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Baby-Tagebücher von Marisa

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

46. Woche

Equal Care – but who cares?

Wir möchten eine gleichberechtigte Elternschaft, aber geht das überhaupt?

Wer hat bei euch heute das Frühstück für alle gemacht? Wer bringt die Kinder in die Kita? Wer hat nebenbei die Waschmaschine befüllt, den Geschirrspüler angestellt, das Altpapier mit rausgenommen? Wer erwerbsarbeitet wie viel? Wer ist für die Finanzen zuständig? Wer plant die Urlaube, Geburtstage und Wochenendausflüge? Und fühlt es sich für dich gut an, so wie es ist? Oder ist dieser Kampf ums Gleichgewicht ein ewiges Thema? Strebt ihr eine gleichberechtigte Elternschaft an? Oder habt ihr klar verteilte Rollen innerhalb der Familie?

Das Thema ist vielschichtig und überaus komplex. Es gibt nicht die eine Lösung. Es gibt viele verschiedene Herangehensweisen. Richtig und falsch lässt sich hierauf nicht anwenden. Und doch gibt es gesellschaftlich gesehen ein Ungleichgewicht und strukturelle Probleme.

ZAHLEN, DATEN, FAKTEN:
• Frauen leisten rund 9 Stunden mehr familiäre Fürsorgearbeit pro Woche als Männer; Frauen sorgen rund 30 Stunden, Männer nur 21 Stunden.
• Männer sind oftmals die Hauptverdiener der Familie. Frauen verdienen etwa 18 Prozent weniger pro Stunde als Männer.
• Von verheirateten Frauen zwischen 30 und 50 Jahren haben 19 Prozent kein eigenes Einkommen.
• geringere Bezahlung, schlechtere Rente, weniger politische Einflussnahme – care gap & pay gap
• Der Gesamtwert der unbezahlten Care Arbeit wird auf 39 Prozent des Bruttoinlandsprodukts geschätzt.
• Nur 10 Prozent aller Männer gehen länger als 2 Monate in Elternzeit, mehr als die Hälfte verzichtet komplett.

Manche Themen haben Tim und ich im Griff, andere gar nicht. Dabei möchten wir Smilla und Jeppe doch vorleben, dass es geschlechterunabhängig ist, ob man kocht, putzt, repariert, bastelt oder arbeitet. Wir haben zwei kleine Kinder unter drei Jahren. Tim erwerbsarbeitet Vollzeit, ich befindet mich in Elternzeit. Wenn es gut läuft, werden wir uns nach meinem Wiedereinstieg alles gut aufteilen, beide stundenreduziert arbeiten und zugleich für die Familie sorgen. Aber Theorie und Wirklichkeit liegen oft weit auseinander.

Im Rahmen des Equal Care Day am 29. Februar wurde mobil gemacht: Für mehr Fairness und Gleichberechtigung, gegen manifestierte Rollenbilder und ein starkes Ungleichgewicht.

Jeppe und ich sind da, beim Equal Care Day Festival in Hamburg. Hier finden den ganzen Tag spannende Vorträge, Panels, Diskussionsrunden und Workshops statt. Es geht um Care Arbeit, beruflich und privat. Es geht um Männer und Frauen, Lohnungleichheit, Abhängigkeiten, wirtschaftliche und politische Fragen, mangelnde Wertschätzung und notwendige Veränderung. Und immer wieder geht es um die Rolle der Frau. Patriarchale Strukturen lassen sich nicht ad hoc ändern. Veränderungen im Kleinen lassen sich schneller realisieren, als das ganze System. Vieles sei auf einem guten Weg.

Jeppe freut sich über die Kinderbetreuung während der Veranstaltung und spielt das erste Mal ganz alleine, ohne eine bekannte Person aus seinem Umfeld. Ich lerne unterdessen, dass Kinderkriegen noch immer eines der größten Armutsrisiken für Frauen darstellt. Ich hab’s geahnt, es statistisch belegt zu hören ist aber doch noch mal etwas anderes. Dabei ist die Selbstverständlichkeit dieses Faktums umso verstörender. Es wird quasi erwartet, dass traditionelle Rollenbilder funktionieren. Historisch glorifizierte Mutterbilder, die perfekte Hausfrau, automatisierte Mutterliebe und der Vater als Versorger – so wurde es noch vor wenigen Jahrzehnten von den meisten Familien gelebt. Viele Social Media Profile zeugen auch heute von eben diesen klischeebehafteten Annahmen, indem sie Perfektion und Projektion auf die Mutter als Mittelpunkt der Familie inszenieren.

Wir haben viel Arbeit vor uns. Mit dem erwachenden Frühling erwacht auch meine Kampfeslust. Ich vernetze mich mit Aktivisten und diskutiere in den Tagen nach dem Festival viel über politische Fragen rund um Gleichberechtigung und Fürsorge.

Unsere Realität ist schon sehr nah dran. Der Arbeitgeber einer Freundin probiert gerade das Prinzip des Job Share. Viele Väter aus unserem Freundeskreis nehmen deutlich mehr Elternzeit, als nur die zwei Standartmonate. Eltern werden von Sorgearbeitenden als gleichwertig empfunden und behandelt, wenn es ums Abholen des kranken Kindes oder die Diskussion über Wechselklamotten in der Kita geht. In den Augen unserer Kinder gibt es keine klaren Mama- oder Papa-Aufgaben. Aber nicht alle Arbeitgeber sind up to date, nicht alle Eltern beschäftigen sich so stark mit dem Thema der gleichberechtigten Elternschaft und nicht alle wissen, weswegen es auch sie etwas angeht – selbst wenn sie keine eigenen Kinder haben. Equal Care schließt auch die Pflege von Angehörigen mit ein, beschreibt auch den riesigen Sektor der beruflichen Pflege- und Fürsorgearbeit.

Equal Care geht uns alle an!



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In diesem Beitrag geht's um:

Fürsorgearbeit, Equal Care Day Festival, Rollenbilder, Mutterrolle