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Flimmo: Broschüre für Fernsehprogramm- und Medienberatung für Eltern

„Fernsehen mit Kinderaugen“, versprechen die bunten Heftchen. Ihr Inhalt bietet eine ausführliche Programmberatung für Eltern. Doch was verbirgt sich dahinter genau, und was nützt es Familien? kidsgo-Redakteurin Christine Lendt hat nachgehakt.

In diesem Artikel:

Kindegerechte Sendungen: Überblick behalten ist schwer

Für Michael und Silvie aus Hamburg steht fest: Medienkonsum hat zumindest an Kita- und Schultagen klare Grenzen für ihre beiden Jungs. Sie sind fünf und sieben Jahre alt. „Unter der Woche gibt es zwei feste Tage, an denen sie jeweils eine halbe Stunde fernsehen dürfen“, sagt Papa Michael, der gern auch mal mit der Familie Segeln geht. „Am Wochenende entscheiden wir je nach Wetter und Laune spontan.“

Unsere Expertin

Verena WeigandVerena Weigand ist Leiterin des Bereichs Medienkompetenz und Jugendschutz der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM)

Doch wie finden Eltern und Kinder für diese knapp bemessene Fernsehzeitsinnvolle, kindgerechte Sendungen? „Für Eltern wird es heutzutage immer schwieriger, den Überblick zu behalten und geeignete Programme für ihre Kinder auszuwählen“, weiß Verena Weigand, Vorsitzende des Vereins Programmberatung für Eltern e. V. – Herausgeber des Programmhefts Flimmo. Verena Weigand leitet den Bereich Medienkompetenz und Jugendschutz der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). „Ob im klassischen Fernsehen, über Streaming-Portale oder Video-Apps: Das Programmangebot für Kinder ist so groß wie nie zuvor. Für jeden Geschmack und zu jeder Uhrzeit ist etwas zu finden.“ Flimmo soll Eltern dabei helfen, sich in diesem Mediendschungel zurechtzufinden und geeignete Sendungen auszuwählen.

Flimmo – Programmberatung für Eltern

Flimmo bespricht regelmäßig das Programm von elf TV-Sendern. „Das umfasst natürlich die einschlägigen Kindersender wie KiKA, Nickelodeon, SuperRTL oder Disney Channel, aber auch Sendungen aus dem Vollprogramm von PRO 7, SAT.1, oder der ARD“, erklärt Weigand. „Hier werden auch bewusst Sendungen besprochen, die sich nicht unbedingt an Kinder richten, die Kinder aber trotzdem sehen oder mit denen sie als Mitseher in Berührung kommen.“ Zunehmend wichtiger werden nach ihrer Einschätzung die Angebote jenseits des klassischen Fernsehens. „Kinder sehen immer mehr Sendungen und Filme über andere Kanäle, wie Streaming-Plattformen oder YouTube. Damit entstehen ganz neue Herausforderungen für Eltern, was Sicherheitseinstellungen oder Jugendschutz betrifft. Auch die inhaltliche Auswahl wird schwerer. Flimmo hilft hier mit Einschätzungen zu empfehlenswerten Programmen, informiert Eltern über neue Entwicklungen und gibt Tipps zu Sicherheitseinstellungen.“

Geeignete Inhalte? – Drei Rubriken im Flimmo

Grundsätzlich teilt Flimmo alle besprochenen Programme – ob TV oder im Internet – in drei Rubriken ein. „Die Rubrik ‚Kinder finden’s prima‘ enthält Sendungen, die bei Kindern beliebt sind und gegen die es keine ernsthaften Einwände gibt. Es steht jeweils dabei, bei welcher Altersgruppe die Sendung besonders gut ankommt.“ Kritisch zu sehen seien hingegen Sendungen aus der Rubrik „Mit Ecken und Kanten“. „Wenn zum Beispiel viel Gewalt im Spiel ist oder Personen gezielt lächerlich gemacht werden, weisen wir darauf hin“, betont Weigand. Die dritte Rubrik „Nicht für Kinder“ erklärt sich von selbst. „Solche Sendungen sind für Kinder nur schwer zu verkraften. Und deshalb sollten sie sie auch nicht sehen.“ Diese Einteilung helfe Eltern, eine geeignete Auswahl für ihre Kinder zu treffen beziehungsweise zu wissen, wo im Programm Vorsicht geboten ist.

Kinder beim Medienkonsum begleiten

Wie aber können Eltern ihre Kinder beim Medienkonsum angemessen begleiten?  „Zuerst sollten Eltern sich am Alter und Interesse ihres Kindes orientieren. Welche Interessen und Vorlieben hat es gerade? Welches Programm passt für das Alter und den Entwicklungsstand? Die Altersangaben im Flimmo sind schon mal ein erster Anhaltspunkt. Und die kurzen Inhaltsangaben fassen anschaulich zusammen, worum es geht. Wenn Eltern gemeinsam mit ihrem Kind schauen, finden sie schnell heraus, was sie mögen und was nicht.“ Gerade am Anfang sei es wichtig, den Medienkonsum zu begleiten und als Ansprechpartner bei Fragen oder Unsicherheiten zur Verfügung zu stehen.

Social Media: Mit „Mini-Influencern“ umgehen

Bei älteren Kindern ist es laut Weigand erst recht wichtig, am Ball zu bleiben und sich zu interessieren: Was sehen die Kinder und für wen schwärmen sie? „Die medialen Vorbilder der Kinder sind heutzutage oft nicht mehr im TV, sondern auf Social-Media-Plattformen wie YouTube oder Instagram zu finden. Für viele Eltern ist das eine Welt für sich und schwer zu durchschauen. Schon junge Kinder betreiben auf YouTube als Mini-Influencer erfolgreich eigene Kanäle – und werden dafür bewundert. Für Eltern sei es wichtig, über solche Entwicklungen Bescheid zu wissen und auch durchaus kritische Auseinandersetzungen damit anzuregen.“

Medienkonsum: Zeiten für Kinder begrenzen

Ein wichtiger Punkt beim Thema Medienkonsum sind für die Vereinschefin die Zeitgrenzen. „Wie viel Bildschirm-Zeit für ein Kind zu viel ist, hängt dabei stark vom Alter, aber auch von dem Kind selbst ab. Eltern sollten auf jeden Fall darauf achten, dass sich nicht alles nur noch um Medien dreht. Also am besten gezielt einzelne Programme gemeinsam mit dem Kind auswählen und von vorneherein feste Grenzen setzen, wann ausgeschaltet wird.“ Eltern sollten sich zudem bewusst sein, dass sich auch das eigene Medienverhalten auf Kinder auswirke. „Wer nur sein Smartphone im Auge hat und nebenbei den Fernseher laufen lässt, gibt kein gutes Vorbild ab.“