und das Auslaufmodell Baby
Liebe Leserinnen und Leser,
in meinem letzten Bericht hatte ich bereits erzählt, dass Ida nun des Öfteren auch mal ihre schlechte Laune zum Ausdruck bringt.
Sie liegt dann zum Beispiel auf dem Bauch und ist furchtbar frustriert, weil sie es nicht schafft ihre Ärmchen aufzurichten und sich wieder umzudrehen. Oder sie brüllt plötzlich los, weil das Spielzeug, was sie gern hätte für sie in unerreichbarer Ferne liegt. Nur soll man ihr dann immer helfen, oder ist es besser, sie lernen zu lassen, dass man auch mal etwas Frust aushalten muss.
Die Frustrationstoleranz lernen Babys eigentlich ganz automatisch, wenn sie zum Beispiel im Auto weinen und wir mal nicht rechts ranfahren können, um ihr Bedürfnis zu stillen. Und das ist so wichtig. Denn Babys müssen auch lernen eine kleine Dosis Frust auszuhalten. Erst jetzt verstehe ich den gut gemeinten Rat, dass man nicht bei jedem Piep zu seinem Baby rennen soll. Dieser Rat wird sicherlich oft missverstanden oder auch falsch gemeint sein, aber im Grunde ist er doch richtig. Natürlich sollte man dem Bedürfnis seines Babys nachkommen. Denn dann ist man in den Augen des Babys verlässlich und fürsorglich. Das gilt für mich gerade und immer bei den Grundbedürfnissen „müde“, „Hunger, Pipi, kalt“ oder auch „zu warm“, „ich möchte Nähe und kuscheln“ oder auch mal „mir geht es nicht gut“. Das sind für mich alles Bedürfnisse, die man nicht warten lassen darf. Aber wenn meine Ida auf ihrer Decke liegt und es nicht schafft, ihren Kuschelelefanten zu erreichen und deshalb einen Tobsuchtsanfall bekommt, helfe ich ihr nicht immer den Elefanten zu bekommen. Würde ich sie in ihrer Entwicklung hindern, wenn ich ihr immer alles vor die Nase lege? So wird sie nicht versuchen, selbst an die Spielsachen heranzukommen. Das mag für manche etwas hart klingen. Ich möchte sie aber bereits jetzt langsam daran gewöhnen, auch mal etwas aushalten zu müssen.
Ob ich so die Situation vermeide, in der das Kind im Supermarkt auf dem Boden liegt und brüllt? Vermutlich nicht. Ich fördere es aber, dass sie schneller mit Situationen, die sie frustrieren, umgehen kann. Deshalb lasse ich sie manchmal einfach meckern. Ich signalisiere ihr, dass das in Ordnung ist und ich für sie da bin und Verständnis für ihren Unmut habe, sie das jetzt aber allein schaffen muss. Besonders frustriert ist sie, wenn ich ihr ein Buch wegnehme, das sie sonst bis zur Auflösung belutschen würde. Ich biete ihr oft eine Alternative an, mit der sie ihr Beißbedürfnis befriedigen kann.
Wie ich ebenfalls bereits erwähnt hatte, zahnt Ida nämlich gerade. Sie beißt auf allem herum, was sie in die Finger bekommt. Und sie sabbert. Hui, … dass aus einem so kleinen Wesen so viel Sabber herauskommen kann, hätte ich nicht gedacht. Wir wechseln täglich mehrere Sabberlätzchen aus und wenn wir sie auf dem Arm halten, bleibt auch kein T-Shirt trocken. Wir machen nun immer den Witz, dass Ida unser kleines Auslaufmodell ist. Von anderen Eltern habe ich mir sagen lassen, dass das mit dem Sabbern nicht weniger, sondern eher noch mehr wird. Das kann ja lustig werden.
Muss man sich jetzt schon Gedanken über Erziehung machen? Wann beginnt denn die Erziehung eines Kindes? Zu Anfang ist bei einem Baby noch alles bedürfnisorientiert. Aber sollte es das später nicht auch sein? Klappt das Aufziehen eines Babys auch ohne dass man verschiedene Ratgeber gelesen hat? Kinder entwickeln mit der Zeit früher oder später ihren eigenen Willen – und wenn unsere Kleine nur ein bisschen nach ihren Eltern kommt, dann wird sie einen sehr starken Willen haben. Den zeigt sie uns jetzt schon sehr oft. Ich möchte das, was sich sicher viele Eltern wünschen: Ich möchte mein Kind gern als selbstbewusstes und eigenständiges Menschlein aufziehen.
Manchmal musste ich auch schon böse mit Ida werden. Sie kann ihre Kraft selbstverständlich noch nicht einschätzen und testet sich gerade aus. Sie befühlt im Moment alles mit ihren Händen und greift fest zu. Da passiert es auch schon mal, dass dem Papa etwas zu doll am Bart gezogen wird, als es ihm guttun würde. Oder Ida greift mir beim Kuscheln in die Wangen und kneift ordentlich zu. Dass ich dann laut „Aua!“ sage, findet sie noch so lustig, dass sie es völlig überhört, dass ich anschließend ihre Hand festhalte und ernst „Nein.“ sage. Sie hat noch kein Verständnis dafür, dass wir auch Emotionen haben und diese zeigen. Das wird sie mit der Zeit und der Wiederholung verstehen. Ich möchte sie dafür nicht bestrafen, sondern ihr nur deutlich machen, dass das in diesem Augenblick nicht in Ordnung war. So werde ich sicherlich noch einige Kratzer bekommen und Haare verlieren, bis Ida das verstanden hat. Das ist völlig in Ordnung.
Ich möchte in der Erziehung gern vieles intuitiv machen und mich von neuen Erkenntnissen der Wissenschaft (was die kindliche Entwicklung angeht) inspirieren lassen. Ich halte nicht sehr viel von der Aussage: „Das haben wir früher auch so gemacht.“ Jeder hat durch die Erziehung seiner Eltern etwas gelernt. Sei es, dass man es vielleicht genauso machen möchte wie die eigenen Eltern, oder dass man es ganz anders machen möchte. Vielleicht suchen wir uns aber auch genau das was uns an unserer Erziehung gut gefallen hat heraus und fügen noch etwas von unseren Vorstellungen hinzu. Ich denke, das wird die beste Variante sein. Aber wer macht schon alles richtig? Ein Kind wird einem auch einen Fehler verzeihen. Denn niemand ist fehlerfrei – und aus uns ist ja schließlich auch etwas geworden.
Bis nächste Woche,
Julia
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