Ganzheitliche Medizin: Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) bei Kinderwunsch
Viele Ärzte, Heilpraktiker oder auch Kinderwunschzentren bieten Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin zur Kinderwunschbehandlung an. Charakteristisch für die traditionelle chinesische Medizin ist ein ganzheitlicher Ansatz, bei dem mehrere Verfahren kombiniert werden. Zu einer Kinderwunschbehandlung nach der TCM gehört in aller Regel eine ausführliche Anamnese: Der Arzt oder Heilpraktiker wird dich fragen, wie lange dein Kinderwunsch schon besteht und welche anderen Methoden du vielleicht schon ausprobiert hast, um schwanger zu werden. Dann wird er ein individuelles Behandlungskonzept erstellen, bei dem ein Element meist die Akupunktur ist.
Weitere Bestandteile der TCM-Kinderwunschbehandlung sind eine umfassende Ernährungsberatung sowie Empfehlungen zur Stressreduktion und eine speziell auf dich zugeschnittene Therapie mit chinesischen Kräutern.
Akupunktur: Trigger für die Fruchtbarkeit?
Der Begriff Akupunktur leitet sich von den lateinischen Wörtern acus (= Nadel) und punctio (= Stechen) ab. Akupunktur beruht auf der Vorstellung einer Lebensenergie Qi, die auf Leitbahnen durch den Körper fließt, den sogenannten Meridianen. Durch das Punktieren dieser Leitbahnen mit feinen Nadeln sollen Blockaden gelöst und der Energiefluss harmonisiert werden. Schmerzhaft sind professionelle Akupunkturbehandlungen nicht. Eine Sitzung dauert etwa 20 bis 30 Minuten, du liegst dabei entspannt auf einer Liege.
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Eine Akupunktur bei Kinderwunsch wird meist an vier Tagen des Zyklus durchgeführt. Sie soll die Eireifung, den Eisprung und die Einnistung des Embryos unterstützen. Angeboten wird auch eine Akupunktur, die die Erfolgsaussichten einer künstlichen Befruchtung erhöhen soll.
Eine komplette TCM-Kinderwunschbehandlung kostet pro Monat zwischen 500 und 700 Euro. Diese werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattet.
Akupunkturbehandlung: Wie sind die Erfolgsaussichten?
Dass eine Akupunkturbehandlung als solche die Fruchtbarkeit steigert, ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Eine Akupunktur wird aber meist als entspannend empfunden und kann zum Stressabbau führen. Daher ist eine ausgleichende Wirkung auf den Organismus zumindest denkbar.
Es gibt Studien[1], die einen Nutzen einer TCM-Behandlung mit Kräutern bei Kinderwunsch feststellen konnten. Allerdings lässt sich wegen des ganzheitlichen Ansatzes nicht sagen, worauf genau dieser Erfolg zurückzuführen ist. Viele Ärzte und Heilpraktiker, die TCM anbieten, vermitteln auch Zykluswissen und informieren Frauen ausführlich zum Thema Familienplanung. Eine solch umfassende Beratung kann die Chance auf eine Schwangerschaft etwas erhöhen. Der Nutzen der begleitenden Kräutertherapie lässt sich kaum beurteilen, auch weil sich diese stets unterscheidet und es keine einheitlichen Rezepte gibt.
Führt Mönchspfeffer zum regelmäßigeren Zyklus?
Es gibt keine pflanzlichen Mittel, die die Fruchtbarkeit nachweislich steigern. Einige Frauen mit Kinderwunsch nehmen Mönchspfefferpräparate, denen eine stabilisierende Wirkung auf den Zyklus nachgesagt wird.
Im Handel erhältlich sind Trockenextrakte der reifen Früchte des Mönchspfefferstrauchs Agnus castus. Die Pflanze wurde im Mittelalter in Klostergärten angebaut, weil man beobachtet hatte, dass sie eine hemmende Wirkung auf die Libido hat. Als Gewürz verwendet sollte Mönchspfeffer Mönchen und Nonnen dabei helfen, ihr Keuschheitsgelübde einzuhalten.
In der Alternativmedizin wird Frauen mit unregelmäßigen Zyklen Mönchspfeffer empfohlen, um die Zykluslänge zu
Mönchspfeffer
Offenbar kann diese Pflanze (lateinisch: Agnus castus) wirklich den Spiegel bestimmter Hormone verändern. Die genaue Wirkung auf den Organismus ist aber noch nicht geklärt. Deshalb sollten Frauen mit Kinderwunsch lieber vorsichtig sein. Insbesondere wenn Zyklusstörungen nach dem Absetzen der Pille auftreten, solltest du besser abwarten: Denn diese verschwinden meist nach einiger Zeit von selbst wieder.
normalisieren. Die Familienplanung könnte ein stabiler Zyklus tatsächlich erleichtern, da sich der Eisprung dabei besser vorhersagen lässt. Dass Mönchspfeffer für regelmäßigere Zyklen sorgt, ist wissenschaftlich allerdings nicht belegt. Studien[2] deuten lediglich darauf hin, dass er die Beschwerden beim Prämenstruellen Syndrom (PMS) lindern könnte.
Wenn du Mönchspfeffer dennoch ausprobieren möchtest, solltest du das mit deiner Ärztin bzw. deinem Arzt absprechen und dich unbedingt an die Dosierungsempfehlungen halten. Bei einigen Frauen kam es zu Nebenwirkungen, wenn sie Mönchspfefferpräparate eingenommen haben. Dazu gehören Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Akne und juckende Hautausschläge. In höherer Dosierung hemmt Mönchpfeffer außerdem das Lustempfinden.
Eileiterspülung: Durchgängigkeit der Eileiter prüfen
Mit einer Eileiterspülung (medizinisch: Hysterosalpingo-Kontrastsonographie) wird die Durchgängigkeit der Eileiter getestet, sie gehört daher zur Diagnostik beim Kinderwunsch. Sie soll außerdem mögliche Verklebungen in den Eileitern lösen und dadurch die Fruchtbarkeit steigern.
Bei der Eileiterspülung wird ein feiner Schlauch durch die Scheide in die Gebärmutter geführt und es wird ein kontrastmittelhaltiger Schaum eingeleitet. Die Untersuchung überwacht der Arzt durch einen vaginalen Ultraschall. Sind die Eileiter durchgängig, tritt der Schaum an den Eierstöcken wieder aus, was auf dem Ultraschall sichtbar wird. Der Schaum wird anschließend in der Bauchhöhle resorbiert.
Falls kein oder nur wenig Schaum austritt, deutet das darauf hin, dass ein Eileiter verklebt ist und die Fruchtbarkeit beeinträchtigt wird. Dann sind gegebenenfalls weitere Untersuchungen nötig. Bei starken Verklebungen der Eileiter kommt als Maßnahme ein chirurgischer Eingriff in Frage.
Eileiterspülung kann Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft erhöhen
Liegen nur leichtere Verklebungen vor, scheint die Spülung aber die Durchlässigkeit der Eileiter zu erhöhen. So deuten einzelne Studien[3] darauf hin, dass Eileiterspülungen mit einem ölhaltigen Kontrastmittel die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft vorübergehend etwas steigern können.
Eine Eileiterspülung dauert etwa 20 bis 30 Minuten und ist nicht oder kaum schmerzhaft. Du benötigst daher keine Narkose, einige Ärzte bieten dir aber ein Beruhigungsmittel an. In seltenen Fällen können Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Blutdruckabfall auftreten, es handelt sich dabei um Reaktionen auf das Kontrastmittel. Es besteht zudem ein gewisses Risiko, dass Keime ins Innere der Gebärmutter gelangen. Vor dem Eingriff sollte daher ein Scheidenabstrich erfolgen.
Was noch zu beachten ist: Du solltest eine Schwangerschaft zum Zeitpunkt der Eileiterspülung sicher ausschließen können. Der Eingriff muss zu einem bestimmten Zeitpunkt, nämlich zwischen der Menstruationsblutung und vor dem Eisprung durchgeführt werden. Die Kosten einer Eileiterspülung liegen bei etwa 200 bis 300 Euro und werden von den Krankenkassen nicht übernommen.
Quellen:
[1] file:///C:/Users/habic/AppData/Local/Temp/Chinese-herbal-medicine-for-female-infertility.pdf
[2] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28237870/
[3] https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD003718.pub4/full
Kinderwunsch-ABC: Übersicht und PDF-Download
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