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Baby-Tagebücher von Vroni

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

Geburt

Die Geburt

In diesem Bericht geht es um den Höhepunkt der Schwangerschaft – und zwar: Die Geburt!

Wie fange ich an: Also, dass ich irgendwelche Sorgen vor der Geburt gehabt habe, kann ich nicht sagen. Meine Schwangerschaft war emotional und psychisch aufgrund der Beziehung zu dem Kindsvater so anstrengend, dass mich nichts mehr aus der Ruhe bringen kann. Bei Verkündigung der Schwangerschaft hat meine Mutter gesagt, dass sie (also unsere Salome) auch „rein“ gegangen ist, also wird sie auch wieder rauskommen. Sehr pragmatisch meine Familie – dafür liebe ich sie. Der errechnete Entbindungstermin war der 26.08. An dem Freitag und Samstag vor ihrer Geburt – Salome ist am Sonntag, den 22.08 mittags geboren worden, - haben der Vater des Kindes und ich noch zwei kleine Ausflüge unternommen, weil wir dachten, dass es ein Letztes zu zweit sein könnte. In der Nacht von Samstag auf Sonntag konnte ich schon nicht mehr gut schlafen. Ich war stündlich wach und hatte ein leichtes Ziehen. Am Morgen habe ich dann geduscht und der Schleimpfropf ist abgegangen – trotzdem war ich noch sehr entspannt, weil ich dachte, dass es noch zwei Tage dauern könnte. Außerdem frühstückte ich noch und mir wurde gesagt, wenn man noch essen kann, ist es noch nicht ernst. Dann habe ich angefangen, die Abstände zwischen den Wehen zu messen. Erst waren es anfangs ca. zehn Minuten und eine halbe Stunde später kamen die Wehen schon in fünf Minuten Abständen. Langsam sind wir, also der Papa des Kindes und ich, dann zusammen ins Krankenhaus gefahren. Mir war es wichtig, dem Papa die Chance zu geben, bei der Geburt dabei zu sein, trotz allem, was passiert ist. Dieses Kind wurde zusammen gemacht, also sollte es auch zusammen rausgebracht werden. Ich habe zwar immer gewusst, dass die Geburt mein Job ist, aber ich dachte mir, dass er mindestens sehen sollte, was das für ein Kampf ist.

Als wir vor dem Krankenhaus ankamen, war ich schon mental in dem Geburtsfilm, denn ich bin am Eingang vorbeigelaufen, obwohl ich den Weg zum Kreißsaal sicher kannte. Zwei Wochen zuvor hatte ich mich in der Klinik angemeldet. Auf der Liege im Beratungszimmer wurde sofort meine Muttermundsöffnung untersucht und diese war erst einen Zentimeter groß. Ich dachte – puh, dass kann noch Stunden dauern. Ich wurde ans CTG angeschlossen und hatte bereits Wehen im Minutentakt. Nach den 20 Minuten an dem CTG war der Muttermund schon bei drei bis vier Zentimetern. Ich wollte das Kind schon in dem Untersuchungszimmer bekommen, als die Hebamme mir mitteilte, dass Sie derzeit keine Kapazitäten im Krankenhaus hätten. Es fehlte wohl eine Hebamme, die die Geburt hätte betreuen konnte. Ich sollte andere Krankenhäuser nennen, in die ich verlegt werden wollte. Ich nannte zwei, aber auch die waren wohl voll – Corona Baby-Boom und mir wurde gesagt, dass am Sonntag immer weniger Personal arbeitet. Dann wurde ein freies Krankenhaus in Köln gefunden. Und jetzt kommt der unschönste Teil an der Geburt. Ich musste mich auf eine Krankenwagentrage legen und wurde mit Blaulicht in ein anderes Krankenhaus gefahren. Das angeschnallte Liegen war sehr unangenehm. Ich habe nämlich meine Wehen immer in der Bewegung weggeatmet. Die zwei Männer, die den Krankenwagen fuhren, haben noch versucht, die Hebamme zu überreden, dass sie doch mitfahren solle – sie sagte aber, dass das nicht funktioniere, weil sie im Krankenhaus bleiben müsste. Mir taten die Männer leid – der Mann, der hinten mit mir war, sagte, dass er das letzte Mal eine Geburt vor dreißig Jahren gemacht hätte. Naya, ich habe versucht, positiv zu denken und gesagt, dass sich bei Geburten nicht viel ändert – das hat ihn aber auch nicht beruhigt. Der Vater des Kindes durfte nicht mit in dem Krankenwagen fahren aufgrund von Corona. Übrigens, mir war in der ganzen Schwangerschaft nicht schlecht. Aber liegend rückwärts im Krankenwagen zu fahren, hat Übelkeit in mir ausgelöst, die ich aber konzentriert wegatmete – schließlich hatte ich gerade eine andere Baustelle und ich merkte, wie unten jemand gewaltig aufs Gaspedal drückte. Da hatte ich nun keine Kapazitäten für die Übelkeit.

Jede Wehe wurde von hinten nach vorne im Krankenwagen durchgesagt und mit Blaulicht ging es dann über rote Ampeln. Als ich in dem Ersatzkrankenhaus ankam, ging es schnell. Die Fruchtblase platze, ich legte mich hin – warum weiß ich nicht mehr, eigentlich wollte ich in der Theorie, die ich im Geburtsvorbereitungskurs lernte, in der Hocke gebären. In der Praxis war die kleine Salome ca. 10 Presswehen später da. Ich hatte höllische Schmerzen, aber ich habe zuvor gesagt, dass ich keine PDA oder homöopathische Tropfen möchte. Und ich glaube, es ging auch zu schnell, als dass das hätte wirken können, falls ich es noch genommen hätte. Als dann meine Tochter auf der Welt war und mir dieses feuchte glitschige Etwas auf die Brust gelegt wurde, war da direkt eine Explosion von Liebe und sie hat automatisch den Reset-Knopf für die Schmerzen gedrückt. Ich glaube, dieser erste Glücksmoment löscht alle Schmerzen – denn sonst würde die Menschheit aussterben, wenn Frauen nur ein Kind bekämen.

Die Hebamme bei der Geburt war nett – der Rest des Krankenhauspersonals nicht wirklich. Mir wurde im Krankenhaus auf Nachfrage zu Stilltipps eine Stillzeitschrift empfohlen, aber praktische Anlegetipps hätten mir mehr geholfen. Einmal wurde es mir kurz gezeigt und dann sollte man es können. Der Geburtsvorbereitungskurs war sehr nett, allerdings hätte mir ein Vorbereitungskurs mit Still- und Tragetechniken von Neugeborenen mehr geholfen. Aber egal, wie das Krankenhaus auch war, die Hauptsache ist, dass Früchtchen gesund ist. Nach drei Tagen ging es dann nach Hause. Am liebsten wäre ich nach der Geburt direkt gegangen, aber da ich in Köln noch keinen Kinderarzt hatte, wollte ich noch die U2 Untersuchung abwarten. Als diese am Mittwoch stattfand, war endlich die Heimfahrt angesagt. Erstmals über den Rhein fahren und der Welt und dem Zuhause „hallo sagen“ war dann Salomes Job. Im Krankenhaus war es sehr unruhig und ich musste mehrmals das Zimmer wechseln. Ich bin mir sicher, dass Salome das auch gespürt hat und daher keine Nacht im Krankenhaus richtig geschlafen hat - ich habe auch jede Nacht, außer die erste, im Krankenhaus durchgemacht. Meine Nachsorgehebamme versprach mir am Telefon, dass es Zuhause besser werden würde.

Bereits im Bauch habe ich schon gemerkt, dass Salome viel Schluckauf hatte. Das zeigte sich noch mehr, als sie auf der Welt angekommen war. Ich nannte den Schluckauf „Mister Hicks“. Aber Salome hatte zu ihrem Erdenstart weitere ungebetene Gäste als Besucherinnen und Besucher geladen. „Miss Niesen“ war anwesend, die das überflüssige Fruchtwasser herausbeförderte und manchmal war noch „Familie Rumpel“ da, wenn es laut wurde. So wurden alle Störenfriede benannt, in der Hoffnung, dass sie mit einer direkten Ansprache schnell wieder verschwinden. Bis jetzt haben Sie sich leider noch nicht aus dem Staub gemacht.

Es gibt bestimmt viele Bräuche, die bei der Geburt eines neuen Menschleins gemacht werden. Beispielsweise wollte meine Mutter ein Stück meiner Plazenta unter einen für Salomes Geburt gekauften Apfelbaum im Garten vergraben. Das hat Sie auch gemacht. Mal sehen, wie der Baum gedeiht. Der Vater des Kindes schlug vor, von dem Tag ihrer Geburt, die Tageszeitung aufzuheben. Ich schrieb zusätzlich auf, wie das Wetter an dem Tag in Köln war, an dem Salome geboren wurde. Außerdem wollte ich kurz beschreiben, was vor ihrer Geburt passiert ist. Es gab beispielsweise das Hochwasser an der Ahr und die vielen Überschwemmungen in Deutschland. In diese Welt wurde Salome also hereingeboren.

Am meisten freue ich mich, wenn Salome diese Texte und weitere Erinnerungen über ihr Ankommen auf dieser Erde selbst lesen kann. Das nennt man dann wohl lebendiger eigener Geschichtsunterricht.

Ihr Lieben, in dem nächsten Artikel erzähle ich euch, wie wir uns Zuhause eingegroovt haben.

Bis dahin,
macht es gut!



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Kommentare von Lesern:

beaberlin08.09.2021 05:38

... herzlichen Glückwunsch, Vroni und herzlich willkommen, Salome!
Wenn ich das lese werde ich so traurig und mein Hebammenherz blutet wegen der katastrophalen Zustände, unter denen ihr Frauen heutzutage eure Kinder kriegen müsst!!!!!!!!!!!!!!
Wie gut, dass du das alles mit "Humor" ertragen hast... und trotzdem wurde dir ein Geburtserlebnis in Ruhe und Würde genommen...
Es ist sowas von an der Zeit, endlich die Bedingungen in den Kliniken zu verbessern- meine Hoffnung darauf stirbt zuletzt!
Alles Liebe für euch!

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Laura, Poniatowa03.09.2021 16:29

Herzlichen Glückwunsch, willkommen Salome, genießt eure erste Zeit! :)
Liebe Grüße

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