Vom 1. Eindruck unseres 5. Lebenswunders und unserer 3. Tochter in den Armen. Und auch von der Wundheilung nach dem 3. Kaiserschnitt.
Am Freitag, 25. Oktober 2024, war es so weit:
Wir haben unsere Tochter Toni begrüßt!
Es war so erfüllend und schön, ihre Schreie zu hören, ihre zarte Haut zu fühlen, das schleimige Köpfle zu wiegen. Ein realer Traum.
So mini-klitzeklein. So zart. So weich. Mit Eichhörnchenaugen, die ihre große Schwester auch hatte. Den runden Kopf vom Uropa, von dem sie auch den Namen hat. Mit einem anderen Uropa teilt sie das Geburtsdatum. Und natürlich das klassische Äffchengorillagebrüll, dass sie sich glaub mit allen Menschen in diesem Alter teilt. So eine Lebensenergie und so eine Stärke, wo sie noch nicht mal ihr Köpfle halten kann.
Jetzt heißt es Kennenlernen. Und der erste Eindruck war schon so intensiv und innig. Bei unserer ersten Tochter Thora war mein erster Eindruck einfach nur wow. Aus uns. Und komplett fertig. Wow.
Sie wog 250 Gramm und kam in der 20. SSW an die Luft, weswegen wir wirklich überrascht waren, dass unser Sternenkind komplett fertig war und eine sehr reife Ausstrahlung hatte. Wenn ich an sie denke, muss ich vor allem aber daran denken, wie friedlich sie aussah.
Genauso bei ihrem Bruder Hugo. Er kam noch früher an die Luft und strahlte solch eine Bärchengemütlichkeit aus. Wenn ich an ihn denke, kommt mir immer das Lied von Balu dem Bären aus „König der Löwen“ in den Sinn „Probier's mal mit Gemütlichkeit.“ Auch ihn konnten wir nicht kennenlernen, aber deshalb bleibt der erste Eindruck trotzdem.
Bei unserer zweiten Tochter und ersten im Arm, Luft atmend, gesund und lebendig, wartete ich auf nichts mehr als das Schreien, aber Maja schrie nicht. Sondern glubtschte lieblich und herzlich mit ihren eigentlich verschleimten Augen um sich herum. Auch später wirkte Maja mit ihren Eichhörnchenaugen einfach sehr liebevoll und neugierig.
Unsere 4. Tochter Zoe war dafür unfassbar lässig und aktiv. Von Beginn an. Sie schrie auch, wie ihre Schwester, unsere 4. Tochter und 5. Kind Toni :)
Ich habe handschriftlich im Krankenhaus so viel notiert und würde gerne von der Geburt in China, dem Stillen, dem Essen im Krankenhaus, überhaupt von dem gemütlichen und genialen Aufenthalt in China erzählen, der in einem privaten chinesischen Krankenhaus einfach so anders ist als in Deutschland- wer sich auf ihn einlassen kann, wir konnten das erst jetzt, beim zweiten Mal so richtig genießen.
Davon die nächsten Wochen mehr, jetzt nutze ich die Kolumne wie die Artikelreihe heißt, als Tagebuch, weil mich grad nichts mehr beschäftigt, als dieses Gefühlschaos von Wow, unser Wunder, wir sind im Überglück in Kombination mit, wow, aua, ich könnte nur weinen.
Schon bei jedem Anblick von Toni (arg viel mehr geht grad nicht :( ) erfasst mich eine so krasse Energie. Natürlich wollen wir das Lebenswunder mit allen teilen. Wir verschicken viele Fotos und Videos mit Informationen in die ganze Welt. Es ist so unfassbar, dieses Lebensglück. Eine Freundin freute sich so sehr für mich, weil ich auf den Fotos fit aussehe. Leider ist das nur ein Moment und auch der nur unter starken Schmerzmitteln und mit „zusammenreißen“, wofür ich später büße.
Meine Stimmung und körperliche Anstrengung beim Lebenswunder lassen sich mit dem Gipfelglück beim Wandern beschreiben, was die zeitlichen Hoch- und Tiefphasen angeht.
Würde ich mit dem Timer messen, wie viele Minuten (ich weiß nicht mal, ob ich auf Stunden komme) ich mit dem reinen, vollkommenen genießen des Ausblicks und der Natur beim An- und Abstieg beschäftigt bin, dann ist das zeitlich viel weniger, als ich mit Konzentration, Anstrengung und Durchhalten auf den Berg beschäftigt bin.
In Erinnerung bleiben bei mir nur extreme Ausreißer und eben das Gipfelglück - nichts anderes. Und dafür würde ich die Zugspitze immer wieder an einem Tag machen wollen oder eben höher, länger, weitergehen.
Die Schwangerschaft ist für mich der Anstieg, es sind so viele tolle Momente und ab einer gewissen Höhe, 2. Trimester bis ins 3. hinein, ist's über lange Strecken wunderschön, nur am Schluss, kurz vor dem Gipfel, in der Hochschwangerschaft, da ist es richtig heftig, aber machbar bzw. kugelbar oder wuchtbar.
Und bei der Spontangeburt ist ja dann das Gipfelglück da und bleibt. Der Abstieg mit Milcheinschuss und Nachwehen kommt, aber dazwischen kann die Mutter gemeinsam der Familie teilhaben.
Bei meinen Kaiserschnitten war das etwas anders. Auch wenn ich bei meinen ersten beiden Kindern keinen Kaiserschnitt hatte und der Gipfel viel eher erreicht war, wir hielten schon im 2. Trimester unsere Wunder voller Staunen in den Armen. Jedes passte in eine Hand, vollständig, rot und tot.
Insofern sind meine Abstiege bei allen fünf Kindern nicht so, wie ich es meistens von anderen höre und lese. Und eigentlich lerne ich schon im Leben mit meinen Sternenkindern, dass Meinungen und selbst Fakten von Erfahrungen, Blickwinkeln und der jeweiligen Realität abhängig sind.
Ich hätte den Ratschlag einer Freundin früher abhören und auf mein Gefühl hören sollen. Sie hat drei Kinder, kennt Spontangeburten und auch den Kaiserschnitt, aber vor allem weiß sie, wie viel einfacher es ist, auf sich selbst zu hören und meinte nur:
„Bleib bitte so lange im Krankenhaus, wie es dir guttut. Deine Kids daheim sind mit Oma und Opa bestens versorgt und auch wenn es China ist und die Großeltern sprachlich und digital nicht so selbstständig sind wie in Deutschland, die chinesische Oma ist ja auch noch da.“
Also ja, das hätte alles gepasst, aber im Krankenhaus meinten sie, ich könnte Dienstag entlassen werden. Das überforderte mich, ich hatte nicht damit gerechnet, weil ich mich dafür noch lange nicht fit fühlte. Mein Blick verriet, dass ich mehr als überrascht war. Und sie fragten, wie lange wir denn bleiben wollten, es sei kein Problem, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, sie müssten es zur Planung nur wissen.
Mehr als einen weiteren Tag wollte ich auch nicht. Weil es nicht auf ärztliche Anweisung erfolgte, erschien es mir falsch oder ehrlicher ausgedrückt, schwach. Wie ein Weichei wollte ich mich auch nicht fühlen. Ich will ja eine starke Löwinnenmama sein (und deren Stärke misst sich ganz klar am überaus validen Schmerzempfinden und anhand von Krankenhaustagen).
Unabhängig der Befindlichkeiten: So viel mehr Erfahrung sie in China durch ihre Spezialisten und Menge haben: Mit mehr als 2 Kindern und dann auch noch 3 Kaiserschnitten haben sie nicht die Erfahrung, was die Wundheilung angeht.
Die Gebärmutter ist nochmal größer, es muss wieder ein wenig breiter geschnitten werden, innen sind bereits zwei Narben vorhanden und der Körper/Kopf erinnert sich an Wundschmerz und wehrt sich. Unabhängig des 3. Males gibt es den normalen Kaiserschnittverlauf.
Ich verstehe nicht, warum es Menschen gibt, die sich aktiv, also ohne medizinische Gründe, für einen Kaiserschnitt entscheiden. Die Planbarkeit ist der einzige Vorteil zur Spontangeburt. Meist wird als Argument genannt, dadurch den Schmerzen, den Wehen, zu entgehen.
Ich hatte bei meinen ersten drei Kindern Wehen und beim 3. Kind war ich im Endstadium der Schwangerschaft, bis auf die Presswehen hatte ich 17 Stunden das volle Programm einer „natürlichen Geburt.“
Es werden einfach alle Bauchschichten aufgeschnitten, Gewebe und Muskeln gedehnt wie gerissen und das alles zum 3. Mal. Nach 2 Tagen macht sich Wundschmerz bemerkbar und dieses Mal halfen auch die Schmerzmittel nach 4 Tagen nicht mehr. Die Kontraktionen im Uterus, die Hormone, das Wechselspiel. Es fühlt sich alles an, wie ein entzündetes Gewebe in Luftballongröße, das permanent, ohne Pause, getriggert wird. Aushalten heißt es. Das sei normal (Na dann. … passt ja alles.)
Meine Milch war sofort nach dem Kaiserschnitt da, wenige Stunden später war die einzelne Brust jeweils fast schon doppelt so groß wie der Kopf. Aber der Milcheinschuss, der richtige, der bei dem die Brustwarzen schmerzen und nicht nur beim Andocken selbst, sondern das ganze Stillen über, starke Schmerzen in den Unterleib ziehen, …
so empfindlich, dass der Schmerz verstärkt wird, wenn nur wer das Sofa berührt, auf dem ich sitze - was mit 2 neugierigen und liebevollen Geschwisterchen durchaus vorkommt, der ließ bis Mittwoch auf sich warten.
Jedes Stillen tut sehr weh, die Brüste sind voll und groß, stellenweise sehr hart und heiß. Massagetechniken und Lösungen sind bekannt und werden angewandt, ich finds trotzdem sehr blöd und strengt mich an. Speziell nachts friere und schwitze ich abwechselnd, sodass ich allein letzte Nacht 4 T-Shirts durchnässt habe.
Zurück zu Hause war es schlimm für mich. Eigentlich wollte ich alle meine Kindern direkt bei der Geburt wie Simba in „König der Löwen“ hochheben und allen Stolz zeigen, damit wir das Wunder gemeinsam feiern können.
Was in meiner Realität bedeutet: alle Besuche direkt ins Krankenhaus. Adrenalinrausch oder Endorphinschub, wahrscheinlich die starken Schmerzmittel, machen es möglich. Ich dachte immer, das war bei meinen Kids wegen Corona nicht möglich. Nun weiß ich: nein, das wäre too much, ich bin durch.
Im Krankenhaus musste ich ein einziges Mal weinen, daheim brauche ich die Papiertücher immer in meiner Nähe. Ich würde so gern am Familienleben mit dem neuen Glück und allen zusammen teilhaben, aber ich kann nicht.
Im Krankenhaus war es schon hart, nicht alles mit oder Toni machen zu können, daheim mit Maja und Zoe ist es am schlimmsten, dass ich nicht mit ihnen zusammen ihre Schwester gscheid feiern kann, und dass, wo die zwei so rücksichtsvoll mit ihr und mir umgehen … Ich könnte nicht nur weinen, ich tue es seit gestern. Oft. Und viel.
Um mit etwas Positivem zu enden: So gut wir auch im Krankenhaus versorgt wurden, nichts ist besser als das Bett daheim. Und das tolle beim Lebensberg ist, das Gipfelglück hält in Form von Babyflittern so viel länger an.
Jetzt muss ich meine Brüste massierend vorbereiten, weil es neben mir zu schmatzen beginnt, die Fingerchen von der Heavy-Metal-Wacken-Schlafpose zum Mund geführt werden, was bedeutet: Unser
Mini-klitzekleinstes, zartestes und vertrauenvollstes Familienmitglied rafft sich für das Äffchengorillagebrüll zusammen.
Seid ganz lieb gegrüßt
Tanja aus Shenyang
Schreibt mir eure Gedanken und Fragen gern wie immer an Tanja@sternenkinder.org
Für meine Rückmeldung brauche ich wahrscheinlich länger.
Ps: weil doch kein Stillen: Wie kommt es, dass ich trotz der ersten Willkommens-babyflittern-Ankommens-Schmerzwoche diesen Artikel schreibe?
Mit dem Kopf trenne ich mich einigermaßen gut vom Körper und weil ich beim Schreiben denke, klappt es so am besten, aber vor allem, weil wir unseren ersten Ausflug zum Notar machen (müssen – wegen China Übersetzung Geburtsurkunde – ohne gibt’s Toni sonst in Deutschland gar nicht ;) )
jedenfalls sitze ich mit Toni im Auto und lenke mich mit euch ab, bis wir wieder zurück im heimeligen, gemütlichen Bett bei uns daheim sind.
Jetzt träumt sie glaub was, jedenfalls verziehen sich ihre Lippen zu einem Grinsen, wen jucken da Schmerzen- mich (kurz) nicht.
Zu den Fotos: Auf dem 1. ist Toni, auf dem 2. die chinesische Willkommenskarte aus dem Krankenhaus, die es so auch in Deutschland gibt, nur steht in China der Name der Mutter drauf und die Eltern müssen beide mit Fingerabdruck bestätigen, auf den letzten 2 Fotos sind wir 2022 und 2024 einen Tag vor der Geburt zu sehen.
Neuer Beitrag? Ich möchte benachrichtigt werden! Die Benachrichtigungen kann ich durch Anklicken des "beenden"-Links am Ende jeder eMail stoppen.