Beine und ich beginne zu pressen. Der Kopf des Babys muss nun um mein Schambein herum. Schon wieder führt die Hebamme ihre Finger ein. Ich werde richtig maulig und schreie, dass dieser blöde Finger da weg soll! Ja, jetzt kommt der Kopf. Ein brennender Schmerz. Zwei Wehen und der Kopf ist da. Der Körper flutscht danach aus mir heraus. Der erlösende Schrei. Mir schießen die Tränen in die Augen. Bist du klein, mein Babymädchen. Ich umschließe dich mit meinen Armen und betrachte dich in aller Ruhe. Diese wunderschönen Augen, die in meine Seele zu blicken scheinen.

Leider finden wir die erste Zeit im Kreißsaal keine Ruhe. Nach der Geburt muss ich noch die Nachgeburt herauspressen. Bei näherer Betrachtung ist diese total verkalkt. Wahrscheinlich eine Plazentainsuffizienz. Ich habe einen Scheidenriss. Die Ärztin beginnt zu nähen. Zwar wurde ich lokal betäubt, aber die Stiche empfinde ich als unangenehm. Schon bald soll ich auf das Krankenhausbett umziehen. Ständig will jemand was von einem. Das stört mich ungemein. Rund 30 Minuten nach der Geburt beginnt die Hebammenschülerin den ganzen Kreißsaal an zu putzen. „Entschuldigung, aber wir haben gleich Übergabe und ich will das hier schön sauber haben!“ Ich versuche mich nicht aufzuregen und mich lieber meiner kleinen Maus zu widmen.

Sie ist gesund, aber so klein und zart. Und das für eine Terminüberschreitung. Wahrscheinlich wurde sie, wie vermutet, schon lange nicht mehr ausreichend versorgt und hätte schon viel früher geholt werden müssen. Zum Schluss wurde es wirklich brenzlig.

Alles in allem war diese Geburt nicht schön für mich. Durch die schlechten Herztöne war ich ans Bett gefesselt und durfte die ganze Geburt nicht einmal meine Position wechseln. Ich habe mich schnell in der medizinischen Mühle gefühlt. Aber es war ja letztendlich nur zum Besten meiner Maus.

Leider stellte sich dann im Laufe der Nacht heraus, dass sie mehr als nur Stress hatte und wir mussten noch in der derselben Nacht in die Kinderklinik verlegt werden, wo wir knapp eine Woche verbringen mussten. Davon erzähle ich euch dann in meinem Nachbericht.

Ich hoffe, ich habe niemanden Angst gemacht. Ich habe versucht alles so zu schildern, wie ich es empfunden habe.

Die Hauptsache ist nun, dass es meiner Maus gut geht und wir alles gut überstanden haben.

Bis zum Nachbericht.

Liebe Grüße
Eure Rena

Bild: Privat



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Kommentare von Lesern:

Annika10.12.2018 17:26

Herzlichen Glückwunsch zu eurer süßen Maus. Auch wenn ihr einen schwierigen Start hattet, genießt die Kuschelzeit. Alles Liebe.

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In diesem Beitrag geht's um:

Geburt, Wehentropf, Notkaiserschnitt, Buscopan