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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
Geburt

Alles anders als geplant...

Du wartest und wartest und wartest und wenn du nicht damit rechnest, geht es los...

Hallo Ihr Lieben,

nun ist es endlich soweit und ich finde Kraft und hoffentlich auch die richtigen Worte, um von einem für mich bis heute unfassbaren Ereignis, der Geburt unseres Sohnes Benjamin Ferdinand, zu berichten. Die Geburt ist zwar schon zwei Wochen her, jedoch ist es für mich immer noch, als wäre es gestern gewesen. Täglich denke ich an die vergangenen Ereignisse und bin überglücklich, unseren kleinen Schatz nun endlich in den Armen halten zu dürfen…

Aber wie gewohnt, der Reihe nach. Ich hoffe, dass ich nichts vergesse und beginne dort, wo der letzte Bericht aufgehört hat.

Wie ich zuletzt geschrieben habe, hatte es der kleine Mann nicht wirklich eilig. Tag um Tag habe ich auf Anzeichen gewartet, die auf eine baldige Geburt hindeuten könnten. Mein Alltag wurde weiter bestimmt von Arztbesuchen und dem gewöhnlichen Tagesablauf. Ich habe bis zum letzten Tag meiner Schwangerschaft alles machen können wie bisher. So habe ich Julian täglich in den Kindergarten gebracht und wurde dort immer mit fragenden Blicken nach dem Stand der Dinge empfangen. Dienstags hatte Julian noch Schwimmkurs, allerdings habe ich auf ein Bad verzichtet. Auch am Donnerstag war Musikunterricht für Julian, den wir eingehalten haben, obwohl ich bereits 7 Tage nach dem errechneten Termin war. Allerdings war mir das ein oder andere Mal mulmig, wenn ich so mit dem Auto unterwegs gewesen bin.

Samstag war es dann soweit. Da mein Mann von Samstag auf Sonntag beruflich in Hannover zu tun hatte, beschlossen meine liebe Freundin und ich, uns einen tollen Tag mit den Kindern zu machen. Darüber hinaus wollte sie die Nacht bei mir bleiben, damit ich im Fall der Fälle nicht zuhause auf mich allein gestellt wäre. Wir hatten auch wirklich einen ganz tollen Samstag. Begonnen haben wir mit einem gemütlichen Frühstück in einem schwedischen Möbelhaus, in dem wir dann auch unsere Shoppingtour begonnen haben. Anschließend haben wir noch diverse Dekorations- und Möbelgeschäfte durchforstet und viel „Krams“ erstanden, den Frau so braucht. Mir ging es auch den ganzen Tag prächtig, sodass an eine bevorstehende Geburt nicht wirklich zu denken gewesen wäre.

Gut gelaunt und voll bepackt sind wir dann zu mir nach Hause gefahren, um den Abend gemütlich einzuläuten und den kommenden Tag zu besprechen. Beim letzten Vorsorgetermin am Freitag hatte ich nämlich eine Einweisung für das Krankenhaus bekommen. Ich war zwar überhaupt nicht begeistert, da ich schon eine Einleitung der Geburt auf mich zukommen sah, jedoch wollte ich auf jeden Fall sonntags zur Kontrolle ins Krankenhaus fahren. Wir haben also schon einmal alles Notwendige bereit gestellt, da wir für alle Fälle gerüstet sein wollten. Nach einem köstlichen Abendessen saßen oder besser lagen wir dann völlig entspannt auf dem Sofa und hatten vor, einen Film anzuschauen.

Was soll ich Euch sagen, gegen 21:30 Uhr hatte ich ein merkwürdiges Geräusch in mir gehört oder besser gefühlt und muss meine Freundin auch sehr irritiert angeschaut haben. Von da an verlief alles wie im Film…
Ohne zu überlegen bin ich auf die Toilette gestürmt, um zu überprüfen, was ich schon ahnte…die Fruchtblase war gesprungen. Der Weg von Wohnzimmer zum Bad ist noch relativ trocken geblieben, als ich jedoch die ersten Tropfen fühlte, habe ich mich sofort auf den Rücken gelegt und das Kommando an meine Freundin abgegeben. Vor Aufregung und Anspannung wusste ich erst gar nicht, wie mir geschah und ich habe erst mal versucht ruhig zu bleiben. Das erste was mir in den Sinn kam war, dass ich doch meinen Mann, der ca. 3 Stunden entfernt in Hannover saß, über die Situation informieren sollte. So lautete auch meine Nachricht an ihn: „Bitte anrufen…Es ist DRINGEND!!!“ Meine Freundin hat dann alles koordiniert… Krankenwagen anrufen, Sachen ins Auto bringen, Julian zu Schwiegereltern bringen und, und, und… Was hätte ich nur ohne sie gemacht??? Vielen Dank für alles!!!

Gegen 23 Uhr war ich dann im Krankenhaus und wurde erst mal gründlich untersucht. Es wurde ein CTG geschrieben, ein Zugang gelegt und sämtliche Routineaufgaben erledigt. Auch dort hatte ich vorerst noch absolutes Verbot aufzustehen, da noch kein Befund für eine baldige Geburt vorlag. Der Kopf von unserem kleinen Mann lag noch viel zu hoch und so sollte ich auf jeden Fall im Bett liegen bleiben. Gesagt, getan. Ich hatte ja auch keine Wahl und bin dann erst mal auf ein Zimmer gebracht worden, wo ich alleine war. Bis zum nächsten Morgen sollte noch gewartet werden, bis die Ärzte mit einer Einleitung beginnen wollten. Da die Fruchtblase gesprungen war, hatte ich nun keine Möglichkeit mehr, länger zu warten. Da mir überhaupt nicht zum schlafen zumute war und ich keine weitere Person im Zimmer hatte, blieb meine Freundin bei mir und wir haben die Zeit mit quatschen verbracht. Meinen Mann hatte ich informiert, dass er erst einmal schlafen sollte und wir ihn sofort anrufen, wenn es losgehen würde. Ähnlich entschied ich auch mit meiner Mutter. Sie sollte ja bei der Geburt dabei sein und ich wollte Sie erst anrufen, wenn es auch wirklich losgeht.

Es muss gegen 1 Uhr gewesen sein, als ich das erste Ziepen gespürt habe. 5 Minuten später ging es weiter…kein Zweifel… das waren eindeutig die ersten Wehen. Freude und Schmerz über die langersehnten Wehen waren zuerst noch gleichermaßen groß. So haben wir gemeinsam 1-2 Stunden die Wehen ausgehalten, geredet, pausiert und die Zeit gestoppt. Irgendwann hat meine Freundin dann Bescheid gegeben und es ging ohne Umwege direkt in den Kreißsaal. Es war unglaublich ruhig und ich hatte das große Glück, dass ich die meiste Zeit als alleinige Gebärende im ganzen Entbindungstrakt war. So war mir die gesamte Aufmerksamkeit sicher. In einer Art Vorzimmer oder Wehenzimmer haben wir dann die nächsten Stunden verbracht, oder sollte ich besser schreiben ausgehalten? Ganz ehrlich, ich hatte vergessen, wie schlimm Wehen sein können. Und das ist auch gut so, dass man den wirklich unbeschreiblichen Schmerz so schnell wieder vergisst… Und dennoch für das Wunder, was ich noch am gleichen Tag in Armen halten sollte, würde ich es immer wieder aushalten. Irgendwann war es wirklich so schlimm, dass ich mit einem Bad versucht habe, mir Linderung zu verschaffen. Leider mit nur mäßigem Erfolg. Die Wehen wurden noch heftiger und ich wollte nur noch raus aus der Wanne… (Zwischen den Wehen hatte ich der Hebamme von meinem Wunsch der Wassergeburt berichtet, jedoch wurde mir auf Grund der vorhergesagten Größe von dem kleinen Mann davon abgeraten, ich nahm aber das vorgeschlagene Entspannungsbad gerne an. Wie gut, dass es nicht zur Wassergeburt gekommen ist;-)) Nach dem Bad sind wir dann in den eigentlichen Kreißsaal umgezogen und ich musste schon auf dem Gang dorthin mehrere sehr heftige Wehen veratmen. Gegen 4:00 Uhr fiel dann der Entschluss, meinen Mann und meine Mutter zu informieren, dass Sie sich langsam auf den Weg machen sollten. Mein Mann war auch in kurzer Zeit vor Ort, nur meine Mutter konnten wir leider alle telefonisch trotz unendlichen Versuchen nicht erreichen. In der Zwischenzeit waren die Schmerzen so unerträglich, dass ich dankbar das Angebot einer PDA angenommen habe. Ich hatte zwar keine guten Erfahrungen bei meiner ersten Entbindung mit der PDA gemacht, jedoch auch keine Kraft mehr, um weiter darüber nachzudenken. Ich wollte nur noch, dass die Schmerzen weniger werden. Nach drei Anläufen war dann auch endlich die Wirkung spürbar und ich konnte mich etwas entspannen. Zwischenzeitlich war auch mein Mann vor Ort und ich war einfach nur froh, dass er da war. Der Muttermundbefund war auch positiv und im Verlauf der Nacht immer weiter aufgegangen. Das Einzige, was allen immer wieder unterschwellig Diskussionsanlass gegeben hat, waren die Herztöne von unserem kleinen Mann. Immer wieder wurden sie vor allem während einer Wehe langsamer und ich habe den gesamten Verlauf der Geburt sehr aktiv und konzentriert atmen müssen, damit der kleine Mann genug Sauerstoff bekommt. Dennoch hatte ich oft das Gefühl, dass im Kreißsaal über einen möglichen Kaiserschnitt diskutiert wurde… Um die Sauerstoffsättigung des kleinen Mannes im Blut zu überprüfen haben sie versucht noch im Mutterleib Blut aus seinem Köpfchen zu entnehmen. Dazu musste ein Röhrchen in den Muttermund geschoben werden, um diesen entsprechend zu dehnen. Leider war diese Maßnahme auch nach zwei Versuchen erfolglos. Durch mein ständiges konzentriertes Atmen und die Sauerstoffmaske hatten sich die Herztöne zu diesem Zeitpunkt aber wieder gebessert.

Um 6 Uhr war dann Schichtwechsel im Kreißsaal und ich traute meinen Augen nicht… Eine liebe, mir aus unserem alten Wohnort bekannte Hebamme sollte unseren kleinen Mann mit auf die Welt bringen. In dem Moment, als ich sie gesehen habe, war ich emotional so geschafft und angespannt, dass mir einfach nur die Tränen liefen… Anspannung, Angst, Erleichterung, Schmerzen… Alles hatte mich so ergriffen und ich wollte nur noch, dass unser kleiner Mann auf die Welt kommt…
Durch ständiges Umlagern und Drehen von einer Seite auf die andere, der ständigen Ermahnung zum aktiven Atmen, der liebevollen Unterstützung von meinem Mann und meiner Freundin, die mir zu jederzeit eine große Hilfe war, war es dann um 7:24 Uhr soweit und unser kleiner Benjamin Ferdinand hat das Licht der Welt erblickt.

Die eigentliche Geburt war sehr kurz und schmerzhaft. Irgendwann war es dann soweit und die Hebamme gab mir das Okay, dass ich mit schieben dürfte. Das Gefühl, als ob man auf die Toilette müsse, war mir noch aus erster Geburt sehr bekannt. Schmerzhaft war es auf der einen Seite, jedoch konnte ich auch endlich aktiv dem kleinen Mann mit auf die Welt helfen. Da er nicht noch mehr gestresst werden sollte, entschied das Kreißsaal-Team sich zu einem Dammschnitt, damit die eigentliche Geburtsphase nicht zu lange dauern sollte. Nach 3 schmerzhaften Presswehen war es dann soweit und unser kleiner Schatz war auf der Welt. Er wog 3950g, war 55cm groß und hatte einen Kopfumfang von 36cm. Er wurde mir sofort auf die Brust gelegt und die Nabelschnur durfte entsprechend meinem Wunsch in aller Ruhe auspulsieren.

Mit Worten kann ich diesen Moment nicht beschreiben. Wenn ich es versuche, laufen mir die Tränen. Es ist ein unfassbares Glück, ein so vollkommenes Wesen in den Armen halten zu dürfen. Ein Schatz, ein Wunder, welcher unsere bedingungslose Liebe erfahren wird.

Alles weitere wie Geburt der Plazenta und nähen des Schnittes sind mir nur noch verschwommen in Erinnerung, da meine volle Aufmerksamkeit unserem Benjamin gegolten hat.

Nach der Geburt ist meine liebe Freundin nach einer auch für sie sehr harten Nacht nach Hause gefahren und mein Mann, Benjamin und ich hatte die Gelegenheit, uns zu beschnuppern und kennen zu lernen. Es waren unbeschreibliche erste Momente, die ich nie vergessen werde. Die ersten Trinkversuche hat Benjamin schon im Kreißsaal erfolgreich gemeistert. Von Anfang an war und ist er ein völlig ausgeglichenes und ruhiges Baby. Ich kann es bis heute nicht fassen, dass wir dieses Glück erleben dürfen.

Entgegen meinen ursprünglichen Plänen einer ambulanten Entbindung entschied ich, im Krankenhaus zu bleiben. Da ich immer noch das Zimmer für mich hatte, wollte ich doch die ersten Tage mit Benjamin alleine verbringen. Im Nachhinein war es für mich die richtige Entscheidung, da wir einfach nur viel Zeit für uns zu zweit hatten und ich wirklich im Bett geblieben bin. Ich glaube zuhause hätte ich mich über vieles hinweg gesetzt und wäre nicht so zur Ruhe gekommen.

Nun sind schon zwei Wochen seit der Geburt von Benjamin vergangen und wir sind so langsam zu Hause angekommen. Er ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken und bereichert unser Leben jeden Tag. Julian ist der tollste große Bruder, den man sich vorstellen kann. Er liebt den Kleinen schon jetzt und ich bin einfach nur stolz und glücklich, so tolle Kinder haben zu dürfen.
Mein Dank gilt meinem Mann, der die Ruhe bewahrt hat, meiner lieben Freundin, die, die ganze Zeit für mich da war und mich unterstützt hat und dem tollen Team im Kreißsaal, die dieses wundervolle Geburtserlebnis erst möglich gemacht haben. Danke…

Ich hoffe, ich konnte Euch einige Emotionen übermitteln, leider ist vieles mit Worten nicht auszudrücken… Ich wünsche Euch eine gute Zeit und sende allen liebe Grüße.

Vielen Dank für die lieben Wünsche zur Geburt… Ihr seid tolle Leser…Liebe Redaktion, vielen Dank für Euren wunderschönen Blumenstrauß, ich habe mich sehr gefreut… mir wird das Schreiben sehr fehlen… aber ein Bericht wird noch folgen… bis dahin… alles Liebe und Gute…


Eure Christina

Bild: privat



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Kommentare von Lesern:

Meike, Kassel15.07.2013 19:29

Hach, wie schön, dass alles so gut gelaufen ist. Ich hab dein Tagebuch immer so gerne gelesen, muss in letzter Zeit aber feststellen, das mein Interesse nach drei Jahren Tagebuch lesen jetzt doch nachlässt und für mich wieder andere Sachen interessanter sind.

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Linda, Düsseldorf11.07.2013 13:14

Herzlichen Glückwunsch zur Geburt Eures Sohnes Benjamin! Alles Gute für Euch nun zu viert! Vielen Dank für den ausführlichen und emotionalen Geburtsbericht, ich hatte richtig Gänsehaut. Diese Emotionen sind wirklich nicht mit Worten zu beschreiben, die Geburt eines Kindes ist für mich wirklich das größte Glück der Welt. Liebe Grüße

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Gast05.07.2013 18:59

Super wie hübsch und groß er doch ist. Herzlichen Glückwusch dazu und Euch: Nehmt Euch viel Zeit zum Beschnuppern.
Liebe Grüße

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