Fehlende Lust nach der Geburt ganz normal
In unserer aktuellen Online-Umfrage geben etwas über 40 Prozent der kidsgo-Leserinnen an, etwa zwei bis drei Monate nach der Geburt wieder Lust auf Sex verspürt zu haben. Bei 42 Prozent kehrte die Libido nach einem halben bis ganzen Jahr zurück. Bei 17 Prozent war die Geburt zwar schon über ein Jahr her, aber an Sex haben sie nach wie vor kein Interesse.
Durch den Nachwuchs kann sich die Beziehung der Eltern verändern – etwa durch ausbleibende Lust. Der Kölner Paartherapeut Ken Bardowicks rät als Erste-Hilfe-Tipp, sich klarzumachen, dass eine Flaute im Bett bei frischgebackenen Eltern ganz normal ist, es aber auch wieder besser wird.
Lustkiller nach der Geburt
Dass während der Schwangerschaft der Bedarf nach Erotik bei der Frau sinken kann, ist entwicklungsgeschichtlich zu erklären: Die Empfängnis hat bereits stattgefunden und Sex wird somit „unnötig“. Durch Geburt und Stillen wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, das Liebe, Ruhe und Vertrauen verspüren lässt. Genau die richtigen Voraussetzungen also, um sich um ein Neugeborenes zu kümmern. Die Lust bleibt dadurch aus.
Weitere Lustkiller sind Geburtsverletzungen, aber auch Unsicherheiten wegen des veränderten Körpers nach der Geburt. Damit ist Frau aber nicht allein: Auch der Partner weiß oft nicht, wie er mit diesen Veränderungen umgehen soll und fragt sich, wie es ihr damit geht. Hinzu kommen Erinnerungen an den Geburtsvorgang, der bei Männern Beklemmung auslösen kann, denn plötzlich wird die zuvor erotische Frau als Mutter erlebt. So verlieren körperliche Merkmale an Erotik: Die Brust ist plötzlich Nahrungsspender. Außerdem kreisen die Gedanken ununterbrochen ums Kind: Bin ich ein guter Vater oder eine gute Mutter? Zeitknappheit, finanzielle Sorgen, und erschöpfende Müdigkeit sind an der Tagesordnung. „Für manche Menschen bedeutet es Entspannung, wenn sie Sex haben. Manche müssen aber auch erst entspannen, damit sie sich darauf einlassen können“, urteilt der Experte. Ebenso kann die Eifersucht aufs Baby eine Rolle spielen und das Stillen die Lust der Frau hemmen. Schlafen die Kinder dauerhaft mit im Bett, wird Intimität schier unmöglich.
Flaute im Bett: Verständnis und Kommunikation ohne Druck
Was hilft? Miteinander reden, ohne Vorwürfe zu machen oder unter Druck zu setzen. Wenn die Kraft zum Zuhören fehlt, helfen auch Gespräche mit Freunden oder Menschen in derselben Situation. Verständnis lautet das Zauberwort. „Für fast alles im besten Fall“, meint Bardowicks. Spätestens, wenn man sich schon gegenseitig mit Mama und Papa anspricht, sollten die Alarmglocken schrillen. Manche Paare verabreden sich zum romantischen Stelldichein – dabei muss es nicht immer nur um das eine gehen. Es ist trotzdem ein Anfang, um sich wieder als Paar zu erleben und dem gefährlichen Alltagstrott etwas entgegenzusetzen.