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Baby-Tagebücher von Vroni

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

45. Woche

Vorurlaubsgrüße und FOMO

Es geht um FOMO Gefühle und die Vorurlaubsstimmung.

Hallo ihr lieben FOMOS,

kennt ihr euch noch an den Begriff FOMO erinnern? Der Begriff war 2019 ein Trendwort – zumindest war er da in meinem Umfeld in aller Munde. Das Wort ist ein Akronym von „fear of missing out“. Ich habe das Gefühl, dass das, was dieses Wort ausdrückt, 2019 komplett von mir unterschrieben hätte werden können.

Ich habe freiberuflich gearbeitet und hatte eine Leichtigkeit in mir, die ich durch Weltveränderungen wie die Corona-Pandemie oder den Ukraine-Krieg nicht mehr habe – oder vielleicht ist der Grund auch Salome. Kürzlich war ich in dem fünf-Minuten-entfernten Supermarkt einkaufen und traf eine Ukrainerin, die auch an meinem Sprachunterricht teilnimmt. Ich habe sie mit ihrem winzig-kleinen Baby gesehen. Ich habe sofort gedacht, wie gut ich es habe, weil ich nicht als Schwangere oder im Wochenbett vor dem Krieg fliehen musste. Aber sie hat mit ihrem Baby so herzerwärmend gelacht, dass ich wieder mal bestätigt wurde, dass Kinder die Welt immer besser machen - in jeder Situation.

Mein vormütterliches Ich hatte diese Leichtigkeit, weil man selbst nur für sich selbst verantwortlich war. Jetzt gibt es aber einen Zaubermenschen in meiner Nähe, für den ich komplett allein verantwortlich bin. Es ist egal, wie müde oder erschöpft ich bin. Die Windel muss sauber gemacht werden.

Apropos Windel. Es gab diese Woche zweimal die maximal volle Windel, die einmal bei der Autofahrt im Kindersitz den Zustand offen erreichte. Das andere Mal war es morgens um 5.30 Uhr und Salome war komplett braun. Sie hatte einen Tag zuvor einen Löffel Kuchen gegessen. Vermutlich hatte das in ihrem Bauch durchschlagende Wirkung. Salome hatte ihr braunes Zauberelixier überall. Es lief unten aus ihren rosa Leggins hinaus. Ich frage mich, wie die Windel diesen Zustand erreichen konnte. Zwischen den Zehen, an den Armen und Beinen – alles war braun und ihre Kleidung war ca. 2 kg schwerer. Leider hat man bei einer Autofahrt keinen Wasserhahn zur Hand. Also wurde es alles mit Feuchttüchern und Desinfektionsmittel gesäubert. Ihre Zehen waren immer noch leicht bräunlich und sahen so aus, als ob man sie mit Jod einbalsamiert hätte. Die eingepackte Wechselkleidung hat sich mal wieder bewährt. Übrigens, am Tag zuvor hat mir jemand gesagt, dass ich einen Fleck auf dem Pullover habe. Ich habe geschmunzelt und gesagt, dass das ein guter Tag ist, wenn es nur ein Fleck ist. Denn am Tag mit der geöffneten Windel war ein schlechter Tag, denn ich hatte an meiner Hose auch Salomes Stuhlgang. Und das war leider nicht nur EIN Fleck. Und dieser Fleck war in seinem vorfleckhaften Leben kein süßer Brei, sondern eine dunkle und braune Angelegenheit.

Wieder zu dem Begriff FOMO zurück. Generell ist das Leben mit Kind ernster, weil man Verantwortung hat. Mit einem Kind, mit dem man zusammenlebt, wird jeder, meiner Meinung nach, erwachsen. Denn es kann nicht zwei Kinder geben. Eine Person muss sagen, was zu erledigen ist. Salome kann ihre Bedürfnisse noch nicht selbst einschätzen.

FOMO bedeutete in meinem Kosmos von 2019 immer so etwas, wie ein Event zu verpassen oder Erfahrungen nicht zu machen, weil ich zum Beispiel darauf verzichtete, Reisen zu machen oder Menschen kennenzulernen. Ich habe Erfahrungen und Erlebnisse über Kontakte zu Menschen gestellt. Ich flog zum indischen Ozean, weil ich Lust darauf hatte. Natürlich hätte ich die Zeit auch in einer deutschen unaufgeregten Metropolstadt rund um die Uhr mit einem Menschen verbringen können. Das erschien mir aber zu langweilig und ich hätte den wärmsten Ozean nie betreten. Heute weiß ich, dass das warme und wohlige Gefühl in der Nähe eines lieben Menschleins mindestens gleich viel wert ist. Mit Salome fühlt sich die Nordsee oder Ostsee noch wärmer, als der indische Ozean an – so wie ein Whirlpool.

Heute habe ich das Gefühl FOMO in einer anderen Weise. Salome ist rund um die Uhr bei mir. Aber mir würde es die Luft rauben, wenn ich verpasst hätte, wie sie sich entwickelt, also wie sie zum ersten Mal ihren Kopf hält, sich dreht, lacht, sich hochzieht, robbt oder krabbelt. Spätestens wenn ich sie nächstes Jahr in die Kita gebe, weiß ich, dass ich nicht bei allem dabei sein kann. Da habe ich ein „FOMO-Gefühl“ in mir. Es ist aber auch okay, weil ich Salome immer noch den Rest des Tages sehe. Das Leben mit Salome ist auch nicht „der beste Film aller Zeiten“. Übrigens läuft gerade mit dem Titel sogar ein Kinofilm. Der FOMO-Gedanke weiß, dass das Leben kein Film ist. Man kann nicht zurückspulen und auf Pause drücken. Entwicklungen bei Kindern lassen sich nicht nachholen.

Mein vormütterliches Ich war jedenfalls anders. Deshalb passe ich vielleicht nicht mehr mit einigen Menschen so gut zusammen, wie früher. Ich sage heute direkt Dinge, die ich mir wünsche. Denn ich habe keine Zeit, ein Spiel zu starten, bis der andere Mensch weiß, was ich will. Diese Spielzeit möchte ich in echte Spielzeit mit Salome verwandeln. Ich bin wohl erwachsen geworden.

Wir fahren morgen nach Dangast an den Jadebusen und besuchen eine Freundin mit ihrem Kind. Dort möchten wir zwei bis drei Tage bleiben und dann wollen wir auf ein Festival fahren, das explizit auch für Kinder ein geschaffener Ort sein soll. Das Line-up sieht zauberfantastisch auch und das nicht nur, weil eine Freundin dort spielt. Für das Festival haben wir uns eine Holzvorrichtung zum Schlafen für unser Auto gekauft. Beim Vorbereiten durfte Salome oben auf der Matratze herumkrabbeln und sie war maximal neugierig. Eine Matratze in unserem Auto. Das war neu für dieses kleine Menschlein. Ich werden euch berichten, ob wir noch weiter zu dem Festival gefahren sind oder nur die Seeluft am Jadebusen genossen haben.

Ein Vorurlaubskuss ist ein Muss.

Eure Salome und Vroni

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Dir alles Gute,

Barbara (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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In diesem Beitrag geht's um:

FOMO Gefühl, Urlaub mit Kind, Jadebusen, maximal volle Windeln